„Reiter sind schon ein komisches Volk!“ – Nicht selten habe ich diesen Satz in meiner aktiven Reiterzeit gehört. Heute, wo ich ausreichend Abstand zur Szene und den meisten Reitern gewonnen habe, muss ich nach einigen stillen Beobachtungen feststellen, dass die Kritiker damit tatsächlich Recht haben. Erst kürzlich hatte ich eine interessante, philosophische Unterhaltung mit Nichtreitern über Matratzeneinstreu. Nachfolgend findet ihr eine kleine Zusammenfassung von Begrifflichkeiten, die für Nichtreiter unsere Verrücktheit doch deutlich unterstreichen. Schickt sie gern an alle genervten Nichtreiterfreunde und Partner, vielleicht führt sie zu einem etwas besseren Verständnis eurer Pferdeprobleme ;).
Matratzeneinstreu – Nicht etwa eine mit Einstreu gefüllte Matratze, nein. Die wahre Bedeutung von einer Matratzeneinstreu ist wesentlich unromantischer. Eigentlich kann man sagen, dass es nichts mehr ist, als über mehrere Wochen gesammelter Mist in einer Pferdebox, die täglich nur mit frischem Stroh übergestreut wird. Das Pferd schläft nachts also nicht wie zuerst angenommen, wie eine Prinzessin auf der Erbse, sondern auf seinem eigenst angesammeltem Klo. Nicht sehr lecker.
Die Parade kommt nicht durch – Nein, damit ist keine Pferdeparade gemeint, die im Stau steht. Auch wenn das zugegeben die schönere Variante wäre. Eine Parade die nicht durchkommt, ist für den Reiter deutlich unangenehmer. Es bedeutet nämlich, dass er zum Beispiel versucht, das Pferd durchzuparieren (also langsamer zu reiten) und ihm das nicht so richtig schön gelingt.
Das Pferd bügelt/schaufelt – Wie praktisch! Ein Pferd, welches selbst den Hufschlag schaufelt und die Wäsche bügelt! Leider nein. Wenn ein Pferd bügelt, schmeißt es seine Vorderbeine ( in den schnelleren Gangarten) nach außen.
Das Pferd hat einen Einschuss – Nein, es wurde nicht angeschossen, es hat einfach nur ein dickes entzündetes Bein. Warum man das Einschuss nennt? Keine Ahnung.
Pullerriemen – Ein Pullerriemen ist kein Hilfsmittel zum Pullern ;D. So viel mal vorweg. Ganz unspektakulär befindet sich der Pullerriemen an einem kombinierten Reithalfter und ist vorwiegend als Sperrriemen bekannt, weil er verhindern soll, dass das Pferd beim Reiten das Maul zu weit aufsperrt.
Auf Knarre reiten – Zu gern würde ich in die unwissenden Köpfe gucken und mir das Bild, welches sie zum „Auf Knarre reiten“ im Kopf haben. Letztendlich ist es aber nur halb so witzig und eine von vielen Zäumungen mit der man ein Pferd reiten kann. Die Knarre ist bekannter als Kandare.
Das Pferd bekommt neue Schuhe – Habt ihr Nichtreiter schon mal ein Pferd bei Deichmann gesehen? Ich auch nicht, schade eigentlich. Vermutlich wäre das günstiger als dem Pferd alle 6 Wochen neue Hufeisen (Schuhe fürs Pferd) vom Hufschmied fertigen zu lassen.
Das Pferd springt wie eine Badewanne – Wie springt bitteschön eine Badewanne? Ich als eingefleischter Freizeitjockey habe absolut keine Ahnung vom Springreiten und musste bei diesem Ausspruch schon etwas schmunzeln. Wenn ein Pferd den Rücken wegdrückt und auch das Köpfchen über dem Sprung in den Himmel streckt, sagt man umgangssprachlich, dass es wie eine Badewanne springt, weil es im Seitenbild einer klassischen Badewanne ähnelt.
Hirschhals, Karpfenrücken, Hechtkopf – Für Nichtreiter, muss ein Hirsch-Karpfen-Hecht-Pferd ein besonders seltenes und einzigartiges Pferd sein. Für uns Reiter ist eigentlich nur der Hechtkopf schön. Gemeint ist bei diesem eine konkave Einsenkung der Profillinie (wie man sie zum Beispiel bei den Arabern findet). Bei einem Karpfenrücken ist der Rücken eines Pferdes nach oben gewölbt, was dem Pferd zwar keine Probleme bereitet, aber für den Reiter ein äußerst unangenehmes Gefühl bereiten kann. Von einem Hirschhals spricht man, wenn die Halsunterseite beim Pferd deutlich stärker bemuskelt ist, als die Oberseite. Es gibt übrigens noch weitere Tierteile, die sich im Exterieur eines Pferdes befinden können. Zum Beispiel ein Schwanenhals, eine Hasenhacke oder ein Rehbein.
Nasenbremse – „Bremst man das Pferd damit etwa an der Nase?“ Ja, zugegeben, irgendwie haben die Hilfsmittel der Reiter doch wirklich sonderbare Namen. Die Nasenbremse ist übrigens ein Werkzeug, mit dem die Nase des Pferdes eingequetscht wird. Dadurch werden im Gehirn des Pferdes Endorphine ausgeschüttet. Man nutzt die Nasenbremse bei Tierarztbehandlungen, um das Pferd schmerzunempfindlicher zu machen.
Was kennt ihr noch für Fachbegriffe, die kein normaler Mensch versteht? Und habt ihr beim Reitergeschichten erzählen auch schon mal in fragende Nicht-Reiter Gesichter geblickt?
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