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Urlaub mit den Pferden am Haus

Das Zauselchen verbringt grade seine Sommerpause auf der Weide auf Sylt und steht dort direkt hinter dem Ferienhaus. Nur ein kleines Gartenpförtchen trennt die Weide vom Garten und beim Frühstücken schauen die Pferde über den Zaun auf die Terrasse und warten darauf, dass Ihnen auch bald Frühstück gebracht wird.

Das fühlt sich richtig doll nach Immenhof an und ist so ziemlich mein Kindheitstraum, der in diesem Jahr nun schon zum dritten Mal in Erfüllung geht. Kann man sich bessere Sommerferien vorstellen, als schon morgens aus dem Schlafzimmerfenster das eigene Pferd auf der Weide stehen zu sehen und es dann noch vorm Frühstück für einen Ausritt an den Strand zu satteln?
In meiner Vorstellung war das zumindest immer der absolute Ferientraum, in der Realität aber natürlich gar nicht so einfach umzusetzen, schließlich braucht man erstmal ein Ferienhaus mit Weide direkt dahinter und ob dann wirklich so viel Immenhofflair aufkommt, wenn man plötzlich als Selbstversorger für das Wohl der Pferde verantwortlich ist? Bleibt da nicht vielleicht auch der eigene Urlaub auf der Strecke?

Vor fünf Jahren haben wir den ersten Praxistest gemacht. Zunächst haben wir die Pferde mit in den Urlaub genommen und auf der Insel im nächsten Ort in einen Pensionsstall gestellt. Schon dort standen sie auf unseren Wunsch 24/7 auf der Weide, weil der Zausel mit seiner Stauballergie nicht auf einer Stallgasse mit Heu und Stroh in einer Box stehen kann. Die Pferde wurden dort aber mit Wasser versorgt, Heunetze mussten wir Ihnen selbst stopfen und auf die Weide bringen, weil nicht mehr allzu viel drauf war. Außerdem musste die Weide täglich abgeäppelt werden, so dass wir jeden Tag mindestens zur Versorgung der Pferde kurz rüber fahren mussten. Der Stall war so ca. 10-15 min. mit dem Auto entfernt, für Hamburger Verhältnisse ist das der absolute Luxus, im Urlaub war das aber irgendwie nervig. Da hat man einfach nicht so Lust, jeden Tag ins Auto steigen zu müssen und irgendwie kostet es dann doch mehr Zeit wenn man hin und her fahren muss, sei es um nur mal kurz die Heunetze zu stopfen.
Noch während des Urlaubs haben wir dann die Pferde umgestellt und sie auf die Weide hinter unserem Haus gestellt. Das hatte sich innerhalb des Urlaubs so spontan ergeben und wir haben es einfach mal versucht.

Und siehe da, das war wirklich richtiges Immenhof Feeling. Nicht mehr ins Auto steigen, sondern nur noch kurz in die Sneaker schlüpfen um nach Wasser zu sehen. Morgens im Schlafanzug einen Apfel über den Zaun reichen und die Nase streicheln. Ausreiten und quasi direkt vom Sattel an den Frühstücktisch setzten. Nach einem langen Strandtag abends im Dunkeln noch mal ein paar Leckerlie füttern. Im Morgengrauen vom Feiern kommen und die Pferde im Sonnenaufgang beobachten. Das ist schon alles sehr romantisch und schön!

Bei aller Romantik hat man aber natürlich ganz allein die Verantwortung für seine Pferde und das fühlt sich für jemanden, der seine Pferde fast immer im Pensionsstall stehen hatte, schon ein bisschen komisch an. Plötzlich ist man nicht nur fürs Reiten und Bespaßungsprogramm verantwortlich, sondern muss sich um elementare Dinge wie Futter und Wasser ganz alleine kümmern und das jeden Tag. Das ließt sich jetzt wahrscheinlich für jemanden, der seine Pferde in Eigenregie hält, total lächerlich, aber für mich war das schon etwas, wovor ich echt etwas Respekt hatte.

