Oft werde ich gefragt, wie ich meinen Hund so gut als Stallbegleiter ausgebildet habe. Meistens antworte ich darauf nur: „Mit ganz viel Konsequenz“.
Wenn ich mir aber gezielt darüber Gedanken mache, fängt die Ausbildung schon im Alltag an und am einfachsten ist es natürlich, wenn man seinen Hund vom Welpenalter an hat und ihn in der Prägephase an den Stall und die Pferde gewöhnen kann.
So war es auch bei mir. Ich habe Cassy mit 16 Wochen von der Züchterin bekommen und sie war bereits am zweiten Tag mit im Stall. Zunächst war sie schüchtern und wusste nicht so richtig, was diese großen Ungeheuer von ihr wollten, aber das Misstrauen verschwand schnell.
Ich habe sie immer und ständig mit eingebunden. Das ging auch ganz gut, denn ich führe meinen Hund hauptsächlich auf links und führe das Pferd mit rechts. Ich habe also mit kleinen Spaziergängen zu dritt angefangen und hatte für den Notfall immer eine Begleitperson dabei.
Beim Putzen habe ich Cassy immer in sicherem Abstand zum Pferd abgelegt – am Anfang noch angebunden, denn von einem Welpen kann man ja nicht erwarten, dass er still auf seinem Platz liegen bleibt. Dies wurde allerdings stetig aufgebaut: Heute liegt sie unangebunden auf ihrem Platz und wartet, bis sie aufgefordert wird, aufzustehen (von kleinen Ausnahmen mal abgesehen).
Als der Grundgehorsam am Boden vorhanden war, habe ich mit Hilfe einer Begleitperson angefangen, den Hund vom Pferd aus zu trainieren. Für Cassy war es am Anfang schwer, die richtige Position beim „bei Fuß laufen“ zu finden. Sie orientierte sich immer am Pferdekopf und nicht an meiner Schenkellage. Das habe ich dann versucht, mit einer Leine zu korrigieren und es so auch ganz gut in den Griff gekriegt. Das geht natürlich nur mit einem Pferd, auf das man sich verlassen kann oder einer Begleitung, die im richtigen Moment die Leine schnappt.
Den ersten kleinen Ausritten stand also nichts mehr im Wege. Dadurch, dass ich ein Pony reite, habe ich auch keinerlei Probleme, den Hund an Gefahrenstellen anzuleinen. Das habe ich anfangs immer vor dem Passieren einer Straße gemacht. Heute brauche ich das nicht mehr, da ich mich zu hundert Prozent auf Cassy verlassen kann.
Ein großes Problem, von dem mir viele Reiter berichten, ist, dass sie nicht wissen, was sie mit ihrem Hund machen sollen, wenn sie auf dem Platz oder in der Halle arbeiten.
Bei den richtigen Temperaturen habe ich Cassy anfangs im Auto gelassen. Das war für sie ein Ort, an dem sie sich sicher fühlte und auch in Ruhe abwarten konnte, bis ich sie wieder herausholte. An richtig kalten oder lauwarmen Tagen ist das allerdings nicht möglich. Also habe ich angefangen, sie auf die Box von meinem Pony zu konditionieren. Zuerst durfte sie immer beim Misten mit hinein und hat dann immer eine leckere Kaustange o.ä. bekommen, später gab es dann Suchspiele in der Box. Erst stand ich daneben, dann habe ich die Box von meinem anderen Pferd gemistet, mein Sattelzeug vorbereitet, es also Stück für Stück aufgebaut. Noch heute verstecke ich Leckerlis in der Box, bevor ich reite und das klappt eigentlich auch super gut. Dann und wann macht sie sich bemerkbar – meistens wenn sie mich oder Freunde, die sie sehr gerne mag, hört.
Die Variante am Reitplatz habe ich auch ausdauernd geübt. Das Anbinden hat überhaupt nicht geklappt. Da jault Cassy sehr laut und anhaltend und schmeißt sich oft in die Leine. Sobald die Leine ab ist und ich sie auf ihrem Platz ablege, ist sie ruhig, robbt aber dann und wann mal auf den Hufschlag und möchte gerne daran erinnert werden, dass sie doch eigentlich außerhalb des Platzes zu liegen hat.
Neben den langen Ausritten ist es natürlich auch immer wieder schön, wenn der Hund einem hilft. Fällt mir aus meiner sehr überladenen Putztasche etwas raus, hebt Cassy es auf und bringt es mir hinterher. Die Idee kam mir, als sie nach einem langen Reittag doch sehr gelangweilt vom Warten war: Den Hund mit einbeziehen, also eine Art sinnvolle Beschäftigungstherapie! Angefangen haben wir mit einfachen Dingen wie Gamaschen tragen. Mittlerweile geht das auch mit Longen, Peitschen oder ähnlich sperrigen Dingen. Im Alltag bringt sie mir gerne die Bandagierunterlagen oder unseren Lammfellsattelgurt!
Besonders praktisch ist so eine Stallhilfe auf vier Pfoten aber an einem Reitplatz ohne Ablage. Da schmeiße ich meine Jacke meistens auf den Fußboden und bin nach der Reiteinheit zu faul, um abzusteigen und sie aufzuheben. Kein Problem aber mit meinem Hund: Der bringt mir auch eine Jacke, die hinterher zwar etwas sandig ist, aber immerhin musste ich nicht absteigen!
Als Schlusswort kann ich sagen, dass es viel Geduld braucht und natürlich ein bisschen Kreativität und Spaß, dem Hund etwas beizubringen. Viele denken sich jetzt vielleicht „Na mit einem Australian Shepherd ist sowas ja auch kein Problem“. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass man selbst einer Französischen Bulldogge die Stallarbeit näher bringen kann! Probiert es doch einfach selbst aus und schreibt mir gern eure Erfahrungen als Kommentar unter diesen Beitrag. Vielleicht habt ihr auch Fragen, wie ihr eine Übung gezielt aufbauen könnt. Diese dürft ihr mir natürlich sehr gern stellen!
4 Kommentare