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Sommerfrische auf Sylt

Nach dem Bilderrückblick vom Jahr 2009 möchte ich euch gern mit ein paar aktuellen Bildern und Infos über den Zausel versorgen, die sind ja wahrscheinlich doch spannender als die alten Kamellen, die einige von euch ohnehin schon kennen 😉

Ich will nicht all zu weit ausholen, aber doch zumindest von unserem Sommer erzählen, den wir zu einem erheblichen Teil auf Sylt verbracht haben.
Für 5 Wochen sind wir mit beiden Pferden auf die Nordseeinsel gefahren und haben einen sagenhaften Sommer genossen. Aber von vorn:

Los ging es Mitte Juli, wir hatten die Pferde vorher mehrere Wochen viel ins Gelände geritten, um etwas Kondition aufzubauen und vor allem beim Zausel auch die Nerven zu trainieren. Mit Sack und Pack ging es dann zunächst auf den Autozug, den beide Pferde zwar irgendwie aufregend, aber ansonsten nicht weiter schlimm fanden. Da hatte ich schlimmeres befürchtet.
Die ersten beiden Wochen waren Doc und Sam dann auf dem Grünhof in Keitum untergebracht und waren dort auch wunderbar aufgehoben. Da der Zausel ja wegen seiner Allergie nicht in einer Stallgasse stehen kann und immer viiieel frische Luft braucht, haben beide einfach Tag und Nacht auf ihrer Weide verbracht. Leider waren doch ganz schön viele Bremsen unterwegs, so dass wir erstmal Fliegendecken aus Hamburg nachordern mussten. Mit den Decken standen die Pferde dann aber deutlich entspannter und konnten die Weidezeit auch etwas genießen.

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Den ersten Ausritt haben wir dann gleich am Tag nach der Ankunft unternommen. Schon der Weg einmal quer durchs Dorf war für beide Pferde eine echte Härteprobe, vorbei an wehenden Fahnen und Wipfeln, Kunstwerken und Staturen, unzähligen Touristen auf Rädern, in Autos, zu Fuß, in Cafés, Baustellen und Gärten mit spielenden Kindern und Hunden… Zum Glück waren beide so mit Staunen und Gucken beschäftigt, dass sie einfach nur vollkommen reizüberflutet artig voran gegangen sind. Als es dann runter zum Strand ging, war es aber doch alles etwas zu viel und beide Pferde standen wie angewurzelt und haben sich einfach gar nicht mehr bewegt. Motor aus wegen zu aufregend! Mit viel Quetschen und gutem Zureden haben wir uns dann mehr stockend als flüssig ein wenig am Strand fortbewegt, aber mehr als Schritt war einfach nicht drin. Da wir die kritischen Stellen am Strand noch nicht kannten, sind wir nur ein kleines Stück entlang der Wasserkante geritten und dann auch bald wieder umgedreht und nach Hause geritten. Für den ersten Tag war das allemal ausreichend Aufregung.

Den zweiten Ausritt haben wir dann in Begleitung eines geführten Ausrittes gemacht. So konnten wir uns die kritischen Schlickstellen am Strand und die optimalen Wege zeigen lassen und hatten routinierte Pferde dabei, die an den gruseligen Ecken vorweg gingen. Weil wir bei Hochwasser losritten, mussten wir auch ziemlich viel durchs Wasser reiten, bis zum Bauch ging es durch die Nordsee, was vor allem Sam sehr erfreute, die begeistert im Wasser planschte und alle um sie herum nass spritze. Vom Keitumer Watt ging es Richtung Munkmarsch, durch den Munkmarscher Hafen vorbei an Menschen, die auf Handtüchern lagen, Sonnenschirmen, badenden Kindern, Sandförmchen und Schaufeln, lauter hochgefährlichen Dingen, zumindest wenn man den beiden dem Nervenzusammenbruch nahen Pferden am Ende der sonst sehr entspannten Pferdekolonne glauben sollte. Als es dann in Munkmarsch vorbei an der Surfschule Richtung Braderup ging, war für beide Pferde das Maß zum überlaufen voll. Die am Strand liegenden Surfbretter, dicht am Strand schippernden Segelboote und einem Anfängerkurs Surfkinder im Wasser hat die beiden armen Esel derart in Rage gebracht, dass sie quer über den Stand tänzelten, Sam eifrig und schäumend durch den tiefen Sand piaffierte und der Zausel immer wieder zum Männchen machen ansetzte. Als dann auch noch ein im Neoprenanzug steckendes Kind aus dem Wasser rannte, konnten sie sich bei aller Bemühung um Contenance einfach nicht mehr zusammenreißen und haben beide die sofortige Flucht eingeleitet. Da wir uns am Schluss der Pferdekolonne befanden, wurde das Feld von hinter aufgeräumt. Die braven Touristenpferde mit überwiegend Kindern und Reitanfängern an Board stoben alle auseinander, weniger weil sie sich vom Fluchtplan der beiden Irren hätten anstecken lassen, sondern eher, weil sie den Verrückten Platz machen wollten, frei nach dem Motto: Hilfe, zwei Wahnsinnige, die rennen uns um! Dies wiederum wurde von den Kindern an Board mit hysterischem Kreischen kommentiert was zu weiterer allgemeinen Verunsicherung in dieser Situation führte. Die armen Irren fühlten sich in ihrem Fluchtplan bestätigt während die braven Touristenpferde plötzlich an die wertvolle Last auf ihrem Rücken erinnert wurden und schlagartig alle vier Hufe in den Boden rammten. Die Beifahrerkinder konnten so spontan beruhigt werden, die armen Irren fühlten sich in ihrem Fluchtplan sabotiert und trauten sich dann doch nicht, den nachhause Weg alleine anzutreten, schließlich lauerten dort wieder Menschen auf Badetüchern, Sandförmchen und ähnlich gefährliche Dinge. Nach kurzer Ordnung der Reinfolge entschied man sich dann doch, den weiteren Ritt zwar gesittet, aber nicht minder aufgeregt zurück zu legen. Also ging es tänzelnd und prustend an den Surfkindern und Segelboten vorbei Richtung Braderup. Hier kann man ein schönes Stück am Strand galoppieren, eigentlich optimal, um mal ein bisschen Dampf abzulassen, aber hinter den artigen Touristenpferden mussten wir doch arg auf der Bremse stehen so dass sich die armen Irren eher weiter heiß liefen anstatt sich zu entspannen. Nach einem kurzen Abstecher in die Braderuper Heide ging es dann wieder runter an den Strand zu auf gleichem Wege zurück Richtung Keitum. Immerhin konnte man diesen dann ohne auffällige Zwischenfälle zurück legen, auch wenn von Entspannung bis nach Hause nichts zu merken war.

