Dass der Zausel ist seit vielen Jahren an einer chronischen Bronchitis (RAO) leidet, dürfte den meisten Lesern hier mittlerweile bekannt sein. Viele Beiträge haben sich schon rund um das Thema Husten und allgemeines schlechtes Befinden des Zausels gedreht, die Sache kostet uns seit vielen Jahren immer wieder reichlich Sorgen, Nerven und natürlich auch Geld. Nichts desto trotz ist es mir im Großen und Ganzen gelungen, den Zausel durch Haltungsoptimierung und etwas unterstützende Behandlungen (durch Futtermittel und Kräuter, Akupunktur, Inhalation) über die Jahre einigemaßen stabil zu halten.
Diesen Winter aber hatten wir ein absoultes Tief und dem Zausel ging es so richtig schlecht. Es ist dann nicht etwa so, dass er wahnsinnig stark husten würde oder seine Atmung besonders auffällig wäre, es verschlechtert sich nur zuerst seine Rittigkeit und Leistungsbereitschaft, dann sein außeres Erscheinungsbild und der Muskeltonus und schließlich sein Allgemeinzustand und sein Wesen. Was sich erstmal noch recht harmlos mit weniger Gehfreude, wenige Elastizität und Motivation bei der Arbeit andeutet, endet irgendwann mit völliger Lustlosigkeit, schleppendem Gang, verhärteter Muskulatur, trübem Blick und traurigem oder garstigem Gesichtsausdruck.
Es ist wirklich kein schöner Anblick sein Pferd so zu erleben.
Es sind aber vor allem auch viele „weiche“ Faktoren, die einem vor allem auffallen, wenn man das Pferd gut kennt. Sein Zustand ist natürlich nie so dramatisch, dass Außenstehende sofort die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, sondern eher so, dass hinzugezogene Tierärzte, Therapeuten und Reitlehrer finden, er sei vielleicht nicht so super im Lack, aber der Zustand sei auch nicht wirklich dramatisch. Weil ich mein Zauselchen aber nun mal auch anders kenne, weiß ich, wie dramatisch es um ihn steht, wenn er nicht mal mehr im Schritt mit unserer Stute mithalten kann, wenn die Ohren immer nur müde nach hinten geklappt sind, wenn ihm jegliche Form von Bewegung große Mühe kostet und alles in völliger Lustlosigkeit untergeht. Dann geht es ihm wirklich schlecht, auch wenn sich die Atmung gar nicht so schlimm anhört, auch wenn er gar nicht so doll hustet. Man braucht dann aber immer noch einen Tierarzt oder Therapeuten, der das auch so sieht und sich seiner wirklich annimmt.
Aus dem schlechten Winter sind wir dann letztlich ziemlich verzweifelt in einer Kortisonbehandlung gelandet. Ich wollte etwas, was schnell und wirksam ist, wollte diesen elendigen Zustand so schnell wie möglich beenden und gab daher der Empfehlung des Tierarztes nach, auch wenn ich um die nicht unerheblichen Nebenwirkungen wusste und auch, dass wir damit lediglich das Problem aufschieben, aber nicht wirklich lösen würden. Das Kortison schlug wie erwartet an, es ging ihm schnell deutlich besser, allerdings nur so lange er davon sehr hohe Dosen verabreicht bekam. Versuchten wir die Menge des Kortisons zu senken, verschlechterte sich sein Zustand wieder und er blieb nur gut, solange er mehr Cortison bekam, als für einen längeren Zeitraum vertretbar gewesen wäre. Die Menge des Kortisons machte sich bereits in ersten Nebenwirkungen bemerkbar, er kam extrem schlecht durch den Fellwechsel und sah wirklich gerupft und räudig aus, als alle anderen Pferde schon lange im Sommerfell dastanden.
Wir brauchten also eine andere Lösung, viel länger würde ich ihm das Kortison nicht geben können, ohne dass er ernsthaften Schaden davon tragen würde. Darüber habe ich auch hier auf dem Blog berichtet und wurde dann auf Facebook in einem Post verlinkt, in dem die Eröffnung einer Sole-Salzkammer bei uns in der Nähe angekündigt wurde. Ich nahm Kontakt mit der Stallbesitzerin Stefanie Evers auf und fühlte mich sofort sehr ernstgenommen mit meinen Sorgen um den Zausel. Wir fuhren zum Tag der offenen Salzkammertür und Eröffnung nach Klewerhaaf in der Nähe von Henstedt-Ulzburg und schauten uns das ganze erstmal persönlich und vor Ort an.
