Der zweite Teil unserer Serie ist erwartungsgemäß die Klasse A. Wir zeigen euch im beigefügten Video eine gelungene Dressurprüfung Klasse A*, geritten wurde die A6/2.
Meistens werden die A-Dressuren zu zweit hintereinander geritten, so dass man sich bereits früh genug darüber informieren sollte, ob man an der Tete reitet oder nicht. Schon bevor die Aufgabe beginnt, sollte man einen guten Eindruck machen, man diskutiert also nicht mehr mit dem Pferd, sondern versucht dem Pferd möglichst harmonisch das ganze Viereck zu zeigen, reitet vielleicht noch eine Runde im Galopp und dann geht’s auch schon los.
Das Einreiten ist die Visitenkarte von jedem Reiter, hier zeigt sich schon, wer sein Pferd gut an den Hilfen hat und wer hier noch Verbesserungsbedarf hat. Wichtig ist, dass das Einreiten gerade und die Parade zum Halten fließend ist. Außerdem soll das Pferd gerade und ruhig stehen. Wer Probleme damit hat, sein vielleicht noch etwas unausbalanciertes Pferd gerade zu halten, kann versuchen beim Einreiten auf der Mittellinie ein kleines bisschen ans Vorwärtsreiten zu denken. Dadurch fällt es dem Pferd manchmal leichter geradeaus zu laufen und es schwankt nicht nach links und rechts. Wer ein Pferd hat, was nicht gerne lange still stehen möchte, sollte versuchen das Halten möglichst kurz zu halten – man kann ruhig auch schon wieder antraben bevor der Ansager das Kommando ganz zu Ende ausgesprochen hat. Natürlich gehört das Stillstehen eigentlich zum Gehorsam des Pferdes, aber auf dem Turnier ist ja das ein oder andere Pferd ein bisschen nervöser als Zuhause und so kann man Stress im weiteren Verlaufe der Aufgabe ein bisschen vorbeugen.
Das Anreiten nach dem Halten muss genauso gerade sein wie das Einreiten, außerdem sollte man die Wendung am Hufschlag frühzeitig einleiten, damit diese schön fließend und harmonisch ist, damit es nicht aussieht als hätte man sich im letzten Moment dazu entschlossen doch linke Hand zu reiten.
In den A*-Dressuren sind in Trab und Galopp noch keine mittleren Tempi gefragt. Die Richter möchten in der Regel sehen, dass das Pferd im Trab und Galopp gleichmäßig und erkennbar seinen Rahmen erweitert, eine Verstärkung vom allerfeinsten muss aber noch nicht hingelegt werden. Das sollte auch vielen Reitern Mut machen, die keine Bewegungswunder unter dem Sattel haben!
In der A6 wird das Tritte verlängern schon relativ früh in der Aufgabe abgefragt, vorher ist lediglich das Einreiten und eine halbe Runde ganze Bahn. Wie im Video erkennbar ist, schließt die Reiterin ihr großes Pferd vor der leichten Trabverstärkung an der kurzen Seite schon recht gut, hat das Genick schön vor sich, die Anlehnung ist relativ sicher und das Pferd gut an den Hilfen. Auf der Diagonalen muss das Pferd erst geradegerichtet werden, bevor zugelegt wird, damit Taktfehler oder ein Angaloppieren vermieden wird. Im Video kann man auch gut erkennen, dass der Schimmel zwar seinen Rahmen erweitert, aber nicht Totilas-like lostrabt. Wichtig nach der Trabverstärkung ist, dass man das Pferd wieder gut schließt und vor sich bekommt. Das Pferd soll sich im Übergang zum Arbeitstrab weder gegen die Hand wehren noch einrollen und hinter dem Zügel verkriechen. Wer ein Pferd hat, was zum Einrollen neigt, kann die nächste kurze Seite und die beiden Ecken nutzen und das Pferd mit halben Paraden wieder vor die Hilfen bekommen.
Mittlerweile wird in allen A*-Dressuren Viereck verkleinern im Schritt gefordert. Wichtig sind hierbei außerdem die Schrittphasen vorher und nachher – ein klarer geregelter Takt und ein gutes Schreiten sollen in jedem Fall deutlich erkennbar sein. Der Reiterin im Video läuft das Pferd im Schritt ein bisschen davon, der Schritt könnte etwas schreitender und entspannter sein. Die Einleitung des Viereck verkleinern ist meistens schon das A und O. Von Anfang an muss der Reiter die Hinterhand des Pferdes kontrollieren, sodass diese weder zu weit voraus geht noch schleppend hinterherkommt.
In der im Video gerittenen A6/2 ist Überstreichen im Trab gefragt, in manchen anderen Aufgaben ist es auch im Galopp gefordert. Allgemein gilt hierfür: Es sollte deutlich erkennbar sein, damit die Richter es auch wirklich sehen können. Hierfür muss das Pferd gut an den Hilfen sein, damit es sich an dieser Stelle nicht frei macht.
