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Wie findet man eine Reitbeteiligung?

Nachdem ich verkündet habe, dass ich eine Reitbeteiligung an einem ganz tollen und rittigen Pferd gefunden habe, habe mich zum dem Thema Reitbeteiligung ziemlich viele Fragen erreicht. Daher habe ich überlegt, diesem Thema ein paar Artikel zu widmen, da ich mittlerweile ja sowohl die Seite des Pferdebesitzers als auch die Seite der Reitbeteiligung kennengelernt habe. In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie ich Quira gefunden habe und was ich euch empfehlen würde, wenn ihr nach einem Reitbeteiligungspferd sucht.

Meine Strategie auf der Suche nach einer Reitbeteiligung hat sich daran orientiert, wie ich selber nach Reitbeteiligungen für Emmi gesucht habe und welche teilweise desolaten Erfahrungen ich dabei gemacht habe. Als ich neu in Hamburg war, habe ich Emmi als Reitbeteiligungspferd in Internet inseriert und die Interessenten, die damals zum Ausprobieren kamen, haben leider gar nicht zu uns gepasst. Am Telefon versprachen sie mir alle L-Niveau, auf dem Pferd sah das dann ganz anders aus. Und ich wollte keinen Profireiter, sondern vor allem jemanden, der zügelunabhängig sitzt und das Pferd nicht stört, also quasi solides E-Niveau. Danach habe ich nur noch über Freunde und Bekannte gesucht und das hat sich für mich definitiv bewährt. Deshalb würde ich euch das auch auf jeden Fall empfehlen: Nutzt eure Kontakte! Vor allem die, die euch reiterlich einschätzen und weiterempfehlen können. Denn die allermeisten verfügbaren Reitbeteiligungspferde finden sich nicht im Netz, sondern nur über Kontakte. Sagt all euren Pferdefreunden Bescheid, dass ihr ein Reitbeteiligungspferd sucht und vor allem auch eurer Reitlehrerin / eurem Reitlehrer oder Trainer, die ihr von Lehrgängen kennt. Wendet euch auch an Kontakte aus früheren Ställen, zum Beispiel Tierärzte, Hufschmiede oder Osteopathen, wenn ihr welche kennt. Denn die fahren viel rum und wissen erstaunlich gut, was in den Ställen in ihrem Einzugsgebiet gerade so passiert.

Solltet ihr über diesen Weg nichts finden, kann ich eine Suchanzeige empfehlen. Denn so könnt ihr auch von den Pferdebesitzern gefunden werden, die zwar jemanden suchen, aber selbst (noch) keine Anzeige aufgegeben haben. Ich habe meine Suchanzeige bei ebay Kleinanzeigen aufgegeben und darüber einige sehr nette Angebote bekommen und letztlich auch Quira so gefunden. Dabei würde ich darauf achten, dass ihr die Anzeige so gestaltet, dass die Pferdebesitzer auf den ersten Blick sehen können, ob es wirklich passt. Dazu sind die folgenden Angaben interessant:

  • Was für Erfahrungen habt ihr bisher? Hattet ihr schon eine Reitbeteiligung oder ein eigenes Pferd?
  • Was wollt ihr mit dem Reitbeteiligungspferd gerne machen? Dressur, Springen und/oder Ausreiten?
  • Auf welchem Niveau reitet ihr? Gebt hier möglichst alle Nachweise an (Turniererfolge/Leistungsklasse/Reitabzeichen), da nach meiner Erfahrung als Besitzerin die allermeisten Reiter sich selbst nicht realistisch einschätzen können
  • Möchtet ihr gerne Turniere reiten und ist das vielleicht sogar unabdingbare Voraussetzung?
  • Wie ist eure Einstellung zum Pferd? Seid ihr auch bereit, Stallarbeiten zu machen oder das Pferd im Krankheitsfall zu pflegen oder geht es euch nur ums Reiten?
  • Seid ihr bereit eine Kostenbeteiligung zu zahlen?

Ganz wichtig: Bei diesen Fragen gibt es kein richtig und falsch oder gut und schlecht. Es ist meiner Ansicht nach nur wichtig, dass man von Anfang an ehrlich zu sich selbst und zu den Pferdebesitzern ist. Denn so eine Reitpartnerschaft basiert auf Vertrauen zwischen Pferdebesitzer und Reitbeteiligung. Ihr wollt schließlich, dass euch jemand sein geliebtes Pferd teilweise überlässt. Und wenn ihr anfangs vorgebt, total gerne mit dem Pferd spazieren zu gehen und auszumisten, obwohl ihr tief in eurem Herzen eigentlich nur Serienwechsel üben wollt, ist damit niemandem geholfen. Vor allem nicht dem Pferd, wenn ihr es lustlos durch den Wald zieht und nach drei Wochen wieder aufgebt.

Für mich war klar, dass ich vor allem Reiten möchte und ein Pferd suche, das möglichst schon solide ausgebildet ist und bei dem sich der Besitzer freut, wenn es gut geritten wird. Eine reine Pflegebeteiligung oder nur Ausreiten wäre für mich persönlich nicht in Frage gekommen. Mein Text in der Anzeige lautete wie folgt:

Liebe Züchter und Pferdebesitzer,

da meine eigene Stute gerade ihr erstes Fohlen bekommen hat und ich das Reiten sehr vermisse, suche ich nach einer Reitbeteiligung / einem Pferd zu Mitreiten. Ich habe LK 4 in der Dressur und bin auf Turnieren bis M* Dressur geritten (L gewonnen). Da ich früher sehr viel gesprungen bin, wäre auch ein Springpferd interessant. Ich lege viel Wert auf eine vielseitige Ausbildung, gehe auch gerne mal ins Gelände und bin sehr auf die Harmonie mit dem Pferd bedacht. Ich würde auch gerne wieder Turniere reiten, das ist aber nicht zwingend. Das wichtigste ist, dass es reiterlich passt und ich mit dem Pferd Spaß haben kann.

Bitte keine Haflinger / Isländer oder reine Freizeitpferde anbieten, da das leider nicht zu dem passt, was ich mir vorstelle.

