Seit dem Wochenende sind der Zausel und Sam aus ihren Sommerferien zurück in Hamburg. Fast 5 Wochen war er nun dort und hat sich glaube ich auch ein bisschen erholen können. Ich glaube, es waren Ferien ganz nach seinem Geschmack. Er hatte viel frei, stand in bester Gesellschaft auf der Weide und konnte ein wenig die Seele baumeln lassen. Und so soll das ja auch sein, in den Sommerferien.
Weil wir weder eine Halle noch einen Platz hatten, sind wir ausschließlich ins Gelände geritten. Wir haben da auch zwei nette Runden, die man wirklich schön reiten kann. Dennoch merkte ich mit zunehmender Länge der Sommerferien, dass dem Zausel die fehlende Arbeit auf dem Platz leider nicht so gut bekommt.
Im Gelände ist er trotz mittlerweile bekannter Runden doch immer angespannt, wird dann an vielen Stellen spannig, weil ihn dieses oder jenes beunruhigt, versucht mit hohem Hals über Wälle zu schielen, tut sich mit der ein oder anderen Bodenunebenheit doch erheblich schwerer als Sam, so ganz locker und geschmeidig läuft er dann leider doch nicht.
Hinzu kommt, dass er der Bravere der beiden ist und darum Freunde und Familie, die gerne auch mal einen Ausritt machen wollten, in den Reitgenuss des Zausels kamen. Dabei handelt es sich natürlich immer um Reiter, aber auf einem fremden Pferd in fremden Gelände ist das mit dem Locker-Reiten natürlich eine noch größere Herausforderung.
Der Zausel tut sich grundsätzlich muskulär immer ein bisschen schwer, baut sehr schnell an der Oberlinie, vor allem im Rücken, ab, neigt dann zu Verspannungen und braucht einfach sehr konstantes Training, um locker zu bleiben. Das war nun in den letzten Wochen nicht so möglich wie Zuhause und entsprechend empfindlich reagiert er darauf. Man sieht ihm die Trainingspause schon wieder sehr doll an und obwohl er ja nicht untätig nur herum stand und ich mich wirklich bemüht habe, ihn auch draußen entsprechend zu arbeiten, sieht sein Rücken zur Zeit wieder echt schlimm aus. Während Sam sich muskulär kaum verändert hat, sieht der Zausel schon wieder aus als hätte er mindestens ein Jahr nur rumgestanden.
Er ist auch insgesamt einfach weniger geworden, trotz 24/7 Weide, einem großen Heuballen zur freien Verfügung und einer extra Portion Kraftfutter jeden Tag. Ich nehme an, dass die Weiden dort oben einfach deutlich magerer sind als zuhause und er als schlechter Futterverwerter da einfach nicht so viel Energie aufnehmen kann wie zum Beispiel Sam. Zwischenzeitlich kam er mir sogar richtig mager vor, aber als wir zum Poloturnier zuschauen waren, hat sich mein Weltbild wieder ein bisschen grade gerückt. Eigentlich ist aus dem dicken Dressurpferd lediglich ein etwas schlankeres Modell geworden, von zu dünn ist er wirklich so weit entfernt wie ein Polopony vom dick sein 😉
Ein bisschen frustrierend ist das aber schon, da will man ihm eigentlich etwas Gutes tun und ihm ein bisschen Pause gönnen und schon baut er gleich so doll ab, dass man es sofort sieht. Für seine Lunge ist die Sommerfrische an der Nordsee aber trotzdem gut und wichtig und wie so oft fällt es mir nicht leicht hier das kleinere Übel abzuwägen.
Als wäre das nicht schon Baustelle genug, zeigte leider das Bein, das er sich letzten Sommer verletzt hatte, wieder eine deutliche Reaktion. Er hatte den letzten Sommer einige Wochen pausieren müssen, weil er vermutlich einen Schlag auf den Fesselkopf abbekommen hatte und davon auch die dort verlaufenden Bänder etwas in Mitleidenschaft gezogen waren. Er war zwar nicht lahm, hatte aber eine deutliche Schwellung, die uns eine ganze Weile begleitete.
Zum Winter hin war er aber wieder fit und das Bein hatte bislang keine Probleme mehr bereitet, auch bei voller Belastung nicht. Nach einer ganze Reihe von Strandritten war die Schwellung dann plötzlich von einem Tag auf den anderen wieder da. Das war so nach ca. 3 Wochen. Ich nehme an durch den tiefen Boden am Strand hat hier wieder eine Überreizung stattgefunden. Vor dem Ausritt war mir nichts aufgefallen, nach dem Ritt war dann leider das Bein rund um den Fesselkopf angelaufen. Ein ziemlich deutliches Anzeichen für eine Überlastung. Das bestätigte mir dann auch meine Tierärztin, die ich dazu telefonisch konsultiert hatte. Zum Glück zeigte er aber keine Lahmheit und am nächsten Tag war das Bein wieder deutlich dünner, wenn gleich es ein klein wenig mehr Umfang hatte als das andere.