Mein Eindruck von Stefanie wurde nur noch einmal mehr positiv bestätigt. Mit viel Liebe und Leidenschaft zur Pferdehaltung hat Stefanie hier ein richtiges Wohlfühlparadies für Pferd und Reiter geschaffen und rundet seit Mai diesen Jahres ihr Angebot durch eine Therapie in der Sole-Salzkammer ab. Diese Kammer kann man sich vorstellen wie eine Waschbox, die man mit einer Schiebetür verschließen kann. Die Pferde stehen dort auf eine rutschfesten Gummimatte in einem sicheren Stand und werden für die Dauer der Behandlung für ca. 45 Minuten angebunden. Für 30 Minuten wird dann mittels eines Ultraschallgerätes eine 6%ige Solelösung in einen ultrafeinen Nebel verwandelt und zusätzlich mit Sauerstoff angereichert. Dieser salzhaltige, ionisierte Nebel kann besonders tief in die Atemwege eindringen und dort seine heilende Wirkung entfalten. Die salzhaltige Luft wirkt sich außerordentlich positiv auf die Atemwege und die Lunge aus. Die Atemwege werden befeuchtet und dadurch kann festsitzender Schleim besser abgehustet werden. Die angereicherte Luft hat eine besonders reinigende und regenerierende Wirkung auf die geschädigte Lunge und durch den angereicherten Sauerstoff wir der Organismus mit besonders viel Energie versorgt.
Das zumindest verspricht die Theorie. Mit einem Ultraschallvernebler hatten wir schon in der Vergangenheit immer in schlechten Phasen mit einer Atemmaske inhalieren lassen, teilweise mit einer Kochsalzlösung, teilweise auch zusätzlich mit Medikamenten. Ehrlicher Weise habe ich da nie einen direkten Effekt feststellen können, wir haben trotzdem immer artig inhaliert, weil das von allen Seiten empfohlen wird, aber der große Effekt blieb dabei leider aus. Entsprechend skeptisch war ich, also ich den Zausel anmeldete. Die Salzkammer versprach zwar effektiver zu sein, aber ob das wirklich so einen deutlichen Effekt ausmachen würde? Da Steffi aber sehr überzeugt war, dass sie dem Zausel helfen können würde und bereits sehr gute Erfahrungen mit der Kammer gesammelt hatte, entschied ich mich, den Versuch zu wagen.
Mir gingen zuhause ohnehin die Möglichkeiten aus, ich wollte auf jeden Fall eine örtliche Veränderung für den Zausel weil ich die Ursache seiner schlechten Phase auch in der katastrophalen Mistlagerung bei uns auf dem Hof vermutete und ich machte mir große Hoffnungen, dass der angereicherte Sauerstoff ihm helfen würde, wieder zu Kräften zu kommen. Also buchte ich für den Zausel zwei Wochen Aufenthalt auf Klewerhaaf und brachte ihn zu Steffi, sobald die Salzkammer offiziell eröffnet hatte. Er war damit der erste stationäre Patient in der Kammer und somit auch für Steffi ein spannendes „Projekt“ welches zeigen würde, ob die Kammer wirklich die gewünschten Erfolge erzielen würde.
Als ich den Zausel auf Klewerhaaf ablud, hatte er bereits seit Wochen Kortison bekommen. Sein Zustand war „in Ordnung“, seine Leistung eingeschränkt aber nicht am Tiefpunkt, das Kortison hatte aber bereits deutliche Spuren hinterlassen, die sich vor allem im Fell und der Haut zeigten. Noch nie war er so schlecht durch den Fellwechsel gekommen und hatte noch im Mai einen Großteil des Winterfells, schuppige Haut, das Fell war stumpf und fiel ihm in Büscheln aus, obwohl das Sommerfell noch gar nicht nachgewachsen war, so dass er mehrere beinahe blanke Stellen hatte, auf denen nur ein paar spärliche Haare wuchsen. Seine Muskulatur war schwach ausgeprägt, vor allem Hals, Rücken und Kruppe waren spärlich bemuskelt, außerdem erschien sie fest und verhärtet. Er machte insgesamt immer noch einen eher müden und abgeschlagenen Eindruck, war meistens schlecht gelaunt und missmutig, bewegte sich eher schleppend und ungern.
