Der Zausel hat eine chronische Bronchitis, schon seit Jahren, das ist ein großer Teil seiner Krankengeschichte und hat uns viel Sorgen und Kummer bereitet. Es ist der Grund warum wir seine Haltung radikal umgestellt haben, sobald wir von der Diagnose wussten, es ist der Grund warum wir viele Hebel in Bewegung gesetzt haben, damit er staubfrei an der frischen Luft gehalten werden kann.
Wir haben viel erreicht und durch sehr radikale Schritte, die zunächst sehr auf Kosten meines Komforts und der Reitmöglichkeiten gingen, das schlimmste verhindern können.
Er kommt gut mit seiner chronischen Bronchitis zurecht, ist zu 100 % belastbar und die meiste Zeit auch hustenfrei.
Weil er eben so gut zurecht kam in der letzten Zeit und wir lange keine Probleme mehr mit dem Husten hatten, dachte ich, ich könnte es noch mal wagen, ihm doch Heu anstatt Heulage zu füttern. Die letzten Ballen Heulage waren alle nicht so richtig schön, er hatte immer wieder mit Kotwasser zu kämpfen und das Heu sah sowas von grün und frisch und lecker aus, dass man selbst als Mensch glatt Appetit darauf bekam.
In Absprache mit den anderen Besitzern habe ich also einen Ballen Heu füttern lassen, in der Hoffnung, das Kotwasser so in den Griff zu bekommen. Außerdem ist Heu ja eh das bessere Pferdefutter und Heulage aus vielerlei Gründen eine eher schlechte Alternative.
Die Raufe steht unter freiem Himmel, falls das leckere, grüne Heu doch etwas stauben sollte, würde das ja zum Großteil einfach verfliegen und sicherlich nicht den Weg direkt in Zausels Lunge finden. Dachte ich zumindest.
Tja Pustekuchen!
Kaum hatte der Zausel die erste Nacht am schmackhaften Heu gemümmelt, ging auch schon das Gekeuche los. Den ersten Tag hab ich noch gedacht, na mal abwarten, die Umstellung, vielleicht gewöhnt er sich dran. Nee, einem Allergiker braucht man natürlich nicht mit Gewöhnung zu kommen, je länger er dem Reiz ausgesetzt ist, desto schlimmer wird es.
Am nächsten Tag keuchte das arme Tier also noch mehr und da war klar: Das war eine echt blöde Idee!
Es gab also wieder Heulage, der Husten hat uns aber noch gute 10 Tage begleitet.
Ist die Lunge erstmal gereizt, dauert es eine ganze Weile, bis wieder Ruhe einkehrt. Und es ist nicht nur der Husten, der mir zeigte, dass der Zausel es einfach nicht verträgt: Er wurde die kommenden Tage zunehmend matt, fest, steif und irgendwie schlecht drauf. Da ich das Futter ja wieder umgestellt hatte, konnte ich das alles nicht direkt zuordnen, merkte nur, dass er beim Reiten einfach nicht so gut drauf war, deutlich triebiger als sonst, gar nicht so richtig locker wurde und ich irgendwie immer etwas unzufrieden vom Pferd gestiegen bin.
Ich hatte gedanklich schon den Sattler, den Osteopathen und den Heilpraktiker einbestellt.
Bevor es aber soweit kommen konnte, verschwand der Husten wieder und der Zausel war nach zwei Tagen Pause wieder viel besser drauf.
Und die Moral von der Geschichte?
Eine chronische Bronchitis bleibt eine chronische Bronchitis, auch wenn sie erfreulicherweise eine Zeit lang symptomfrei ist. Eine Allergie bleibt eine Allergie, auch wenn man lange Zeit Ruhe hatte, weil man dem Allergen nicht ausgesetzt war. Und zeigt sich das Pferd beim Reiten länger als einen Tag unwillig und irgendwie doof, ist in der Regel etwas im Busch.
Pferde können mal einen schlechten Tag haben, ja. Aber bei mehreren aufeinander folgenden Tagen ist meistens doch etwas nicht in Ordnung und anstatt sich über den unwilligen Esel zu ärgern, sollte man sich lieber an die Ursachenforschung machen und herausfinden, woran es liegen könnte.
Wer ein Pferd mit chronischer Erkrankung hat, sollte sich immer wieder bewusst machen, dass die Krankheit nicht verschwunden ist, nur weil die Symptome grade nicht auftreten. Ein chronisch krankes Pferd auf einem symptomfreien Zustand zu halten, ist oft ein harter Weg und ein gutes Stück arbeit. Nicht selten handelt es sich um einen sehr fragilen Zustand, der durch kleinste Änderungen aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Experimente sollte man sich gut (und besser als ich in diesem Fall) überlegen, denn es kann passieren, dass man den vorher mühsam hergestellten Zustand nicht wieder erreicht, wenn man zulässt, dass die Krankheit weiter fortschreitet.
Wir haben scheinbar Glück gehabt und nach einem kurzen Rückfall hat sich der Zausel schnell wieder erholt.
Auf ähnliche Experimente werde ich in Zukunft lieber verzichten und sie wenn, deutlich vorsichtiger und mit mehr Bedacht angehen.
2 Kommentare