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Studentenreiter – jetzt wird erstmal geritten

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch daran, dass Pepper bei den letzten Deutschen Hochschulmeisterschaften im Reiten an den Start gegangen ist. Sie war dort das Finalpferd im Springen und hat eine tolle Leistung gezeigt – aber nicht mit ihrer Besitzerin Vanny, sondern mit zwei fremden Reitern (den Beitrag zur DHM könnt ihr hier nochmal nachlesen). Dass man auf Studentenreitturnieren also nicht auf seinem eigenen Pferd unterwegs ist, ist an dieser Stelle schon einmal klar gestellt. Was sich sonst noch alles hinter den Studentenreitern verbirgt, könnt ihr in diesem Beitrag lesen.

Studentenreitgruppen gibt es an vielen Universitäten und Fachhochschulen. Hier treffen sich reitbegeisterte Studenten, die auch während des Studiums ihrem Sport treu bleiben möchten. Alle Studentenreitgruppen sind beim DAR (Deutscher Akademischer Reiterverband, Website DAR) registriert. Meistens findet ca. einmmal wöchentlich ein Treffen bzw. ein Stammtisch statt, an dem man gemeinsam zusammen sitzt und sich unterhält – z.B. über das nächste CHU.

CHU – Concours Hippique Universitaire – so heißen die nationalen Vergleichsturniere der Studentenreiter. Neben den sportlichen Leistungen steht hier auch viel Spaß und die Party auf der Tagesordnung. So beginnt ein CHU am Freitag Abend z.B. mit einer Mottoparty. Die CHU’s gehen immer von Freitag Abend bis Sonntag Abend. Übernachtet wird während dieser Zeit für gewöhnlich in Turnhallen auf sogenannten Lumas (=Luftmatratzen), auf denen man zuweilen auch nicht alleine nächtigt.

Für die veranstaltende Reitgruppe bedeutet ein CHU immer einen recht großen Organisationsaufwand – Sponsoren suchen, Unterkunft finden, genügend Pferde zur Verfügung haben, Essen organisieren, Party-Location und DJ… .

Die teilnehmenden Reitgruppen stellen je eine Mannschaft mit 3 Startern. Meistens reisen noch einige sogenannte Schlabus (Schlachtenbummler) mit an, die die berühmten Partys miterleben und sich den ein oder anderen FaKo (Fanta-Korn) genehmigen möchten und die Reiter von der Bande aus lautstark mit Sprechchören und Schlachtrufen unterstützen und so für die einzigartige Atmosphäre mit viel Teamgeist auf einem CHU sorgen.

Voraussetzung, um als Reiter an einem CHU teilnehmen zu können, ist das Reitabzeichen 4 (ehemals Klasse III). Außerdem sollte man als Reiter vielseitig sein, denn man muss in jedem Fall Dressur und Springen reiten! Die Entscheidungen auf Studentenreitturnieren werden im KO-System gefällt. Begonnen wird mit einer Mannschafts-A-Dressur. Hierbei reiten je 3 Mannschaften auf den gleichen, vorher ausgelosten Pferden, d.h. jedes Pferd geht 3mal mit unterschiedlichen Reitern, von denen derjenige mit der besten Wertnote „eine Runde weiter kommt“. Die nächsthöhere Prüfung ist dann eine L-Dressur auf Trense, als Halbfinale wird eine L-Kandare geritten und das Finale auf den normalen CHU’s ist eine M*-Dressur. Im Finale treten dann nur noch 2 Reiter gegeneinander an. Analog verhält es sich auch beim Springen. Es ist dabei auch völlig irrelevant, ob man in seinem Leben jemals zuvor schon ein L-Springen oder gar eine Kandaren-L geritten ist. So bin ich z.B. mein erstes L-Springen auf einem fremden Pferd geritten, ohne jemals zuvor überhaupt daran gedacht zu haben, über einen L-Sprung zu reiten!

Fremdes Pferd – auf den Studentenreitturnieren werden die Pferde von Reitgruppenmitgliedern und anderen vertrauensvollen Pferdebesitzern zur Verfügung gestellt, um diesen Sport überhaupt zu ermöglichen.

Neben den Einzelwertungen Dressur und Springen wird am Ende des Wochenendes auch noch eine kombinierte Einzelwertung platziert, außerdem die Mannschaftswertung. Für die jeweils Wertnotenhöchsten in den A-Runden Dressur und Springen wird der sogenannte Stilpreis vergeben, eine Auszeichnung des DAR. Neben diesen Preisen wird oft auch noch ein Horsemanship-Preis vergeben für Reiter, die besonders respektvoll und pferdeschonend mit den vierbeinigen Partnern umgegangen sind.

Um auch die feierwütigen Mitgereisten der einzelnen Reitgruppen zu belohnen, wird der Survivalcup vergeben – an die Reitgruppe, die am längsten und ausgiebigsten gefeiert hat. Mit dem Baggerpreis werden diejenigen geehrt, die sich besonders stark um das jeweils andere Geschlecht bemüht haben – egal ob mit Erfolg gekrönt oder nicht.

Die Saison der Studentenreitturniere beginnt etwa im September/Oktober und endet meistens Ende April. So kollidieren die wenigsten CHU’s mit den regulären Turnieren und es sind auch weniger potenzielle CHU-Pferde auf anderen Veranstaltungen unterwegs. Nachteil dabei ist allerdings, dass man unter Umständen schonmal beinahe einen Erfrierungstod erleidet, wenn man sich den ganzen Tag auf irgendeiner Reitanlage herumschlägt, während es gefühlt -25 Grad sind. Aber es gibt ja schließlich heiße Duschen in den Turnhallen. Naja, zumindest meistens.

Für Interessierte gibt es auf der Webseite des DAR das Kleine Lexikon der Studentenreiter.

 

 

5 Kommentare

  1. Pingback: Die deutschen Hochschulmeisterschaften 2015 – Aus der Sicht eines Pferdebesitzers | Horse Diaries

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