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Back to business – Theresa reitet wieder!

Einige von euch haben sicher die Sache mit dem Ei auf Zausels Bein in den letzten Monaten verfolgt. Zehn Wochen Pause hat sich der Zausel insgesamt gegönnt, bis meine Geduld mit ihm und seinem Bein am Ende war.
Angefangen hatte es Anfang August, als sich plötzlich nach dem Reiten eine Schwellung auf dem Bein zeigte. Mehrere Untersuchungen durch den Tierarzt brachten ein paar hübsche neue Bilder für das Röntgenalbum und die Ultraschallgalerie, aber irgendwie keine wirkliche Diagnose. So richtig was zu sehen war auf den Bildern nicht, außer, dass dort eine Schwellung vorliegt, das allerdings konnte man auch mit bloßem Auge erkennen.  Weil die Schwellung aber immer nur nach Belastung auftrat und nach einigen Stunden Ruhe wieder so gut wie verschwunden war, haben wir die Belastung mal ein paar Wochen weggelassen und den Zausel und sein Bein geschont.

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Man kann nicht behaupten, dass die Schonungsphase ergebnislos geblieben wäre, immerhin ist ein beachtlicher Weidebauch, plüschiges Winterfell und ein ausgeglichener und zufriedener Zausel aus ihr hervorgegangen, dem Bein hat es allerdings keinen bemerkenswerten Vorteil verschafft. Es wurde nach wie vor dick, sobald er Zausel zwei Runden getrabt war. Ich hatte das Gefühl, dass uns weitere Schonung irgendwie nicht voran bringen würde und nach 10 Wochen Pause ohnehin auch das meiste verheilt sein dürfte, was man sich so am Bein zuziehen könnte (Zerrungen, Dehnungen oder ähnliches). Also haben wir die Strategie geändert und einfach mal geschaut, was mit dem Bein passiert, wenn man es mehr als nur ein paar Runden belastet, ob es dann schlimmer wird, gleich bleibt oder vielleicht durch regelmäßige Bewegung auch doch besser wird, so wie es immerhin auch letztes Jahr war.

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Ich habe also den mit seiner Situation eigentlich durchaus zufriedenen Zausel von der Weide geholt, wieder mit einem Sattel ausgestattet und angefangen, ihn zu reiten. Auch wenn er darauf vielleicht nicht unbedingt gebrannt hatte, machte er doch recht motiviert und bemüht mit. Ich unternahm zwei Versuche, dem Ei am Bein mit Blutegeln beizukommen, aber so richtig Appetit auf die Beule hatten die nicht und die Schwellung kam weiterhin nach wenigen Trabtritten innen über dem Fesselkopfgelenk zum Vorschein. Das Bein zeigte sich aber immerhin auch von regelmäßiger Belastung recht unbeeindruckt, es wurde weiterhin dick. Nicht dicker als zuvor, aber auch kein Stück dünner. Immerhin machte es keinen Unterschied, ob ich viel oder wenig ritt und es war stets am nächsten Tag wieder dünn. Also fing ich auch an, ein bisschen Unterricht zu reiten. Irgendwie blieb aber doch immer ein ungutes Gefühl dieses anschwellende Bein einfach zu ignorieren, ohne eine eindeutige Diagnose zu haben. Nach ungefähr drei Wochen hatte ich den Zausel grade etwas aufgewärmt, als mein Trainer in die Halle kam. Er war sich nicht so ganz sicher, ob der Zausel wirklich ganz astrein trabte und auch ich hatte mir schon ein paar mal ein leichtes Nicken in der Anlehnung eingebildet. Wäre da nicht die Sache mit dem Ei auf dem Bein, hätte ich wohl nicht so ins Pferd hineingehört, aber so war dann doch das Bedürfnis groß, die Sache doch noch mal einem anderen Tierarzt (dem vierten dann) vorzustellen.

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Frei nach dem Motto – Wenn schon, denn schon – machte ich einen Termin in einer Klinik aus. Nun sollte das Bein aber bitte auch komplett auf den Kopf gestellt werden. Der Zausel  hatte dann bis zum Termin noch mal drei Tage frei, einen Tag vor dem Termin in der Klinik bin ich dann noch mal geritten, um zu wissen, ob ich da mit einem lahmen Pferd anreise oder nur mit einem Ei auf dem Bein.
Ich konnte aber absolut keine Lahmheit feststellen und so führen wir mit einem lahmfreien Pferd mit Ei auf dem Bein nach Bewegung los.

