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Zausels Jahr 2012

Des Zausels Jahr 2012 begann erstmal mit ein bisschen Pause, richtigem Winterwetter und Schnee. Das haben wir ja in Hamburg nicht so oft, im Jahr 2012 dafür aber verhältnismäßig viel. Der Zausel war zu Weihnachten lahm und hatte über die Feiertage Pause, kam danach noch nicht so richtig in Schwung. Er hatte mal wieder einen seiner „Schübe“, bei dem es ihm aus unerfindlichen Gründen einfach nicht so gut ging. Wir haben ihn zu der Zeit mit Verdacht auf Borreliose von einer Tierheilpraktikerin behandeln lassen, die ihn auch in regelmäßigen Abständen akupunktierte und ich hatte das Gefühl, dass ihm dies sehr half und er seine Tiefs so besser überwinden konnte.

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Im neuen Jahr hatten wir dann außerdem die Stallgasse in Verdacht, an seinem verschlechterten Zustand mitschuldig zu sein, durch die ich ihn führen musste, um in die Halle zu gelangen. Wir vermuteten, dass ihm bereits dieser kurze Reiz auf der Stallgasse mit Heu und Stroh ausreichte, um seinen Zustand zu verschlechtern, denn solange ich draußen reiten konnte, ging es ihm besser. Da es mir leider untersagt wurde, die Halle über eine der beiden weiteren Tore zu betreten, durch die ich nicht über die Stallgasse führen musste, konnte ich diese letztlich gar nicht nutzen und kündigte die eh viel zu teure Hallennutzung.

Da standen wir also im Winter bei Schnee und Eis ohne Reitmöglichkeit im Offenstall. Die Anfrage bei allen umliegenden Höfen die Halle mitnutzen zu dürfen wurde leider immer abgelehnt und schließlich fuhren wir zu meinem Reitlehrer in die gut 20 min. entfernte Halle. Je regelmäßiger wir dort hinfuhren, desto besser wurde der Zausel. Zunächst noch steif und ziemlich aus der Übung wurden wir mit dem konstanten und sehr gutem Unterricht von Monat zu Monat besser. Dass man überhaupt von Monaten sprechen konnte, in denen er kontinuierlich lief, hatte echten Seltenheitswert und machte natürlich wahnsinnig viel Spaß.

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Leider blieb das Problem, dass ich Zuhause keine wirkliche Reitmöglichkeit hatte. Wir hatten zwar einen Grasplatz, die Tage an denen man auf dem aber tatsächlich reiten konnte waren doch eher gezählt. Ins Gelände kamen wir, ehrlich gesagt, nur unter Einsatz unseres Lebens, weil wir aber auf Grund des Zeitaufwandes nicht täglich zur Halle fahren konnten, wagten wir uns mit Pelham bewaffnet doch raus, in der Hoffnung durch sehr regelmäßiges Ausreiten eine Art Trainingseffekt zu erreichen. Ab März begann ich dann mein Masterstudium in Oldenburg und war nur noch am Wochenende zuhause, was die Bewegung des Zausels noch schwieriger gestaltete. Ursprünglich wollte ich eine Reitbeteiligung suchen, die ihn dann Zuhause reiten sollte, ohne Halle war das aber natürlich nicht so einfach und jemanden zu finden, der das Pferd selbst zur Halle rüber fuhr natürlich quasi unmöglich. Wir haben uns mehrere Ställe auf der Suche nach irgendeiner möglichen Alternative angesehen, aber eine Unterbringung gänzllich ohne Heu und Stroh in einem Offenstall mit guten Trainingsmöglichkeiten ließ sich einfach nicht auftreiben.

