Pferdebesitzer sein, das ist für viele ein Traum, den sie sich unbedingt erfüllen möchten. Pferdebesitzer sein, das ist verbunden mit viel Verantwortung, Zeit, Geld, Sorgen, Überraschungen und natürlich ganz besonders viel Freude. Wir nehmen euch mit durch unser Jahr, immer Montags gibt es einen Monatsbericht über eins unserer vier Tagebuchpferde. Was hat uns bewegt, worüber haben wir uns gefreut und was bereitet uns Sorge? Begleitet uns durch ein spannendes Jahr und lest regelmäßig, was es für uns persönlich bedeutet, ein Pferdebesitzer zu sein.
Kalenderwoche 4 – nein, eigentlich ein Rückblick der letzten Monate…
Mein letzter Bericht liegt nun ein halbes Jahr zurück. Das liegt nicht etwa daran, dass ich die Lust am Schreiben verloren habe oder Pferde plötzlich total doof finde. Es ist einfach so viel passiert, dass auch bei mir, meine Pferde an Prioriät verloren haben. Ein schwerer Schicksalsschlag in meinem engsten Familienkreis, eine riesige Portion Verantwortung die im Zuge dessen in der Firma auf mich wartete… Selbstständig sein ist gerade in schwierigen Zeiten kein Zuckerschlecken. Das musste ich nun erfahren. Es war einfach alles wichtiger als die Pferde.
Bei unseren Horsediaries-Teambesprechungen wird mein Herz schwer, ich vermisse das Reiten, den Alltag im Stall, würde so gern mehr beitragen, meine Zeit im Stall verträumen, so wie ich es schon immer gerne getan habe, und gleichzeitig bemerke ich aber, wie sich der Wind gedreht hat und mein Leben sich einfach derzeit um wichtigere Dinge dreht, drehen muss. Ob sich das jemals wieder bessert, steht in den Sternen und Gott sei Dank bin ich auch nicht der Typ dafür, weit in die Zukunft zu planen. Ich nehme alles so wie es kommt und versuche dann das Beste daraus zu machen. Für Jeany ist es, so wie es in der letzten Zeit war, definitiv nicht das Beste gewesen.
Besonders gefreut habe ich mich diesen Monat über:
Die Einsicht, dass sich etwas verändern muss. Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung, also werde ich auch alles dafür tun, damit auch Jeany wieder so etwas wie eine Regelmäßigkeit zu spüren bekommt.
Wenn ich die wenigen Male, die ich es unter der Woche in den Stall schaffe, auf die Stallgasse komme, dann brummelt mich mein zotteliges Ponykind an und ich muss mich schwer am Riemen reißen, nicht augenblicklich in Tränen auszubrechen. Ich weiß nicht, ob es nachvollziehbar ist. Jeany geht es in unserem Stall wunderbar, sie ist gut versorgt, hat Bewegung und Freunde, aber trotzdem merkt man ihr unglaublich doll an, dass es ihr fehlt umtüddelt zu werden, ein bisschen was für den Kopf zu haben. Ich habe also wirklich lange hin und her überlegt, wie es für mein Pony weitergehen kann und ich habe mich jetzt erstmal für eine Reitbeteiligung entschieden. Jeany ist nur noch bedingt reitbar, was es für mich wirklich sehr schwer macht, sie komplett aus der Hand zu geben, die Verantwortung an einen fremden Menschen zu übertragen und darauf zu vertrauen, dass mit ihr nicht mehr gemacht wird, als sie eigentlich körperlich kann. Ich suche also einen Menschen, der viel Spaß an der Bodenarbeit hat, gern mal ausreiten oder spazieren geht, gern putzt und tüddelt, mit wenig Ambitionen in der Dressurarbeit. Vielleicht kennt ihr ja zufällig jemanden im Hamburg Süden, der auf der Suche nach einer Reitbeteiligung ist, dann schreibt gerne eine eMail an hallo@horsediaries.de oder lasst mir einen Kommentar da.