Zum Ende hin werden die Lektionsfolgen in der A6/2 wie auch in manchen anderen Aufgaben schneller, die Übergänge und Hufschlagfiguren folgenden dichter aufeinander. So kommt gleich eine halbe Runde nach dem Überstreichen schon das Angaloppieren. Falls sich das Pferd hierbei doch ein bisschen verselbständigt haben sollte oder einfach ein bisschen von den Hilfen gekommen sein sollte, muss der Reiter schnell sein und das Pferd wieder gut vor die Hilfen bekommen. Der Reiterin im Video gelingt dies gut, sodass das Angaloppieren gleich auf die erste Hilfe gelingt. Der Galopp an sich sollte fleißig und mit gutem Durchsprung sein, der Schimmel im Video galoppiert leider in der ersten Galopptour eine Idee untertourig. Zu zweit hintereinander kann es manchmal ein bisschen schwierig werden, wenn der Vordermann ein niedrigeres Grundtempo hat als man selbst – so ist es auch im Video. In solchen Fällen kann man aber an der offenen Seite den Zirkel ein wenig größer reiten, um genügend Abstand halten zu können. Nach einer Runde Galopp wird Mitte der kurzen Seite durchpariert zum Trab und es geht ganze Bahn weiter. Schon Mitte der nächsten langen Seite wird eine Kehrtvolte gefordert. Der Weg zwischen diesen beiden Lektionen ist kurz – wer hier sein Pferd nicht gut an den Hilfen hat, wird spätestens in der Kehrtvolte ertappt. Nach dem Übergang zum Trab ist es wichtig, dass das Pferd gleich wieder vor den treibenden Hilfen ist. Der Reiter muss darauf achten, das Pferd schon leicht nach innen zu stellen und somit auf die folgende Kehrtvolte vorzubereiten. In der Kehrtvolte selbst darf der innere Zügel nur leicht führen, die Hinterhand des Pferdes muss gut mit dem äußeren Schenkel begrenzt werden.
Der anschließende Rechtsgalopp beginnt zunächst auf dem Zirkel zur geschlossenen Seite, danach folgt auf der ganzen Bahn an der nächsten langen Seite Galoppsprünge verlängern. Hier gilt ähnliches wie beim Trabtritte verlängern: Geraderichten und dann erst zulegen. Es sollte auf jeden Fall eine Rahmenerweiterung zu erkennen sein, allerdings ist es wie im Trab – allein damit gewinnt man nicht. Die Reiterin im Video hätte aber ruhig ein bisschen mehr riskieren können. Wichtig ist es die Rückführung harmonisch durchzuführen, den Galopp danach wieder zu verkleinern und zusammenzuhalten, denn als nächstes kommt im Galopp über die Diagonale wechseln und kurz vorm Wechselpunkt erst der Übergang zum Trab. Hier punkten die Reiter, die ihr Pferd in der Galoppverstärkung nicht auseinander „gejagt“ haben, sondern es gut zurückführen und danach den Galoppsprung schön zusammenhalten konnten, damit das Pferd auf der Diagonalen fleißig weiterspringt und auf den Übergang wartet. Diese „Herausforderung“ kann man taktisch klug reiten. Jeder Reiter weiß, ob es dem Pferd eher schwer fällt, den Galopp bis zum Ende der Diagonalen zu halten, ob es lieber umspringt oder eilig wird. Der Schimmel im Video neigt z.B. dazu, selbstständig den Galopp zu wechseln. In solchen Fällen muss der Reiter gut in sein Pferd hineinhorchen. Wenn er merkt, dass das Pferd im nächsten Moment ausfällt oder umspringen möchte, sollte man den Übergang lieber schon vorweg nehmen und durchparieren. So kann zumindest dieser gelingen und es passiert kein gröberer Fehler wie Umspringen oder Ausfallen und das Pferd ist nach dem Übergang dennoch an den Hilfen.
Nach dieser verhältnismäßig schwierigen Aufgabe folgt als letztes noch eine einfache Schlangenlinie an der langen Seite. Hier muss das Pferd an den Wechselpunkten umgestellt und nach rechts gebogen werden. Danach folgt der Schlussgruß.
Hierbei ist geradeaus aufmarschieren und halten natürlich genauso wichtig wie beim Einreiten – und dann: Grüßen nicht vergessen 😉
Neben den Tücken die diese Aufgabe mit sich bringt ist es natürlich auch in der Klasse A wichtig, dass Reiter und Pferd ein harmonisches Bild abgeben. Das Größenverhältnis sollte passen, der Reiter muss geschmeidig sitzen und gefühlvoll einwirken, denn nur aus einem korrekten Sitz und mit korrekter Hilfengebung kann eine Dressurprüfung korrekt absolviert werden! Das Outfit wird natürlich nicht mit bewertet, dennoch ist es von Vorteil, wenn Pferd und Reiter ordentlich heraus geputzt sind und hübsch angezogen sind.
Wir wünschen euch viel Erfolg für euren nächsten Turnierstart!