Am vergangen Wochenende fanden die deutschen Hochschulmeisterschaften 2015 in Düsseldorf statt. Die besten 18 Mannschaften deutschlandweit haben hier um den Meisterschaftstitel (Kombi, Mannschaft, Einzel Dressur/Springen) gekämpft. Zugegeben, mit Studentenreitturnieren hatte ich vorher noch nie was zu tun. Meine Uni war leider nie so wirklich darin involviert und da ich selber häufig auf „normalen“ Turnieren unterwegs bin, habe ich das Thema auch nie weiter verfolgt.
Bis ich am Mittwoch vorher eine Nachricht bekam: „Wie geht´s Pepper und Dir? Entschuldige die späte Störung, aber ich einen Anschlag auf dich vor… Am Wochenende sind deutsche Hochschulmeisterschaften in Düsseldorf und leider hat das Finalpferd abgesagt. Kann Pepper vielleicht im Finale gehen?“ Ich habe mich erstmal kurz informiert, das Finale der DHM ist ein S-Springen. Da musste ich doch erst einmal schlucken. Sportliche Sache zwei Fremdreiter auf dem eigenen Pferd über S springen zu lassen? Was ist, wenn etwas passiert? Wenn sie Pepper verunsichern? Auf der anderen Seite sind ja nicht umsonst die zwei besten Reiter im Finale – und diese mussten sich auch das ganze Jahr über in Form von Platzierungen auf Studentenreitturnieren qualifizieren. Nachdem dann auch mein Freund meinte: „Wann hat man schonmal die Möglichkeit, das eigene Pferd auf einer ‚Deutschen‘ laufen zu lassen?!“ war es beschlossene Sache: Sonntag sollte es mit Pepper nach Düsseldorf gehen!
Die Tage vergingen schnell und eine Vorfreude stellte sich bei mir ein. Das Sattelzeug wurde geputzt und Peppers Turniersachen herausgelegt. Ganz schön seltsam, die eigene Turnierreithose zu Hause zu lassen! Ich hatte mich dazu entschlossen, Pepper dort abreiten zu lassen und dies nicht selber zu machen. Ich bin nunmal Amateur und wenn ich es bei mir selber verbocke, dann ist es mein Problem, aber für die Finalreiter wollte ich Pepper nun bestmöglich vorbereiten lassen und die Reiterin hätte es nicht besser machen können! Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!
Für Pepper (und auch für mich!!) war es ganz schön beeindruckend, gar kein Vergleich zu einem „normalen“ Turnier! Das Publikum hat gejubelt, gesungen, geschrieen und Chorgesänge in vollster Lautstärke aufgeführt. Kein Zentimeter war mehr ohne Zuschauer und in der Halle beim Abreiten wurde getanzt und das Hochschulmaskottchen hat sein Bestes gegeben! Eine Wahnsinns-Atmosphäre, die ich so schnell nicht vergessen werde und die Pepper auch sehr spannend fand. Aber in den Prüfungen hat sie, wie immer, ihr Bestes gegeben!
Der erste Finalreiter (es wird im Vorfeld ausgelost, wer zuerst reitet) kam aus Magdeburg. Ich persönlich fand ihn sichtlich angespannt (aber mal ehrlich… wer wäre das nicht? Nur 3 Minuten Vorbereitungszeit mit nur zwei Sprüngen, die sofort auf Prüfungshöhe standen und das auf einem völlig fremden Pferd… Also ich hätte das wohl eher nicht einfach so gemacht!!). Pepper hat sich meiner Meinung nach gut gezeigt, an zwei Sprüngen hat er Pepper aber nicht so gut herangeritten, daher fielen leider zwei Stangen.
Nach einigen Minuten Pause, Pepper sollte schließlich Luft schnappen können, ritt die zweite Finalreiterin, die aus Gießen kam, in den gleichen Parcours.
Auch diese hatte drei Minuten Zeit, um sich auf Pepper einzustellen, bekam die gleichen Anweisungen wie der Reiter zuvor und ritt dann ihren Parcours. Pepper sprang auch hier wieder richtig gut, hatte leider einen Fehler, weil die Reiterin in einer Distanz eine falsche Entscheidung getroffen hatte. Die Spannung war sichtlich angespannt. Blieb sie bis zum Ende des Parcours null? Oder würde sie ebenfalls einen zweiten Fehler machen?
Nachdem auch am letzten Sprung die Stangen liegen geblieben sind, war die ganze Halle am Toben. Pepper wurde umarmt, gelobt, geklopft und die Reiterin hoch gefeiert. Pepper fand das ganze Theater etwas gruselig und wollte danach nicht mehr zur Bande, aber musste sie ja auch nicht mehr. Ich hatte wirklich Gänsehaut. Natürlich habe ich es beiden Reitern gegönnt, aber ich war einfach so so stolz auf mein Pferd, dass ich bei der Stimmung wirklich kurz schlucken musste. Und zugegeben, Lobeshymnen auf das eigene Pferd hört doch jeder gerne 😉
Nicht nur von der Gewinnerin und mir wurde Pepper umsorgt, auch mein Freund und meine Mutter haben Pepper mit Leckerlies überhäuft. Es ist ja nun auch nicht alltäglich dass sie mit (der Vorbereiterin eingeschlossen) drei fremden Reitern so einen tollen Job macht!
Nachdem wir Pepper versorgt hatten, haben wir lecker gegessen und uns noch das Einzelfinale der Dressur angeguckt. Eine Pflicht-S und eine Kür auf S-Niveau und auch hier: Top Leistung. Besonders angetan war ich vom Kür-Pferd, ein wirklich tolles Pferd. Falsche Disziplin, aber zu dem würde ich auch nicht nein sagen ;).
Als Fazit kann ich nur sagen: Ich habe Blut geleckt! Wo kann ich meinen Master machen? 😉
Der Artikel hat euch gefallen und ihr wollt mehr über das Studentenreiten erfahren? Mehr zu diesem Thema findet ihr hier, dort hat unsere Autorin Wiebke das System einmal ausführlich erklärt-
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