Angeregt durch unsere Serie „Aufgabenreiten“ erreichte uns eine Nachricht einer Leserin, die fragte, wie man das erste Turnier mit einem jungen und/oder unerfahrenen Pferd am Besten angeht. Wir wollen versuchen euch hier ein paar nützliche Tipps zusammenzustellen:
- „Die meisten Prüfungen gewinnt man Zuhause.“ So formulierte meine Trainerin es mal. Ihr solltet nur eine Turnierprüfung nennen, deren Niveau ihr und euer Pferd gewachsen seid. Das erste Turnier ist schon anspruchsvoll genug – wenn dann auch noch Dinge abgefragt werden, die noch nicht ganz sicher sitzen, wird es doppelt schwer. Bereitet euch auf die anstehende Turnierprüfung Zuhause bestmöglich vor, sodass ihr euch zumindest um die anstehenden Lektionen keine Sorgen machen müsst.
- Zeigt eurem Pferd andere Vierecke und Hallen. Fremde Umgebung ist für jedes unerfahrene Pferd aufregend. Je mehr ihr euren Pferden fremde Plätze zeigt, desto normaler wird es für sie, dass sie sich auch dort entspannt bewegen können. Bestenfalls fahrt ihr sogar mal mit Stallkameraden mit zum Turnier und reitet euer Pferd einige Runden auf dem Abreiteplatz, damit es sich schon einmal an die Atmosphäre gewöhnen kann.
- Verladen üben! Nichts ist nerviger als ein Pferd, dass sich morgens um 6 Uhr weigert in den Hänger zu steigen. Auch hier lohnt es, frühzeitig anzufangen zu trainieren. Wer sich hier noch Anregungen holen möchte, kann in unserem Artikel über Verladetraining nachlesen. Ist das Verladen easygoing kostet es weder Nerven des Reiters, noch des Pferdes.
- Mindestens einen erfahrenden Helfer dabei haben, der im Idealfall auch noch Ruhe ausstrahlt und euer Pferd kennt.
- Alles rechtzeitig planen! Wer sich am Turniermorgen noch überlegen muss, wo die weiße Schabracke liegt und in welcher Ecke sich eigentlich die Transportgamaschen versteckt haben, kommt schnell in Stress. Dieser überträgt sich aufs Pferd und besonders unerfahrene Pferde brauchen auf dem ersten Turnier einen Reiter, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Lieber alles rechtzeitig zusammenpacken und alles ohne Hektik bewältigen. (Das gilt natürlich auch für Turnierstarts mit erfahrenen Pferden.)
- Longe mitnehmen! Auch wenn euer Pferd Zuhause nicht mehr ablongiert wird, nehmt die Longe lieber mit zum Turnier. Viele Pferde sind in der ungewohnten Umgebung sehr angespannt. Durch kurzes Ablongieren kann man erreichen, dass zumindest die erste große Spannung ein bisschen nachlässt. Das Abreiten ist dann unter Umständen um einiges einfacher.
- Selbstbewusst sein! Versucht in jeder Sekunde, die ihr auf dem Pferd sitzt, Selbstbewusstsein auszustrahlen. So wirkt ihr auch auf euer Pferd ganz anders ein, als wenn ihr selbst eurer Sache nicht so ganz sicher seid. Bereits auf dem Abreiteplatz habt ihr die Möglichkeit, eurem Pferd zu zeigen, dass alles gar nicht so schlimm ist. Macht nach Möglichkeit alles wie Zuhause. Im Idealfall besprecht ihr mit eurem Trainer vorab, wie ihr das Abreiten am besten angeht. Ansonsten macht euch rechtzeitig ein Konzept, das ihr dann auch einhaltet.
- Zeigt eurem Pferd das Viereck. Vor jeder Aufgabe hat man – zumindest bis Klasse L, meistens sogar bis M – die Möglichkeit vor dem Klingeln der Richter ein wenig im Viereck umher zu reiten. In dieser Zeit solltet ihr an Tribünen, Blumenkästen und vor allem bei den Richtern vorbeireiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft auch gut ist, frontal auf die Richter zuzureiten, damit euer Pferd nicht die Flucht ergreift, wenn ihr nach der Grußaufstellung auf C zureiten wollt.
Wir hoffen, dass ihr euch mit diesen Tipps ein bisschen besser auf die kommende Turniersaison vorbereiten könnt. Zwar ist jedes Pferd, das noch nie auf einem Turnier war, anders und alle reagieren unterschiedlich, aber am meisten hilft einfach die Routine. Meine eigene Erfahrung hat gezeigt, dass es manchmal auch sinnvoll ist, zwei Prüfungen an einem Tag zu reiten. In diesem Fall kann das Pferd zweimal das Viereck betreten und findet es beim zweiten Mal vielleicht nur noch halb so schlimm. Allgemein kann man sagen, dass Reiter und Pferd mit jeder gerittenen Prüfung an Erfahrung und Routine gewinnen. Übung macht schließlich den Meister!! Seid euch bewusst, dass hier auch jeder Profireiter am Anfang durch musste.