Wenn ihr eine Reitbeteiligung habt, wie habt ihr sie gefunden? Und was ist den Pferdebesitzern unter euch bei einer Reitbeteiligung am wichtigsten?

Gastbeitrag – Wie denkt und lernt (d)ein Pferd?

Dies ist ein Gastbeitrag von unserer Leserin Franziska.Die Informationen und Ansichten dieses Textes stammen von Monty Roberts und seinem International Learning Center.

„Mein Name ist Franziska und ich komme aus dem schönen Paderborn in NRW. Ich habe mich vor kurzem dazu entschieden, die Ausbildung zum Monty Roberts Instructor zu durchlaufen und haben bereits meinen Introductory Course belegt. Aus diesem Grund lerne ich nun intensiv alles über die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd und wie Pferde wirklich lernen. Meine vier Pferde werden mich dabei als Versuchskaninchen unterstützen. Nicht zuletzt mein neues Problempferd, der ein extremes Trauma (oder vielleicht mehrere) erlebt hat, fordert mich täglich heraus, ihn zu verstehen und seine schlechten Erlebnisse aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Gerne nehme ich euch ein Stück mit in die Welt der Pferdesprache!“

Wer mit Pferden zu tun hat und reitet, der kann doch von sich behaupten, Pferde verstehen zu können, oder? Dass Pferde Fluchttiere sind, mit ihren Augen anders sehen als wir und natürlich nicht unbedingt verstehen, was wir von ihnen wollen, weiß doch jeder. Aber ist es so einfach, „pferdisch“ zu sprechen?

Eigentlich hat schon fast jeder einmal den folgenden Satz gehört oder selber schon gesagt: „Der veräppelt dich. Der macht das gerade absichtlich.“ Es ist menschlich, dass wir Eigenschaften der Menschen auf Objekte oder Tiere projizieren. So auch bestimmte Charakterzüge, die dem Pferd unterstellen, gewisse Dinge absichtlich zu tun. In der Natur des Pferdes ist es allerdings so, dass sie lediglich auf Reize reagieren. Sie reagieren, wie es ihnen in der Situation am angemessensten erscheint und nicht, welche Reaktion für die Zukunft vielleicht am besten wäre.

Für dieses Phänomen der Vermenschlichung gibt es übrigens einen Fachbegriff: Anthropomorphismus. Ein ganz klassisches Beispiel hierfür ist auch das Eindecken im Winter. „Das arme Pferd friert, mir selber ist ja auch schon kalt.“ Dass die Wohlfühltemperatur der Pferde viel niedriger als unsere ist, wird dabei oft außer Acht gelassen.

Wenn wir mit Pferden arbeiten, dann gibt es einen ganz entscheidenen Faktor, der viele Verhaltensweisen verständlich macht: das Into Pressur-Syndrom. Pferde lehnen sich nämlich grundsätzlich in einen Druck anstatt ihm zu weichen, wie Menschen es tun. Häufig kann man dieses beobachten, wenn Pferde sich am Strick aufhängen. Sie ziehen immer weiter, bis der Druck nachgibt, der Strick also aufgeht oder reißt. Auch wenn wir Pferde mit der Hinterhand rumdrücken wollen und dabei Druck in der Flanke ausüben, drücken viele Pferde instinktiv gegen diesen Druck. Dieses Verhalten stammt aus der Zeit der wilddlebenden Pferde. Es war eine überlebensnotwendige Reaktion, wenn sich Angreifer auf sie stürzten und sich festkrallen wollten. Würden Pferde dann vorwärts laufen, könnten die Angreifer mit ihren Krallen große Verletzungen auslösen. Wirft sich das Pferd allerdings in die Richtung des Angreifers, kann die Wunde nicht noch weiter aufgerissen werden. Auch wenn es bei unseren domestizierten Pferden natürlich keine Rolle mehr spielt, ist es weiterhin tief in ihrem  Instinkt verankert.

Überraschenderweise haben wir all unsere Trainingsmethoden so entwickelt, dass sie gegensätzlich zum Into Pressur-Syndrom ausgeübt werden. Wenn wir dabei z.B. an Schenkelweichen denken, dann soll das Pferd dem Schenkel – also dem Druck – weichen. Es widerspricht seinem natürlichen Verhalten und muss daher erst einmal erlernt werden. Auch beim Verladetraining begegnet uns dieses Problem häufiger: Einer zieht am Halfter, der andere schiebt das Pferd von hinten. Das Pferd legt sich vollständig in diesen Druck und geht dann natürlich nicht auf den Anhänger.

Wir Menschen haben eine bestimmte Zone, in der wir uns wohlfühlen. Kommt uns ein anderer Mensch zu nah und dringt in unsere Wohlfühlzone ein, dann wollen wir das nicht und fühlen uns unter Druck gesetzt. Pferde haben diese Zonen auch. Spannend wird es beispielsweise beim Longieren, denn gerade da kann man die verschiedenen Zonen beim Pferd gut beobachten. Vermutlich hatte schon jeder einmal ein Pferd an der Longe, das so gar nicht vorwärts wollte und einfach nur faul war. Egal wie sehr man sich bemühte und wie nah man an das Pferd herantrat, es wurde nicht schneller. Denken wir jetzt an die „Pressur Zones“, dann wird schnell klar, weshalb solche Pferde nicht schneller laufen: wir waren einfach zu nah dran und in ihrer Wohlfühlzone. Manche Pferde – oft zu beobachten bei den vermeintlich faulen Pferden – haben eine recht große Pressur Zone, sodass man nur mit genügend Abstand Signale geben kann, die die gewünschten Reaktionen auslösen. Entscheidend dabei ist auch die Position des Reiters oder Longenführers. Pferde haben einen natürlichen Balance Point, der meist hinter der Schulter liegt. Orientiert man sich an diesem Punkt, dann treibt man hinter diesem die Pferde an und davor stoppt man sie. Die optimale Position zum Vorwärtstreiben ist ein etwa 45° großer Winkel zum Pferd bzw. zum Balance Point. Man stellt sich das Pferd dabei als Linie vor (von der Hinterhand zum Kopf). Von dieser Linie aus stellt man sich mit dem Blick zum Pferdekopf und der Hüfte zum Pferd gewandt hin, sodass ein etwa 45° großer Winkel entsteht. Der Winkel bewirkt, dass das Pferd mithilfe des Körpers und der Position nach vorne geschoben wird und man es dadurch in das Vorwärts treibt.

