Am letzten Wochenende stand unser erstes richtiges Turnier in der neuen Saison an. Wir waren vor ein paar Wochen schon einmal auf einem Dressurreiter-Club Turnier, um Püppi wieder ein bisschen an die Turnier Atmosphäre zu gewöhnen, das war auch gut, denn sie ist am Anfang des Jahres doch immer sehr aufgeregt. Ich hatte dort eine M** geritten, allerdings war sie so aufgeregt und spannig dass ich auf eine Note verzichtete und es nur als Trainingsturnier abhaken konnte.
Jetzt stand also der erste richtige Start an, ich hatte eine M* auf 60iger Viereck genannt (M6). Eigentlich wollte ich vorher noch eine Kandaren L reiten, um ihr die Prüfungshalle schon einmal zu zeigen, allerdings wurde die auf Freitag verlegt, wo ich keine Zeit hatte. Auch sonst waren die Bedingungen nicht ganz optimal, mein Vater hatte an dem Wochenende einen Lehrgang und war nicht da, so dass ich das erste Mal gemeinsam mit meinem Freund losgefahren bin, zudem war Püppi am Montag noch geimpft worden, so dass sie Montag bis Mittwoch frei hatte. Donnerstag habe ich einen Tag auf Trense geritten, Freitag einmal auf Kandare und Samstag ging es dann schon los.
Obwohl ich schon seit 20 Jahren Turniere reite (oh mein Gott – ich werde alt!), ist es doch jedes Jahr am Anfang der Saison wieder ein wenig aufregend für mich. Klar, ich habe hohe Ansprüche und möchte alles in der Prüfung so umsetzen wie zu Hause. Nach der Super-Saison 2014 war unsere Saison 2015 aber relativ durchwachsen und umso höher ist natürlich mein Ansporn, in diesem Jahr wieder ans Jahr 2014 anzuknüpfen und vor allem auch den Sprung von M* auf M** und in Richtung S zu schaffen. Püppi ist jetzt 9, also eigentlich im besten Alter und hat eben auch nicht mehr den Stempel „junger Hüpfer“ auf der Stirn.
Ich war also schon ein bisschen aufgeregt, Püppi auch. Man merkt ihr das immer schon an, wenn man sie einflechtet und putzt etc. Ich hab sie nach dem Einnähen deshalb erst noch einmal draußen ein wenig am Halfter longiert, da konnte sie schon einmal ein bisschen Luft ablassen, was sie auch tat!
Dann sind wir losgefahren. Püppi geht immer super easy auf den Hänger und man merkt sie beim Fahren gar nicht, das ist echt toll. Als wir ankamen, hatten wir noch etwas Zeit und konnten uns einige Ritte anschauen.Dann ging es ans fertig machen, dieses Mal war Püppi zum Glück schon viel viel gelassener als beim Test-Turnier. Ich konnte ganz entspannt am langen Zügel Schritt reiten und merkte schon beim antraben, wie motiviert und aufmerksam Püppi war. Ich nenne das immer ihren „Turniermodus“, den sie zum Glück häufig einschaltet, wenn wir unterwegs sind, damit meine ich dass sie einfach super zieht und ich das Gefühl haben dass sie selber motiviert ist und Lust hat, „sich zu zeigen“. Das klingt vielleicht blöd aber ich glaube wirklich, dass gute Dressurpferde eine gewissen Eitelkeit haben und sich gerne präsentieren.
Auf jeden Fall klappte das Abreiten super, auch das Timing stimmte und dann war es auch soweit, wir konnten in die Prüfungs-Halle. Das ist für mich mit Püppi immer der entscheidende Moment – wie reagiert sie auf das Prüfungsviereck, und schaffe ich es in der Kürze der Zeit, ihr alle gruseligen Ecken einmal zu zeigen? Die Halle war diese Mal aber sehr schlicht und es gab keine gruselige Ecke, sie ging sofort problemlos überall lang. Ich zeigte ihr die kurze Seite bei den Richtern erst einmal im Schritt (ich habe festgestellt, dass ihr das mehr Vertrauen gibt, als wenn ich sofort in vollem Tempo an den aufregenden Stellen vorbei reiten will), dann einmal im Trab, und dann ging es auch schon los. Die Prüfung an sich verlief ohne große Fehler. Die Trabtour ist ja Püppis stärkster Teil, hier gab es auch die meisten 7en, bzw. 8en für die Trabverstärkung. Und da wo wir 6er bekommen haben, war ich selbst schuld (z.B. zu viel Abstellung im SH) 🙂 Die Schritttour ist meist relativ unspektakulär, hier liegen wir meistens und auch an diesem Tag zwischen 6.5 und 7. Und dann kam die Galopptour, die leider weiterhin noch der Knackpunkt ist. Mittlerweile haben wir die Geraderichtung schon ganz gut in den Griff bekommen, das war im letzten Jahr noch ein echtes Problem, dass sie sich sehr schnell schief machte und mit der Hinterhand in die Bahn kam, aber ich finde es immer noch schwierig, den Galopp in der Versammlung ausdrucksvoll und gesetzt zu erhalten. Hier waren dann noch sehr viele 6er dabei. Die Wechsel waren alle durch und auf Hilfe und ausdrucksvoll, aber es sind noch keine sicheren 7er Wechsel, weil sie einfach vor und nach dem Wechsel noch nicht gleichmäßig genug galoppiert, da fehlt es noch an Gelassenheit. Aber ich bin mir sicher, dass es eine Sache der Routine ist und die Wechsel in der Prüfung mal eine richtige Stärke werden.
Die Fußnoten lagen dann auch zwischen 6 (Galopp und Durchlässigkeit) und 7 (Trab, Schritt und Sitz) und am Ende kamen 64,4% heraus. Damit landeten wir auf einem 5. Platz von 23 Startern und ich war wirklich sehr zufrieden und glücklich, dass Püppi schon beim ersten Turnier so gut mitgemacht hat und vertrauensvoll ohne Gerte und Spannung flüssig durch die Prüfung lief.
Am Sonntag hatte Püppi dann verdienter Weise frei, ich habe sie nur draußen etwas longiert und dann gong es mit der besten Freundin aufs Paddock 🙂
Nun haben wir etwas Zeit, uns auf das nächste Turnier Anfang Mai vorzubereiten, da wollen wir dann in den schwereren Prüfungen angreifen und ich hoffe natürlich, dass wir auf dem letzten Turnier aufsetzen können!