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Gesunder Knabberspaß für langweilige Paddocktage

Ein sandiges Paddock und tagein tagaus das gleiche Rauffutter mümmeln – das kann auf Dauer ganz schön langweilig und eintönig sein, ist aber der Alltag vieler Pferde, vor allem im Winter. Dabei zeigen Beobachtungen an Wildpferden und wildlebenden Hauspferden, dass sich diese durchaus gern abwechslungsreich und vielseitig ernähren. Neben der Futtergrundlage Gras nehmen die Pferde, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, auch gern Laub und Äste von Bäumen zu sich, nagen an der Rinde von Bäumen und fressen im Herbst gern die reichlich vorhandenen Baumfrüchte, die zu Boden fallen. Auch andere Tierarten, wie zum Beispiel das Rehwild, bedienen sich gern an den mineral- und vitalstoffreichen Baumrinden und Blättern ihrer Umgebung und ergänzen so ihre Nahrung um wichtige Vitalstoffe.

Da wir unsere Pferde heutzutage zum Großteil sehr eintönig mit Gras auf extra angelegten Pferdeweiden und Heu aus den immer gleichen Grassorten ernähren, bleibt die Abwechslung etwas auf der Strecke. Das ist nicht nur für die Geschmacksnerven schade, sondern es fehlen eben auch die vielen unterschiedlichen Mineralien, Vitamine und Vitalstoffe, die sich in der vielseitigen Kost der Natur bieten. Außerdem fressen die Pferde ausschließlich sehr weiches Futter und haben selten die Gelegenheit, die Zähne an härteren Futtermitteln zu pflegen und zu reinigen.

Abhilfe in der Eintöne können Knabberäste von ungespritzten heimischen Laubbäumen schaffen. Sie bieten leckeren Knabberspaß, der die Zähne pflegt, für Beschäftigung und Spiel sorgt und gleichzeitig mit vielen positiven Bestandteilen gesund und munter macht. Weil Langeweile im Paddock die Neugierde etwas Neues zu probieren begünstigt, ist es wichtig, nur Pflanzen zu verfüttern, die gut verträglich und selbstverständlich nicht giftig sind. Darauf, dass ein Pferd schon selbst weiß, welche Pflanzen gut verträglich sind und welche nicht, darf man sich nie verlassen!

Hier ein paar Beispiele für Bäume, die unbedenklich sind und von den Pferden gern gefressen werden:

Obstbäume: Zum Beispiel Apfel, Birne, Pflaume.
Birke: Die Blätter sind reich an Calcium und Zink, in der Rinde befindet sich Betulin, welches eine tumorhemmende Wirkung hat und die Leber schützt.
Brombeere: Ist auch im Winter grün und reich an Gerbstoffen, die die Darmflora unterstützen und bei Durchfall und Kotwasser helfen. Außerdem enthält Brombeere Vitamin C, Kalcium, Kalium und Mangan. Wegen ihrer keimhemmenden und antibakteriellen Wirkung (Grippeviren und Herpes Simplex) sind sie eine hervorragende Unterstützung des Immunsystems.
Erle: Sie enthält viele Gerbstoffe, was die Schleimhäute in Maul, Magen und Darm pflegt und bei Verdauungsstörungen wie Kotwasser und Durchfall helfen kann. Außerdem ist sie reich an Magnesium, Zink und Eisen.
Esche: Die Blätter der Esche enthalten viele Antioxidanzien, fördern die Durchblutung und können bei Vergiftungen helfen, da sie den Blutdurchfluss der Niere beschleunigen.
Haselnuss: Viele Pferde finden Haselnusszweige besonders schmackhaft, sie sind reich an Calcium, Mangan und Eisen. Die Haselnusskäztchen (Knospen) enthalten viele Aminosäuren.
Heckenrose: Vor allem die Früchte der Heckenrose, die Hagebutten, enthalten stark entzündungshemmende Substanzen und sind daher besonders bei Arthrose und Gelenkentzündungen sehr hilfreich.
Holunder: Schwarzer Holunder hat einen sehr intensiven Geruch, der Insekten fern hält. Er eignet sich daher besonders als Schattenspender auf Weiden oder Paddocks, kann auch unbedenklich gefressen werden. Die Blätter und die Rinde enthält viel Kalium, Calcium, Eisen und Zink.
Linde: Lindenblätter enthalten besonders viel Vitamin-C, Mangan und Eisen, sie wirken außerdem Krampflösend und helfen bei Erkältungskrankheiten.
Pappeln: Die Knospen von Zitter- und Schwarzpappel sind besonders entzündungshemmend und helfen bei akuten Reheschüben.
Weide: Weidenblätter, Kätzchen und Rinde sind reich an Mangan, Selen und vor allem Zink. Außerdem sind in ihnen schmerzstillende Wirkstoffe (Salicylate) enthalten, welche in vielen Schmerzmitteln (z.B. Aspirin) synthetisch hergestellt verwendet wird. In seiner pflanzlichen Form wirkt er aber magenschonender und konzentrierter. Pferde, die unter Schmerzen leiden, fressen gern die Rinde von Weiden.
Weißdorn: Blätter, Rinde, Blüten und Früchte wirken kreislaufregulierend und das auf der schonende Weise. Der Herzmuskel und die Herzkranzgefäße werden besser durchblutet, der hohe Kaliumgehalt wirkt sich stabilisierend auf den Blutdruck aus.

