Einen eigenen Hund mit dem Job zu vereinen stellt für viele Berufstätige eine große Herausforderung dar. Nicht jeder Arbeitnehmer hat die Möglichkeit, seinen Hund mit ins Büro zu nehmen. Ebenso können die wenigsten Hundehalter eine Halbtagsstelle des Hundes wegen annehmen, denn ein Hund und auch das eigene Leben müssen ja irgendwie finanziert werden.
Aber sollte man dann erst im Rentenalter einen eigenen Hund halten dürfen?
Vor etwa drei Jahren habe ich mir diese und andere Fragen immer und immer wieder gestellt. Ich habe etliche Überlegungen für dutzende Szenarien durchgekaut und blieb immer wieder an der Frage hängen:
Passt ein Hund wirklich in mein Leben?
Seit nunmehr zwei Jahren bin ich stolze Besitzerin des quirligen Kleinspitzrüdens „Ewok“. Und ja, ein Hund passt auch in das Leben einer Berufstätigen!
„Ewok“ zog bei mir ein, als ich mich noch im letzten Jahr meines dualen Studiums befand. Ich hatte den Zeitpunkt damals bewusst ausgewählt, da ich mir meine Zeit etwas freier einteilen konnte und zu Beginn einige Wochen frei hatte, damit der kleine Welpe und ich uns aneinander gewöhnen konnten.
Ich arbeite mindestens 40 Stunden die Woche und zu der Arbeitszeit kommt noch die Fahrzeit zur Arbeitsstätte hinzu. Diese kann in einer Großstadt gerne mal etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Bei mir kommt daher eine tägliche Fahrzeit von etwa eineinhalb Stunden hinzu. Ich bin also gute 10 Stunden am Tag aus dem Haus.
Einige von euch werden jetzt sicherlich aufschreien: „Die wird ja wohl nicht ihren Hund die ganze Zeit alleine Zuhause lassen!?“ Nein, diese „Option“ kam für mich zu keiner Zeit in Frage bzw. stellt für mich gar keine Option dar.
Für mich war von vornherein klar, dass ich meinen Hund nicht den ganzen Tag alleine lassen möchte. Ich bin der Meinung, dass dies gegenüber dem Tier nicht fair wäre. So hängen Hunde als Rudeltiere extrem an ihren Herrchen und Frauchen, eben an ihrem Rudel und langes Alleinsein bedeutet für viele Hunde, dass sie Verlassensängsten und großem Stress ausgesetzt sind.
Natürlich kann man das Alleinsein üben, trainieren und ganz langsam aufbauen, damit die Hunde wissen, „ihr Rudel“ kommt nach einiger Zeit zurück. Dies finde ich auch wichtig, denn ansonsten muss der Hund immer dabei sein oder irgendwo untergebracht werden und der schon der kurze Gang zum Supermarkt stellt den Hundehalter vor eine Herausforderung.
Ich persönlich habe mir eine Grenze von maximal drei bis vier Stunden gesetzt und vertrete die Ansicht, dass kein Hund länger als vier bis sechs Stunden alleine bleiben sollte. Dies ist grundsätzlich ein großes Thema, zu dem es auch andere Ansichten gibt und ich denke, hier muss sich jeder Hundebesitzer selber entscheiden und ehrlich überlegen, was wirklich fair für seinen Hund ist.
Da ich nun strikt gegen ein langes Alleinsein bin und Ewok nicht mit ins Büro darf, musste eine andere Lösung her. Ewok geht jeden Tag, an dem mein Freund ebenfalls zur Uni oder zur Arbeit muss, in einen „Hundekindergarten“.