 

Wie groß der Winkel dabei ist, ist von Pferd zu Pferd wieder unterschiedlich. Einige benötigen mehr Schub und Unterstützung von hinten, damit sie vorwärts laufen, andere reagieren bereits bei weniger Druck von hinten. Bei Pferden, die mehr Unterstützung benötigen verkleinert man den Winkel und geht mehr nach hinten. Denn je weiter man nach vorne geht und damit den Winkel vergrößert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch das Pferd gestoppt oder sogar zum Umdrehen animiert wird. Eins bleibt allerdings bei allen Pferden gleich: Die Pressur Zone, also die natürliche Wohlfühzone sollte immer berücksichtig werden, denn ansonsten sind wir wieder beim Problem des Into Pressur-Syndroms und das Pferd lehnt sich in den Druck, statt vorwärts zu gehen.

Um das Verständnis der Pferdekommunikation abzurunden, müssen wir uns bewusst machen, wie Pferde eigentlich lernen. Unterschieden wird hierbei zwischen dem klassischen und dem operanten Konditionieren. Bei dem klassischen Konditionieren wird ein unkonditioniertes Verhalten genommen und mit einem Stimulus verknüpft und somit zu einem konditionierten Verhalten gemacht. Wenn wir beim Thema Longieren bleiben, dann ist es z.B. das Kommando „Trab“, das mit dem natürlichen Verhalten traben verknüpft wurde und das Pferd irgendwann weiß, was es bei dem Kommando zu tun hat.

Das operante Konditionieren ist ein wenig komplizierter und hier einmal vereinfacht erklärt: Wenn ein positives Verhalten belohnt werden soll, dann kann ich etwas angenehmes hinzufügen, z.B. das Pferd streicheln als Belohnung. Im Gegensatz dazu kann ich auch etwas unangenehmes wegnehmen, um ein Verhalten zu belohnen, z.B. kann ich den Druck vom Halfter nehmen, wenn das Pferd erfolgreich rückwärts gegangen ist. Denn für Pferde ist es eine Belohnung, wenn Druck weggenommen wird. Ich kann allerdings auch etwas unangenehmes hinzufügen, um ein Verhalten zu korrigieren. Hampelt ein Pferd beispielsweise neben uns rum, kann ich Druck aufbauen und es zum Stehenbleiben korrigieren. Sobald das Pferd dieses gemacht hat, belohne ich es, indem der Druck weggenommen wird und ich das Pferd lobe. Vereinfacht gesagt geht es beim operanten Konditionieren um die Verbindung zwischen Verhalten und Konsequenz: es ist ein Spiel aus Ja und Nein, aus „richtig“ und „falsch“.

Wir sollten uns aber immer fragen, ob wir die Pferde wirklich verstehen oder ob wir Trainingsmethoden einfach nur stillschweigend übernehmen und niemals hinterfragen. Jeder von uns steht in der Verantwortung, sich mit dem Wesen Pferd auseinander zu setzen und zu verstehen. Oder wusstet ihr, dass Pferde nur 20% von einer Gehirnhälfte auf die andere übertragen? Dass Pferde eine 350° Sicht haben, den optimalen Lichteinfall auf das Auge für scharfes Sehen benötigen – in Form einer horizontalen Linie – und keine Tiefenschärfe wahrnehmen? Beim nächsten Mal sollten wir also nachsichtiger sein, wenn Pferde in keinen dunklen Anhänger wollen (schließlich sind sie die ersten Sekunden sozusagen blind, weil ihr Auge sich nicht so schnell an verschiedene Lichteinflüsse anpassen kann) oder vor einem Schatten wegspringen. Die Erfahrungen formen unsere Pferde und wir haben einen sehr großen Anteil daran. So abstrakt das Thema auf den ersten Blick erscheint, es hilft uns, unsere Pferde zu lesen und zu verstehen. Gewalt ist niemals eine Lösung. Und vielleicht regt dieses hier den einen oder anderen an, mehr in die Materie einzutauchen und „pferdisch“ zu lernen!

 

 

Werbung & Abmahnungen in den sozialen Medien

Angesichts der Instastory der Bloggerin Vanezia Blum bricht bei Instagram gerade eine ziemliche Hysterie aus, die mittlerweile auch den Pferdebereich erreicht hat. Daher würde ich aus juristischer Sicht gerne meine Einschätzung abgeben und über ein paar Irrtümer aufklären, die sich durch Instagram momentan rasend schnell verbreiten.

 

  1. Die Abmahnungen stammen größtenteils nicht vom Staat bzw. den Landesmedienanstalten, sondern von Vereinen wie zum Beispiel dem „Verein des sozialen Wettbewerbs“. Das sind Zusammenschlüsse privater Unternehmen, die ihre eigenen wirtschaftlichen Zwecke verfolgen. Neuerdings (Juli 2018) häufen sich auch Abmahnungen im namen privater Onlineshops, die relativ willkürlich verschickt werden. Eine Abmahnung kann daher grundsätzlich jeder bekommen, das bedeutet aber NOCH LANGE NICHT, dass diese Abmahnung auch rechtmäßig ist und das zuständige Gericht dem Abmahnenden Recht geben wird. Diese Abmahnungen entstammen dem Gedanken, dass Konkurrenten durch Schleichwerbung benachteiligt werden und sich durch diese Abmahnungen selbst wehren können. In der Abmahnung wird zur Abgabe einer Unterlassungserklärung und zur Zahlung der Rechtsanwaltskosten des vermeintlichen Konkurrenten aufgefordert. Wenn der jeweilige Blogger dem nicht nachkommt, kann der Abmahnende eine einstweilige Verfügung vor Gericht beantragen und ihr steckt in einem Gerichtsprozess – alles unabhängig davon, ob zu Recht abgemahnt wurde. Das kann euch jedoch auch im sonstigen Leben passieren. Ein ganz platter Vergleich: Euer Nachbar kann morgen aufwachen und behaupten, dass ihr ihm 2000€ für einen Rasenmäher schuldet und kann euch deshalb verklagen. Dann müsst ihr vor Gericht erscheinen, auch wenn ihr den Rasenmäher niemals gekauft habt. Das bedeutet aber noch nicht, dass die Klage auch Erfolg hat.