Vorsicht ist hingegen bei den folgenden Laubbäumen geboten:

Ahorn: Löst die oft tödliche Weidemyopathie aus, giftig für Pferde!
Buche: Vor allem die Bucheckern, aber auch Blätter und Rinde.
Eiche: Insbesondere die unreifen, grünen Früchte, aber auch Blätter und Rinde
Rosskastanie: Führt zu Magen-Darmkrämpfen und Durchfällen, tödlicher Ausgang nicht ausgeschlossen.
Nadelgehölze sind auf Grund der enthaltenen ätherischen Öle nicht zum Verfüttern geeignet!

Übrigens gilt auch besondere Vorsicht bei den als Fotolocation so beliebten Raps– und Klatschmohn-Feldern. Beide Pflanzen sind für Pferde giftig, der Raps sogar stark giftig!

Der Zausel und seine Crew haben neulich ein paar Birken- und Haselnusszweige bekommen und hatten sichtlichen Spaß daran. Ich habe mir vorgenommen, den Sommer zu nutzen und meine botanischen Kenntnisse etwas aufzubessern, damit ich all die nützlichen Bäume auch sicher erkenne und den Pferden immer mal wieder eine kleine Abwechslung mitbringen kann. Die Vielfältigen Mineral- und Wirkungsstoffe in unseren heimischen Laubbäumen haben mich bei meiner Recherche zu diesem Artikel wirklich überrascht und ich möchte den Pferden nun öfter mal einen gesunden Knabberspaß ermöglichen. Das geht zum Beispiel hervorragend, auf dem Rückweg vom Ausritt, vom Pferd aus hat man eine angenehme Höhe, um an die Äste zu kommen und gleichzeitig hält man die Reitwege von überwuchernden Ästen frei. Einfach abknicken und mitnehmen und zuhause verfüttern, da sind zwei Fliegen mit einer klappe geschlagen!
Vielleicht ist der Artikel ja auch für den ein oder anderen von euch eine Anregung, den Pferden mal etwas leckeres aus der Natur vorbeizubringen oder zumindest eine Hilfestellung, welche Äste und Zweige unbedenklich verfüttert und auch unterwegs genascht werden können.

Eine Übersicht über alle Giftpflanzen findet ihr hier.
Unbedenkliche Pflanzen finden sich auf dieser Liste.

Bei den Nordfalben gibt es außerdem einen Artikel zum Thema Birkenäste.

Quellen:
Wildpferde als Futterberater, von Manfred Heßel, Dipl.-Ökologe, erschienen bei: http://www.artgerecht-tier.de/
Giftpflanzen – die unterschätzte Gefahr, von Uwe Lochstampfer, erschienen bei: http://naturalhorse.de
Giftpflanzen – Was Pferde nicht fressen dürfen, von Uwe Lochstampfer, erschienen beim Cadmosverlag: http://www.cadmos.de/giftpflanzen-pferde.html
Botanikus – Giftpflanzen für Pferde, Internetauftritt von Uwe Lochstampfer, http://www.botanikus.de

 

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