Dressur, Reiten
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Dressurküren und ihre Tücken

Ich liebe Küren! Zugegebenermaßen allerdings bisher eher als Zuschauerin. Ist doch die Grand Prix Kür DAS Highlight eines jeden großen Turniers. Für mich bedeutet die Dressurprüfung zu passender Musik das Optimum, was ein Dressurreiter erreichen kann – das Verschmelzen in Takt und Rhythmus von Reiter, Pferd und Musik zu einer Einheit, was den Zuschauer in den Bahn zieht, ein Crescendo, wenn das Pferd im starken Trab zu dramatischen Klängen durch das Viereck schwebt… Naja ich glaube ihr wisst, was ich meine. Soweit also meine Vorstellung. Neulich suchte ich online bei FN-Neon nach neuen Turnieren und stieß dabei auf eine M* Dressur, bei der es hieß, dass sich die besten 10 Paare der Prüfung für eine M Kür qualifizieren. Mein Interesse war natürlich sofort geweckt. Ich habe in meinem Leben neben einigen sehr amateurhaften Pas de Deux auf Weihnachtsfeiern bislang genau eine Kür geritten: Auf einer Kreismeisterschaft vor ca. 10 Jahren, auch hier auf M* Niveau. Damals hatte ich mir Musik zurechtgeschnitten, die mir einfach gefiel, das Ganze über CDs auf eine Kassette gespielt und los ging es. Das ganze klappte so ganz ordentlich – aber richtig gut ist anders und gewinnen konnte ich damit nicht. Diesmal wollte ich das Ganze also etwas professioneller angehen. Also habe ich zuerst nachgeschaut, welche Lektionen gefordert sind und wie viel Zeit ich zur Verfügung habe, und habe dann begonnen, mir eine Choreografie auszudenken. In passenden Fachartikeln steht zu lesen, man möge eine möglichst ausgefallene Linienführung wählen und Überraschendes sowie technische Finessen einbauen. Finde ich grundsätzlich super. Jedoch ist mein Pferd erst 7 und geht diese Saison ihre ersten M* Dressuren. Die Trabtour ist schon recht sicher, aber die gesamte Galopptour ist noch eine Baustelle, es fällt meiner Stute schwer, ihre grundsätzlich große und ausdrucksvolle Galoppade mit in die Versammlung zu nehmen, es mangelt noch an Geraderichtung, Lastaufnahme und die Wechsel sind noch nicht sicher. Ich finde anspruchsvolle Wege und technische Schwierigkeiten also klasse – aber auch nur, wenn man diese auch fehlerlos zeigen kann. Das Risiko ist mir bei meinem jungen Pferd noch zu hoch, also habe ich bewusst eine einfache Linienführung insbesondere im Galopp gewählt. Beispielsweise zeige ich nur die geforderte Anzahl an Fliegenden Wechseln (jeweils einen in jede Richtung) und habe eine Ersatzlinie, falls sie einen Wechsel verspringt. Da sie sich in der Versammlung schwer tut reite ich keine kleinen Kringel sondern längere Linien und baue relativ viele Verstärkungen ein. Im Trab versuche ich ihre Stärken zu betonen: Traversalen und Verstärkungen. Technisch ist eine Kür dabei rausgekommen, die nicht darauf ausgelegt ist, durch Schwierigkeitsgrad und Linienführung den Sieg zu holen. Vielmehr setze ich darauf, dass mein Pferd aufgrund seines Ausdrucks, eines fehlerlosen Auftritts und Höhepunkten in den Lektionen punktet, und uns in der B-Note die passende musikalische Untermalung nach norne bringt. Damit ich mir das Ganze gute vorstellen und merken kann, habe ich mir die Choreografie aufgemalt. So sieht sie aus:

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Im nächsten Schritt bin ich die Choreografie durchgeritten und habe mich dabei filmen lassen, so dass ich schauen konnte, ob die Zeit passt und die Linien schön zu reiten sind. Und dann kam der wichtigste Punkt: Die Musikauswahl. Mein erster Gedanke war es, auf einen der vielen Anbieter zuzugreifen, denen man Videos mit der Choreografie zusenden kann und die dann etwas Passendes schneiden. Jedoch waren mir die Websites zu intransparent, es gab keine Preisübersicht und ich hatte wenig Lust, erstmal fünf Anbieter anzurufen um ein Gefühl für das Preisniveau zu bekommen. Außerdem handelt es sich ja nicht um eine Grand Prix Kür sondern „nur“ um eine schlichte M – das sollte ich doch allein hinbekommen. Schließlich hat sich in der Technik ja einiges getan in den letzten 10 Jahren – z.B. habe ich keine Kassetten mehr! Also habe ich mir das Video meiner Choreografie angeschaut und dabei unterschiedliche Musik laufen lassen, um zu schauen, welche Musik zu meiner Püppi passt. Sie ist ein leichtes, kleines Pferd, eher Tänzerin als Brocken, und dazu sollte auch die Musik passen, nicht zu schwer theatralisch, stattdessen leicht und fließend. Außerdem wollte ich gern ein „Oberthema“ wählen, so dass sich das Gesamtwerk einordnen lässt (Beatles, Abba, Schlager etc.). Ich habe mich für die Kategorie „Film“ entschieden. Für Schritt und Galopp war schnell das passende gefunden, für den Trab fiel es mir schwerer. Aber schließlich war die Wahl getroffen und folgende Titel ausgewählt:

Trab: Hollywood Session: „Bella´s Lulluby“ aus dem Film Twilight

Schritt: Craig Armstrong „Glasgow Love Theme“ aus dem Film Love Actually

Galopp: Aura Dione „Friends“ Instrumental Version

Alle Lieder habe ich bei Itunes gekauft und dann in Imovie auf meinen Film geschnitten. Trotz technischer Möglichkeiten, die das Programm bietet und die Übergänge im Vergleich zur Kassette natürlich ganz erheblich verbessert, war es gar nicht so einfach, alles so zuschneiden, dass es wie aus einem Guss wirkt. Aber nach einiger Tüftelei steht sie nun, meine M* Kür. Jetzt müssen wir uns also nur noch dafür qualifizieren ..

Kategorie: Dressur, Reiten

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Dressurreiterin (33) aus Hamburg mit Püppi, 10-jähriger Hannoveraner Stute im Viereck unterwegs. Mehr über uns findet ihr in Püppis Tagebuch.

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