 

  1. Ist die Rechtslage in jedem Bundesland anders? Es gibt zwar in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Vereine und daher eine unterschiedliche Praxis dahingehend, wann Abmahnungen verschickt werden und wann nicht. Die Gesetze zu dem Thema gelten jedoch bundesweit einheitlich! Einschlägig sind insoweit das Telemediengesetz und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. Nach geltender Rechtslage sind Werbung und redaktionelle Inhalte strikt zu trennen und Werbung ist zu kennzeichnen. Diese Kennzeichnung soll dazu dienen, dass Leser auf den ersten Blick erkennen können, ob es sich um Werbung handelt oder nicht. Die Rechtsunsicherheit entsteht aus der Frage „Was ist denn eigentlich Werbung und was nicht?“ Da es noch nicht für jeden Einzelfall ein Urteil gibt, vor allem noch keins vom BGH, muss das jeder Richter im Einzelfall selbst entscheiden. Daher kann es momentan noch sein, dass ein Fall in Koblenz anders entschieden wird als in Hamburg. Selbst wenn ein Abmahnverein vor Gericht Recht bekommt, kann man gegen ein erstinstanzliches Gerichtsurteil weiter vorgehen. Die endgültige Entscheidung liegt daher nicht beim Amtsrichter Meier in Pusemuckel, sondern beim BGH. Der Weg bis dahin ist natürlich mühsam und teuer, sodass es durchaus verständlich ist, dass momentan Panik ausbricht.

 

  1. Das Problem betrifft NICHT solche Instagram Accounts, mit denen kein Geld verdient wird. Es gibt bisher keinen einzigen Fall, in dem jemand abgemahnt wurde, der Instagram für rein private Zwecke benutzt. Die abmahnenden Vereine mögen dreist sein, aber dumm sind sie nicht. Abgemahnt wurden meines Wissens bisher vor allem Accounts ab ca. 30.000 Followern, die mit ihren Accounts auch tatsächlich Geld verdient haben. Dass ihr mit 287 Followern keine Werbung macht, sondern nur eure Freunde unterhaltet, ist denen auch klar.

Update 26.07.2018: Leider gibt es mittlerweile gehäuft Fälle von Abmahnungen kleinerer Accounts, sogar eine Nutzerin mit 300 Followern wurde abgemahnt. Diese Abmahnungen stammen nicht vom Verband sozialen Wettebewerbs, sondern von privaten Onlineshops und sind daher etwas anders zu betrachten. Diese Abmahnungen sind in jedem Fall rechtswidrig, sofern sie rein private Nutzer betreffen, die kein Geld mit Instagram verdienen – trotzdem möchte ich die Fälle der Vollständigkeit halber erwähnen. Wer sich als privater Nutzer zu 100% schützen will und keine Lust hat sich weiter mit dem Thema rumzuschlagen, sollte seinen Account vorerst auf privat stellen.

 

  1. Wie sollte man sich als INFLUENCER bei gesponserten Posts am besten verhalten? Grundsätzlich muss markiert werden, was Werbung ist, also alles, wofür ihr bezahlt wurdet. Dies gilt auch dann, wenn ihr als Gegenleistung ein Produkt erhalten habt. In diesen Fällen sollte „WERBUNG“ oder „ANZEIGE“ am Anfang des Posts stehen. Nicht erst am Ende des Postings und nicht nur in den Hashtags (so entschieden vom OLG Celle). Auch wenn ihr eine dauerhafte Kooperation mit einem Unternehmen habt und selbst entscheiden könnt, wann ihr die Produkte zeigt, ist das Werbung. Von der Kennzeichnung „Freiwillig eingefügte Werbung“ kann ich nur abraten, denn was soll das überhaupt bedeuten? Freiwillig im Rechtssinne ist alles, was ihr nicht unter dem Einfluss einer Pistole an eurer Schläfe macht, sondern, weil ihr es wollt. Ich hoffe sehr, dass eure Kooperationspartner euch nicht nach dem Leben trachten und die Werbung daher immer freiwillig ist ;). Wichtig ist außerdem zu wissen, dass es sich nicht um neue Gesetze handelt, sondern die Verpflichtung zur Kennzeichnung schon immer bestand – ihr solltet daher ältere Werbeposts schnellstens anpassen, sofern ihr früher Werbung nicht richtig gekennzeichnet habt.

 

  1. Muss ich auch als „Werbung“ markieren, wenn ich SELBST GEKAUFTE PRODUKTE auf einem Foto zeige und die Marke ERKENNBAR ist? Grundsätzlich nein, denn das ist keine Werbung. Vanezia Blum wurde dennoch abgemahnt wegen eines Fotos, auf dem ein Eis der Marke Daim zu sehen war. Das Foto enthielt keine Verlinkung zu der Marke und war auch nicht bezahlt, die Marke war lediglich auf dem verpackten Eis zu erkennen.  Das Gericht hat die Abmahnung allerdings zurückgewiesen. Es besteht also das theoretische Risiko einer Abmahnung, diese wäre jedoch nicht begründet. Die Kennzeichnung mit „Werbung wegen Markenerkennung“ ist daher nicht nötig!

