Einfach abschneiden, verziehen oder ausdünnen? Wer der Mähne seines Pferdes Herr werden will, muss sich zunächst überlegen, welche Technik er dafür anwenden möchte.
Meine Erfahrungen und Tricks habe ich euch in diesem Artikel versucht zusammenzustellen.
Was banal klingt, kann durchaus seine Kniffligkeit haben, schließlich sind die meisten Reiter keine Frisörmeister. Beim ersten Versuch, dem lieben Vierbeiner eine schicke Frisur zu verpassen, ist so mancher Pferdebesitzer schon kläglich gescheitert und musste sich das Gespött seiner Mitreiter anhören. Aber keine Sorge, wir haben uns alle schon mal verschnitten, verzupft, verfrisiert und das Gute ist: Es wächst ja wieder!
Mit ein Paar Tricks und Tipps und ein bisschen Übung ist es gar nicht so schwer: Als Vorbereitung sollte man sich einen Mähnenkamm oder ein Bürste zurecht legen und das gewünschte Werkzeug zum Kürzen. Welche Möglichkeiten es dort gibt, erläutere ich im folgenden Abschnitt. Die Mähne sollte zu Beginn gründlich gekämmt und auf eine Seite gelegt werden. Bei widerspenstigen Mähnen kann es helfen, diese ein wenig mit einem nassen Schwamm zu befeuchten, dann ist es einfacher, gerade zu schneiden. Achtet darauf, dass es windstill ist, eine ständig hochfliegende Mähne wird am Ende krumm und schief. Den Kamm oder die Bürste steckt ihr euch am Besten in den Bund eurer Reithose oder legt ihn griffbereit ab. Um die Mähne schön gerade zu schneiden, hilft es, sie immer wieder zu kämmen und in Position zu legen. Ähnlich wie beim Einflechten ist es am einfachsten, wenn das Pferd möglichst ruhig steht, also sorgt für Fliegenschutz.
Wer zum ersten Mal die Mähne schneidet, sollte sich langsam von unten nach oben vorarbeiten. Schneidet man gleich auf die gewünschte Länge, wird’s am Ende doch viel kürzer, weil man hier und da noch ein paar Kanten und Zacken ausgleichen muss. Ihr kennt das vom Frisör: Bitte nur Spitzen schneiden und ruck zuck sind gute 10 cm ab!
Als Faustformel gilt: Die Mähne sollte eine gute Handbreit (inkl. Daumen) liegen, dann kann man sie gut einflechten.
Die Mähne mit einer Schere zu schneiden, ist die einfachste und schnellste Methode. Man muss darauf achten, dass die Mähne zum Schneiden auf der Seite liegt, auf die sie auch von alleine fällt. Wenn man sie von der anderen Seite aus schneidet, hat man schnell einen nicht sonderlich hübschen Zackenschnitt.
Außerdem eignet sich Schneiden alleine nicht besonders gut für dicke Mähnen, denn oftmals steht die ganze Mähne dann wie ein Balken vom Hals ab oder mutiert sogar zu einer Möchtegern-Stehmähne.
Vorteil beim Schneiden ist, dass es meistens den Pferden nicht unangenehm ist und sehr schnell geht. Ich bevorzuge diese Technik und nehme in Kauf, dass es 2-3 Tage nach Prinz Eisenherz-Style aussieht, aber es ist für mich wirklich am einfachsten, da mein Pferd keine sehr dicke Mähne hat.
