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Wie viel kostet ein eigenes Pferd?

Neben Zeit und Nerven auch eine Menge Geld! Obwohl viele unserer Leser selbst Pferdebesitzer sind, gibt es auch einige unter euch, die kein eigenes Pferd haben. Es gibt tausend gute Gründe, sich kein eigenes Pferd zu kaufen. Einige entscheiden sich ganz bewusst gegen ein Pferd, weil ihnen die Zeit oder schlicht die Lust fehlt, jeden Tag in den Stall zu fahren. Der häufigste Grund, warum sich Reiter gegen ein eigenes Pferd entscheiden, ist aber eindeutig das liebe Geld.

Aber was kostet eigentlich ein Pferd? Die richtige Antwort darauf ist ein typischer Juristensatz: „Es kommt darauf an“. Denn man kann ein Pferd sowohl sehr günstig als auch sehr teuer kaufen und halten. Damit die unter euch, die noch überlegen, sich ein Pferd zu kaufen, etwas besser abschätzen können, was auf sie zukommt, soll dieser Beitrag die Kosten grob aufschlüsseln. Ich habe beim Verfassen dieses Beitrags nach vergleichbaren Infos rechechiert und dabei festgestellt, dass die angegebenen Preise sehr weit von meiner eigenen Erfahrung abwichen. Das liegt vermutlich entweder daran, dass die Seiten veraltet waren oder sich die Angaben auf sehr ländliche Regionen bezogen. Auch ich kann natürlich nur eine ungefähre Spanne aufzeigen. Die Angaben zu den laufenden Kosten basieren auf Hamburger Preisen, die von den Preisen anderen Regionen natürlich abweichen können.

 

Kaufpreis

Der Kaufpreis des Pferdes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei einem reinen Freizeitpferd sind das etwa das Alter, die Rasse, ob das Pferd geländesicher ist und wie es sich im Umgang händeln lässt. Man kann sicherlich Glück haben und ein tolles Freizeitpferd für um die 3000€ ergattern, ich würde jedoch empfehlen eher im Bereich 4-6000€ zu suchen, um eine bessere Auswahl zu haben. Die laufenden Kosten für ein Pferd sind so immens hoch, dass es beim Kauf nicht auf tausend Euro mehr oder weniger ankommen sollte.

Bei einem Sportpferd sind vor allem die Qualität eines Pferdes sowie sein Ausbildungsstand und eventuelle Turniererfolge für den Preis entscheidend. Gerade bei Stuten kann auch die Abstammung eine Rolle spielen, da diese darüber entscheidet, ob eine Stute auch für die Zucht interessant wäre. Preislich bekommt man aktuell ordentliche gut angerittene 4jährige Pferde für 10-15.000€. Ein Pferd für den großen Sport kostet natürlich noch deutlich mehr, aber für den Durchschnittsturnierreiter, der auf ländlicher Ebene bis M reiten möchte, sollte sich in dem Budget definitiv etwas finden lassen. Wer ein weiter ausgebildetes Pferd haben möchte, muss entsprechend tiefer in die Tasche greifen. Jedenfalls so lange das Pferd noch jung ist. Ältere Lehrpferde ab 15 Jahren werden gerne mal aussortiert und für kleines Geld verkauft. Das kann eine tolle Chance sein, ein Pferd zu kaufen, von dem man viel lernen kann. Allerdings muss der Käufer bedenken, dass das Pferd eventuell nur noch einige Jahre voll belastet werden kann und danach als Rentner weiterhin versorgt werden möchte.

Zusätzlich zum Kaufpreis kommt eine eventuelle Ankaufsuntersuchung. Eine solche Untersuchung ist meiner Meinung nach auch bei einem günstigen Pferd sehr sinnvoll, da eventuelle Folgekosten bei einem kranken Pferd unabhängig von seinem Anschaffungspreis ehr teuer werden können. Man sollte sich natürlich bewusst sein, dass eine Ankaufsuntersuchung nur den aktuellen Stand abbildet und keine Garantie dafür bietet, dass das Pferd auch langfristig gesund bleibt. Denn eine eventuelle Neigung zu Koliken oder einen nicht belastbaren Sehnenapparat erkennt man bei einer Ankaufsuntersuchung nicht. Eine kleine AKU ohne Röntgen kostet ca. 150€-200€, eine große Ankaufsuntersuchung liegt je nach Anzahl der Röntgenbilder bei ca. 750-1000€.

Ausstattung

Ein vom Sattler angepasster neuer Sattel schlägt mit ca. 1300-4000€ zu Buche. Gebrauchte Sättel gibt es schon ab ca. 400€, hier sollte jedoch unbedingt ein fachkundiger Sattler hinzugezogen werden, der den Sattel begutachten und gegebenenfalls anpassen kann. Für Trense, Decken und sonstiges Zubehör kann man noch mal ca. 1000€ rechnen.

