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Ein Leben ohne Pferd

Anfang März 2009 habe ich meinen Hannoveranerwallach verkauft und bin mittlerweile seit über sechs Jahren „pferdelos“. Nach einigen wirklich tollen Reitbeteiligungen habe ich mich vor etwa einem halben Jahr entscheiden, die Reiterei und alles was dazu gehört aufzugeben.
Ich führe also seit einigen Monaten ein Leben ohne Pferde und das ist leichter gesagt als getan.
Auf meinem Weg von der Arbeit nach Hause komme ich an einem kleinen Stall vorbei. Jetzt, wo die Tage länger sind, kann ich immer mal einen Blick in die offene Stallgasse erhaschen und habe schon öfter ein junges Mädchen dabei beobachten können, wie sie ihr Pony sattelt.

Eine ganz normale „Stallsituation“ und eigentlich nicht erwähnenswert. Mich machen solche Situationen allerdings immer wieder sehr nachdenklich, denn dann wird mir noch einmal bewusst, dass ich mein Hobby aufgegeben habe und der Reitsport keine so große Rolle mehr in meinem Leben spielt, wie ich es gerne hätte.

Ein Leben ohne Pferde, ohne den Geruch von frischem Heu oder einfach nur ohne regelmäßig über die weichen Nüstern seines Lieblingspferdes zu streicheln – für viele Reiter eine undenkbare Vorstellung!

Leider gibt es Umstände im Leben eines Reiters, welche einen dazu veranlassen können, sein geliebtes Hobby aufgeben zu müssen und womöglich auch sein geliebtes Pferd abgeben zu müssen.
Hierfür kann es sogar zahlreiche Gründe geben. Sei es eine zeitlich begrenzte Auszeit während des Studiums oder während eines längeren Auslandsaufenthalts oder weil der Reitsport nicht mehr in die Lebensumstände passt oder eben auch weil gesundheitliche Gründe einen zur Aufgabe des Reitsports zwingen.

Ich musste vor einigen Jahren mein Pferd aus gesundheitlichen Gründen abgeben.
Die Monate danach waren unerträglich, ich hatte nicht nur mein geliebtes Pferd abgegeben, mit dem ich so viel erleben durfte. Nein, ich hatte das Hobby, welches ich seit Kindertagen ausübte zusammen mit meinem Pferd abgegeben.
Nach einer kurzen Reitpause von einigen Monaten wollte ich es allerdings nochmal probieren, meine Gesundheit auf die Probe stellen und konnte mit ganz wunderbaren Reitbeteiligungen wieder den Weg zurück auf den Pferderücken finden.

Die gesundheitlichen Probleme kamen vor einiger Zeit leider zurück und so musste ich auf meinen Körper hören und mir eingestehen, dass es wohl doch ein Leben ohne Pferde, den Reitsport und meine tägliche Auszeit im Stall geben muss.

Diese Erkenntnis kam nicht von heut auf morgen, sondern war ein wirklich langer und auch schmerzhafter Prozess. Ich konnte mir so lange nicht eingestehen, dass meine Gesundheit vor gehen muss und so viel wichtiger sein sollte als der Traum eines eigenen Pferdes, von Turniererfolgen oder dem Gefühl, wenn man in den Stall kommt und „mein Pferd“ vom Futter aufschaut und mir seine Nase entgegen streckt.

Nur was macht man, wenn man den Reitsport an den Nagel hängt und dies nicht tut, weil sich die eigenen Prioritäten im Leben verändert haben?
Ich hatte eigentlich geplant mein Reitbeteiligungspferd zu kaufen. Die Stute und ich passten so gut zusammen und ich habe jeden Cent beiseitegelegt, um diese tolle Stute in ein paar Monaten übernehmen zu können.

Da stand ich also mit geplatzten Träumen und einer Menge Zeit, in der ich noch viel mehr über meinen „Verlust“ nachdenken konnte.
Die Stallzeit war so fest in meinen Tagesablauf integriert, dass mir allein schon das Fehlen meiner täglichen Auszeit im Stall den ganzen Tag durcheinander geworfen hat und ich nicht so recht wusste, was ich mit mir anfangen sollte.
Zu Anfang hab ich diese Zeit mit all dem, was Zuhause liegen geblieben ist, gefüllt. Wenn man nach der Arbeit direkt in den Stall und dann fast direkt wieder ins Bett geht, bleibt doch so einiges im Haushalt liegen. Nachdem all das Liegengebliebene nach einigen Tagen erledigt war, hab ich meine „freie“ Zeit konsequent mit Arbeit gefüllt und eine Menge Überstunden gemacht und in der übrigen Zeit Freunde getroffen oder mit meinem Hund trainiert.

Ich fand die Vorstellung Zuhause auf dem Sofa zu sitzen, wenn ich zu dieser Zeit eigentlich auf dem Pferderücken saß, unerträglich traurig. Durch die viele Arbeit kam ich gar nicht mehr dazu wirklich viel über meine Aufgabe des Reitsports und meiner Reitbeteiligung nachzudenken.

Gerade wenn die Aufgabe des Reitsports nicht ganz freiwillig erfolgt, sollte man sich zu allererst Abwechslung suchen.
Man glaubt gar nicht wie viel Zeit man plötzlich hat, wenn man zuvor fast jeden Tag im Stall war. Diese Zeit Zuhause im stillen Kämmerlein zu hocken wird nur für die wenigsten hilfreich sein.

Erst einmal sollte man sich überlegen, was einem noch Spaß bringt oder was man schon immer mal ausprobieren möchte. Vielleicht wollte man schon immer einmal in die Tanzschule oder ins Fitnessstudio, hatte aber nie Zeit hierfür!? Oder aber man hat so lange seine „Nicht-Stall-Freunde“ immer wieder vertrösten müssen, weil neben dem Stall und einem Vollzeitjob keine Zeit zum Pflegen von Freundschaften außerhalb der Pferdewelt war!?

Dann sollte man jetzt die Chance ergreifen, bisher aufgeschobene Unternehmungen aufzuholen, anstatt in Selbstmitleid zu verfallen!
Ich treffe mich jetzt viel regelmäßiger mit meinen Freundinnen, mache mehrere Hundeschulkurse mit meinem Hund und merke wie sehr diese Dinge zuvor zu kurz gekommen sind und sie mir auch gefehlt haben.
Außerdem habe ich für mich eine andere Sportart entdeckt, die mir Spaß bringt und meinen gesundheitlichen Problemen entgegen wirkt.
Den Reitsport aufzugeben war für mich eine sehr traurige und schwierige Entscheidung und noch heute, fast ein Jahr nachdem ich meine Reitbeteiligung aufgeben musste, macht es mich sehr nachdenklich und traurig, wenn ich „meine“ Stute beim Gassi gehen vom Wald aus sehe, Stallfreunde besuche oder mit dem Hund im Wald spazieren gehe, wo ich zuvor immer schön ausgeritten bin.

Schlussendlich muss ich aber sagen, mein Leben geht weiter und es gibt noch viele tolle Hobbys und Unternehmungen, die Spaß bringen und mit denen ich gerne meine Freizeit verbringe.

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25 jährige Hamburgerin mit Kleinspitzrüdens Ewok, die leider seit einiger Zeit aus gesundheitlichen Gründen auf einen Pferdepartner verzichten muss.

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