Schnell ist es passiert – das Pferd zieht sich Wunden und Blutergüsse zu. In meinem „Fall“ wollte ich meinem Pferd etwas Gutes tun und wusch es nach dem Reiten mit dem Wasserschlauch ab. Danach schüttelte sie sich, rutschte mit den Eisen vorne weg und ging zu Boden. Und zwar so, dass sie sich gleich stark blutende Wunden zuzog. Also bekam ich zeitnah Besuch von meinem Tierarzt.
Nachdem die Wunden versorgt waren, das Pferd lahmfrei und einige Wochen vergangen waren, sah man leider, dass eine Schwellung vorne auf dem Fesselkopf blieb. Mein Tierarzt diagnostizierte einen Bluterguss und empfahl mir zur weiteren Behandlung Blutegel anzusetzen.
Aber was macht so ein Blutegel eigentlich am Pferdebein? Der Egel wird an der betroffenen Stelle angesetzt und beißt sich dort fest. Nun kann der Egel bis zu einem 5fachen seines Körpergewichtes an Blut aufsaugen (das entspricht ca. 30g). Der Speichel des Egels enthält rund 20 medizinisch wirksame Stoffe (z.B. Hirudin, welches blutverdünnend, antibiotisch und entzündungshemmend wirkt). Der Biss sorgt außerdem für eine entstauende Wirkung des Blutergusses.
Es gibt 2 Möglichkeiten um Blutegel zu beschaffen. Entweder man bestellt sie selbst in der Apotheke oder man ruft einen Tierheilpraktiker an.
Ich lies die Behandlung durch eine Tierheilpraktikerin vornehmen. Die betroffene Stelle rund um die Wunde wurde zunächst rasiert, danach 5x leicht eingeritzt. Nun werden die in Wasser liegenden Blutegel einzeln rund um die Wunde angesetzt. Nachdem alle Egel an der richtigen Stelle sitzen, übergießt die Tierheilpraktikerin sie immer wieder mit lauwarmen Wasser. Sie fangen nun an zu saugen. Nach und nach vergrößern sie ihr Volumen enorm. Der Saugvorgang dauert ca. 30 – 120 Minuten. Bei meinem Pferd ließen sie sich nach ca. 45 Minuten das Bein hinunter gleiten, abgesehen von einem Egel, den mein Pferd vorher durch ein Zurücktreten selbst auf den Boden beförderte und ihn danach mit der Hufkante entzweite. Schmerzhaft ist die Behandlung nicht, aber durch das leichte Zwicken kann das Pferd kurzzeitig nervös werden. Fliegenempfindliche Pferde reagieren wohl verstärkt.
Die Egel nahm die Tierheilpraktikerin wieder mit – aussetzen darf man sie nicht, da sie durch das aufgenommene Blut andere Menschen/Tiere infizieren könnten. Wer wissen möchte, was mit ihnen passiert: In der Regel werden sie mit Spiritus übergossen und angezündet oder eingefroren. Rein theoretisch könnte man sie auch am gleichen Pferd noch einmal ansetzen, allerdings sind sie nach der Behandlung für ca. 1 Jahr satt.
Das Bein blutet nach der Behandlung stark nach. Die Tierheilpraktikerin riet mir, das Pferd über Nacht auf kurzem Gras oder Betonboden zu halten, da es sein könnte, dass sich Stroh oder langes Gras in den Bisswunden entzünden. Ich habe sie dennoch auf Stroh stehen gelassen aus Angst, dass sie erneut ausrutschen könnte.
Eine Ruhephase ist nach der Egeltherapie nicht notwendig. Am nächsten Tag war das Bein blutverkrustet, ich sollte es vorsichtig mit klarem Wasser reinigen.
Eine sichtbare Besserung sollte nach 3-14 Tagen nach der Behandlung eintreten. Bei meinem Pferd sah man ca. 4 Tage nach der Behandlung einen deutlichen Rückgang der Schwellung. Je nach Härte der Problematik muss man allerdings mit mehreren Anwendungen rechnen. Ich war sehr zufrieden mit der Behandlung und würde es definitiv noch einmal machen, sollte so ein Problem erneut auftreten. Weitere Anwendungsgebiete, neben Blutergüssen, sind Arthrose, Spat, Sehnenprobleme und viele andere.
Egel sollten bei geschwächten Tieren, Leber- und Nierenerkrankungen, Anämien, Allergien, Gastritis, Tumoren, Viruserkrankungen und weiteren Akuterkrankungen nicht angesetzt werden.
Und übrigens: 4-5 Tage vor der Blutegeltherapie sollte das Bein nicht mehr mit Shampoo, entzündungshemmenden Salben (in meinem Fall Compagel) oder Desinfektionsmittel behandelt werden. Ebenfalls könnten Knoblauch, Kräuter mit ätherischen Ölen und Ingwer die Therapie beeinflussen. Am besten wascht ihr das Bein einen Tag vor der Behandlung mit Kernseife.