 

  1. Wie sieht es mit VERLINKUNGEN UND MARKIERUNGEN von Unternehmen aus? Hier wird es etwas komplizierter. Das entscheidende Gesetz ist § 5a Abs. 6 UWG. Es kommt darauf an, ob es sich bei dem Post um eine geschäftliche Handlung mit kommerziellem Zweck handelt. Dies ist natürlich immer dann der Fall, wenn ich mit dem Unternehmen eine Kooperation habe. Aber was ist, wenn ich nicht von dem Unternehmen bezahlt werde, sondern es einfach so markiere? Liegt dann auch eine geschäftliche Handlung vor? Eine geschäftliche Handlung ist laut dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb jedes Verhalten einer Person zu Gunsten des eigenen oder eines fremden Unternehmens auch vor einem Geschäftsabschluss, das mit der Förderung des Absatzes von Waren objektiv zusammenhängt. Es gibt eine Entscheidung des LG Hagen wegen einer Abmahnung, die darauf abstellt, dass bei einer Verlinkung der Marke auf einem Instagram-Bild eine solche geschäftliche Handlung vorliegt, da die unmittelbare Verlinkung auf die Seite des Unternehmens dazu geeignet ist, dessen Warenabsatz zu fördern. Ob es sich bei dem betreffenden Foto um eine bezahlte Kooperation handelte, ergibt sich aus dem Urteil nicht. Die Bloggerin Vreni Frost hat gerade einen Prozess vor dem LG Berlin verloren, weil sie Marken in einem Foto markiert hat, obwohl es sich nach ihrer eigenen Angabe nicht um einen bezahlten Post handelte. Auch Aenna_xoxo hat in einem solchen Fall einen Prozess verloren. Die Urteile sind allerdings noch nicht veröffentlicht, sodass die Begründungen der Gerichte abzuwarten sind. Beide Urteile sind außerdem noch nicht rechtskräftig, das bedeutet, dass sie im weiteren Verfahren noch von einem höheren Gericht aufgehoben werden können. Daher herrscht aktuell eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Markierung von Firmen auf Fotos. Ihr fahrt am sichersten, wenn ihr Unternehmen nur dann markiert, wenn es sich tatsächlich um echte und gekennzeichnete Werbung handelt. Wenn es nur darum geht, euren Followern zu zeigen, von welcher Marke die Sachen sind, würde ich empfehlen, die Namen der Firmen ohne Verlinkung in den Text des Posts zu schreiben.

 

  1. Muss ich einen Post als Werbung kennzeichnen, wenn ich einen EINE PERSON MARKIERE? Wenn es sich um ein bezahltes Shoutout handelt, ist von einer Kennzeichnungspflicht auszugehen. Wie ist es jedoch bei Freunden? Um diese Frage geht es in dem Rechtsstreit von Vanezia Blum. Grundsätzlich erscheint eine solche Markierung natürlich schwachsinnig. Wenn eure Freunde allerdings auch Influencer sind und mit ihrem Account selbst kommerzielle Zwecke verfolgen oder sogar einen Firmenaccount betreiben, könnte die Markierung durchaus wie bezahlte Werbung aussehen. Dann kann die Gefahr einer Abmahnung bestehen. Aber hier gilt wiederum oben gesagtes —> das bedeutet noch nicht, dass die Abmahnung auch von einem Gericht als rechtmäßig angesehen wird. Bei Vanezia Blum vernimmt das Gericht die von ihr markierten Freunde als Zeugen, um herauszufinden, ob dort Geld geflossen ist. Daher ist davon auszugehen, dass sie Recht bekommen wird, wenn dies nicht der Fall war und sie tatsächlich ohne jedes kommerzielle Interesse nur einen Freund verlinkt hat. Dann ist eine Kennzeichnung entbehrlich.

 

Hier findet ihr einen Leitfaden der Landesmedienanstalten mit konkreten Empfehlungen zur Kennzeichnung. Dieser Leitfaden hat keine Gesetzeswirkung und entfaltet keinerlei Bindungswirkung für die Gerichte. Er kann lediglich als Anhaltspunkt dafür gelten, was aus Sicht der Landesmedienanstalten zu beachten ist.

 

Anatomische Trensen im Test

Dies ist ein Gastbeitrag unserer Leserin Lessa. Lessa verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihrer Fuchsstute Fienchen, mit der sie vorwiegend im Dressurviereck oder im Gelände unterwegs ist. Darüber berichtet sie täglich auf Ihrer Instagram-Seite www.instagram.com/fuchs_teufelslieb.

Autorin Lessa mit ihrer Stute Fienchen

Das Wohl des Pferdes sollte für uns Reiter immer an erster Stelle stehen. Dahingehend hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Dies ist meines Erachtens selbstverständlich, denn der Reitsport steht bekanntlicherweise unter ständiger kritischer Beobachtung der Öffentlichkeit, nachdem Skandale um Rollkur und Co kein gutes Licht auf unseren geliebten Sport geworfen haben.

Umso wichtiger ist es, dass wir verantwortungsvoll mit unseren Vierbeinern umgehen. Auch die Reitsportindustrie hat dies erkannt, stellt alte Gewohnheiten in Frage und entwickelt sich immer mehr in Richtung pferdefreundlicher Produkte. Stübben ist ein hervorragendes Beispiel für die oben beschriebene begrüßenswerte Entwicklung. Seit 120 Jahren produziert das Unternehmen Pferdesportzubehör – seit wenigen Jahren nun auch innovative, stark anatomisch orientierte Produkte wie z.B. die Trense „Freedom“, die hier auf dem Blog bereits in diesem Beitrag vorgestellt wurde.

Im heutigen Beitrag geht um einen Vergleich von drei anatomischen Trensen, die aktuell auf dem Markt sind.

Ich war auf der Suche nach einem neuen Kopfschmuck für meine Stute Fienchen, die seit einiger Zeit ihren Unmut gegenüber des alten Modells geäußert hatte. Sobald sie schwitzte, wollte sie das Ding einfach nur noch loswerden. Durch Schubbern, wenn etwas Geeignetes in der Nähe war, oder sogar durch Treten in Richtung des Kopfes. Ich wollte wissen, ob es an Schnitt, Lederqualität oder Passform der alten Trense liegt, oder ob es einfach eine Unart ist, um angepasst auf ihr Verhalten reagieren zu können.

