Zu Weihnachten lag für meine Mutter und mich unterm Weihnachtsbaum je eine Karte für Apassionata – Die goldene Spur. Am Samstag Abend waren wir dann in der Show in Hamburg in der O2 World.
Wenn ich ehrlich sein soll, hatte ich nicht zu große Erwartungen an die Show. Ich war vor ungefähr acht Jahren schon mal bei einer Apassionata Show und war damals nicht wirklich überzeugt. Aber in acht Jahren kann sich ja auch viel ändern und ich hatte mir fest vorgenommen, unvoreingenommen zur Show zu gehen und mich hoffentlich positiv überraschen zu lassen.
Die Show wurde mit einer einleitenden Geschichte begonnen, die den Zuschauer durch das ganze Programm führen sollte. Die Figur Pierre lebt in einem kleinen französischen Städtchen und entdeckt dort in einem Museum das Portrait der schönen Madelaine, die verschwunden ist. Beim Betrachten des Bildes rinnt der schönen Madelaine eine Träne aus dem Auge und zieht eine goldene Spur über ihr Kleid. Die Spur verbreitet sich im ganzen Museum und soll den Zuschauer durch die verschiedenen Showacts führen. Die Geschichte hat irgendwie etwas von „Nachts im Museum“, aber die Zusammenhänge zwischen den Showbildern erschließen sich dem Zuschauer nicht immer. Zum einen hat sich mir die Geschichte als solche nicht wirklich erschlossen, zum anderen fand ich die Showacts unglücklich in die Geschichte eingebettet. Als Beispiel sei da die Feuerschow der spanischen Equipe genannt, bei der Polarlichter und Eisberge an die Leinwand gestrahlt wurden.
Da das Herz der Show aber natürlich die einzelnen Ritte und Auftritte sind, spielt die etwas verwirrende Rahmengeschichte letztlich keine so entscheidende Rolle und ist ja ohnehin nur als nettes Beiwerk gedacht.
Wer ein Fan der barocken Rassen ist und den ein oder anderen imposanten oder auch besonders niedlichen Exoten mag, ist in der Show auf jeden Fall richtig aufgehoben. Neben Andalusiern und Lusitanos sind natürlich auch die Friesen fester Bestandteil der Show. Außerdem gibt es ein Kaltblut, ein Shirehorse, Shetlandponies, Araber und ein Quarterhorse. Und zwei Esel, die durch ihre lustigen Auftritte für einige Lacher gesorgt haben. Es sind allesamt sehr schöne und imposante Pferde, die natürlich auch aufwendig herausgeputzt, mit Glitzer bestäubt und mit ausgefallenen Zaumzeugen und Sätteln ausgestattet sind. Fürs Auge werden also in der Show reichlich Schmankerl geboten.
Die einzelnen Showelemente sind deutlich von Dressurlektionen geprägt, mehrere Quadrillen und Pas de deux werden gezeigt, Langzügelarbeit, Schulsprünge, außerdem auch Zirkuslektionen und Freiheitsdressur. Sehr beeindruckt haben mich die Stuntreiter, die in atemberaubendem Tempo vom Pferd runter und wieder rauf springen, sich unter dem Pferd durchhangeln (auch wenn das erst beim zweiten Versuch klappte) und sich in vollem Galopp seitlich vom Pferd hängen lassen. Man ist ein bisschen geneigt, die Hände vors Gesicht zu schlagen und nur zwischen den Fingern durchzuluschern, weil man sich kaum vorstellen kann, dass die waghalsigen Manöver gut gehen. Ein Highlight der Show war auch die ungarische Post mit sechs Pferden, die allesamt der Reihe nach über eine Stange sprangen und durch einen Slalom manövriert wurden. Unglaublich, wie man auf zwei Pferden stehend noch vier weitere lenken und kontrollieren kann. Gut gefallen hat mir auch das Showbild der Feuerhüter, auch wenn die dazu gezeigten Polarlichter irgendwie nicht so wirklich passen wollten. Aber die Arbeit mit der langen Lanze ist immer wieder beeindruckend und mir persönlich gefällt dieser etwas griffigere Typ Pferd unheimlich gut. Ein echtes Raunen haben auch die steigenden Pferde hervorgerufen, die auf den Hinterbeinen mit Reiter auf dem Rücken durch die ganze Arena gelaufen sind. Wahnsinn, was muss das für ein Balance- und Kraftakt für die Pferde sein?
