Haltung, Lifestyle, Pferde
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HILFE MEIN PFERD STIRBT – ach, war nur ne Fliege…

Fast jeder Pferdebesitzer kennt es: Man übernimmt Verantwortung für ein Lebewesen und mit der Verantwortung kommt ein ganzes Paket an Aufgaben rund um die Lebenserhaltung des werten Vierbeiners. Das Kümmern macht uns allen Spaß, sonst würden wir den Reitsport nicht schon seit Jahren betreiben. Aber was passiert, wenn man anfängt, sich zu viele Gedanken und Sorgen um das Pferd zu machen?

Dass man sich zu viele Sorgen macht, kann natürlich aus einem früheren Erlebnis resultieren wie z.B. einer schlimmen Kolik, wegen der das Handy nachts klingelte. Danach stellt man das Handy so schnell nicht mehr lautlos und wenn es dann mal früh morgens klingeln sollte, ist ein großer Schreck gewiss.

Aber wieso gehen wir immer gleich vom Schlimmsten aus? Warum zerbrechen wir uns abends im Bett über Dinge den Kopf, die in diesem Moment sowieso nicht zu ändern sind? Kennt ihr das? Ihr geht im Kopf schon alle Szenarien durch, die passieren könnten, bevor überhaupt irgendetwas passiert ist. Wäre es nicht vielleicht besser, einfach abzuwarten, bevor man sich überhaupt auf diesen innerlichen Stress einlässt? Dass das Pferd nach dem Reiten schief guckt, muss schließlich nicht heißen, dass es in der kommenden Nacht an einer Kolik eingeht und auch ein ruhendes Hinterbein muss nicht gleich ein Anzeichen für eine komplizierte Fraktur sein.

Sich Sorgen zu machen ist im Grunde nicht negativ zu betrachten. Unsere Sorgen können uns helfen, Gefahren zu vermeiden. In dem Fall stellen sich vorherige Sorgen als sinnvolle Vorsorge heraus. Anders ist es bei Sorgen um Dinge, die wir sowieso nicht beeinflussen können. Zum Beispiel, ob das Pferd sich am nächsten Tag überlegt, sich von seinem Weidepartner treten zu lassen und den Tierarzt sehen zu wollen. Sich darum bereits vorher zu sorgen, kostet nur unnötige Energie. Sich Sorgen zu machen, kann sogar zur Gewohnheit werden, wenn man permanent das Gefühl hat, keine Kontrolle über die Gefahrensituation zu haben.

Habt ihr aber auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass sich zu viele Sorgen zu machen auch negative Auswirkungen haben kann? Die Sorgen verändern unser Verhalten, wir werden ängstlich, wollen jede Gefahr vermeiden und Entscheidungen werden aufgrund all der Ängste immer schwieriger und komplizierter. Wenn man ein Pferd mit Lahmheitsvorgeschichte hat, fällt es einem sicherlich schwer, dieses bei jedem Wetter aufs Paddock zu stellen. Aber hilft es den Beinen wirklich, wenn das Pferd wegen Frost wochenlang in der Box herumsteht und dann beim ersten Freigang erstmal so richtig losbockt vor Freude? In solchen Fragen kann das sorgengesteuerte Verhalten zur selbsterfüllenden Prophezeiung führen. Der Sorgenmacher fühlt sich in seiner Angst bestätigt und macht sich in Zukunft nur noch mehr Gedanken…

Was kann man also tun, um das Gedankenkarussel zu beruhigen? Oft hilft es, mit Unbeteiligten darüber zu sprechen. Die Sorgen bei dem Freund, der besten Freundin oder auch der Mutter abzuladen und sich von denen auch mal auf die Finger hauen zu lassen, wenn man sich zu sehr verrückt macht, kann sehr hilfreich sein. Ich habe außerdem ein paar Gedanken/Tips notiert, die mir persönlich in solchen Situationen helfen:

  • Es ist in Ordnung, dass die Sorgen da sind. Jedoch kann ich selbst steuern, wie viel Raum ich ihnen gebe.
  • Innerlich „Stopp“ sagen. Oder auch mal laut in die Hände klatschen. Noch besser: Laut „Stopp“ schreien (natürlich nur, wenn man nicht gerade im Großraumbüro sitzt).
  • Einen Stuhl im Haus als „Gedanken-Stuhl“ fest machen. Sobald ich hier sitze, lasse ich meinen Sorgen freien Raum. Stehe ich auf, lasse ich diese Sorgen dort.
  • Gleiches Prinzip mit dem „Gedanken-Buch“. Gedanken aufschreiben, Buch zuklappen und die Gedanken somit ablegen.
  • Überlegen, in welchen Situationen man sich bereits fürchterliche Gedanken gemacht hat, die aber am Ende doch gut ausgegangen sind. Das gibt Mut!
  • Ablenkung, insbesondere durch körperliche Anstrengung. Abends eine Runde Joggen gehen, danach heiß duschen und mit einer warmen Milch mit Honig ins Bett gehen – so sind Sorgen schnell für den restlichen Abend vergessen.
  • Wen die Sorgen nicht schlafen lassen, weil sie ununterbrochen im Kopf kreisen: Ein Hörbuch aufs Handy laden und zum Einschlafen der Geschichte lauschen. Das verdrängt Sorgen und Kummer und funktioniert noch besser als Schäfchen zählen.
  • Studien haben ergeben, dass rund 90 % der Sorgen, die wir uns vor größeren Entscheidungen machen, völlig unbegründet sind und als eines der vielen Worst-Case-Szenarien, die wir uns so ausmalen, gar nicht eintreten. Man kann einen Großteil der Sorgen also getrost vergessen, sie treten ohnehin nicht ein und rauben und nur Kraft und Energie für wichtige Dinge. Gut zu wissen, oder?

Natürlich sind diese Methoden nicht nur auf „Pferdesorgen“ anwendbar, sondern auch auf alle anderen Lebensbereiche.

Manchmal ist das Loslassen der Gedanken allerdings nicht ganz leicht. Besonders wenn man vom Stall zurück nach Hause fährt und ein paar Minuten Zeit zum Grübeln hat. Hier versuche ich noch im Auto meine Gedanken zu sortieren und dann, mit Zuschlagen der Autotür als symbolisches Zeichen, diese Sorgen zu vergessen und noch einen schönen restlichen Abend zu Hause zu verbringen. Als Fazit gibt es wohl nur noch zu sagen: Es gibt immer einen Weg. Egal wie, es gibt einen. Das haben uns schon so viele Situationen in unserem Leben gezeigt und kleinere „Katastrophen“ sind kein Grund, den Kopf gänzlich in den Sand zu stecken.

 

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