Für den ambitionierten Turnierreiten kommen natürlich noch ein Zugfahrzeug und ein Anhänger dazu. Meiner Erfahrung nach lohnt sich der Kauf eines gebrauchten Anhängers kaum, da diese sehr wertstabil sind und auch alte Anhänger noch verhältnismäßig teuer sind. Ich habe bisher zwei Anhänger auf Messen gekauft und damit gute Erfahrungen gemacht. Mittlerweile spart man dort auch keine riesig großen Beträge mehr, aber wenigstens ein bisschen Rabatt lässt sich bei Ausstellungsstücken mit Glück raushandeln.

Dressursattel Prestige D1 (Neupreis ca. 3800€)

 

Stallmiete

Der größte monatliche Posten ist bei den meisten Pferdebesitzern der Stall. Auch hier hängt der Preis natürlich von den Ansprüchen ab. Ein Selbstversorger-Offenstall ohne Halle, fließendes Wasser und Strom ist günstiger als der neu gebaute Dressurluxusstall mit Kronleuchtern und beheizter Sattelkammer. Ein stinknormaler Pensionsstall mit Boxen, Halle, Weideservice und Reitplätzen kostet in Hamburg ab ca. 400€ in Vollpension. Selbst innerhalb der Stadt variieren die Preise jedoch noch je nach Lage. Im Osten und im Süden ist es deutlich günstiger als im Norden und im Westen. Interessanterweise korreliert das auch mit dem Wohnungs- und Gründstückspreisen. Und je weiter man rausfährt aus der Stadt, umso günstiger wird es. Nach oben hin gibt es kaum Grenzen, die neu gebauten schicken Ställe rangieren in der Regel bei 550-750€ je nach Klientel und Ausstattung.

Wunderschöne Reitanlage ca. 30km von Hamburg (Boxenmiete 580€ monatlich)

Reitunterricht

Eine halbe Stunde Einzelunterricht kostet im Hamburger Raum ca. 25-40€, je nach Leistungsniveau des Reitlehrers. Bei zwei Stunden Unterricht pro Woche kommt man also auf 200-320€ monatlich.

Tierarzt

Die Tierarztkosten sind am schwierigsten kalkulierbar, daher sollte hier in jedem Fall ein Puffer eingeplant werden. Fixe Kosten sind in der Regel 3-4 Wurmkuren pro Jahr (ca. 100€) sowie bei einem Turnierpferd zwei Influenzaimpfungen jährlich für je ca. 55€ (alle zwei Jahre in Verbindung mit Tetanus). Ich würde empfehlen, für sonstige Tierarztkosten vor dem Pferdekauf eine Rücklage von 2000€ bereitzulegen. Auf die Jahre gerechnet komme ich bei Emmi auf ca. 100€ Tierarztkosten im Monat zusätzlich zu den Impfungen und Wurmkuren, das kann aber von Jahr zu Jahr extrem variieren.

 

Hufschmied

Die Kosten für den Hufschmied hängen davon ab, ob das Pferd Hufeisen trägt und wenn ja wie viele. Hufe ausschneiden kostet bei Hamburger Schmieden 35-40€, vier Eisen liegen bei 150-180€.

Versicherungen

Ich empfehle jedem Pferdebesitzer von ganzem Herzen, eine OP-Versicherung abzuschließen. Diese kostet bei ca. 25€ im Monat. Ich habe meine Versicherung bei zwei Pferden bereits für insgesamt vier Kolik-OPs (!) genutzt. Die Kosten, die ich ohne die Versicherung zu tragen gehabt hätte, liegen im fünfstelligen Bereich. Außerdem empfiehlt sich eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung (ca. 1o€ monatlich) und gegebenenfalls eine Fremdreiterversicherung.

Es gibt auch die Möglichkeit, eine Krankenversicherung oder eine Lebensversicherung für das Pferd abzuschließen. Beide sind jedoch relativ teuer, sodass man sich im Einzelfall ausrechnen muss, ob sich das lohnt.

Sonstige Dienstleistungen

Sehr teuer können auch sonstige Dienstleister rund ums Pferd werden. Sattler, Osteopath, Physiotherapeut, Tierkommunikatorin und so weiter und so fort. Der Fantasie und den Ausgaben sind keine Grenzen gesetzt. Besinnt man sich auf das nötige, sollte man hier im Durchschnitt mit 500€ jährlich hinkommen.

 

Fazit

Man kann ein Pferd sehr günstig halten, man kann aber auch Unmengen an Geld ausgeben – am Ende kommt es auf die Bedürfnisse des Pferdes sowie die eigenen Ansprüche an. Wichtig ist nur, dass man im Vorfeld eines Pferdekaufs ehrlich zu sich selbst ist. Es nützt niemandem etwas, wenn man sich die ganze Geschichte vorher schön rechnet und am Ende im Winter im Offenstall mit der Kopflampe die Tränken enteist und dabei totunglücklich ist, weil man doch eigentlich lieber durch die beheizte Reithalle mit selbst bewässerndem Wattboden reiten würde und dabei den Blick aus der Fensterfront über den englischen Rasen des Landgutes genießen würde.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Kommentar da lasst, wie viel ihr monatlich für euer Pferd ausgeben müsst? Sind die Pensionsställe bei euch genau so teuer oder ist das ein Hamburger Phänomen?

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