Die Freiheitsdressur war ein weiteres Highlight in der Show und im Vergleich zu den mitunter doch etwas spannigen und wahlweise gestrampelten oder getrippelten Darbietungen zum Thema Dressur eine schöne Abwechslung. Vor allem der vertrauensvoll über den Rücken des anderen gelehnte Kopf rief viele „Awwwws“ im Publikum hervor. Beim ersten Demonstrieren dieses freundschaftlichen Bildes unter den Pferden ist mir auch ein Laut der Entzückung entrückt, als dann allerdings alle Pferde diese Pose einnahmen, hatte das ganze für mich ein wenig zu sehr mit (Pudel)Dressur und eher weniger mit Freiheit zu tun. Aber gut, das mag auch ein bisschen kleinlich sein. Leider war der Friese, der in diesem Showbild mitlief, deutlich lahm. Sowas ist natürlich sehr schade. Jeder Reiter weiß, dass ein Pferd auch mal von einem Tag auf den anderen plötzlich lahm gehen kann. Sogar beim Aufwärmen kann es noch klar laufen und wenige Minuten später ist es dann plötzlich lahm. Das kann immer passieren, aber für alle tierischen Darsteller kann nicht das Motto „The show must go on“ gelten. Ein lahmes Pferd gehört nicht in die Arena und tritt die Lahmheit plötzlich auf, muss das Pferd eben während der Show aus der Arena gebracht werden. Auch ein Rappe der sowohl einzeln als auch in einem Pas de deux mitlief, zeigte deutliche Unklarheiten in den Seitengängen. Bei jeder sportlichen Veranstaltung wäre das Paar abgeklingelt worden, hier gab es großen Applaus aus dem Publikum. Schade.
Insgesamt fand ich es eine gelungene Show mit einigen Wow-Momenten, schönen Pferden, tollen Lichteffekten und gutem Unterhaltungswert. Für Pferdefans sicherlich ein Highlight, aktive Dressurreiter müssen über die ein oder andere nicht ganz saubere Lektion und das Getrippel bzw. Gestrampel etwas hinweg sehen. Wer gern ein paar Westernelemente sehen möchte, kommt eher nicht auf seine Kosten, die kleine Einlage eines Quarterhorses geht leider etwas unter und ist nicht besonders spektakulär. Den Preis finde ich ganz schön happig und würde mir selbst keine Karte kaufen, aber als Geschenk ist es auf jeden Fall ein schöner Abend. Allerdings müsste ich jetzt nicht zur nächsten Show wieder hin, das Repertoire einer solchen Show ist ja doch irgendwie begrenzt und man kann einem Pferd nunmal keinen Rückwärtssalto beibringen. Die Kostüme und die Rahmengeschichte ändern sich, bei den Showacts wird aber das Rad nicht neu erfunden.
Ganz besonders beeindruckt hat mich die unglaubliche Gelassenheit der Showpferde. Das sind wirklich ein paar saucoole Typen, die da die Arena betreten. Aufwändige Bühnenbilder, tolle Lichteffekte, Publikum und Tänzer, kein normales Pferd würde auch nur die Arena betreten, geschweige denn da völlig frei sein Showprogramm durchziehen. Die Pferde zu solchen gelassenen Rampensäuen auszubilden ist glaube ich die eigentliche Meisterleistung, die hinter so einer Show steckt.
Ein paar Impressionen aus der Show habe ich euch in diesem kleinen Video zusammen geschnitten.