Es gibt verschiedene Hundekindergärten mit unterschiedliche Konzepten. Ewoks Hundekindergarten ist so aufgebaut, dass wir ihn morgens bzw. vormittags dort hinbringen und Ewok dann seinen Tag dort verbringen darf, bis ich ihn nach der Arbeit ausgelastet und zufrieden wieder abhole. Die Betreiber des Hundekindergartens haben in ihrem Wohnhaus zwei extra Räume für die „Tageshunde“, in denen es Körbchen, Decken und Spielzeug gibt. Hier können die Hunde sich ausruhen und mal ein Stündchen schlafen. Im Außenbereich gibt es einen riesigen, eingezäunten Garten bzw. eine weitläufige Wiese, auf der sich die Hunde draußen frei bewegen und spielen oder toben können. Grundsätzlich ist die Betreiberin des Hundekindergartens immer dabei und geht auch mal ein paar Stunden mit nach draußen, wenn die Hunde Tobezeit haben.
Zuvor war Ewok aber auch schon mal in einem Hundekindergarten mit einem anderen Konzept. Dort war ununterbrochen mindestens eine „Aufsichtsperson“ anwesend und es wurde in kleinen Hundegruppen von maximal vier Hunden spazieren gegangen.
Wir können mit beiden Lösung sehr gut leben. Beide Konzepte haben ihre Vor- und Nachteile. So gab es in dem Hundekindergarten zuvor mehr „persönliche“ Betreuung und mehr Kontakt zum Menschen wodurch erzieherisch deutlicher Grenzen gesetzt werden konnten. Im jetzigen Hundekindergarten gibt es hingegen mehr Platz zum Toben und Spielen. Die Hunde haben hier mehr Gelegenheiten sich selbständig auszulasten. Welches Konzept besser zu Hund und Besitzer passt, sollte man am besten einfach mal ausprobieren und schauen wo die Chemie am Besten stimmt. Schließlich gehört eine ordentliche Portion Vertrauen dazu, wenn man sein geliebtes Haustier in fremde Hände gibt.
Eine regelmäßige Hundebetreuung bedeutete allerdings auch einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand, dies sollte man nicht außer Acht lassen und idealerweise schon vor dem Einzug des neuen Hundes einplanen. Wenn ich jedoch bedenke, wie viel Freude ich mit Ewok habe, ist es mir das Geld allemal wert. Ich weiß, dass mein Hund beaufsichtigt wird, keinen Stress durchs Alleinsein hat und immer, wenn ich ihn abhole, ist er ausgelastet und zufrieden. Zusätzlich nehme ich mir selbst den Stress, immer daran denken zu müssen, dass der Hund ständig alleine zu Hause verweilen muss.
Grundsätzlich nehme ich Ewok aber, abgesehen von der Arbeit, überall mit hin, so dass er immer mit von der Partie ist. Natürlich gibt es aber auch Freizeitgestaltungen, wo der Hund unerwünscht ist. Daher versuche ich Aktivitäten wie ins Kino oder feiern gehen nicht all zu oft zu machen. Dies stört mich aber nicht und ich muss nicht bewusst auf etwas verzichten.
Anders sieht es natürlich bei besonderen Anlässen aus. Was passiert mit einem Hund bei Krankheit, Urlaub, großen Feierlichkeiten? Auch hier handhabe ich es so, dass mein Hund dabei ist, wenn es möglich und nicht zu stressig für ihn ist.
Wenn ich mal wieder mit einer dicken Erkältung im Bett liege, kommt Ewok auch mit ein paar kleinen Gassirunden über den Tag zurecht. Ein bisschen frische Luft und Bewegung tut mir da ohnehin oft ganz gut.
Bin ich aber mal zu einer Hochzeit eingeladen oder plane eine große Fernreise, dann habe ich das Glück, dass meine Eltern oder auch Freunde sehr gerne eine Nacht oder auch mal etwas länger auf meinen freundlichen kleinen Hund aufpassen.
Schlussfolgernd kann ich also sagen, Ewok in mein Leben aufzunehmen war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Trotz der vielen Organisation und Planung bereichert Ewok mein Leben enorm und macht mich einfach nur glücklich!