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Zausels Bilderrückblick – das zweite Jahr

Das Jahr 2010 begann, nicht unbedingt unüblich für die Jahreszeit, kalt und mit Schnee. Allerdings hatten wir sowohl von der Kälte als auch von dem Schnee so reichlich, wie es hier oben doch nicht so typisch ist. Eigentlich haben wir ja mehr so Hamburger Schmuddelwetter und Schnee und Frost sind doch eher selten. Im Jahr 2010 dauerte die Frostperiode aber beinahe durchgängig bis in den März. Das hatte zur Folge, dass im Stall sämtliche Fenster verrammelt wurden, damit die Leitungen nicht einfroren, die Paddocks über Wochen fies vereist waren und die ganze Situation für den lungenkranken Zausel alles andere als optimal war. Nach seinem Nordseeurlaub war das nun so gar nicht das, was seine Lunge gebrauchen konnte und auch nicht das, was wir uns für ihn gewünscht hatten.

Wir leiteten dann in Absprache mit dem Tierarzt eine Kortisonbehandlung mit Prednisolontabletten ein, versuchten die Haltung – so weit es bei dem Wetter möglich war – zu optimieren, aber uns waren diesbezüglich leider wirklich die Hände gebunden. Es war schon im November des Vorjahres eigentlich klar, dass die Box auf der Stallgasse mit lauter Strohboxen für ihn nicht wirklich eine Option war und wir hatten mit den Stallbesitzern zusammen beschlossen, eine Containerbox auf dem Hof aufzustellen, die weit weg von Stroh und Heu war. Die Baumaßnahmen für diese Box wurden auch schon vor Weihnachten aufgenommen, doch dann kam der Frost. Und blieb eben bis in den März hinein. Den Winter verbrachten wir dann also vor allem darauf wartend, dass Tauwetter einsetzte und seine Box fertig gestellt werden konnte. Wir versuchten, mit Kortison und leichter Bewegung diese Zeit zu überbrücken, aber gut ging es dem Zausel in dieser Phase nicht.

Die Boxen konnten dann sogar schon aufgestellt werden, aber aufgrund des Frosts konnte die Tränke nicht angeschlossen werden, so dass der Zausel dann erst gegen Anfang April umziehen konnte.

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Mit dem Umzug in die staubfreie Box besserte sich sein Zustand und wir fingen langsam an, das Kortison auszuschleichen. In dieser Zeit hatte er mal sehr gute Phasen, mal wieder schlechtere. Ich glaube, dass ihm das Kortison in dieser Zeit ganz schön zu schaffen machte.

Eine Freundin hat den Zausel dann ein bisschen beritten und mir reiterlich sehr geholfen, ihn wieder in Schwung zu bringen. Er machte gute Fortschritte und wir fingen langsam an, Pläne für die Zukunft zu schmieden.

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Wenn ich aber über die Jahre eins gelernt habe, dann dass der Zausel es nicht mag, wenn man anfängt, Pläne für ihn zu schmieden. Das ist so ziemlich sicher der Zeitpunkt, wo er dringend mal wieder einen gelben Schein einreichen muss. Und so war es auch in diesem Fall: Nach einer guten Phase folgte eine schlechte – warum diese Phasen so kommen und gehen, haben wir nie wirklich ergründen können.

Weil wir den Organismus nicht wieder mit so viel Kortison belasten wollten, haben wir begonnen, das Kortison zu inhalieren, statt es systemisch über Tabletten zu geben. Den Sommer über schwankten wir irgendwo zwischen besseren und schlechteren Phasen, mal war er nicht so gut drauf, mal sprühte er nur so vor Energie.

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Wenn ich nicht reiten konnte, habe ich relativ viel longiert und weil uns das bald beiden zu langweilig wurde, haben wir auch ein bisschen Quatsch gemacht und der Zausel lernte in dieser Zeit das Kompliment sowie Steigen auf Kommando.

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Geritten sind wir auch ein bisschen, aber so richtig in Form kam er nicht. Ich finde, auf diesen Bildern sieht man ganz gut, dass sie aus einer nicht so guten Phase stammen, wenn man sich dazu im Vergleich die Bilder mit der Kandare aus dem April ansieht. Er lief zwar okay, aber spanniger und mit weniger Ausdruck.

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Gegen Ende des Sommers eröffnete uns dann der Stallbesitzer, dass er weitere Containerboxen aufstellen wollte: Zwei weitere neben dem Heim des Zausels und vier gegenüber, verbunden mit einem Dach darüber, so dass eine Art Stallgasse entstehen sollte. Während das Nachbarpferd des Zausel ebenfalls auf Spänen stehen musste, wollte er den neuen Einstellern die Einstreu freistellen und diese bestanden dann auf Stroh als Einstreu. Damit war die ursprünglich als Allergikerbox aufgestellte Behausung des Zausels als solche nicht mehr tragbar und wir mussten uns etwas Neues suchen.
Einen Stall bzw. eine Box ohne staubige Einstreu zu finden, gestaltete sich als außerordentlich schwierig: selbst die meisten Offenställe streuten ihre Liegeflächen mit Stroh ein.