Inwieweit man dann diese Verantwortung als belastend oder anstrengend empfindet kommt sicherlich auch sehr stark auf die Umstände und Gegebenheiten vor Ort an. Auf unserer Weide gibt es keine Selbsttränken, es müssen Wasserbottiche gefüllt und täglich kontrolliert werden. Dafür haben die Pferde einen großen Rundballen wenn das Gras nicht mehr reicht, so dass man sich ums Raufutter nicht kümmern muss. Kraftfutter bekommen sie einmal am Tag ein bisschen Müsli, da gibt’s aber auch zuhause nur so geringe Mengen, dass die Reduzierung im Urlaub nicht groß auffällt. Dadurch, dass man keine Fahrzeit oder längere Laufwege einplanen muss, ist das alles sehr schnell erledigt und nimmt nur ein paar Minuten Zeit in Anspruch. Da sie nur wenige Wochen auf dieser Weide stehen, muss diese auch nicht abgesammelt werden, sonst müsste man dafür alle paar Tage mal ne Stunde einplanen oder man macht es eben täglich, dann geht’s natürlich schneller. Reit- und Putzsachen lagern im Hänger auf der Weide, zum Fertigmachen werden die Pferde am Hänger angebunden, kurz geputzt, gesattelt und auf geht’s. So schafft man es ganz ohne zu hetzen innerhalb weniger Minuten aufs Pferd, reitet eine große Runde am Strand und durch die Heidelandschaft und ist 1 1/2 Stunden nach dem Aufstehen vom Ausritt zurück am Frühstückstisch. Das ist wirklich absolut genial und kommt dann auch der restlichen Urlaubsplanung wenig in die Quere.

Für die Pferde ist die Auszeit auf der Weide auch eine willkommene Abwechslung und Entspannung, wir sind nie jeden Tag geritten, sondern haben teilweise auch mal mehrere Tage Pause eingelegt, wenn das Wetter entweder zu gut und warm war, so dass man lieber an den Strand wollte oder wenn es geregnet hat und man lieber ein Buch auf der Couch gelesen hat. Dadurch, dass sie auf der Weide gut aufgehoben waren und dort mit sehr minimalen Aufwand versorgt sind, kann man auch als Reiter den Urlaub voll und ganz genießen und empfindet die Pferde nicht als Belastung oder Verpflichtung, der man im Urlaub gerecht werden muss. Dieses Jahr sind wir sogar ausgesprochen wenig geritten, der Sommer war einfach so krass, dass einem schon bei der Vorstellung an Reithose und Stiefel der Schweiß noch mehr lief. So hatten die Pferde umso mehr eigenen Urlaub und waren da glaube ich auch nicht traurig drum.

Auf Dauer ist die Unterbringung auf einer nackten Weide natürlich schwierig, vor allem bei den Witterungsbedingungen an der Nordsee kommen da unsere eher verwöhnten Warmblüter sogar im Sommer an ihre Grenzen. Für ein paar Wochen ist das aber gut machbar, auch ohne Unterstand und all die Annehmlichkeiten, die man so im Pensionsstall hat. Mit Regendecken und Fliegenmasken sind die Pferde auch für die ungemütlicheren Wetterlagen im Juli und August gut ausgerüstet, mit dem Eindecken bei Regen darf man grade bei empfindlicheren Pferden ruhig etwas großzügiger sein, als man das von zuhause gewohnt ist. Zumindest unsere Weide liegt sehr frei und der Wind steht da ganz schön drauf, bei Hitze und Sonnenschein ist das herrlich, es sind relativ wenig fliegende Plagegeister unterwegs, aber schlägt das Wetter mal um, kann es da wirklich sehr ungemütlich werden. Leicht unterschätzt man den auskühlenden Effekt des Windes, vor allem wenn man selbst sich nur im geschützten Garten aufhält und nur mal kurz den Fuß aus der Tür hält, um die Temperatur zu checken. Nachdem der Zausel einmal patschnass und zitternd wie Espenlaub eine ganze Nacht und einen halben Tag im Sturm gestanden hatte, bin ich da jetzt sehr vorsichtig geworden und decke oftmals schon ein, wenn ich eigentlich noch denke „naja, so schlimm ists eigentlich nicht“.

Für mich hat sich in den 3 mal Sommerferien mit Pferd eigentlich herausgestellt, dass es für mich eben das richtige Urlaubsfeeling vor allem hat, wenn ich die Pferde ganz dicht bei mir habe, die den ganzen Tag über beobachten und sehen kann und nicht wie zuhause auch mit dem Auto für 2 Stunden zu ihnen fahre, mein Programm abarbeite und dann wieder wegfahre.

Seid ihr schon mal mit dem eigenen Pferd in den Urlaub gefahren? Wie waren eure Erfahrungen? Und welche Urlaubsziele könnt ihr empfehlen?

 

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von

29 Jahre alt, aus Hamburg, Reiterin und Fotografin mit Hannoveranerwallach Zausel und Oldenburger Stute Sam Instagram @zauselundseinefrau

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