Ein Nachwuchspferd aus der eigenen Stute ist der absolute Mädchentraum. Dass es allerdings auch alles andere als ein absoluter Traum werden kann, möchte ich euch heute in meinem Erfahrungsbericht berichten.
Ich weiß es noch wie gestern, ich hatte starke Rückenprobleme und konnte lange Zeit nicht reiten. Das eigene Pferde einfach nur rumstehen lassen war keine Alternative und sie in den Beritt zu stecken eigentlich auch nicht. Nach vielen Beratungsgesprächen entschloss ich mich dazu, meine Stute decken zu lassen. Ihre Qualität war gut und ein Nachwuchspferd aus der eigenen Stute zu haben, war eigentlich schon mein kleiner Traum seitdem ich sie gekauft hatte. Wayanas Ebenbild im Zwergformat, oh – ich konnte es gar nicht abwarten. Wir suchten über den Winter sorgfältig einen Hengst aus, veranlassten dann im Frühjahr alle notwendigen Untersuchungen und warteten geduldig bis zu einer passenden Rosse ab. Als es so weit war, bestellten wir die „goldene Ladung“ und ließen sie besamen. Das Warten war der absolute Horror, hoffen und bangen und dann die ernüchternde Nachricht – nicht tragend…… Also hieß es wieder abwarten bis zur nächsten Rosse. Nächster Versuch, wieder nicht tragend. Auch nach einem dritten Versuch, blieb sie leider nicht tragend. Wir überlegten hin und her und nach einigen Gesprächen mit Fachmännern wurde uns empfohlen, einen Weidehengst zu probieren. Der war sehr erfahren und auch das ganze Team rund um den Hengst sehr professionell. Also haben wir meine Stute aufgeladen und sie für 3 Wochen dort in die Herde gelassen. Ihr ging es dort unglaublich gut, die Weiden waren riesig und ich hatte das Gefühl, meine Stute war nach ein paar Tagen schon fast wie ausgewildert.
Dieser letzte Versuch brachte dann den gewünschten Erfolg und meine Kleine war tragend. Nun begann also eine aufregende und sehr lange Zeit des Wartens. Meiner Stute hat man angesehen wie zufrieden und ausgeglichen sie war. Die ganzen Monate hat man regelmäßig den Bauch wachsen sehen und kurz vor der Geburt, dachte ich sie würde mir platzen!
Je dichter wir dem errechneten Termin kamen, desto nervöser wurde ich. Ich hatte wirklich Angst, es würde Komplikationen geben oder ich würde mein Herzenspferd verlieren, weil ich so egoistisch war und ein Fohlen aus ihr wollte. Diese Gedanken hatte ich am Anfang nicht, sicher bedenkt man das Risiko, allerdings war es immer eher im Hintergrund und unwahrschleinlich. Meine Angst war wirklich riesig. Umso erleichterter war ich, als das kleine braune Hengstfohlen endlich gesund und munter auf die Welt kam. Meine Stute machte die Sache total super und war die perfekte Mutti. Der kleine Hengst hatte anfangs allerdings noch Probleme mit dem Trinken und brauchte da etwas Hilfe. Ich genoss die Zeit, wo ich den beiden einfach stundenlang beim Kuscheln, Schlafen oder Grasen zusehen konnte. Meine Schule war damals ganz in der Nähe, sodass ich wirklich jeden Tag mit den beiden verbrachte und auch zu dem Kleinen eine große Bindung aufbaute. Ohne Frage, die Zeit war die Schönste, die ich jemals mit Pferden verbringen durfte. Es war unglaublich, dieses kleine, stacksige, langbeinige Geschöpf wachsen zu sehen, ihn auf seinem Weg zu begleiten und bei jedem Entwicklungsschritt an seiner Seite zu sein. Problematisch wird es allerdings, wenn der Nachwuchs für ein Erstgeborenes verhältnismäßig riesig wird und man selbst aber ein kleiner Mensch mit Krüppelrücken ist. Ich blieb zunächst noch ruhig und beobachtete die Entwicklung weiter, besuchte ihn regelmäßig auf seinen Hengstweiden, als jährling, als zweijähriger, er war wirklich wunderschön aber spätestens beim Anreiten merkte ich, dass wir einfach nicht zusammen passen. Seinem Temperament war ich nicht gewachsen und seiner Größe schon gar nicht, in mir brach eine Welt zusammen. All die Strapatzen, das ganze Geld, die viele Zeit, all das war umsonst. Niemals hatte ich auch nur einen Gedanken daran verloren, dass dieser Nachwuchs zu groß, zu wild, zu dick, zu dünn, zu langsam, zu was weiß ich sein könnte, niemals. Schließlich kam er doch aus meiner Stute, da hätte doch nur das perfekte Baby rauskommen können? Ich war verzweifelt und wusste nicht was ich tun sollte.
Ich habe mich zu der Zeit zurück gezogen, den Hengst alleine im Berittstall gelassen, er wurde kastriert und ich wartete ab, hoffte auf ein Wunder. Bei den wenigen Besuchen hätte ich jedes einzelne Mal heulen können, er war traumschön, aber so groß und unter dem Sattel weiterhin nicht ganz einfach… Es wäre vernünftig gewesen ihn damals schon in gute Hände zu verkaufen, aber ich konnte das nicht. Ich konnte mich einfach nicht trennen. Ich fragte mich, was für einen Sinn das machen sollte, erst ein Pferd in die Welt setzen und es dann auf den sowieso schon überfüllten Markt zu schmeißen. Der Typ war ich einfach nicht. Ich ließ ihn also einige Zeit im Beritt, gönnte ihm noch eine laaange Weidepause und holte ihn irgendwann zu mir in den Heimatstall. Ich hatte das große Glück und fand jemanden, die ihn wirklich sehr schön ritt und ich übernahm die Arbeit am Boden und versuchte dem Herrn ein bisschen Benehmen beizubringen. Es war wirklich eine schwierige Zeit, in der ich mich gefühlstechnisch am meisten von ihm distanzierte. Ich wusste unsere gemeinsame Zeit war absehbar und ich machte mich nach vielen Tränen und großen Selbstzweifeln auf die Suche nach dem passenden Menschen für ihn. Ich glaube an Schicksal und so war es auch bei der ersten Interessentin. Es passte einfach und nach einer erneuten Krankheit von dem Wallach, übernahm sie ihn trotzdem. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen und noch heute, wenn ich Fotos und Berichte bekomme, bin ich überglücklich das alles so gekommen ist.
Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, ob es wirklich notwendig ist, ein Fohlen aus der eigenen Stute zu ziehen. Ich für meinen Teil weiß, dass ich es mit einem großen Pferd nie mehr machen würde. Ich bin ein sehr schwacher und ängstlicher Reiter, mir hätte vorher bewusst sein müssen, dass das Fohlen auch zu einem Pferd heranwächst, welchem ich eines Tages nicht gewachsen bin.