Darüber habe ich mir Sorgen gemacht:
All die guten Vorsätze doch nicht halten zu können. Mein Beruf ist sehr wichtig. Man hat als Geschäftsführung zwar schon gewisse Freiheiten, allerdings auch doppelt so viele Verpflichtungen. Ich spüre meine Unruhe jetzt schon, wenn die Uhr abends immer weiter tickt und ich die Schließzeit des Stalls im Nacken habe…
Ansonsten geht es der kleinen Blondine ausgesprochen gut. Witterungsbedingt zeigt sie zwar ihr übliches Tickern, aber sie ist trotzdem frisch und fröhlich dabei. Die Mähne ist inzwischen so lang gewachsen, dass sie unten sehr zottelig ist und wieder einem frischen Kurzhaarschnitt weichen muss. Seit November läuft sie auch barhuf. Ich hoffe, dass wir die Umstellung ohne Eisen weiterhin gut hinbekommen, denn für die wenigen Male im Jahr, wo Jeany in anspruchsvollem Terrain unterwegs ist, braucht es nun wirklich keine Hufeisen. Lediglich ihr Boxenpaddock könnte da zum Problem werden, da das gepflastet ist und dadurch für viel Hufabrieb sorgt. Ich werde das definitiv gut beobachten und hoffe einfach, dass sie ohne Eisen auch auf Dauer gut klar kommt.
Zur Zeit arbeiten wir gerade an:
Ich arbeite stets und ständig an Jeanys Folgsamkeit. Dadurch, dass ich sehr viel spazieren gehe und nicht selten drei Hunde bei mir habe, ist es wirklich wichtig für mich, dass sie sich draußen immer kontrollieren lässt und mir vertraut. Ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg und gerade, wenn ich nun wieder regelmäßiger mit ihr arbeite, wird ihr vermutlich auch der größte Sturm bald keine Angst mehr machen.
An Heiligabend habe ich mit einer lieben Freundin unseren obligatorischen Weihnachtsausritt unternommen und ich war vorher sehr gespannt, wie Jeany wohl so drauf sein würde. Geritten war ich im August zuletzt. Aber wie zu erwarten, war das Ponykind ganz gechillt. Sie ließ sich am langen Zügel reiten und ließ sich auch nicht von den eisigen Windböen stören. Sie ist einfach meine Beste, deshalb fällt es mir auch so schwer, eine Entscheidung zu treffen, die ich in naher Zukunft vielleicht doch treffen muss… Jetzt versuche ich allerdings erst einmal positiv zu denken und nehme die Motivation von meinem großartigen Team hier bei Horsediaries mit in die reale Welt und genieße mein Ponykind auch wieder unter der Woche regelmäßg, so es denn das Arbeitspensum zulässt. Die Tage werden langsam länger und bald können wir dann auch endlich wieder am Abend eine Runde durchs Gelände streifen. Derzeit sind es eher Runden um den Hof in der Dunkelheit, bewaffnet mit der Stirnlampe einer lieben Freundin. Das wir damit der absolute Pferdeschreck sind, ist doch glasklar oder? 😀
Schönstes Erlebnis diesen Monat:
Eigentlich war es eher der Ausritt im letzten Monat. Im August das letzte Mal im Sattel gesessen und im Dezember ganz entspannt aufs Pony. Manch anderer würde mich für lebensmüde erklären, aber ich wusste einfach, dass ich mich auf Jeany verlassen kann. Dieses Gefühl ist jedes Mal wieder unbeschreiblich und dieses Pony mit nichts auf der Welt zu bezahlen.
Dafür habe ich unerwartet Geld ausgegeben:
Der Monat ist noch nicht ganz zuende, allerdings ist mein Reithelm verschollen. Ich werde mir also in den kommenden Tagen einen neuen Helm kaufen. Welcher es wird, verrate ich euch dann im nächsten Bericht!
Wenn Jeany noch etwas sagen könnte:
Schön, dass du wieder da bist, Frauchen!