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Ein Dressurzausel

Bevor ich hier meine neuen Tagebucheinträge schreibe, schaue ich mir immer erstmal an, was ich euch beim letzten Mal so erzählt habe, wo ich anfange und ob eigentlich überhaupt etwas besonderes passiert ist. Wenn ich dann feststelle, eigentlich ist gar nicht viel aufregendes passiert, was ich erzählen könnte, ist das für den Zausel ein sehr gutes Zeichen. Das bedeutet nämlich, dass wir ohne größere Zwischen- und Ausfälle einfach reiten konnten!

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Und genau so ist das tatsächlich mal bei diesem Tagebucheintrag. Seit Ende Januar ist nichts aufregendes passiert und der Zausel ist einfach so, wochenlang am Stück, ganz artig seine Runden gelaufen. Während ich das schreibe, überlege ich direkt, ob ich nicht schnell den Finger oben rechts auf die Taste lege und den letzten Absatz wieder lösche: Ich will die nächste Pause ja nicht beschreien!

Wir sind seit Ende Januar viel Unterricht geritten, meistens zwei mal in der Woche, bei zwei verschiedenen Trainern und jedes Mal macht es mir unheimlichen Spaß. Der Zausel macht super gut mit, ist gut drauf und wird immer besser. Ich merke aber auch, wie lange es dauert, ein Pferd wieder richtig aufzutrainieren. Die Kondition hat man recht schnell wieder aufgebaut, aber bis man die Durchlässigkeit und Kraft wieder hergestellt hat, vergehen echt Monate. Noch schlimmer ist es natürlich mit dem Reiter. Bis der wieder gescheit auf dem Pferd sitzt und vernünftig reitet, vergeht noch viel mehr Zeit und fairer Weise sollte wohl auch angemerkt sein, dass der Zausel sicherlich schon lange wieder in viel besserer Form wäre, wenn sich sein Reiter etwas geschickter anstellen würde. Aber dank fachkundiger und sehr geduldiger Unterstützung aus der Bahnmitte, schlagen wir beide uns tapfer und sind zumindest stets bemüht. Ich habe mir sagen lassen, dass man das auch nicht von allen behaupten kann. 😉

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Normalerweise reite ich immer ohne Bandagen und Gamaschen und bin auch sonst eher zweckmäßig als super trendig unterwegs. Zum Lehrgang hatte ich dann ja im Januar schon vier mal weiß bandagiert und dafür derart viel Lob bekommen, dass wir nun zum Unterricht immer die weißen Gamaschen rausholen. Sehr zur Begeisterung aller Betrachter, sieht ja so unheimlich nach Dressurpferd aus. Für mehr als zum Unterricht kommen die Dinger aber nicht zum Einsatz, das ständige saubermachen ist mir für den Alltag dann doch zu aufwändig. Trotzdem bemühen wir uns redlich, wieder etwas mehr zum Dressurpaar zu werden und das auch in kleinen, aber dennoch sichtbaren Schritten.
Der Zausel macht wirklich toll mit, zeigt sich meist sehr willig und fleißig und scheint Freude an der Arbeit zu haben. Ein Umstand, der mir in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist.

Wir gestalten unser Training auch abwechslungsreich und ich achte darauf, dass bei aller dressurlicher Arbeit stets die Entspannung nicht zu kurz kommt. Er hat meistens 1-2 Tage die Woche ganz frei und vertreibt sich die Zeit auf dem Paddock, 1-2 Tage die Woche gehen wir ausreiten, je nach dem, wie es das Wetter so zulässt.

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Fast noch mehr als über seinen Eifer auf dem Platz freue ich mich im Moment, dass er im Gelände beinahe eine 180 ° Wendung hingelegt hat. Wobei es genau genommen eben ganz genau andersrum ist: Er dreht nicht mehr bei jeder Kleinigkeit einfach um und stürmt in entgegengesetzter Richtung davon sondern ist zu einem sehr angenehmen Begleiter im Wald geworden. Manchmal sind es ja die Kleinigkeiten, die man ganz besonders zu schätzen weiß und manche Sachen, die für viele Reiter ganz selbstverständlich sind, zum Beispiel einfach einen Waldweg entlang zu reiten, ohne ständig auf der Hut davor zu sein, der Esel könnte sehr spontan die Richtung und das Tempo wechseln, sind für uns hart erarbeitet und das Ergebnis langwierigen Durchhaltevermögens.
Um so mehr genieße ich es jetzt, dass der Zausel tatsächlich meistens ganz selbstverständlich voran trabt, freudig ins Gelände geht und mittlerweile ganz selbstverständlich mit Wassertrense und sehr leichter Verbinung zu reiten ist.

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Sicherlich kommt uns da auch die Arbeit auf dem Platz zugute und die verbesserte Durchlässigkeit zeigt sich dann auch außerhalb des Vierecks. Es ist aber noch mehr als das, wir sind zusammengewachsen, ich kann ihn besser einschätzen und lesen, er vertraut mir in Situationen, die ihm etwas unheimlich erscheinen, soweit, dass er sich doch mit etwas Zuspruch überreden lässt, vorbei zu gehen.

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Ab und an kommen wir noch mal in Situationen, in denen er in alte Muster zurück verfällt und doch lieber die Flucht ergreift. Eigentlich geht das dann aber immer auf meine Kappe, wenn ich ihn mit zu viel Nachdruck versucht habe, durch eine brenzliche Situation hindurch zu manövrieren. Fühl er sich dann zu sehr unter Druck gesetzt, nimmt er Reißaus und stürmt in entgegengesetzter Richtung davon. Ich selbst komme leider in diesen Fällen zu spät auf die Idee einfach abzusteigen, ihn ein Stückchen zu führen und dann wieder aufzusteigen. Das entschäft die Situation total, man muss dann nur auf das große Tier wieder hinauf kommen 😉

Die gezeigten Fotos sind Anfang April an einem der ersten richtig schönen Frühlingstage entstanden. Eigentlich wollten Anna und ich nacheinander reiten und uns gegenseitig fotografieren, unsere liebste Fotografin hatte dann aber Zeit uns beide zusammen abzulichten so dass wir zum erstem Mal Bilder von Zausel und Püppi gemeinsam machen konnten.
Für das Foto sind wir dann nebeneinander geritten und haben gemerkt, wie toll die beiden als Paar funktionieren und wie viel Spaß es macht, wenn sich die Pferde im Takt und Rhythmus aneinander anpassen und im Gleichschritt durch die Bahn marschieren. Wer weiß, vielleicht können wir das ja noch ein bisschen ausbauen, sieht doch wirklich toll aus, das Gespann, oder?

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Alles in allem ist es im Moment bei uns also alles ganz wunderbar und es darf  gern den ganzen Sommer so weiter gehen. Mitte/Ende Mai geht’s hoffentlich endlich raus auf die Weide und dann ist auch bei uns der Sommer so richtig angekommen.

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