Gleich am ersten Tag, kurz nach dem wir ihn abgeladen hatten, durfte er zu seiner ersten Therapie in die Kammer und war davon zunächst alles andere als begeistert. Es kostete uns ein paar Anläufe bis ich ihn dazu überreden konnte, in die Kammer zu gehen und er stand die 30 min. sehr unruhig, scharrte viel und wiehrte ständig. Direkt nach der Behandlung passierte erstmal gar nichts, es lösten sich nicht etwa wundersamer Weise große Schleimplacken und er huste auch nicht mehr ab als gewöhnlich. Direkt nach der Behandlung geht es immer in die Longierhalle zur freien Bewegung, damit der gelöste Schleim optimal abgehustet werden kann und auch hier setzte noch keine Wunderwirkung ein. Zu diesem Zeitpunkt bekam er noch 2 Tabletten Kortison am Tag, ich hatte eigentlich eingeplant diese während der ersten Woche auszuschleichen und dann erst in der zweiten Woche komplett auf die Medikamenten zu verzichten. Steffi riet mir aber dazu, direkt das Kortison abzusetzen und auf die Wirkung der Salzkammer zu vertrauen, um das Kortison so schnell wie möglich aus dem Körper zu bekommen. Ich fuhr also mit einer Mischung aus großer Hoffnung und gleichzeitig großer Skepsis und Sorge nach hause und war sehr gespannt auf den weiteren Verlauf der Behandlung.
Als stationärer Patient wurde der Zausel rundum versorgt und für die nächsten 14 Tage jeden Tag (bis auf sonntags) in der Kammer behandelt und anschließend frei laufen gelassen. Schon nach wenigen Tagen fing er an sich zu verändern. Er wurde deutlich fröhlicher während der Bewegung, sein Gangbild verbesserte sich, die Bewegungen wurden leichter und lockerer, seine Stimmung besser und er schien insgesamt einfach im wahrsten Sinne des Wortes durchzuatmen. Begleitend zur Behandlung in der Salzkammer wurde er außerdem akupunktiert, eine weitere Behandlung, die auf dem Hof angeboten wird, um eine optimale Genesung zu unterstützen.
Nach ungefähr 10 Tagen bin ich zum erstem mal wieder geritten und spürte schon, wie belebt und fröhlich er war, außerdem verbesserte sich seine Haut und sein Fell und nach 2 Wochen stand er plötzlich absolut gelackt und schier auf dem Hof. Seine Behandlungen in der Salzkammer wurden in der zweiten Woche etwas ausgedehnt und er hatte jeweils ein paar Tage Pause zwischen den Behandlungen. Die Zeit der Behandlung dehnte sich so auf mehr als zwei Wochen aus und wurde gegen Ende vorsichtig ausgeschlichen. Die vielen kahlen Stellen, das glanzlose Fell, das spärlich wachsende Sommerfell waren gewichen und er sah blendend aus.
Außerdem fing er an Muskulatur an Hals, Rücken und Kruppe aufzubauen, obwohl er ja nur ein bisschen locker laufen gelassen wurde. Seine Oberlinie wurde gefälliger und sein Gesichtsausdruck hatte sich merklich verändert. Es kehrte das Feuer in seinem Blick zurück, er war aufmerksam, wach, gut gelaunt.
Es sind so viele Kleinigkeiten, die einen spüren lassen, ob es seinem Pferd gut geht, aber sehr vieles spiegelt sich einfach im Gesicht und im Blick wieder. So motiviert und frisch wie er über den Hof schritt, seine Umgebung interessiert und aufmerksam wahrnahm, so viel Ausdruck und Präsenz er wieder hatte, ich kann euch gar nicht sagen wie unglaublich froh mich das gemacht hat.
