Alle zwei Jahre fallen in den Hamburger Messehallen im April Tausende pferdebegeisterte Menschen ein und schieben sich durch die Gänge der Hansepferd.
Das Who ist Who der Branche zeigt, was es alles rund zum Thema Pferd zu kaufen gibt und die kaufwilligen Besucher schleppen tütenweise Schabracken, Gamaschen, Leckerlies, Reithosen und Gerten (wirklich, Gerten waren dieses Jahr offenbar DER Renner, in beinahe jeder Tüte steckte so ein Ding, vielleicht wurden die auch irgendwo verschenkt?!) aus den Hallen.
Natürlich geht es auf der Hansepferd nicht nur ums Kaufen. In den thematisch ausgerichteten Hallen gibt es eine Vielzahl an Vorträgen und Vorführungen zu allen Bereichen Rund um den Pferdesport. Aber auch hier: Zuchtverbände stellen ihre Rassen vor, in den aufgestellten Boxen nebenan eine kleine Auswahl an Verkaufspferden, dazu jede Menge Flyer von Deckhengsten und Züchtern, Ausbilder zeigen im Ausbildungsring ihre Methoden und verweisen auf das neue Buch oder die neue DVD, die am Stand in Halle XY käuflich zu erwerben ist. Vorträge über Gesundheitsthemen enden mit einer Empfehlung über Produkt XY, ebenfalls in Halle Sowieso am Stand erhältlich, mit Messerabatt natürlich.
Die Hansepferd ist alle zwei Jahre wieder vor allem eins: Eine Verkaufsveranstaltung. Und das ist ja nichts schlechtes, schließlich kommen tausende Menschen genau deswegen auf die Messe. Auf der Suche nach dem super Schnäppchen, der 37. Schabracke, außerdem bräuchte man eh noch eine Tüte Leckerlies, ein neues Halfter, vielleicht noch eine Fliegendecke, Weidesaison geht ja bald wieder los.
Ich war letzte Woche Freitag dort und hatte auch ein paar Dinge auf meiner Liste, die ich gerne gekauft hätte. Vor allem aber war ich da, um mich nach einer neuen Heuraufe umzusehen und mal zu schauen, was es so im Bereich Haltung Neues gibt. Vielleicht habe ich zu viel erwartet, aber irgendwie war ich enttäuscht.
Ich mag die Hansepferd, ich mag den Geruch von frischen Sägespänen, Pferden und Lederwaren, der in der Luft liegt, die vielen verschiedenen Pferde, Reitersleute, die bunte Mischung und irgendwie immer wieder das Gefühl, noch mal kleines Pferdemädchen zu sein, staunend vor den Boxen zu stehen, mal einem echten Friesen oder einem Kaltblut die Nase streicheln zu können, die vielen Vorstellungen und Showacts zu bestaunen. Und man trifft ja doch immer mehr Leute, als man meinen würde, läuft auch Leuten über den Weg, die man lange nicht gesehen hat, zwischen Stellwänden voller Halfter und Trensen kommt es zum ein oder anderen Plausch. Schön ist das alles!
Dennoch war ich dieses Jahr irgendwie ein bisschen desillusioniert. Vielleicht, weil ich kein kleines Pferdemädchen mehr bin und mir eine Friesennase nicht mehr einen ganzen Nachmittag versüßen kann. Vielleicht auch weil ich eine Mission hatte, die ein bisschen spezieller war als nur eine schicke neue Trense zu erstehen. Für meine Heuraufe hatte ich gewisse Vorstellungen.
Es sollte etwas wirklich praktisches und durchdachtes sein. Mit dem, was man so im normalen Landhandel kaufen kann, war ich nicht ganz zufrieden und wollte daher die Messe nutzen, um mal zu sehen, welche Alternativen der Markt sonst noch so bietet. Verschiedene Produkte ansehen, mich von den Ausstellern beraten lassen. Mein erstes Ziel war also die Halle B6, Haltung und Investitionsgüter. Leider musste ich feststellen, der Markt bietet nicht viel mehr, als das, was der normale Landhandel eben auch anbietet. Einziger Unterschied: 12 verschiedene Anbieter mit mehr oder weniger gleichen Angeboten.
Nun mag meine Vorstellung eben auch eher speziell gewesen sein und der normale Besucher ist wohl auch nicht so interessiert an Heuraufen und ähnlichem.
Trotzdem schlendert man als Besucher durch zahlreiche Variationen von KnastBoxensystemen, Heu- und Kraftfutterautomaten für Boxen, Boxenmatten und Einstreu für Boxenhaltung. Ich weiß, dass hier natürlich Angebot und Nachfrage die Messestände dominieren und ein Großteil der Pferde nunmal in eben dieser Form gehalten wird. Eine Messe trägt aber auch dazu bei, was wir als normal und üblich empfinden. Für viele ist die Haltung in Boxen einfach immer noch so selbstverständlich, dass sie gar keinen Gedanken daran verschwenden, ob es Alternativen gibt. Gleiches gilt auch für die Halle mit den Futtermitteln, in dem die Branche jedem Pferdehalter suggeriert, für jede Rasse, für jedes gesundheitliche Wehwehchen, für jede Nutzung und jede Sparte das passende Futtermittel im Sortiment zu haben. Ansprechend verpackt, mit tollen Fotos und aufwendigem Design bedruckt, schaut man aber mal auf die Inhaltsangaben, kommt man aber schon in Grübeln ob das alles so ins Pferd sollte und was eigentlich aus dem guten alten Hafer geworden ist. Oder die Stände mit Ausrüng für Pferd und Reiter. Es stellt sich nicht mehr die Frage, OB Gamaschen, Decken, Pflegesprays und Hilfmittel sinnvoll eingesetzt werden können, sondern nur noch, in welcher Farbe und ob sie mit oder ohne Strasssteinchen gekauft werden. Meinem subjektiven Empfinden nach überwog auf den meisten Ständen auch eher Masse statt Klasse und das Angebot der Shops unterschied sich kaum.
Viele Dinge haben sich, auch durch die Masse an Angeboten in allen erdenklichen Farben und Formen, als so selbstverständlich etabliert, dass wir vielleicht manchmal vergessen, uns die wirklich wichtigen Fragen zu stellen: Was ist eigentlich wirklich gut für mein Pferd?
Natürlich gibt es auch die Aussteller auf der Messe, die sich diese Frage wirklich stellen und bei denen die Bedürfnisse des Pferdes tatsächlich an erster Stelle stehen. In der Haltungshalle war auch ein schönes Beispiel für eine Gruppenhaltung zu bestaunen und ich habe nach etwas suchen auch meine Heuraufe gefunden (dazu später mehr). Man muss die Augen aber schon gut aufmachen, wenn man nach diesen Ausstellern sucht. Es wäre schön, wenn sich diese Angebote mehr durchsetzten würden und dazu beitragen würden, unser Empfinden von normal und üblich ein bisschen zu wandeln. Es wäre schön, wenn die Bedürfnisse der Pferde ein bisschen mehr im Fokus liegen würden, als der reine Konsum.
Für mich hat sich der Besuch trotzdem gelohnt, weil ich doch noch gefunden habe, was ich gesucht habe: Eine richtig durchdachte und innovative Heuraufe. Außerdem hatte ich die Gelegenheit am Stand von Ceechoach Püppis riesiges Foto zu bestaunen, welches den Messestand schmückte und mal persönlich vorbeizuschauen (Liebe Grüße an dieser Stelle und noch mal vielen Dank für die tolle Zusammenarbeit). Und auch weil ich den Geruch nach frischen Spänen, Pferden und Lederwaren so mag.