Jeany, Persönliches, Pferde, Tagebücher, Umgang
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Wo Pferde, da Probleme – Warum es sich lohnt einfach mal abzuschalten!

„Welche böse Überraschung erlebe ich wohl heute wieder im Stall?“ oder „Friert mein Fellknäul gerade, wo doch der Wind so fies von Osten weht?“ – das sind Fragen, über die sich das Reiterhirn im Alltag gerne mal den Kopf zerbricht. Ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich viele klitzekleine Nichtigkeiten viel wichtiger gemacht habe als sie eigentlich sind und dadurch in einen ziemlich negativen Kreislauf gerutscht bin. In meinem heutigen Artikel möchte ich meine Gedanken dazu teilen.

Eigentlich ist alles okay, das Pferd scheint recht zufrieden, die Weh-Wehchen die es hat, sind bekannt und somit hat man eigentlich keinen Grund sich weiterhin über irgendwelche Phantome den Kopf zu zerbrechen. Es gibt aber Menschen, ich bin leider auch so einer, die wirklich jeden noch so kleinsten Pups hinterfragen. Ich habe manchmal sogar das Gefühl, ich sehe mein Pony lahmer als es eigentlich ist. Erst kürzlich bei einer Sattelprobe wieder erlebt, keiner sah die Lahmheit und alle waren begeistert und ich war schon sehr entzückt. Als ich hinterher die kurzen Videosequenzen angesehen habe, habe ich dann gleich die Kompetenz aller in Frage gestellt und eindeutiges „Ticken“ sehen können. Spielt die Wahrnehmung einem da eigentlich einen Streich? Überinterpretiert man Dinge, wenn man einfach schon so eine negative Grundeinstellung hat?

Ich bin grundsätzlich ein sehr positiver Mensch und versuche, die noch so negativen Dinge mit etwas Gutem zu verknüpfen. Aber in allen Pferdesachen bin ich inzwischen so sensibel und anfällig, dass ich dort Negatives nur noch schlecht vertrage. Das Pony hält die Ohren schräg und steht vermutlich kurz vor einer schweren Depression, es frisst die Möhre heute mehr auf der linken als auf der rechten Seite, sind die Zähne in einer Woche doch so schnell nachgewachsen, dass es vielleicht schon wieder wehtut? Es lässt sich rechts nicht ganz so fein stellen wie sonst, passt der Sattel schon wieder nicht mehr? So geht es mir jedenfalls häufig. Ich schaue in das kleine Ponygesicht und würde so gern wissen ob es ihr wirklich gut geht. Da sie mir diese Antwort aber nicht geben kann, sind meine Antennen leider so sensibel eingestellt, dass ich jede noch so kleine Frequenz mit einem großen Schallen im Kopf wahrnehme und sicher sehr viel überinterpretiere.

Inzwischen bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich mich selbst immer wieder dabei ertappe, wie ungesund diese ganze Panikmache doch ist. Durch meine Reitpause im Sommer und die noch nicht wirklich wieder eingekehrte Reitlust derzeit, habe ich einen ziemlich gesunden emotionalen Abstand bekommen und merke wie viel entspannter der Alltag mit Pferd so zu verbringen ist. Ich bin plötzlich nicht mehr neidisch, dass XY mit ihren waghalsigen Stunts im Gelände einen niemals platt zu kriegenden Reitpartner unter sich hat, sondern ich freue mich für sie und denke mir einfach „Man hat die ein Glück“, anstatt abends heulend im Bett zu liegen und mich zu fragen, wieso ich eigentlich immer so ein Pech habe. Ebenso versuche ich mich auch mit der Decken und Wettergeschichte zu entspannen. Meine Rentnerin steht den ersten Winter im Offenstall und als das Wetter anfing schlechter zu werden, bin ich regelrecht in Panik ausgebrochen und habe das gesamte Horsediaries-Team verrückt gemacht. Die Einsicht kam „Es ist ein Pferd, es kann sich unterstellen, entspann Dich.“ Ich glaube meine Stute dankt es mir, ganz ohne Decke ihren eigenen Stoffwechsel in den Gang zu bringen und wie ein richtiges, stinknormales Pferd durch den Winter zu kommen.

Auch bei Jeany bin ich inzwischen so weit. Es gab eine Zeit, wo ich nicht einen Tag ausgehalten habe, ohne sie zu sehen. Inzwischen ist es aber so, dass ich auch die freien Tage mit gutem Gewissen aushalten kann, weil ich den neuen Stallbetreibern sehr vertraue und ich weiß, dass es ihr auch ohne meine Anwesenheit gut geht. Das ist ein ziemlich großer Schritt gewesen sich genau das einzugestehen, aber es ist ja wirklich so, ein Pferd ist nunmal kein Mensch. Die freuen sich morgens nach dem aufstehen nicht darauf, dass der Besitzer in 8 Stunden um die Ecke kommt und wieder ein paar wundervolle Dressuraufgaben in der Halle abfragt.

Es ist einfach viel entspannter ohne abertausende Hirngespenster und dem abertausendsten Hinterfragen. Ich kann das Leben mit meinen Pferden so wieder unbeschwerter leben und einfach die wenige Zeit die ich im Stall habe genießen. Wie geht ihr mit dem Thema um? Macht ihr euch auch immer so viele Sorgen um euer Pferd oder könnt ihr außerhalb des Stalls gut abschalten und entspannen?

Wir freuen uns immer über eure Kommentare :-)