Schließlich wurden wir in einer sehr netten kleinen Haltergemeinschaft fündig, in der zu unserem großen Glück noch ein Platz für einen Wallach frei war. Es gab dort sehr großzügige Weiden für jeweils eine Stuten- und eine Wallachgruppe, einen Unterstand, eine kleine Sattelkammer und ein bisschen Licht durch eine kleine Solaranlage auf dem Dach des Unterstandes. Viel Komfort konnte der Stall für den Reiter nicht bieten. Dafür war es aber für den Zausel der perfekte Platz: Kein Stroh weit und breit, es wurde Heulage gefüttert, 24/7 frische Luft und Bewegung. Auch wenn dies für mich eine riesen Umstellung bedeutete, entschlossen wir uns, den Zausel dort so schnell wie möglich unterzubringen – wohl auch, weil wir kaum eine Alternative hatten. So zog der Zausel im September um in den Offenstall.

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Zum Stall gehörte ein auf der Weide abgesteckter Reitplatz, der aber leider nur sehr eingeschränkt zu Bereiten war. Direkt gegenüber des Stalls befand sich aber eine Reitanlage, deren Platz  und Halle wir nutzen durften.

Leider passte des Zausel’s Sattel nicht mehr so wirklich und wir hatten im alten Stall immer den Sattel von der Freundin, die ihn auch beritt und mir etwas Unterricht gab, geliehen. Nun brauchten wir schnellen Ersatz und ich bin übergangsweise mit einem baumlosen Sattel geritten.

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Es wurde Herbst und wir gewöhnten uns ganz gut ein und waren am Anfang auch noch schwer motiviert, weiter sportlich zu reiten. Meine Freundin erklärte sich bereit, zum Unterricht zu kommen, was auf der Anlage gegenüber auch so abgesprochen war – allerdings wurde es dann doch alles komplizierter, als wir anfangs angenommen hatten.

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Den ersten Eklat gab es, als meine Freundin Yvi mich besuchen kam und den Zausel in der Halle ritt. Ich musste mir eine wirklich gehörige Standpauke abholen, was mir einfallen würde, fremde Menschen mit auf die Anlage zu nehmen – ausschließlich ich hätte die Erlaubnis, den Zausel dort zu reiten, niemand sonst.

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Das Verhältnis zur Anlage gegenüber wurde über die Zeit immer angespannter und ich versuchte, mich dort so unsichtbar wie möglich zu machen. Dadurch, dass der Zausel ohnehin den ganzen Tag Bewegung hatte, habe ich das Reiten etwas entspannter angehen lassen und ihm (und mir) immer wieder Pausen gegönnt. Unterricht bin ich letztlich kaum geritten, weil das immer ein ewiges Bitten und Betteln erforderte, damit wir die Erlaubnis bekamen, die Anlage dazu nutzen zu dürfen.

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Und so kam dann auch schon wieder der Winter, in dem wir wieder viel Quatsch machten und der Zausel auch mal zum Schlitten ziehen bzw. Snowboardjöring herhalten musste.

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Gesundheitlich ging es ihm im Offenstall leider nicht so gut, wie wir gehofft hatten. Zwar schien er mit der Lunge keine Probleme zu haben, aber irgendwie war er schlecht beieinander, war matt und lurig, faul und steif. Auch das war einer der Gründe, warum ich wenig ritt. Ein paar Mal war der Tierarzt da, aber der hatte irgendwie auch keine so richtige Idee.

So endete das Jahr 2010 dann auch eher durchwachsen, was des Zausels Gesundheit anging. Dafür brachte uns diese Zeit in kleinen Schritten zu einer gänzlich neuen Haltungsform. So sehr ich mich auch einschränken musste, hatte ich trotzdem das Gefühl, mein Pferd endlich vernünftig untergebracht zu haben. Jeden Tag, wenn ich ihn in seiner Herde auf der Weide stehen sah, ging mir das Herz auf und es stellte sich einfach eine tiefe Zufriedenheit bei diesem Anblick ein, auch wenn das Pferd nur sehr eingeschränkt nutzbar war und ich mir das ursprünglich alles irgendwie ganz anders vorgestellt hatte.

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29 Jahre alt, aus Hamburg, Reiterin und Fotografin mit Hannoveranerwallach Zausel und Oldenburger Stute Sam Instagram @zauselundseinefrau

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