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Das Zauselkarussell

Es dreht sich wieder, das Zauselkarussell. Kaum ist die eine Krankheit ausgestanden, lacht er sich eine neue an. Das ist ein unendlicher Zyklus, in dem wir uns jetzt irgendwie schon seit 6 Jahren bewegen. Auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder denke, wir hätten den Zyklus durchbrochen und es wird doch noch alles gut, belehrt mich der Zausel immer wieder eines besseren. Das Zauselkarussell dreht sich und dreht sich und dreht sich.

Angefangen hat es diesmal Ende Juni als ich im Urlaub war. Der Zausel hatte sich ausreichend von der Hauttumor-OP im vergangenen Herbst erholt und war in guter Form. Während meines zweiwöchigen Urlaubes sollte er auch ein wenig Sommerfrische genießen und im Wesentlichen auf die Weide gehen. Außerdem wurde er ein bisschen von meiner Mutter geritten, um geschmeidig zu bleiben.

Kurz bevor ich wieder kam, bemerkte sie nach dem Reiten eine Schwellung kurz oberhalb des Fesselkopfes vorn auf dem Röhrbein. Am nächsten Tag war diese wieder verschwunden, nach dem Reiten aber wieder da. Also kam der Tierarzt und vermutete, dass er einen Schlag abbekommen hätte. Zur Sicherheit machte er noch Röntgenbilder vom Bein, auf denen aber nichts zu sehen war. Der Tierarzt verordnete einige Tage Pause und im Anschluss leichte Bewegung, sofern das Bein nicht wieder dick werden würde.IMG_5996

Bis ich aus dem Urlaub zurück kam, hatte er dann 5 Tage frei. Leider wurde das Bein auch nach der Pause bei leichter Bewegung gleich wieder dick. Der Tierarzt kam also noch einmal, diesmal hatte er das Ultraschallgerät im Gepäck. Das Bein wurde geschallt und es zeigte sich im Gewebe eingelagerte Flüssigkeit. Die Strecksehne an sich schien recht unversehrt, der Tierarzt diagnostizierte nach langem Schallen und gucken und „hmm“ und Achselzucken dann aber doch eine gestreckte Strecksehne. „Passiert äußerst selten“. Auf die Frage, wie das passiert sein könnte wusste er auch keinen rechten Rat, aber immerhin sollte es weit harmloser als eine verletzte Beugesehne sein.

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Dem Zausel wurden mindestens 4 Wochen Pause verordnet, dann wollte er noch mal zur Kontrolle kommen.
Den Juli verbrachte das Tier dann also anstatt wie geplant mit uns an der Nordsee zusammen mit Sam auf der Weide in Hamburg. Ich bin ein paar mal Sam geritten, hab das Zauselchen geschmust und bin ohne ihn an die Nordsee gefahren.

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Mitte August, nach 6 Wochen (sicher ist sicher) kam der Tierarzt dann noch einmal zum Schallen. Am Bein befand sich immer noch eine leichte Schwellung, eher hart und ein bisschen knubbelig. Beim Schallen war die Sehne dann aber okay, der Zausel bekam ein Medikament, welches die restliche Schwellung aus dem Bein ziehen sollte und nach weiteren 2 Wochen Pause sollte ich vorsichtig wieder anfangen zu reiten.

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In der Zwischenzeit wurde auf dem Paddock im hinteren Bereich eine Drainage eingebaut und auf dem ganzen Auslauf neuer Sand aufgeschüttet, so dass wir diesen Winter hoffentlich trockene Füße behalten. Die Pferde haben wegen der Baustelle in der „Villa Zausel“ einige Nächte auf der Weide verbracht.

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Weitere zwei Wochen waren vergangen und es war immer noch eine minimale Schwellung auf dem Bein zu erfühlen. Nach Rücksprache mit dem Tierarzt sollte ich trotzdem langsam anfangen zu traben, die vorsichtige Bewegung würde das Bein besser durchbluten und zur kompletten Abschwellung beitragen.

