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Zausel und der Frühling

Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für ein kleines Update hier auf dem Blog über mein liebstes Zauselchen.
Wer vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand ist: Wir haben einen sehr bescheidenen Winter hinter uns, der Zausel war kränklich und unmotiviert und seit Dezember bin ich gar nicht mehr geritten, weil er so schlecht drauf war. Nach vielem Rumprobieren und Zeit geben waren wir dann Anfang Februar mit ihm in der Klinik, weil er einfach nicht wieder auf den Damm kommen sollte. Dort bestätigte sich dann ein böser Verdacht: Ursprung des Übels war die Lunge, die ihm schwer zu schaffen machte. Für den Zausel kein neues Problem: Bereits seit 2009 ist er an RAO (chronischer Bronchitis) erkrankt, kam damit aber jetzt viele Jahre ganz gut zurecht, auch Dank des Offenstalls, den er seit vielen Jahren bewohnt.

Nun diesen Winter hats ihn aber voll erwischt und die Lunge spielte nicht mehr so mit, wie wir das die letzten Jahre gewohnt waren.
Wir begannen direkt mit einer Kortisonbehandlung, um ihm so schnell wie möglich Besserung zu verschaffen, auch weil wir haltungsbedingt kaum noch etwas optimieren konnten.

Das Kortison brachte auch schnell die erhoffte Erleichterung und schon nach wenigen Wochen war der Zausel wie ausgewechselt. Natürlich noch nicht wieder ganz der Alte – Kondition, Kraft und Geschmeidigkeit hatten in der langen Pause seit dem Winter natürlich gelitten, aber ich war Feuer und Flamme, ihn bis zum Sommer wieder richtig flott zu machen. Ich überlegte sogar, ihn für einen besonders effektiven Muskelaufbau in den Aquatrainer zu schicken.

Der Behandlungsplan sah vor, die Menge des Kortisons langsam immer weiter zu reduzieren und es schließlich ganz auszuschleichen. Eigentlich sollte er schon lange runter sein von den Medikamenten, aber leider verschlechterte sich sein Zustand wieder, sobald die Dosierung des Kortisons unter einen bestimmten Wert fiel.
Wir hatten den ersten Versuch vor 3 Wochen unternommen, dosierten laut Behandlungsplan etwas weiter runter. Ich merkte dann aber, dass er wieder schlechter wurde. Also setzten wir das Kortison wieder hoch, sein Zustand verbesserte sich wieder und wir ließen ihn einige Tage auf diesem Niveau. Leider befindet er sich mit der Menge an Kortison, die er braucht, um richtig gut drauf zu sein, in einem Bereich, den der Tierarzt nur über kurze Zeit verabreichen würde. Also befinden wir uns nun wieder in der Phase des langsamen Herunterdosierens. Aktuell bekommt er noch zu viel Kortison, als dass er die Menge dauerhaft bekommen könnte, befindet sich aber leistungsmäßig schon wieder eher auf dem absteigenden Ast.

Tja und da stecke ich also schon wieder im nächsten Dilemma. Ich hatte natürlich naiverweise zu hoffen gewagt, die Lunge würde sich unter der einmaligen Gabe von Kortison so beruhigen, dass wir danach in einen beschwerdefreien Sommer starten können, dies scheint aber leider nicht zu funktionieren. Im Moment ist er noch so ganz okay drauf, aber ich merke, dass ihn wieder etwas bremst und er nicht so kann, wie er gern würde. Im Gelände muss ich ihn treiben, obwohl ich sonst eigentlich ständig auf der Bremse stehen musste, damit er einigermaßen kontrolliert bleibt und nicht wie ein Irrer über die Sandwege donnert. An der Longe lässt er sich wirklich sehr bitten und absolviert unmotiviert das Pflichtprogramm, obwohl er an Ostern noch unter mehr Kortison stehend fröhlich durch die Halle bockte und einen über den ganzen Longierplatz schleifte.

Ich kann ihm nicht weiterhin so viel Kortison geben, muss dann aber in Kauf nehmen, dass es ihm wieder schlechter geht. Wir brauchen also irgendwie einen anderen Plan, aber wir haben schon so viele Sachen durch (vielleicht sogar alle!?), dass ich im Moment einfach wieder mal nicht so richtig weiß, was ich mit ihm tun soll. Im Moment reiten wir jeden Tag ins Gelände, da ist er abgelenkt und läuft immer noch ein bisschen lieber als in der Halle. Wir inhalieren jeden Tag und ich versuche ihn jeden Tag angemessen zu bewegen. An guten Tagen mehr, an schlechten Tagen weniger, aber ein bisschen was tun muss er immer, damit er schön abhusten kann.

Wir müssen jetzt weiter vom Kortison runter und dann mal sehen, wie er sich in den nächsten Tagen so zeigt. Vielleicht berappelt er sich von allein ein bisschen (was aktuell eher unwahrscheinlich ist) oder wir müssen noch nach anderen Möglichkeiten suchen. Irgendeinen Weg muss es ja noch geben, um mein kleines Zauselchen wieder flott zu bekommen.

Kategorie: Doc, Tagebücher

von

29 Jahre alt, aus Hamburg, Reiterin und Fotografin mit Hannoveranerwallach Zausel und Oldenburger Stute Sam Instagram @zauselundseinefrau

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