Da meine Stute generell sehr sensibel am Kopf (insbesondere im Genick) und auch fein im Maul ist, suchte ich nach sanften und anatomischen Trensen aus pflanzlich gegerbtem und nicht rundgenähtem Leder (auch wenn ich letzteres einfach wunderschön finde, führt es erwiesenermaßen zu stärkeren Druckpunkten).

Getestet wurden folgende Trensen

„Equitus Alpha“ von Schockemöhle 

 

„Paladin“ von PS of Sweden 

 

„Switch“ von Stübben
Herstellerbeschreibung
· anatomische Spezialtrense mit neuartiger Passform

· geschwungenes Reithalfter umgeht den Hauptgesichtsnerv

· weich unterlegtes Genickstück mit viel Ohrenfreiheit

· geschwungenes Stirnband mit extra-weiter Passform zur Vermeidung von Druck im Augen-Ohren-Bereich

· freie Atmung durch neu positionierten Sperrriemen

·  Nasenriemen mit maximaler Freiheit der Jochbeinleiste und den dort verlaufenden Nervenenden

· Abnehmbarer Sperrriemen

· Weit geschnittenes und gepolstertes Genickstück für maximale Bewegungsfreiheit der Ohren

· Backenstücke mit Elastikeinsatz an der Gebissaufhängung

· Stirnband kann mithilfe eines Druckknopfs ausgetauscht werden

·  2in1 Option: Umbaumöglichkeit zur Kandare (Sperrriemen und Kandaren-Backenstücke abnehmbar)

· zurückgeschnittenes, anatomisches Genickstück mit Spezialpolsterung zur Druckentlastung

· kombiniert geschweiftes Reithalfter mit doppelseitigem Verschluss und abnehmbarem Sperrriemen

·  Auf Wunsch inkl. Magic Tack Magnet-Stirnband Swing und Inlay einreihig Crystal

 

Passform & Größe

„Equitus Alpha“ von Schockemöhle★ ★ ★ ✰ ✰
„Paladin“ von PS of Sweden★ ★ ★ ★ ✰
„Switch“ von Stübben★ ★ ★ ★ ★

Die Equitus passt generell sehr gut und die Größe WB entspricht auch einem Warmblutkopf, der Nasenriemen ist gut verstellbar. Abzüge gibt es, weil die Aufhängung des Gebisses am Nasenriemen befestigt und die Verstellmöglichkeit der Gebisshöhe dadurch eingeschränkt ist.  Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Zügelhilfe so nicht nur aufs Maul, sondern auch auf die Nase des Pferdes wirkt. Das führt bei meinem Sensibelchen dazu, dass sie zeitweise hinter die Senkrechte kam.

Schockemöhle Trense „Equitus Alpha“

 

Die Paladin passt insgesamt gut, die Größe WB fällt jedoch sehr klein aus, sodass sie an Fienchens zierlichem Warmblutkopf bereits in den unteren Löchern verschnallt war. Ich könnte mir vorstellen, dass die Verstellmöglichkeit bei normalen bis kräftigen Warmblutköpfchen an ihre Grenze stößt.

PS of Sweden „Paladin“ Trense

 

Die Switch passt sehr gut, lässt sich durchgehend und großzügig verstellen. Einen Stern Abzug gibt es, weil der Kehlriemen für mein Empfinden sehr lang ausfällt. Perfekt wäre es, wenn auch dieser beidseitig verstellbar wäre und man ihn 3-5 Finger breit kürzer schnallen könnte.

Stübben „Switch“ Trense

 

Qualität & Verarbeitung

„Equitus Alpha“ von Schockemöhle★ ★ ★ ★ ✰
„Paladin“ von PS of Sweden★ ★ ★ ★ ✰
„Switch“ von Stübben★ ★ ★ ★ ★

Alle drei Trensen sind aus pflanzlich gegerbtem Leder. Das war mir persönlich sehr wichtig, um auszuschließen, dass der Juckreiz meiner Stute von chemischen Substanzen am Leder kommt.

Ich fand die Switch von der Lederqualität her am besten. Das Leder war sofort butterweich und sehr anschmiegsam – insbesondere der Nasenriemen hat mich überrascht – dieser ist wirklich mit großem Abstand der weicheste der drei Trensen. Das Genickstück gefällt mir sehr gut – das Polster ist an beiden Seiten des Genicks recht dick und verfügt mittig über eine Aussparung, um den Druck zu reduzieren.

Das Leder der Equitus ist auch recht anschmiegsam – wenn auch einen Tick weniger als das der Switch, das schmale Genickstück ist sehr weich unterlegt. Der Nasenriemen könnte für mein Empfinden noch etwas weicher unterlegt sein. Mir persönlich ist das Genickstück zu schmal.

Die Paladin hat mich von der Lederqualität her ein wenig enttäuscht. Nach vielen positiven Testberichten hatte ich große Erwartungen in PS of Sweden. Diese wurden leider nicht erreicht, denn ich  fand die Qualität eher der gehobenen Mittelklasse entsprechend. Bei einem Preis von 299€ hätte ich mir die Luxusklasse gewünscht. Was mir dennoch ganz gut gefallen hat, ist dass das Leder sehr schön glänzt. Man könnte meinen, es hat einen leichten Brushed-Effekt. Daher gibt es gerade noch so 4 Sterne.

PS of Sweden „Paladin“ – Es juckt immer noch

 

Preis

„Equitus Alpha“ von Schockemöhle★ ★ ★ ★ ✰
„Paladin“ von PS of Sweden★ ★ ★ ✰ ✰
„Switch“ von Stübben★ ★ ★ ✰ ✰

Eins vorab: keine der drei Trensen ist günstig. Und da keine der drei Modelle mit Zügeln geliefert wird, obwohl alle zwischen 250 und 350€ kosten, konnten hier keine 5 Sterne vergeben werden.