Die Nacht vorher war ich trotzdem besorgt, eigentlich wollte ich nur hören, dass die Schwellung harmlos war und ich damit einfach weiter reiten könnte. Immerhin tat nichts weh, er lahmte nicht, so viel konnte doch nicht gegens Reiten sprechen, oder? Oder eben doch, weil ein durch Bewegung anschwellendes Bein nie ein gutes Zeichen ist!? Eine Verlängerung der Reitpause wäre schade, aber zu verkraften, zumal der Winter vor der Tür stand und wer geht da schon gern in den Stall!? Was aber, wenn dem Zausel strikte Boxenhaft verordnet werden würde? Er operiert werden müsste? Alleine beim Gedanken daran bekam ich ein flaues Gefühl im Magen…

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Die Fahrt in die Klinik verlief problemlos und kaum abgeladen, benahm sich der Zausel vorbildlich, bis auf dass er unaufhörlich allen ins Ohr brüllte. Während der ganzen Untersuchung, keinen Satz konnte man sprechen, ohne von dem Brüllaffen unterbrochen zu werden. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr das nerven kann…

Der Tierarzt hat sich alle mitgebrachten Röntgenbilder angesehen und das Bein an sich untersucht,  dann den Zausel im Trab auf hartem Boden und in Wendungen angesehen und schließlich 10 min. in der Halle traben lassen. Die erste gute Nachricht: Der Zausel ist lahmfrei, kein nicken, kein hinken, kein humpeln.
Die zweite gute Nachricht: Das Ei entsteht durch einen alten Riss in der Gelenkskapsel, aus dem durch den erhöhten Druck während der Bewegung Gelenksflüssigkeit austritt und sich unter der Haut sammelt und dort zu diesem Ei führt. Damit hat der Zausel mal wieder ganze Arbeit geleistet, wenn es darum geht, Tierärzte mit möglichst seltenen Krankheiten herauszufordern. Mainstream kann ja jeder, der Zausel ist eher für etwas Extravaganz, wenn es um seine Wehwehchen geht. Solche Kapselrisse sind beim Pferd wohl ausgesprochen selten, so selten, dass der Tierarzt gleich seinen jungen Kollegen rief, um sich die Rarität an Zausels Bein anzusehen. Das ist für den jungen Kollegen und seine zukünftigen Patienten toll, ich bin mir aber nicht sicher, ob dem Zausel diese besondere Aufmerksamkeit so gut bekommt, nicht dass er sich davon angespornt fühlt, sich gleich die nächste seltene Krankheit anzulachen.

Die Sache ist auf jeden Fall schmerzfrei und stört auch sonst nicht weiter, man kann damit einfach weiter reiten und er kann damit ohne Probleme alt werden.
Sollte sich die Beule irgendwann noch viel weiter ausweiten, kann man den Riss in der Kapsel auch operativ verschließen, solange die Beule an sich aber so wenig Probleme bereitet, sieht der Tierarzt dazu keinerlei Veranlassung. Mit etwas Druck von außen in Form von Bandagen oder Gamaschen kann man die Beule etwas im Zaum halten und sie wird nicht ganz so dick, um das Gewebe zu schonen, sollte man das auch auf jeden Fall tun. Ansonsten hilft kein Schmieren, kein Salben, kein Punktieren und kein Besprechen, ich soll das Ei Ei sein lassen und den Zausel ganz normal belasten und bewegen.

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Diese äußerst erfreuliche Nachricht gabs Dank nicht benötigter neuer Röngtenbilder oder anderer teuer Diagnoseverfahren auch noch zum absoluten Schnäppchenpreis und wir sind glücklich und zufrieden nach Hause gefahren. Fast ganz zufrieden zumindest: Ein bisschen stellt man sich natürlich schon die Frage, warum die drei anderen Tierärzte keine passende Idee zu dem Befund hatten und anstatt dann einfach an einen netten Kollegen zu verweisen, aus Verlegenheit lieber das 8. Röntgenbild von dem Bein anfertigen. Aber man wird ja alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu: Besser gleich Nägel mit Köpfen machen und in die Klinik fahren als zuhause ewig rumzudoktern.

Die Hauptsache ist für mich, dass der Zausel nun offiziell gesundgeschrieben ist und ganz normal geritten werden kann. Das lasse ich mir ja nicht zwei mal sagen und reite schon wieder fleißig zwei mal die Woche Unterricht – wer weiß, wie lange mir das Vergnügen vergönnt bleibt, ehe sich der Zausel wieder was neues, seltenes ausdenkt.

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