Allgemein, Humor
Kommentare 6

Black Friday – Influencermarketing auf Abwegen?

Es ist Black Friday und ich sitze in meiner Wohnung und versuche klarzukommen. Ich mag solche Shoppingaktionen zwar eigentlich sehr gerne, aber heute bin ich einfach nur erschlagen von den vielen Rabattcodes und Reduzierungen und vor allem von der Masse an Werbung in meinem Instagram Feed. Reiten ist ein wahnsinnig konsumträchtiger Sport und man könnte 24/7 sein Geld für schöne Dinge rauswerfen. Reithosen, Jacken, Lederzeug, Schabracken, Bandagen, Putzboxen, Helme, Stirnriemen, Zusatzfutter – der Markt ist unendlich groß und fast jedes Produkt ist mittlerweile ein Trendteil. Ein Steigbügel ist nicht mehr einfach nur ein silbernes Metallteil, sondern es gibt sie mittlerweile von verschiedenen Marken in allen möglichen Variationen, Materialien und Farben. So weit so gut und jedes neue Produkt auf dem Markt hat sicherlich seine Berechtigung, wenn es Menschen gibt, die es nachfragen.

Was mich aber immer wieder wundert: Wenn doch der Reitsportmarkt so groß ist, warum finde ich so viel Werbung für Abnehmtees, Uhren und Superfoodpulver in meinem Feed? Wohlgemerkt, alles auf Reitsportaccounts, in denen es ansonsten nur um das eigene Pferd, das Training und die Reitausrüstung geht. Abgesehen davon, dass ich persönlich es auf diesen Accounts deplatziert finde, frage ich mich auch, wer diese bestimmten Produkte eigentlich kauft? Gibt man gerne 100€ für eine Uhr aus, wenn sie gefühlt jeder Instagrammer mit mehr als 500 Followern geschenkt bekommt? Oder 135€ für ein Hauptpflegeset mit Cocoloco Schminkipoko Wundermittel, einfach nur weil Blogger xy davon so geschwärmt hat?

Darüber hinaus frage ich mich, wann die unendliche Geduld der Follower wohl endet. Wenn ich mich in einen Follower hineinversetze, der eigentlich sehen möchte, wie Instagrammer X sein Pferd trainiert und dann erstmal 5 Minuten in der Story zusehen muss, wie dieser sich gerade eine Gesichtsmaske in der Sattelkammer(!) ins Gesicht schmiert, um danach mit der Tube vor der Box zu posen (!!) und das Zeug fröhlich lachend seinem Pferd auf die Nüstern zu schmieren (!!!!!), dann wäre ich ziemlich genervt. Abgesehen davon, dass es für ihn höchstwahrscheinlich uninteressant ist, weil sich der Follower ja nunmal für Pferde interessiert und nicht für Gesichtspflege und deshalb auch einem Pferdeaccount folgt, frage ich mich auch, ob nicht irgendwann einmal Neid ins Spiel kommt? Denn viele Accounts, die bei Instagram erfolgreich geworden sind, sind erfolgreich, weil sie gut aussehen, ein tolles Pferd haben und jede Menge schicker Outfits, die sie auf ihren Fotos präsentieren können. Damit haben sie vielen ihrer Followern also ohnehin schon etwas voraus, das Neid wecken könnte. Wenn ich nun noch täglich irgendein neues random Paket auspacke, das mir von Firma xy kostenlos zugeschickt wurde und von deren Produkten man später nie wieder etwas hört, wird man da als Follower nicht irgendwann sauer?

Versteht mich nicht falsch, ich bin selbst Bloggerin aus vollem Herzen und nehme natürlich auch Kooperationen an. Ein Blog und ein Instagram Account beanspruchen deutlich mehr Zeit und Aufwand als man vermuten würde. Außerdem kostet es Geld, einen Blog zu hosten und zu unterhalten, professionelle Fotos zu shooten und zu bearbeiten und so weiter… Ohne Kooperationen würden wir also ein Minusgeschäft machen. Unsere Sponsoren bieten uns Bloggern daher die Möglichkeit, überhaupt so viel Content kostenlos für euch Leser zu kreiren. Einige Influencer arbeiten weniger in ihrem Hauptjob, um mehr Zeit fürs Fotografieren, Schreiben und für ihre Follower zu haben. All das wäre ohne Kooperationen undenkbar. Im besten Fall ist so eine Kooperation eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Das Unternehmen erreicht durch Influencer eine neue, junge Zielgruppe und kann sich durch die Auswahl passender Blogger als Marke positionieren. Der jeweilige Blogger hat einen starken Partner an seiner Seite, der ihn nicht nur finanziell, sondern gegebenenfalls auch fachlich unterstützt und ihm die Möglichkeit gibt, mithilfe von Produkten oder Veranstaltungen interessante neue Beiträge zu erschaffen. Die Leser und Follower bekommen weiterhin kostenlose Inhalte und noch dazu Werbung für Produkte oder Firmen, die sie wirklich interessieren.

Was mich an der aktuellen Entwicklung stört? Es ist einfach viel zu viel geworden. Es ist nicht nur eine Uhr in meinem Instagram Feed, sondern mindestens 30 der selben Marke. Die mühevoll konzipierten Kooperationen werden immer weniger. Stattdessen schicken die Firmen scheinbar wahllos ihre Produkte um die Welt und viele Influencer halten alle Produkte marionettenartig in die Kamera. Gestern noch Kokospeeling, heute schon pinke Hufglocken und morgen einen Himalaya Gesichtsroller. Ich will den jeweiligen Influencern gar nicht unterstellen, dass sie die Produkte nicht wirklich gut finden und ihre Follower anlügen. Ich entfolge auch niemandem, nur weil er für die besagten Produkte Werbung macht, weil ich weiß, dass superliebe Mädels dahinterstecken, die abgesehen von der Werbung auch jede Menge tollen Content machen. Ich klicke die Werbung einfach weg und freue mich lieber über die übrigen Inhalte. Trotzdem denke ich, dass es wichtig ist, sich selbst ab und zu mal zu reflektieren und zu überlegen, ob die Werbung, die man so postet, noch einen Mehrwert hat für den eigenen Account oder ob es eigentlich nur noch um sinnlosen Konsum geht.

Das Foto entstand für eine Kooperation mit Christ Lammfelle

 

6 Kommentare

Schreibe eine Antwort zu Cathy Antwort abbrechen