Anfang der Woche habe ich dann also das Weidepony eingesammelt, es geschniegelt und gestriegelt, es mit Sattel und Trense ausgestattet und bin erst eine große Runde Schritt um die Galoppbahn geritten und dann auf selbiger ca. 3 min. getrabt. Der Boden ist dort zur Zeit sehr gut, es gibt kaum Wendungen und man kann schön geradeaus reiten. Top Bedingungen zum Antrainieren also. Der Zausel war auch ganz artig und vor allem hoch motiviert. Nach drei Minuten ging es dann im Schritt zurück auf den Hof. Schon beim Absteigen habe ich dann gesehen: Bein wieder ordentlich dick =(

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Da grade ein Tierarzt auf dem Hof war, habe ich diesem das Bein gezeigt und die Problematik geschildert. Nach Abtasten des Beines meinte der, die Schwellung wäre neben der Strecksehene und überhaupt, Verletzungen an der Strecksehne wären ja super selten. Eigentlich also genau das Richtige für den Zausel, er hat ja so einen Hang zu seltenen und ungewöhnlich ungünstigen Krankheiten. Er vermutete eine Knochenhautreizung und hat vier weitere Röntgenbilder gemacht, um zu gucken, in wie weit sich der Knochen seit den letzten Bildern (auf denen nichts zu sehen war) verändert hat.

Heute morgen rief er dann an und hatte erfreuliches mitzuteilen: Der Knochen sieht genauso jungfräulich aus wie auf den ersten Bildern, keine Knochenhautreizung zu sehen. Soweit so gut. Es soll nun also ein Bluterguss sein, der dort im Bein sitzt und der nun mit Heparinsalbe, Wärme und Schrittreiten behandelt werden soll.

14 Tage soll ich nun jeden Tag Schritt reiten um das Bein zu durchbluten und dann soll alles wieder gut sein. Irgendwie finde ich diese Diagnose nicht so ganz schlüssig und das klingt alles ein bisschen nach „es gibt zwar keinen Befund aber irgendwas muss es ja sein“. Aber letztlich ist es auch egal was es ist, Sehne und Knochen sind heil, den Rest wird die Zeit schon regeln. Solange macht der Zausel eben das, was er besonders gut kann: Sich schonen und frei haben. Und danach springen wir wieder aufs Karussell auf, trainieren an und reiten bis zur nächsten Pause.

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Erfreulicherweise ist der Zausel sonst aber bester Laune, hat sich auf der Weide dick und rund gefressen und sieht richtig gut aus. Da er zu Krankheitsphasen auch gern mal total in sich zusammen fällt, bin ich schon froh, dass er sonst so gut beeinander ist und es ihm offensichtlich bis auf den kaputten Fuß sehr gut geht. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist: Seiner Lunge bekommt das viele rumstehen gar nicht und er ist wieder mal ordentlich verschleimt. Aber auch das gehört zum Zauselkarussell dazu, ist er nicht fit, macht auch die Lunge nicht mehr mit. Wird auch wieder besser, wenn er wieder was tun darf.

Ich hoffe, der ganze Beitrag ließt sich nicht allzu ernüchternd, das Zauselchen ist eben einfach ein kleiner Patient und eigentlich bin ich daran schon lange gewöhnt. Manchmal nervt es aber trotzdem, es wäre so schön, wenn er einfach mal halten würde.

Nach dem ich das Weidepony so schön geschniegelt und gestriegelt hatte und es fast nach Dressurpferd aussah, musste ich heute morgen bei schönem Herbstlicht ein paar Bilder machen. Immerhin kann man ihn hübsch fotografieren (im Stand, ein frischer Galopp über die Weide wäre natürlich noch schöner gewesen 😀 ), wenn man ihn schon nicht reiten kann. Ein paar Bilder von Sam haben sich auch eingeschlichen.

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29 Jahre alt, aus Hamburg, Reiterin und Fotografin mit Hannoveranerwallach Zausel und Oldenburger Stute Sam Instagram @zauselundseinefrau

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