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Warum du niemals ein Pferd kaufen solltest…

Dieser Beitrag ist bereits etwas älter und wurde in der Cavallo Ausgabe 05/2017 abgedruckt und im Zuge dessen vom Blog entfernt. Wegen des positiven Feedbacks möchte ich ihn euch jetzt gerne wieder online stellen.

Dieser Artikel richtet sich an all diejenigen Reiter und Reiterinnen dort draußen, die der großen Versuchung bisher eisern widerstanden haben. Die sich von keiner noch so weichen Nase oder spektakulären Trabaktion eines Vierbeiners hinreißen ließen, ihr Konto zu plündern. Die sich Woche für Woche mit Pferdebesitzern rumquälen, die ihnen sagen, was sie zu tun haben und vor allem wie. Gerade auch diejenigen, die langsam die Schnauze voll vom Reitbeteiligungsdasein oder Schulpferdereiten haben und ernsthaft überlegen, sich ein eigenes Pferd zuzulegen. Ich habe dazu nur drei Worte zu sagen… TUT. ES. NICHT!

Hier sind meine fünf persönlichen Gründe, warum ein Pferdekauf das dümmste ist, was man tun kann.

1. Pferde kosten Geld.

Das muss ich wohl niemandem sagen, denn wer von euch hat ernsthaft noch nie eine Suchmaske einer Onlinepferdebörse ausgefüllt, um zu sehen, was euch das perfekte Pferd wohl kosten würde…

2. Pferde haben kostet noch mehr Geld.

Das einzige, was mehr Geld kostet als Pferde kaufen, ist Pferde haben. Auch das ist euch natürlich nicht fremd, schließlich habt ihr schon das jetzt teuerste Hobby im ganzen Freundeskreis, ganz ohne eigenes Pferd. Was euch aber vielleicht noch nicht in vollem Ausmaß bewusst ist: Es ist ein Fass ohne Boden… Man kauft einen fitten Barhufer mit passendem Sattel und kann wenige Monate später da stehen mit einem Pferd, das aufgrund frisch diagnostiziertem Beinleiden xy den teuersten Spezialbeschlag Deutschlands braucht. Alle sechs Wochen versteht sich. In der Zwischenzeit hat es sich außerdem muskulär derart verändert, dass mit dem Aufpolstern des Sattels nichts mehr zu holen ist. Dem edlen Ross passt auch plötzlich kein einziger Sattel mehr von der Stange, sodass ihr seufzend die Kreditkarte zückt, um den italienischen Maßsattel mit Butterfly Effect zu bestellen. Fertigungszeit ein halbes Jahr, aber für die Zeit könnt ihr euch doch sicher einen anderen, einigermaßen sitzenden Sattel kaufen zur Überbrückung?

3. Pferde kosten Zeit.

Jaja ich weiß, ihr seid spätestens jetzt völlig gelangweilt und fühlt euch auch ein bisschen auf den Schlips getreten, denn schließlich seid ihr keine Anfänger, sondern versorgt an manchen Tagen genau so selbständig ein Pferd wie es dessen Besitzer tut. An manchen Tagen. Genau da liegt der kleine, aber feine Unterschied. Pferdebesitzer kann ein Vollzeitjob sein. Sattler, Osteopath, Tierarzt, Reitlehrer und Hufschmied müssen in regelmäßigen Abständen ans Pferd. So weit so gut. Das Problem: Die Kollegen arbeiten leider zu genau den selben Zeiten wie ihr. Ab jetzt heißt es also regelmäßig Urlaub zu nehmen fürs Pferd. Das ließe sich vielleicht noch einigermaßen einplanen, wenn nicht auch hier wieder die 8326 unwägbaren Faktoren wären. Was, wenn im neuen Stall plötzlich nicht mehr richtig gemistet wird? Wer ist dafür verantwortlich, dass das Pferd täglich in einer frischen sauberen Box steht? Richtig, IHR. Was, wenn es im Winter spiegelglatt ist und die Pferde auf einmal nicht mehr rausgebracht werden können oder trotz Offenstall nur noch im Stall rumstehen… Wer ist dafür verantwortlich, dass das Pferd täglich bewegt wird? Ihr natürlich. Was wenn das Pferd plötzlich Magenbeschwerden hat und der Tierarzt empfiehlt, in der nächsten Woche jeweils um 8, um 12, um 6, um 10 und um 4 Uhr nachts Mash zu füttern? Wer steht nachts dafür auf, hetzt unausgeschlafen vor der Arbeit am Stall rum und lässt die eigene Mittagspause ausfallen, damit das Pferd warm speisen kann? IHR.

Ein gesundes, fittes Pferd ist ein wahnsinniger Zeitaufwand, aber es kann so viel passieren, wodurch dieser Aufwand ins Unermessliche steigt. Womit wir beim nächsten Punkt wären…

4. Pferde sind ständig krank.

Pferde sind andauernd krank und damit meine ich auch ANDAUERND. Sehne durch, sechs Monate einsperren und Schritt führen. Hautirritation in der Sattellage, vier Monate longieren und ohne Sattel juxen. Hufgeschwür, zum Glück nur zwei Wochen Reitpause, dafür die ganze Stallgasse voller Blut. Und das schlimmste? Man wird das kranke Tier nicht los. Die Reitbeteiligung sitzt für ein paar Euros längst auf dem nächsten Pferd, während ihr ein paar Tausender los werdet und vom Reiten nur noch träumen könnt. Dein Pferd und du, ihr seid eine Schicksalsgemeinschaft in allen Lebenslagen. Wenn du jetzt denkst, man könnte ein Pferd ja auch einfach verkaufen… Stimmt – aber leider kein Krankes.

5. Pferde sind außerordentlich sterbefreudig.

Tja, alles hat ein Ende und dass auch Pferde nicht unsterblich sind, ist hinreichend bekannt. Dass das gemeine Sportpferd aber gefühlt die durchschnittliche Lebenserwartung eines Hamsters hat, ist den wenigsten bewusst. Ob Kolik, Weideunfall oder sonstige Gelegenheit – Pferde sind erfinderisch, wenn es darum geht, plötzlich aus dem Leben zu scheiden. Und dann steht man da: Kaufpreis, monatelanger Beritt und versunkene Rettungskosten haben bestenfalls alles vorhandene Geld vernichtet, schlimmstenfalls steht ihr vor einem Berg Schulden. Und alles was vom geliebten Vierbeiner übrig bleibt, ist ein Haufen Schabracken und geplatzer Träume. Der Vorteil am toten Pferd: Es kostet nichts mehr. Reiten kann man es allerdings auch nicht.

 

Wer bis hierher gelesen hat und auf dem Weg einen immer röteren Kopf vor Wut und Empörung bekommen hat: Nein, das ist natürlich nicht ernst gemeint. Diese Ansammlung von Negativitäten beruht allein auf meiner persönlichen Erfahrung als Pferdebesitzer: In 12 Jahren hatte ich zwei Pferde, insgesamt vier Kolik-OPs, sieben Sättel und unzählige kleine Wehwechen, die mir oft den letzten Nerv (und Euro) geraubt haben. Dass sich das ganze Unterfangen trotzdem mehr als gelohnt hat und ich mein Pferd sehr liebe und nicht hergeben will, steht für mich außer Frage… Also einmal tief durchatmen und auf zum Pferdekauf würde ich sagen 😉

 

Kategorie: Allgemein, Humor, Top 6

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30 Jahre, lebt zusammen mit ihren beiden Pferden in Hamburg und berichtet auf HorseDiaries über die Höhen & Tiefen im Leben eines Pferdebesitzers.

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