Für den Zausel und mich stand letztes Wochenende ein Dressurlehrgang bei uns im Stall an. Bereits im letzten Jahr konnten wir an einem der beiden Tage spontan teilnehmen, weil eine andere Reiterin kurzfristig absagen musste. Über das Jahr bin ich dann immer mal wieder bei der Reitlehrerin und Richterin geritten, so dass sie mich und den Zausel mittlerweile ganz gut kennt.
Die zwei Tage hintereinander sind aber doch noch mal ein bisschen intensiver als unregelmäßig einmal in der Woche Unterricht zu reiten und ich hatte wieder großen Spaß an dem Lehrgang.
Über Weihnachten hatte der Zausel mal wieder eine etwas schlechtere Phase, in der er sich irgendwie sehr bitten ließ und nicht mehr so fleißig und motiviert bei der Sache war. Das zeichnete sich so Mitte Dezember ganz leicht ab, dann kam Weihnachten und Neujahr und damit ein bisschen Trainingspause und als wir im Januar dann wieder richtig loslegen wollten, war uns irgendwie etwas die Leichtigkeit abhanden gekommen.
Er trabte immer etwas steif los, war grade zu Anfang ganz schön triebig und wurde auch während der Arbeit nicht so richtig schön locker. Alles was wir ritten war irgendwie etwas zäh und mühsam und er ließ mich ganz schön arbeiten.
Weil er ja nun eine lange Krankengeschichte hinter sich hat, ist das immer so der Punkt, an dem mich meine Motivation verlässt und ich das Gefühl bekomme, wir schlittern grade mal wieder in die nächste Katastrophe. Außerdem mag ich ihn eben nicht so bitten müssen, weil ich immer Angst habe, ihn zu sehr zu trietzen, obwohl es ihm grade nicht gut geht.
Es ist aber nun mal so, dass man auch als Pferd mal irgendwie nicht so bombenmäßig gut drauf sein kann, ohne dass man gleich wirklich krank sein muss. Es war nasskaltes, ungemütliches Wetter, da darf man schon mal ein bisschen steif werden, gerade wenn man Wind und Wetter ausgesetzt ist. Da gleich die Flinte ins Korn zu schmeißen und gar nichts mehr mit dem Pferd zu machen hilft ja leider auch nicht weiter und über manche Dinge muss man wohl auch einfach mal ein bisschen drüber hinweg trainieren (mit Rücksicht und in angemessenem Umfang natürlich).
Auf jeden Fall hatte ich mir Anfang Januar vorgenommen einfach mal zwei Wochen sinnvoll und durchdacht weiter zu trainieren, den Zausel beweglich und locker zu reiten und mal zu gucken, ob man diese aufkommende Steife nicht auch weggeritten bekommt anstatt dem Eselchen nun gleich wieder wochenlang Pause einzuräumen.
Und siehe da: Schon nach einer Woche war der Zausel wieder viel besser drauf und noch eine Woche später wieder richtig gut in Form. Dem Lehrgang stand dann also nichts mehr im Wege und ich konnte mit einem sehr motivierten und frischen Pferd teilnehmen.
Am ersten Tag des Lehrgangs haben wir den Zausel zunächst über viele Handwechsel und frisches Tempo gelöst und locker gemacht, haben dann Schulterherein hinzu genommen und dann versucht ihn durch zulegen und abfangen besser vor die Hilfen zu bekommen. Innerhalb dieser Übungen tun sich dann auch gleich schon diverse Schwachstellen auf, an denen wir noch vermehrt arbeiten müssen. Er zieht nicht so richtig an die Hand, dadurch kommt er mir leicht hinter den Zügel und klemmt dann, wenn ich ihn vorschicken möchte. Dadurch entstehen Taktfehler beim Verlängern der Tritte. Anstatt sich schön zu biegen, hebt er sich gern oben raus und verliert auch hier den Zug nach vorn und ans Gebiss. Im Galopp verfällt er gern in einen Schaukelpferdgalopp auf der Stelle, der sich zwar erstmal ganz gemütlich anfühlt, aber auch hier fehlt der Zug nach vorn und durch den fehlenden Durchsprung kann er seine eigentlich schöne Galoppade gar nicht richtig entwickeln. Durch viele Übergänge und das Zulegen und Abfangen haben wir versucht, die Galoppsprünge größer zu entwickeln und ihn mehr bergauf springen zu lassen.
Die fliegenden Wechsel klappten an beiden Tagen recht gut, zumindest ist er sie schon oft am Punkt gesprungen, was für uns auf jeden Fall ein kleiner Fortschritt ist.
Am zweiten Tag sollte ich ihn dann gleich zu Anfang ruhiger im Tempo reiten. Weil ich oft so wenig in der Hand habe, versuche ich leider gern durch erhöhtes Tempo der Anlehnung hinterher zu reiten, was letztlich nur dazu führt, dass ich ihn vollkommen über Tempo durch die Halle jachtere ohne dass er eine Chance hat, sich dabei vernünftig zu lösen oder den Rücken arbeiten zu lassen. Nehme ich ihn etwas im Tempo zurück, findet er viel besser seinen Takt und der Rest ergibt sich dann auch fast von allein. Weiß natürlich jeder, der mal die Skala der Ausbildung gelesen hat, aber so im Eifer des Gefechts bemerkt man manchmal gar nicht, dass man schon in den ersten zwei Runden alles verkehrt gemacht hat.
Der zweite Tag war dadurch für mich ein richtiges Aha-Erlebnis und hat mir auch bis heute sehr geholfen. Ich bemühe mich nun immer zwar fleißig, aber ruhig zu traben und stelle fest, dass er sich so viel besser lösen kann und auch besser an die Hand herantritt, als wenn ich ihn so scheuche.
Außerdem habe ich mitgenommen, dass ich viel mehr an Biegung und den Seitengängen arbeiten muss und dass nicht immer alles gleich perfekt klappen muss. Hauptsache, man nimmt es erstmal mit in die tägliche Arbeit auf und entwickelt ein Gefühl dafür. Wenn man es jeden Tag ein bisschen übt, fällt es Pferd und Reiter allmählich immer leichter und man kann anfangen, an den Feinheiten und der Abstimmung zu arbeiten.
Letztes Jahr war ich noch sehr froh, dass der Zausel nur einen Tag so arbeiten musste, weil wir vom Trainingsstand einfach noch nicht so weit waren und der eine Lehrgangstag für ihn schon ganz schön anstrengend war. Dieses Jahr hat er beide Tage ganz easy weggesteckt und war auch am darauffolgenden Tag motiviert und locker unterwegs. Schön zu sehen, dass er zur Zeit so gut beeinander ist! Er machte jeweils nach der Stunde einen so zufriedenen Eindruck, dass ich wirklich das Gefühl habe, ihm macht die Arbeit auch Spaß und tut ihm richtig gut.
Pingback: Der Januar mit dem Zausel | Horse Diaries