Julis Eventer ist vielen Busch-Fans bereits ein Begriff. Auf ihrem Blog erzählt Juliane Barth aus ihrem Leben im Vielseitigkeitssport. Seit Mai 2016 berichtet sie auf Julis Eventer von ihren eigenen Turnieren, von Trainingserlebnissen und darüber, was eigentlich das richtige Training ist und wie man sich Ziele setzen kann.
Bekanntheit verschaffte ihr sicherlich der „Newsfeed Luhmühlen“ – ein Video von der 4-Sterne Geländestrecke in Luhmühlen, das von nahezu allen Berichterstattern in der Busch-Szene geteilt wurde! Anzusehen ist dieses Video und auch diverse andere Videos, FMA’s und Turnierberichterstattungen auf ihrem Youtube-Channel Julis Eventer, auf Instagram ist sie unter julis_eventer zu finden und bei Facebook ebenfalls unter Julis Eventer.
Wir haben Juliane zu einem kleinen Interview gebeten und freuen uns, dass sie sich dafür einen Moment Zeit genommen hat. Davon hat sie neben Berufsleben und den Pferden nämlich gar nicht so viel übrig: Denn Juliane hat neben ihrem Crack Alani, der jüngst mit ihr das erste internationale VS-Turnier absolviert hat, noch zwei andere Pferde im Stall stehen: den 12 Jahre alten Ted und die 7-jährige Nessi.
- Wie alt bist du und was machst du beruflich?
Ich bin 27 und bin selbstständig in der Werbefilmproduktion, das bedeutet ich leite Produktionen, führe Regie oder mache Kamera & Schnitt bei kleineren Projekten auch selbst.
- Wie bist du zum Reitsport gekommen? Oder wurde es dir in die Wiege gelegt?
Richtig erkannt 😉 Das wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Mutter ist mit dem Pferdevirus schon lange infiziert und sagt immer, dass ich wohl eher reiten als laufen konnte…
- Seit wann reitest du Vielseitigkeit?
Ich würde sagen seit 14 oder 15 Jahren, also schon ziiiiemlich lange 😀
- Warum hast du dich für das Vielseitigkeitsreiten entschieden und wie siehst du das Risiko? In den letzten Jahren gab es ja einige schlimme, zum Teil sogar tödliche Unfälle – gerät man da nicht manchmal auch ein bisschen ans Zweifeln?
Eine schwierige Frage, für die ich etwas ausholen muss.. Gerade in diesem Jahr, denn es gab allein 2016 schon 3 tödliche Unfälle auf der ganzen Welt. Ich kam eigentlich zum ersten Mal ins Zweifeln, als Ben Winter vor 2 Jahren in Luhmühlen stürzte. Denn ich war vor Ort und kannte Ben aus meiner Zeit in Warendorf bei Andreas Ostholt. Dieses Unglück traf mich wirklich sehr. Und ich musste ein wenig darüber nachdenken, wie ich mit der ganzen Sache umgehe. Ich habe aber für mich entschieden, den Sport weiterzumachen, bin aber auf jeden Fall vorsichtiger geworden. Ich reite nur bei optimalen Bedingungen. Das bedeutet vor allem, was die Vorbereitung, die Gesundheit meines Pferdes und von mir angeht. Natürlich auch bezüglich der Boden- und Wetterverhältnisse. Vor allem in schwereren Prüfungen kommt das dann immer mehr zum Tragen. Aber bei aller Vorsicht: Ich liebe diesen Sport einfach. Ich habe mal versucht, nur Springen zu reiten. Auch bis M*, aber es füllt mich nicht aus. Diese Glücksgefühle, die ich habe, wenn ich mit meinem Pferd eine Geländestrecke gemeinsam geschafft habe, die kann ich durch keine andere Disziplin ersetzen.
- Wie gestaltest du das Training deiner Pferde?
Möglichst vielseitig 😉 Ich achte sehr auf Ausgewogenheit und langweile mich auch selbst schnell, daher mache ich nie zwei aufeinanderfolgende Tage das gleiche. Und sonst versuche ich einfach, all meinen Disziplinen gerecht zu werden.. 2x die Woche Dressur, 1-2x Springen, 1x Longe, 1x frei, 1x Konditionstraining.. Naja, und das wechselt dann immer mal hin und her, wenn am Wochenende Turnier ist.