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Der Zausel war also in seinem Offenstall gut und gesundheitsfördernd untergebracht, aber das Reiten gestaltete sich als ziemlich aufwändig mit ständigem Verladen und zur Halle fahren. Ich hatte wirklich viele schlaflose Nächte und stundenlanges Kopfzerbrechen, wie man das Zauselchen am besten unterbringen könnte. Wir bekamen dann aber eine einmalige Chance: Ein Bekannter meiner Eltern hatte einen Stall übernommen und uns zugesichert, auf dieser Anlage einen Offenstall für das Zauselchen aufzustellen. Mit diesem Versprechen würden sich all unsere Sorgen und Probleme was die Haltung des Zausels betraf in Luft auflösen. Artgerechte, staubfreie Pferdehaltung mit allen Annehmlichkeiten, die so ein Pensionsstall zu bieten hatte. Das war fast zu schön um wahr zu sein. Eine große Halle, ein Viereck, Longierhalle, Spring- und Bewegungsplatz, fließend Wasser und Strom (!!!) – ich hätte mich auch mit weitaus weniger Luxus zufrieden gegeben. Allerdings ließ sich so ein Offenstall nicht aus dem Boden stampfen und ein bisschen Geduld mussten wir noch aufbringen. In Anbetracht der großartigen Aussicht fiel das aber dann nicht mehr allzu schwer, wenn gleich die Vorfreude auf den neuen Stall natürlich riesig war.

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Es wurde dann erstmal Frühjahr und wir fuhren weiterhin 2-3 mal die Woche zur Halle. Der Zausel hatte etwas mit dem Fellwechsel zu kämpfen und startete sehr schlank in die Weidesaison, aber er wurde im Training immer besser, beweglicher, kräftiger und elastischer.

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Da der Sommer natürlich die angenehmste Zeit im Offenstall ist, verging die Zeit bis zur Fertigstellung des neuen Stall eigentlich doch recht schnell und vor allem angenehm. Wir versuchten uns weiterhin am Ausreiten, aber ehrlicherweise blieb das mit dem Zausel ein eher gefährliches Unterfangen. Wenn wir nicht zur Halle fuhren, hatte er darum auch eher frei oder ich bewegte ihn soweit es ging bei uns auf dem Platz. Ich stellte fest, dass er auch große Fortschritte machte, wenn man nicht täglich ritt und ihm die freien Tage auf der Weide keines Wegs schadeten. Mit dieser Erkenntnis konnten wir den Sommer noch mehr genießen und haben dann auch einfach gemeinsame Freizeit ohne Reiten genossen.

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Während der Zausel den Sommer also recht entspannt verbrachte, wurde im neuen Stall fleißig gebaggert, gebaut und gearbeitet. Sein neues Domizil nahm langsam Gestalt an und der Umzug rückte in greifbare Nähe.

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Als der Stall stand, sah das ganze schon recht fertig und eigentlich bereit zum Einzug aus. Es fehlten aber noch die Paddockplatten, der Zaun, eine Tränke und die Heuraufen. Die Paddockplatten haben wir mit Unterstützung des Hofbaggers an einem ziemlich heißen Tag Ende Juli verlegt. Auf einer Fläche von knapp 400 qm wurden die Matten auf den bereits glatt gezogenen Boden verlegt und mit Sand verfüllt. Das Verlegen an sich ging relativ leicht von der Hand, wenngleich die Größe der Fläche natürlich viel Zeit in Anspruch nahm. Wirklich anstrengend war das Verfüllen der Platten mit Sand. Einen Teil haben wir per Hand mit Schubkarren verteilt, dies ist aber wirklich sehr mühsam und anstrengend. Der Bagger, der den Sand mit seiner Schaufel über den Raddock schmiss und so verteilte, war eine große Arbeitserleichterung.

Am 02.08.2012 ist der Zausel dann, passend zu meinen Semesterferien, in den neuen Stall gezogen. Ursprünglich sollte er mit Rosi, der Stute einer Freundin, sein neues Quartier beziehen. Diese hatte aber Mitte Juli eine schlimme Kolik, musste operiert werden und war gerade aus der Klinik zurück gekommen. Natürlich war ihr für die nächsten 4 Monate strenge Boxenruhe verordnet worden und der Zausel hatte so keinen Partner, der mit ihm das neue Quartier beziehen könnte. Glücklicherweise erklärte sich eine andere Freundin bereit, ihren Wallach für die Dauer der Semesterferien bis Mitte September mit den den neuen Stall zu stellen, ehe er dann wieder zurück auf die Weide ging, wo er außerhalb ihrer Semesterferien untergebracht war.5ac46feb52dd3f76343d2be91209_Doc Stall_-2025000414

Der Zausel und ich lebten uns schnell ein und wir hatten einen wunderbaren Restsommer im neuen Stall. Die neuen Trainingsmöglichkeiten wurden natürlich ausgiebig genutzt, wobei wir vor allem auch das Ausreiten in sicherer Begleitung für uns entdeckten. Mit seinem sehr gelassenen Paddockpartner ging er nämlich sehr manierlich ins Gelände und solange er hinterher laufen konnte, drehte er auch nicht mehr ständig auf dem Absatz um.