Nach diesem wirklich aufregenden zweiten Ausritt hatten die beiden überforderten Esel dann erstmal einen Tag frei, um sich von den Eindrücken ein wenig zu erholen. Mit einem Tag Pause ging es dann auf gleicher Strecke beim nächsten mal in wieder in trauter Zweisamkeit los und dabei überraschte uns vor allem der Zausel, der sonst als aller erster die Flucht ergreift. An der Surfschule bewies er echten Mut und ließ sich von der hektisch tänzelnden Sam nicht beeindrucken. Mutig und beinahe entspannt, die gefährlichen Surfbretter fest im Blick, ist er ganz ohne sponte Flucht an der hochgefährlichen Stelle vorbei und wurde dafür mit einem frischen Galopp am Braderuper Watt belohnt. Nach dem beide dort mal richtig Dampf ablassen konnten, konnte man dann auf dem Rückweg auch wieder Schritt ohne Tänzeln gehen, so dass der Ausritt mit positiver Tendenz zu verbuchen war.

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Auch die folgenden Tage wechselten wir freie Tage mit Ritten am Strand ab, weiterhin mit durchaus positiver Tendenz was die Gelassenheit anging. Dennoch blieben der Weg durchs Dorf und das Stück an der Surfschule etwas heikle Stellen, durch die man die Esel schon recht souverän durchmanövrieren musste. Eigentlich wollte ich in diesem Urlaub auch ein paar mal mit meiner Cousine ausreiten, die zwar gut reitet, aber lange nicht mehr auf dem Pferd gesessen hatte. So ganz wohl war mir bei dem Gedanken noch nicht.
Von unserem Ferienhaus bis zum Grünhof nach Keitum mussten wir außerdem immer mit dem Auto fahren was das absolute Urlaubsidyll auch ein klein wenig trübte. Perfekt wäre es natürlich gewesen, wenn wir die Pferde irgendwo in Braderup auf einer Weide hätten unterbringen können, das wäre viel dichter vom Ferienhaus entfernt und außerdem auch schöner zum Ausreiten, weil man sich den Weg durchs Dorf und an der Surfschule vorbei sparen könnte und direkt durch die Braderuper Heide und von dort ans Watt reiten könnte. Aber leider hatten wir dort keine geeignete Unterkunft für die Pferde gefunden…

Direkt hinter unserem Haus befanden sich einige Pferdeweiden, wir hatten dort auch schon mal Leute angetroffen und diese nach einem Weideplatz gefragt, leider aber eine Absage bekommen. Als meine Mutter mit dem Fahrrad morgens unterwegs zum Brötchen holen war, sah sie auf der Weide direkt an unserem Garten jemand die Pferde versorgen. Obwohl sie eigentlich mit einer weiteren Absage rechnete, fragte sie trotzdem, ob man wohl im nächsten Sommer unsere beiden dort unterstellen könnte. Und überraschender Weise wurde diese Frage völlig unkompliziert mit einem „Ja, gar kein Problem, ich hab genug Platz!“ beantwortet. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Freude natürlich riesig war, die Pferde direkt am Haus, nur der Gartenzaun dazwischen, das ist ja wohl der absolute Urlaubstraum! Leider aber erst im nächsten Jahr… Oder!?

Bevor ihr aber vom Lesen viereckige Augen bekommt, gibt’s an dieser Stelle eine kleine Unterbrechung und die Fortsetzung vom Urlaub kommt im zweiten Teil.

 

 

Kategorie: Doc

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29 Jahre alt, aus Hamburg, Reiterin und Fotografin mit Hannoveranerwallach Zausel und Oldenburger Stute Sam Instagram @zauselundseinefrau

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