Zwei goldene gespitzte Ohren, welche über die Boxenwand schauen, sobald du mein Auto hörst. Ich rufe deinen Namen und nicht selten kommt mir ein freudiges Gebrummel entgegen. Weisst du eigentlich, dass du mir damit regelmäßig eine Gänsehaut verursachst? Wenn ich dann deine Boxentür öffne und du freudig frech meine Taschen untersuchst und genau weisst, dass du spätestens nach einem Küsschen mit deiner verstaubten Schnauze eine Möhre bekommst, bringst du mich das erste Mal zum Lachen. Mein Tag kann noch so grau sein, der Kopf gedankenschwer, sobald ich deine Ohrenspitzen sehe und dein weiches Maul spüre, ist alles weg. Alles Schwere.
Häufig sitze ich auf deinem Paddock, beobachte dich beim Dösen, halte deinen Kopf in meinem Schoß und massiere dir deinen Nacken. Ich muss achtsam sein, damit dein kleiner Dickschädel mir keine Beule verpasst… Die einzige sportliche Aktivität, die wir regelmäßig betreiben: Kopfnüssen ausweichen. Ob ich nur ein Spaziergehpony habe, werde ich gefragt und ob ich das Dressurreiten denn gar nicht vermisse. Meistens nehme ich dich dann fest in den Arm und lächle. „Sehr sogar.“ Antworte ich, „Aber nichts ist wertvoller, als die Zeit, die ich mit ihr verbringen darf, ohne, dass sie Schmerzen durch ihre Krankheit hat.“ Du bist chronisch krank und wirst auch nie wieder gesund. Deshalb wissen viele nicht, wie du mit mir über den Dressurplatz geflogen bist, dass du mich sogar beim Reiten zum Weinen gebracht hast, weil kein Pferd es vor dir geschafft hat, dass ich mich beim Galoppieren so wohl gefühlt habe. Weil es alles war, was ich mir von meinem Traumpony erhoffte. Dieses besondere Gefühl. Mein Mädchen, diese Erinnerung nimmt uns niemand.
Ich habe lange geglaubt, dass es Turniererfolge braucht, diesen besonderen Kick, seine Leistung unter Beweis zu stellen. Heute weiß ich, dass das falsch ist. Dass die wahren Erfolge jene sind, die wir mit keinem teilen. Die wir nur für uns feiern. Dein Vertrauen zum Beispiel. Dein grenzenloses Vertrauen. Die Sekunden in denen du mich so zum Lachen bringst, dass mir fast der Bauch davon weh tut. Wenn du im vollen Galopp am langen Zügel einen Felsbrocken entdeckst, der schon immer dort an dieser Stelle steht und du dich plötzlich dazu entscheidest, dass er dich fressen könnte, oder einen fiesen Angriff aus dem Hinterhalt plant. Oh du kleines, verrücktes Mädchen. Damit machst du mich so viel glücklicher, als es jede goldene Schleife, jeder fliegende Wechsel jemals könnte.
Ich hoffe das weisst du. Du, mein kleines Herzenspony. Danke.
Veröffentlicht am 19. Mai 2017
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