Die Equitus ist mit einem UVP von 249€ die günstigste Trense. Im Mittelfeld reiht sich die Paladin mit 299€ UVP ein. Die teuerste Trense ist die Switch mit 349€. Nimmt man sie jedoch ohne den Magic Tack Stirnriemen, kann man 50€ abziehen und kommt auf den gleichen Preis wie bei der Paladin, nämlich auf 299€. Wenn man bedenkt, dass man sie sowohl als Kandare, als auch als Trense verwenden kann, relativiert sich der Preis etwas.

PS of Sweden „Paladin“

 

Fazit

Eins vorweg: Wie bei jedem Zubehör, sollte die Trense zu Pferd und Reiter passen. Da wir alle keine Maschinen sind, ist kein allgemeingültiges Urteil möglich, es gibt nicht DIE ultimative Trense und jeder muss das für sich und sein Pferd passende Produkt finden. Manche Pferde mögen breite Genickstücke lieber, andere schmale. Manche kommen mit mehr Druck auf dem Nasenriemen besser klar, andere nicht. Manche Reiter mögen lieber einen modernen Look, andere den klassischen…

Für Fienchen und mich ist die Gewinnerin unseres Tests mit Abstand die Stübben Switch! Obwohl wir diese eher unbekannte Trense nur durch Zufall entdeckt haben, hat sie uns sehr schnell durch ihre hervorragende Qualität und die weiche Polsterung in Kombination mit ihrer anatomischen Form – insbesondere an Genickstück und Nasenriemen – überzeugt. Dass sie dabei auch noch sehr klassisch-elegant aussieht, freut mich als Dressurreiterin natürlich sehr. Außerdem haben wir uns, falls wir irgendwann mal die Kandarenreife erreichen sollten, die Anschaffung eines entsprechenden Zaums bereits gespart.

Fienchen läuft sehr entspannt und locker im Genick mit dieser Trense. Insbesondere im Schritt ist sie gefühlt in der Anlehnung konstanter und zufriedener geworden. Wo mit der alten Trense schon mal der ein oder andere unzufriedene Schritt in Richtung Pferdekopf (oder der Kopf in Richtung Huf) ging, bleibt sie nun eher bei mir. Damit war das Projekt Trensenkauf durchaus erfolgreich. Die alte rundgenähte Trense aus nicht pflanzlich gegerbtem Leder wird uns verlassen müssen und wir heißen das neue Familienmitglied Switch herzlich willkommen.

Lessa, Fienchen & die neue Trense

Dieser Testbericht steht in keiner Verbindung zu PS of Sweden, Schockemöhle oder Stübben und stellt lediglich die ehrliche Meinung der Autorin dar. Weder haben wir die Produkte gesponsert bekommen noch werden wir für diesen Beitrag in irgendeiner Weise bezahlt.

Wie viel kostet ein eigenes Pferd?

Neben Zeit und Nerven auch eine Menge Geld! Obwohl viele unserer Leser selbst Pferdebesitzer sind, gibt es auch einige unter euch, die kein eigenes Pferd haben. Es gibt tausend gute Gründe, sich kein eigenes Pferd zu kaufen. Einige entscheiden sich ganz bewusst gegen ein Pferd, weil ihnen die Zeit oder schlicht die Lust fehlt, jeden Tag in den Stall zu fahren. Der häufigste Grund, warum sich Reiter gegen ein eigenes Pferd entscheiden, ist aber eindeutig das liebe Geld.

Aber was kostet eigentlich ein Pferd? Die richtige Antwort darauf ist ein typischer Juristensatz: „Es kommt darauf an“. Denn man kann ein Pferd sowohl sehr günstig als auch sehr teuer kaufen und halten. Damit die unter euch, die noch überlegen, sich ein Pferd zu kaufen, etwas besser abschätzen können, was auf sie zukommt, soll dieser Beitrag die Kosten grob aufschlüsseln. Ich habe beim Verfassen dieses Beitrags nach vergleichbaren Infos rechechiert und dabei festgestellt, dass die angegebenen Preise sehr weit von meiner eigenen Erfahrung abwichen. Das liegt vermutlich entweder daran, dass die Seiten veraltet waren oder sich die Angaben auf sehr ländliche Regionen bezogen. Auch ich kann natürlich nur eine ungefähre Spanne aufzeigen. Die Angaben zu den laufenden Kosten basieren auf Hamburger Preisen, die von den Preisen anderen Regionen natürlich abweichen können.

 

Kaufpreis

Der Kaufpreis des Pferdes hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei einem reinen Freizeitpferd sind das etwa das Alter, die Rasse, ob das Pferd geländesicher ist und wie es sich im Umgang händeln lässt. Man kann sicherlich Glück haben und ein tolles Freizeitpferd für um die 3000€ ergattern, ich würde jedoch empfehlen eher im Bereich 4-6000€ zu suchen, um eine bessere Auswahl zu haben. Die laufenden Kosten für ein Pferd sind so immens hoch, dass es beim Kauf nicht auf tausend Euro mehr oder weniger ankommen sollte.

Bei einem Sportpferd sind vor allem die Qualität eines Pferdes sowie sein Ausbildungsstand und eventuelle Turniererfolge für den Preis entscheidend. Gerade bei Stuten kann auch die Abstammung eine Rolle spielen, da diese darüber entscheidet, ob eine Stute auch für die Zucht interessant wäre. Preislich bekommt man aktuell ordentliche gut angerittene 4jährige Pferde für 10-15.000€. Ein Pferd für den großen Sport kostet natürlich noch deutlich mehr, aber für den Durchschnittsturnierreiter, der auf ländlicher Ebene bis M reiten möchte, sollte sich in dem Budget definitiv etwas finden lassen. Wer ein weiter ausgebildetes Pferd haben möchte, muss entsprechend tiefer in die Tasche greifen. Jedenfalls so lange das Pferd noch jung ist. Ältere Lehrpferde ab 15 Jahren werden gerne mal aussortiert und für kleines Geld verkauft. Das kann eine tolle Chance sein, ein Pferd zu kaufen, von dem man viel lernen kann. Allerdings muss der Käufer bedenken, dass das Pferd eventuell nur noch einige Jahre voll belastet werden kann und danach als Rentner weiterhin versorgt werden möchte.