- Ich selbst reite Vielseitigkeit nur auf A-Niveau und auch nur mit einem Pferd und selbst da stoße ich schon manchmal an Grenzen was die Organisation von Beruf und Training des Pferdes anbelangt. Wie schaffst du es, das alles unter einen Hut zu bekommen?
Ohja.. da ist ein großer Punkt natürlich meine Mutter, die mich so wahnsinnig toll unterstützt. Letztes Jahr hatte ich ein irre gutes berufliches Jahr, war viel im Ausland und konnte trotzdem meine Pferde fit halten und auch auf dem Turnier vorstellen.. das geht nur mit jemandem, der genau weiß, worauf es ankommt bei jedem Pferd. Auch sie arbeitet natürlich voll, deswegen unterstützen wir uns da gegenseitig. Wenn sie nicht kann, muss ich halt einspringen. Aber bei meiner Selbstständigkeit kann ich das ganz gut einteilen (bislang)…
- Was waren (neben Strzegom ;)) deine größten reiterlichen Erfolge oder besondere Erlebnisse mit deinen Pferden?
Hehe, Strzegom war natürlich der absolute Oberhammer bis jetzt. Aber ja, da gibt es noch den M-Sieg im Springen in Hüttenberg (Hessen).. mit Gustl (der jetzt Rentner ist). Das war ein besonderer Moment, denn mein damaliger Trainer war dabei (und man hört noch seine Tipps auf dem Video). Jimmy in Hungen, da ich eine 9,0 im Gelände hatte.. so was vergisst man auch nicht.
Und noch das eine Mal, das ich mit Gustl in der Festhalle reiten durfte und 3.war! Das ist so eine extreme Atmosphäre dort, echt der Wahnsinn!
- Wie kommt man zu so einem „Top-Pferd“ wie Alani? Hast du gezielt nach einem Busch-Aspiranten mit so viel Talent gesucht? Wie bist du zu deinen anderen Pferde gekommen?
Witzige Frage.. ich hoffe, die Antwort wird nicht zu lang. Also, bisher (bis auf Nessi) sind alle Pferde irgendwie zu UNS gekommen..
Wir haben nicht danach gesucht. Alani war das Pferd meines ehemaligen Stallbesitzers und er suchte jemanden, der ihn ausbilden kann. Das habe ich gemacht und bis 5-jährig keinen Geländesprung gemacht, denn er ist lang, eigentlich zu groß für mich und hat kaum Vollblutanteil. Da kommst du eigentlich nicht auf die Idee, dass das vielleicht (d)ein Buschpferd wird. Als er dann 5 war und verkauft werden sollte, blutete mir natürlich das Herz. Und unsere beiden Pferde damals hatten gesundheitliche Probleme und wir wussten nicht, ob das noch sportliche Zukunft hatte. Also haben Mama und ich zusammengelegt und ihn „übernommen“ – denn was kann es besseres geben, als ein Pferd zu haben, wo man bei jedem Schritt dabei war – von Anfang an. Das ist eigentlich das Optimum. Erst da hab ich dann mal Gelände „versucht“ 😉
Auch die anderen haben ihren Weg irgendwie zu uns gefunden. Teddy zum Beispiel ist Langzeit zur Verfügung gestellt von guten Bekannten. Wir haben als „Normalsterbliche“ ja nur max. 2-3 Pferde zur gleichen Zeit, weil man mehr nicht schafft und auch gar nicht die Kohle hat, sich ständig neue fertig ausgebildete Pferde zu kaufen.
- Hattest du vor Alani schon einmal so ein „besonderes Pferd“?
Ein besonderes Pferd… Alle Pferde, die ich bis jetzt geritten habe, haben mich irgendwie dahin gebracht, wo ich heute bin. Angefangen bei meinem Pony Flicka, bei dem ich lernte, mich durchzusetzen, und Royal Flash, der alles konnte und den ich im E-Gelände reiten durfte und natürlich Jimmy, der mich brav durch meine ganze Junioren-Kaderzeit (Pubertät) getragen hat.
Gustl, der mich in einer Saison von A nach M katapultierte im Springen und das völlig mühelos.
Und natürlich Teddy, der mich jeden Tag aufs Neue auf die Probe stellt.
