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Kurzkehrt- und Hinterhandwendung – so gelingt’s

Spätestens wenn es darum geht, sein Pferd und sich mit Lektionen der Klasse L vertraut zu machen, taucht auch das Wort Kurzkehrt- oder Hinterhandwendung auf. Manche Reiter treibt diese Lektion beinahe an den Rande des Wahnsinns und oft sieht man auf Turnieren in hilflose Gesichter, weil die Lektion mal wieder in die Hose ging. Wir wollen in diesem Artikel versuchen, die Tücken und Schwierigkeiten auszuführen und zu erklären, wie man es schafft, dass das Pferd nicht „einfach nur irgendwie umdreht“.

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Zunächst einmal allgemein: Wo liegt überhaupt der Unterschied zwischen einer Kurzkehrtwendung und einer Hinterhandwendung?

Grundsätzlich unterscheidet sich die Hilfengebung bei beiden Lektionen nicht. Bei beiden Lektionen soll die Vorhand einen Halbkreis um die Hinterhand beschreiben. Dabei soll das Pferd in einer leichten Anlehnung und in guter Stellung und Längsbiegung den Hilfen des Reiters folgen. Soweit so gut. Unterscheiden tun sich Kurzkehrt- und Hinterhandwendung dadurch, dass die Kurzkehrtwendung immer aus der Bewegung erfolgt, also entweder aus dem Mittelschritt oder aus dem (versammelten) Trab. Nach Absolvieren der Kehrtwendung geht die Bewegung fließend weiter. Möchte man also eine Kurzkehrtwendung aus dem Trab reiten, pariert man kurz vor dem Wechselpunkt durch und trabt direkt nach Ende der Kehrtwendung wieder an.

Allgemeine Voraussetzungen für diese beiden Lektionen sind zunächst einmal, dass das Pferd schon recht sicher an den Hilfen des Reiters steht, die Übergänge zwischen den Gangarten sicher und fließend klappen und dass das Pferd bereits den seitwärtstreibenden Schenkel kennt und diesem folgt. Auch der Reiter sollte sich auf A-Niveau bewegen, eine gefühlvolle Hand haben und Schenkel- und Gewichtshilfen bereits gezielt einsetzen können.

Wie nahezu jede Lektion beginnt auch für eine Kehrtwendung die Vorbereitung mit halben Paraden. Hiermit wird das Pferd aufmerksam gemacht, schonmal etwas geschlossen und auf eine neue Lektion vorbereitet. Es ist in Bewegungsrichtung gestellt, beginnt man also auf der linken Hand, ist das Pferd leicht nach links gestellt.

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Der Reiter belastet vermehrt den inneren Gesäßknochen und tritt den inneren Steigbügel gut aus. Wichtig ist dabei, dass man nicht in der inneren Hüfte einknickt. Dadurch verschiebt sich das Gesäß nach außen und verlagert sich dadurch. Die Hilfe kann dann nicht mehr korrekt erfolgen. Man muss also darauf achten, dass zwar vermehrt nach innen gesessen wird, aber trotzdem beachten, dass man dennoch gerade über dem Pferd bleibt. Eingeleitet wird die Wendung mit dem inneren Zügel, der auch etwas seitwärtsweisend sein darf, hiermit führt der Reiter das Pferd in die Wendung hinein.

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Der innere Schenkel hat zusammen mit dem äußeren Schenkel die Aufgabe, das Pferd zu biegen. Der äußere Schenkel verhindert, dass die Hinterhand ausweicht. Der innere Schenkel sorgt dafür, dass das Pferd taktmäßig weiter tritt.

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Häufige Fehler beim Reiten von Kurzkehrt- und Hinterhandwendungen:

Der wahrscheinlich häufigste Fehler ist, dass das Pferd mit den Hinterbeinen nicht aktiv mit tritt, sondern „dreht“.

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Um diesen Fehler zu vermeiden, kann der Reiter versuchen, den Kreis, den die Hinterhufe beschreiben, ein wenig größer anzulegen. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Hinterbeine nicht kreuzen. Meistens passiert dieser Fehler, wenn das Pferd den inneren Schenkel nicht gut genug annimmt und ein bisschen dagegen drückt. Verhindert werden kann dies, indem man die Wendung etappenweise reitet. Das heißt man reitet zwei Schritte in der Wendung und reitet dann am inneren Schenkel 1-2 Schritte geradeaus und dann wieder zwei Schritte in die Wendung. Auch hier muss allerdings darauf geachtet werden, dass der äußere Schenkel nicht zu sehr seitwärts treibt um zu verhindern, dass das Pferd mit den Hinterbeinen kreuzt.

Das Kreuzen ist ein weiterer Fehler. Dieser passiert oft, wenn das Pferd beginnt seitwärts zu gehen anstatt mit der Vorhand um die Hinterhand herum zu gehen. Um diesen Fehler zu verhindern empfiehlt es sich zunächst die Wendung schultervor-artig einzuleiten, sodass bereits  vor Beginn die Vorhand vor der Hinterhand ist. Sobald man merkt, dass Pferd beginnt seitwärts zu gehen, kann man auch hier einen Schritt vorwärts reiten, Schultervor herstellen und dann wieder die Vorhand um die Hinterhand herumführen.

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Außerdem muss zwingend beachtet werden, dass ein Vorwärtstreten in der Lektion durchaus erlaubt ist. Ein Zurücktreten sollte allerdings in jedem Fall verhindert werden, denn dieses zeigt, dass sich das Pferd den vorwärtstreibenden Hilfen entzieht und zurückweicht.

Wer gerade erst beginnt, an Kurzkehrt- bzw. Hinterhandwendungen zu arbeiten, sollte zunächst mit kleineren Wendungen anfangen, z.B. eine Viertel-Drehung auf einem frei angelegten Quadrat. Dies hat den Vorteil, dass der Reiter schon von Anfang an ein Gefühl dafür hat, die Lektion wieder „aufzulösen“ und das Pferd fängt im besten Fall nicht an, sich selbst zu drehen ohne auf die Reiterhilfen zu warten. Sobald die kleineren Abschnitte der Übung klappen, kann die Lektion auch ganz bis zum Ende geritten werden.

Für unerfahrene Pferde ist es übrigens leichter zunächst die Kurzkehrtwendung zu erlernen, da diese aus der Bewegung erfolgt. Denn niemals vergessen: Immer die Vorwärtstendenz erhalten, Zurücktreten innerhalb der Lektion ist immer der größere Fehler.

Wir freuen uns immer über eure Kommentare :-)