Die Veränderung war wirklich enorm und ich hätte mir diesen Verlauf kaum zu träumen gewagt. Weil er so extrem gut auf die Therapie ansprach und sich gleichzeitig die Bedingungen im Stall zuhause noch nicht verändert hatten, entscheid ich ihn zunächst noch ein wenig länger dort stehen zu lassen. Nachdem die Behandlung ganz abgeschlossen war, entfaltete er noch mal so richtig Kraft und Energie und ist seitdem wirklich in super guter Verfassung. Er wirkt wahnsinnig energiegeladen, vital und fit, hat Spaß an der Arbeit, baut gut Muskulatur auf, ist locker und motiviert und sieht wirklich bombig aus. Das Pferd ist wie ausgetauscht und in einen Jungbrunnen geschmissen, selbst Außenstehenden, die ihn noch im Winter gesehen haben, fällt sofort auf, wie gut er aussieht.
Weil sich zuhause immer noch keine Lösung aufgetan hat, steht er nach wie vor dort auf dem Hof, allerdings ohne zur Zeit behandelt zu werden. Vor 14 Tagen hat er noch mal eine kleine Auffrischung erhalten und durfte noch mal für 2 Sitzungen Energie tanken, weil ich das Gefühl hatte, seine Motivation bei der Arbeit lässt ein klitze kleines bisschen nach und er könnte noch mal einen kleinen Booster vertragen. Diese Woche war er wieder sehr gut und fühlt sich einfach rund um wohl und vor allem fit und gesund. Weil er nun doch ein bisschen länger bleibt als ursprünglich gedacht, ist er inzwischen auch in die Herde integriert, was ihm außerordentlich gut gefällt.
Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass er sich unter der Behandlung SO positiv entwickelt und bin mehr als froh, den Versuch gewagt zu haben.Der stationäre Aufenthalt inkl. 6 Anwendungen kostet 350 € / Woche, die einzelne Behandlung liegt bei 30 € / 30 min. Das ist natürlich eine Investition, über die man schon einmal mehr nachdenken muss, aber in unserem Fall war sie jeden Cent wert. Abgesehen vom hervorragenden Ergebnis ist der Zausel zur Zeit komplett medikamentenfrei, die Behandlung ist vollkommen ohne (negative) Nebenwirkungen und rechnet man die Kosten, die man sonst für Tierarzt und Medikamente ausgeben würde (das Kortison liegt bei etwa 150 € für ca. 2 Wochen) gegen die Behandlung, ist es gar nicht mehr so schlimm.
Ein krankes Pferd ist immer teuer, viel wichtiger als die Kosten ist es ja, einen Weg zu finden, mit dem das Pferd langfristig stabil und gesund gehalten werden kann. Und noch etwas zu den Nebenwirkungen: Während das Kortison so viele schlechte Nebenwirkungen hat, dass man es sowieso nur für einen kurzen Zeitraum in solch hohen Dosen verabreichen kann, hat die angereicherte Salzluft zahlreiche positive Nebenwirkungen auf das Pferd. Der feine salzige Nebel setzt sich auf Haut und Fell ab und beeinflusst auch hier durch seine antibakterielle und heilende Wirkung das Pferd positiv. Die Behandlung in der Salzkammer wird auch bei Ekzemern sehr erfolgreich eingesetzt und lindert hier die Beschwerden ganz ohne Salben und Schmieren. Auch bei Mauke und schlecht heilenden Wunden kann die Soletherapie erstaunliche Erfolge erzielen. Der angereicherte Sauerstoff wirkt wie ein Energiebooster, die Muskulatur wird optimal mit Sauerstoff versorgt und das tiefe durchatmen in der salzhaltigen Luft wirkt wie ein ausgedehnter Spaziergang am Meer: Belebend, erfrischend, entspannend, auch für unsere Pferde.
Der Zausel wird noch ein paar Wochen auf dem Hof bleiben und bei Bedarf noch mal in die Kammer gehen. In ein paar Wochen werde ich euch gerne ein Update zur Behandlung und seinem Zustand schreiben und bin selbst sehr gespannt, wie sich das ganze in den kommenden Wochen entwickelt. Ich hoffe sehr, dass wir eine Möglichkeit gefunden haben, ihn bei leicht abfallender Leistung durch eine schonende und sanfte Behandlungsmöglichkeit wieder zu stabilisieren und ihm so noch viele beschwerdefreie Jahre ermöglichen können. Aber schon jetzt ist für mich klar: Steffi und ihre Salzkammer haben mein Zauselchen um ein weiteres mal gerettet! Und dafür könnte ich nicht dankbarer sein.
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