Alani ist halt der Erfolgsgarant unter ihnen, klar, gerade dieses Jahr.. aber „besondere Pferde“ sind sie wirklich alle. In den 20 Jahren, die ich nun reite, hatte ich diese 6 Pferde – und wenn es möglich war, bleiben sie ihr Leben lang bei mir.
- Deine Mutter begleitet dich zu den meisten Turnieren. Unterstützt sie dich auch neben den Turnieren viel?
Jaaa <3 Sie begleitet mich auf jedes Turnier. Ich erzähle da immer gerne die Geschichte, als ich in Hessen einmal versucht habe, alleine aufs Turnier zu fahren und soooo genervt und verärgert wieder nach Hause kam, dass ich mir schwor, nie wieder alleine los zu fahren. Wir sind halt ein eingespieltes Team – da sitzt jeder Handgriff, da muss man nix erklären oder besprechen. Das läuft eben. Und sie unterstützt mich auch sonst. Sie hat mir damals den ersten Werbejob verschafft direkt nach der Uni und ich arbeite auch sonst viel für die Firmen, in denen sie arbeitet. Da sie Marketing-Manager ist, passt das ganz gut zusammen.
- Seit diesem Jahr gibt es deinen Blog. Wie kam es dazu, dass du diesen ins Leben gerufen hast und was versprichst du dir davon?
Hui, irgendwie war das eine verrückte Idee, als wir von Everswinkel nach Hause fuhren… die Fahrten sind ja dann doch immer recht lang und man hat Zeit, über Sachen zu reden und die Gedanken schweifen zu lassen.. Und irgendwie hab ich ja ganz gute Voraussetzungen mit Bild/Video-Möglichkeiten und noch dazu viel Lust zu schreiben und mehr von den Pferden zu erzählen als nur meine Erfolge auf Facebook zu posten. Was ich mir davon verspreche, weiß ich selbst noch nicht so richtig.. vielleicht ja irgendwann ein zweites Standbein 🙂
- Dein Video zum 4-Sterne Gelände in Luhmühlen ging regelrecht durch die Decke. Hast du damit gerechnet? Und hat sich das Video auch auf die Reichweite deines Blogs ausgewirkt?
Joa.. sagen wir es so: ich hatte es erhofft! Denn sonst hätte ich das nicht noch abends alles fertig gemacht, damit es Sonntag morgen gleich als erstes online geht – noch vor der TV-Berichterstattung und anderen Videos.. Aber trotzdem hat es mich überwältigt, wie viel da passiert ist und wie viele Namen das ja auch verbreitet haben! Ich denke schon, dass sich das auf die Abos und Follower ausgewirkt hat, auf jeden Fall.
- Beruf, die Pferde, nun auch noch ein Blog! Wie viel Zeit investierst du in deinen Blog und welche Rolle nimmt er auf deinen To-Do-Listen ein? Schreibst du nur, wenn du grade Zeit und Lust hast oder steckt da doch etwas mehr Organisation und Ehrgeiz dahinter?
Auf den To-Do-Listen wird der Anteil des Blog tatsächlich immer mehr. Ein Wahnsinn, bald gibt es eine eigene Seite dafür. Aber bisher ist es eher, wie ich Zeit und Lust habe und welches Thema mich auch selbst gerade interessiert. Ich habe den Ehrgeiz, wenigstens 2 Posts die Woche und 1 Video alle 2 Wochen zu machen, werde das aber nicht als Regel einführen wie es einige andere Blogs machen. Dafür ist mein Beruf viel zu unkalkulierbar. Ich denke, ich wachse in die Orga auch noch rein – mit den „geplanten Beiträgen“ und so.
- Welche Ziele hast du dir für dieses Jahr gesetzt und arbeitest du auf ein weiter entferntes Ziel hin?
Bisher hab ich mir noch kein bestimmtes Ziel gesetzt und freue mich einfach ganz naiv über jeden Abonennten und jeden Follower auf Facebook oder Instagram. Die Social-Welt ist ja auch eine sehr eigene Welt, die man erstmal verstehen lernen muss ;).
Vielen Dank, Juliane, dass du dir die Zeit genommen hast und uns so nett geantwortet hast und uns all die schönen Fotos zur Verfügung gestellt hast! Wir wünschen dir für die restliche Saison 2016, dass sie genauso weitergeht wie sie angefangen hat und außerdem natürlich alles Gute für dich und deine Vierbeiner. Wir freuen uns auf viele weitere tolle Bilder, Berichte und Videos.
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