Damit aus der Überreizung aber keine handfeste Lahmheit wird, verordnete die Tierärztin Schonung. Eine Woche am besten nur Schritt, und danach mal schauen ob das Bein dünn bleibt, wenn wir den Strandabschnitt umgehen.
Die Pause habe ich genutzt um nach Hamburg zu fahren und zu arbeiten und der Zausel konnte die Sommerferien auf der Weide so richtig auskosten, endlich ganz frei.
Weil sich das Wetter merklich abgekühlt hatte, wurden die Pferde bei Regen und nachts eingedeckt. Irgendwie pflegen sie ein äußerst ambivalentes Verhältnis zur Decke. Man sieht ihnen deutlich an, dass sie das Wetter echt ungemütlich finden, das Fell ist aufgestellt, der Hintern in den Wind gedreht, das Gesicht missmutig verzogen – ich würde behaupten, ihnen ist echt kalt. Kaum betritt man aber mit Decke die Weide, suchen sie das Weite und lassen sich nur mit üppiger Bestechung überhaupt aufhalftern, damit man sie zum Eindecken festhalten kann. Frei auf der Weide lassen sie sich auf keinen Fall das lästige Teil anziehen und kaum befreit man sie aus den Decken, muss sich erstmal ausgiebig gewälzt und der Pelz gescheuert werden.
Als Besitzer ist man ja stets bemüht, es den lieben Vierbeinern so angenehm wie möglich zu machen, man achtet auf die feinen Signale, die sie senden und versucht zu ergründen, was sie uns mitteilen möchten. Und ich kann euch sagen, wir sind wirklich bemüht! Aber ehrlicherweise werde ich aus ihren Mitteilungen nicht so recht schlau und bilde mir mitunter eine kindliche Trotzigkeit ein. Was soll man auch schon aus „Mir ist kalt und es ist nass, ich trage aber auf keinen Fall meine Decke!“ machen? Schöneres Wetter kann ich Ihnen auch nicht zaubern, das hätte ich ja selbst lieber als diesen verfrühten Herbsteinbruch.
Weil ich mir einbilde, dass es dennoch geringere Übel ist, sie gegen ihren ausdrücklichen Wunsch einzudecken, anstatt den Zausel mit seinem empfindlichen Rücken frieren zu lassen, mussten sie da für die eine Woche schlechten Wetters eben durch. Außerdem muss ich mir dann nicht diese missmutigen, langen Gesichter mit vorwurfsvoller Note ansehen, wenn sie im waagerechten Regen stehen und frieren.
Zum Glück stattete der Herbst der Insel nur einen kurzen Besuch ab und die letzte Woche war noch mal richtig schön mit viel Sonne und sehr angenehmen Temperaturen. Nach dem der Zausel eine Woche gar nicht weiter bewegt wurde hatte ich einen kurzen Versuch unternommen, ob das Bein vielleicht ohne tiefen Sand dünn bleiben würde, leider zeigte sich aber schon nach einem kurzen Ausritt wieder eine deutliche Schwellung auf dem Bein. Die war nun allerdings nicht mehr irgendwie insgesamt schwammig sondern zeichnete sich als hartes, dickes Ei auf dem Fesselkopf ab. Sah eigentlich aus wie ein Überbein und fühlte sich auch so hart an, allerdings wunderte mich, dass es immer so akut auftrat und dann über nacht wieder deutlich zurück ging.
Weil wir ohne hin nur noch eine Woche vor Ort hatten, entschied ich mich bis dahin auf den TA warten zu können und schmierte das Bein drei mal täglich mit Heparinsalbe gegen die Schwellung ein. Beide Pferde hatten dann auch noch die letzte Woche pause und haben so ihre Ferien noch mal so richtig genießen können.
Die Heimreise haben sie dann auch ganz hervorragend gemeistert und sind wohlbehalten wieder in Hamburg angekommen. Beim ersten kleinen Schauer wurde dann auch mit Begeisterung der Unterstand aufgesucht, den haben sie dort oben glaube ich wirklich vermisst.
Leider ist Zausels Bein immer noch nicht wieder in Ordnung, ich hatte ihn am Sonntag kurz an der Longe und sofort zeichnete sich wieder ein dickes Ei auf dem Fesselkopf ab. Heute nachmittag kommt nun der TA und schaut sich das mal an, die Stelle ist für eine Überlastung der Bänder wegen tieferen Bodens eigentlich total untypisch, vielleicht hat er sich selbst angeschlagen oder er hat doch einen Tritt abbekommen. Drückt uns mal die Daumen dass er bald wieder fit ist und sich nicht wiedermal eine lange Pause gönnt, eigentlich hatte ich ihn grade so gut in Form…