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Mitte September mit Ende der Semesterferien wurde sein Freund Choki umgestellt und der Zausel war wieder alleine in seinen Offenstall. Rosi musste immer noch in der Box stehen und ich hatte trotz Aushängen und Anzeigen noch keinen gefunden, der sein Pferd in einem Offenstall unterbringen wollte. Ich hatte mir das ganze ehrlich gesagt ziemlich einfach vorgestellt, immerhin hatte ich vorher fast zwei Jahre erfolglos nach genau so einem Stall gesucht. Die wenigen Anfragen die kamen, waren aber nicht bereit, den geforderten Preis zu zahlen, der sich in etwa auf gleichem Niveau wie der einer Box bewegte. Für mich ziemlich unverständlich, schließlich kam man ebenfalls in den Genuss des vollen Leistungsumfangs eines Pensionsstalls und hatte das Pferd auch noch artgerecht untergebracht. Übergangsweise zogen dann erstmal zwei muntere kleine Ponies bei Doc ein, ehe dann Ende Oktober Rosi endlich bei ihm einziehen konnte.

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Im Oktober lief er zunächst sehr gut und in meinem Übermut über diese Tatsache hatte ich für Anfang November Turnier gemeldet. Aber mit dem Zausel und ehrgeizigen Zielen in naher und ferner Zukunft ist das so eine Sache: Er kann das nicht leiden. Wann immer wir uns irgendwelche sportlichen Ziele gesetzt haben, reichte der Zausel kurz vorher einen gelben Schein ein. So kam es dann auch im November, pünktlich zum Ende Oktober find er an zu schwächeln und ein neuer Schub kündigte sich an. Wir haben dann direkt mit Akupunktur versucht gegen zu steuern und es ging ihm auch kurzzeitig besser, so dass ich doch startete. Aber so richtig gut drauf war er irgendwie einfach nicht und die Prüfung verlief eher spannig. Ich merkte auch, dass mir dieser ganze Turnierzirkus einfach nicht wirklich etwas geben konnte. Ich fand es einfach nur aufwendig und nervig für 5 Minuten vor wildfremden Menschen reiten so einen Aufwand zu betreiben. Seitdem waren wir nicht wieder los und ich bin auch nicht wirklich traurig darüber.

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Im November haben wir ihn dann auch das erste mal seit drei Jahren wieder geschoren, weil er im Training so schwitzte, dass er Stunden zum Trocknen brauchte. Leider bekommt er geschoren eine schrecklich hässliche Kamelfarbe, so dass ich die folgenden Jahre das Scheren immer erfolgreich vermieden habe.

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Das Jahr 2012 ist dann mit einem weitestgehend gesunden und stabilen Zauselchen recht entspannt und ohne nennenswerte Ereignisse ausgeklungen, hatte dafür ja aber während des Jahres reichlich aufregende Veränderungen für uns parat und hat dem Zausel ein Revival als Dressurpferd gebracht. Dass er sich so gut erholen würde, hätten wohl viele, die ihn in den vergangen zwei Jahren begleitet haben, nicht geglaubt. Ich habe die Hoffnung und den Glaube an mein kleines Eselchen aber eigentlich nie wirklich aufgegeben, auch wenn er es mir diesbezüglich mit seinen vielen Wehwehchen nicht immer leicht gemacht hat. Auch wenn er immer wieder Phasen hat, in denen es ihm aus unerfindlichen Gründen nicht so gut geht, hat er dennoch auch regelrechte Sternstunden, die einen für all die Mühe und all die Sorgen entschädigen und mir immer wieder die Gewissheit geben: Der Zausel ist einfach der Beste und mein Traumpferd.

 

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