Bei sehr dicken Mähnen empfiehlt es sich diese vor dem Schneiden bzw. Kürzen auszudünnen. Mein jetziges Pferd hat glücklicherweise eine angenehme dünne Mähne, sodass ich diese nicht ausdünnen muss, aber ich kann mich noch ganz gut an die Monster-Mähne meines Ponys erinnern, die immer eher an ein geplatztes Sofa-Kissen erinnerte. So eine Fülle an Mähne kann man ohne sie auszudünnen nicht einflechten oder sonst irgendwie hübsch frisieren. Zum Ausdünnen gibt es die sogenannten Verziehkämme. Die Anwendung ist zugegebenermaßen etwas ruppig und erfordert neben Kraft und Geschick auch ein gutmütiges Pferd. Man toupiert einzelne Strähnen vom unteren Ende auf und wickelt dann jeweils eine Strähne um den Kamm und reißt diese Strähne mit einem Ruck aus, sodass das Volumen der Mähne sich im Verlaufe des Ausdünnens verringert. Da der Mähnenkamm beim Pferd verhältnismäßig schmerzarm ist, lassen sich viele Pferde die Prozedur ohne besondere Regung gefallen. Es gibt aber auch einige Pferde, die deutlich empfindlicher sind und beim Verziehen der Mähne deutlichen Unwillen (Kopf schütteln, zur Seite ausweichen, rumhampeln, Ohren anlegen, in die Luft schnappen) zeigen. Hier sollte man dann Gnade walten lassen und zu anderen Methoden greifen!
Neben dem Schneiden kann man die Mähne auch verziehen. Dafür gibt es Verziehmesser. Das Prinzip ist ähnlich dem Ausdünnen, allerdings muss man die Mähne nicht auftoupieren, sondern man legt die Mähne strähnchenweise in der gewünschten Länge um das Verziehmesser und zieht dieses mit etwas Druck nach unten. Das Verziehmesser sieht aus wie ein feiner Kamm, hat aber an der Innenseite des Kamms eine scharfe Schneide, ähnlich wie bei einem Messer. Hierdurch wird die Mähne an der gewünschten Länge abgeschnitten und nicht am Mähnenkamm aus der Wurzel gerissen. Auch diese Technik kann man nicht bei allen Pferden anwenden, da einige schon das „Rucken“ als sehr unangenehm empfinden.
Sowohl Ausdünnen mit dem Verziehkamm als auch Verziehen mit Verziehmesser sind relativ zeitaufwendig und erfordern auch eine gewisse Übung. Das Ergebnis ist dafür aber oft ansehnlicher, als mit der Schere, weil die Mähne nicht ganz so gradlinig abgeschnitten ist und bereits frisch gekürzt schön liegt, ohne nach Prinz-Eisenherz auszusehen. Bei beiden Techniken sollte man aber die Reaktion seines Pferdes gut im Auge behalten und sie nur anwenden, wenn das Pferd kein Unbehagen zeigt.
Ein Kompromiss aller drei Techniken ist das Schneiden der Mähne mit einer Effilierschere. Diese spezielle Schere kann man sowohl zum Ausdünnen der Mähne als auch zum Kürzen benutzten. Die Schere verfügt nicht über eine durchgehende Schneidefläche, sondern hat kleine Zacken. Es schneidet dann nur jede zweite Zacke tatsächlich Mähnenhaar ab. Setzt man die Schere weit oben am Mähnenkamm an, wird die Mähne ausgedünnt, weil die Schere immer nur jedes zweite Strähnchen tatsächlich abschneidet. Kürzen kann man die Mähne, in dem man auf der gewünschten Länge auf einer Stelle immer wieder schneidet, bis alle Haare gekürzt sind. Dadurch, dass man dafür mehrere Ansätze benötigt und nicht immer haargenau die gleiche Höhe trifft, vermeidet man den Prinz Eisenherz-Look und bekommt ganz ohne Rupfen und Reißen ein natürlich wirkenderes Ergebnis. Mit der Effilierschere braucht man zwar etwas länger als mit der normalen Schere, weil man deutlich mehr Schnitte machen muss, dafür ist das Ergebnis aber schöner und man kann gleichzeitig einen ausdünnenden Effekt erzielen, ohne das Pferd an der Mähne zu ziepen.
Welche der Techniken wendet ihr zum Mähnekürzen an? Kennt ihr vielleicht noch eine weitere Technik?
Theresa hat euch ein Video gedreht, in dem ihr anhand Zausel und Sam die verschiedenen Arten des Mähne kürzen sehen könnt!