Zusätzlich zum Kaufpreis kommt eine eventuelle Ankaufsuntersuchung. Eine solche Untersuchung ist meiner Meinung nach auch bei einem günstigen Pferd sehr sinnvoll, da eventuelle Folgekosten bei einem kranken Pferd unabhängig von seinem Anschaffungspreis ehr teuer werden können. Man sollte sich natürlich bewusst sein, dass eine Ankaufsuntersuchung nur den aktuellen Stand abbildet und keine Garantie dafür bietet, dass das Pferd auch langfristig gesund bleibt. Denn eine eventuelle Neigung zu Koliken oder einen nicht belastbaren Sehnenapparat erkennt man bei einer Ankaufsuntersuchung nicht. Eine kleine AKU ohne Röntgen kostet ca. 150€-200€, eine große Ankaufsuntersuchung liegt je nach Anzahl der Röntgenbilder bei ca. 750-1000€.

Ausstattung

Ein vom Sattler angepasster neuer Sattel schlägt mit ca. 1300-4000€ zu Buche. Gebrauchte Sättel gibt es schon ab ca. 400€, hier sollte jedoch unbedingt ein fachkundiger Sattler hinzugezogen werden, der den Sattel begutachten und gegebenenfalls anpassen kann. Für Trense, Decken und sonstiges Zubehör kann man noch mal ca. 1000€ rechnen.

Für den ambitionierten Turnierreiten kommen natürlich noch ein Zugfahrzeug und ein Anhänger dazu. Meiner Erfahrung nach lohnt sich der Kauf eines gebrauchten Anhängers kaum, da diese sehr wertstabil sind und auch alte Anhänger noch verhältnismäßig teuer sind. Ich habe bisher zwei Anhänger auf Messen gekauft und damit gute Erfahrungen gemacht. Mittlerweile spart man dort auch keine riesig großen Beträge mehr, aber wenigstens ein bisschen Rabatt lässt sich bei Ausstellungsstücken mit Glück raushandeln.

Dressursattel Prestige D1 (Neupreis ca. 3800€)

 

Stallmiete

Der größte monatliche Posten ist bei den meisten Pferdebesitzern der Stall. Auch hier hängt der Preis natürlich von den Ansprüchen ab. Ein Selbstversorger-Offenstall ohne Halle, fließendes Wasser und Strom ist günstiger als der neu gebaute Dressurluxusstall mit Kronleuchtern und beheizter Sattelkammer. Ein stinknormaler Pensionsstall mit Boxen, Halle, Weideservice und Reitplätzen kostet in Hamburg ab ca. 400€ in Vollpension. Selbst innerhalb der Stadt variieren die Preise jedoch noch je nach Lage. Im Osten und im Süden ist es deutlich günstiger als im Norden und im Westen. Interessanterweise korreliert das auch mit dem Wohnungs- und Gründstückspreisen. Und je weiter man rausfährt aus der Stadt, umso günstiger wird es. Nach oben hin gibt es kaum Grenzen, die neu gebauten schicken Ställe rangieren in der Regel bei 550-750€ je nach Klientel und Ausstattung.

Wunderschöne Reitanlage ca. 30km von Hamburg (Boxenmiete 580€ monatlich)

Reitunterricht

Eine halbe Stunde Einzelunterricht kostet im Hamburger Raum ca. 25-40€, je nach Leistungsniveau des Reitlehrers. Bei zwei Stunden Unterricht pro Woche kommt man also auf 200-320€ monatlich.

Tierarzt

Die Tierarztkosten sind am schwierigsten kalkulierbar, daher sollte hier in jedem Fall ein Puffer eingeplant werden. Fixe Kosten sind in der Regel 3-4 Wurmkuren pro Jahr (ca. 100€) sowie bei einem Turnierpferd zwei Influenzaimpfungen jährlich für je ca. 55€ (alle zwei Jahre in Verbindung mit Tetanus). Ich würde empfehlen, für sonstige Tierarztkosten vor dem Pferdekauf eine Rücklage von 2000€ bereitzulegen. Auf die Jahre gerechnet komme ich bei Emmi auf ca. 100€ Tierarztkosten im Monat zusätzlich zu den Impfungen und Wurmkuren, das kann aber von Jahr zu Jahr extrem variieren.

 

Hufschmied

Die Kosten für den Hufschmied hängen davon ab, ob das Pferd Hufeisen trägt und wenn ja wie viele. Hufe ausschneiden kostet bei Hamburger Schmieden 35-40€, vier Eisen liegen bei 150-180€.

Versicherungen

Ich empfehle jedem Pferdebesitzer von ganzem Herzen, eine OP-Versicherung abzuschließen. Diese kostet bei ca. 25€ im Monat. Ich habe meine Versicherung bei zwei Pferden bereits für insgesamt vier Kolik-OPs (!) genutzt. Die Kosten, die ich ohne die Versicherung zu tragen gehabt hätte, liegen im fünfstelligen Bereich. Außerdem empfiehlt sich eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung (ca. 1o€ monatlich) und gegebenenfalls eine Fremdreiterversicherung.

Es gibt auch die Möglichkeit, eine Krankenversicherung oder eine Lebensversicherung für das Pferd abzuschließen. Beide sind jedoch relativ teuer, sodass man sich im Einzelfall ausrechnen muss, ob sich das lohnt.

Sonstige Dienstleistungen

Sehr teuer können auch sonstige Dienstleister rund ums Pferd werden. Sattler, Osteopath, Physiotherapeut, Tierkommunikatorin und so weiter und so fort. Der Fantasie und den Ausgaben sind keine Grenzen gesetzt. Besinnt man sich auf das nötige, sollte man hier im Durchschnitt mit 500€ jährlich hinkommen.

 

Fazit

Man kann ein Pferd sehr günstig halten, man kann aber auch Unmengen an Geld ausgeben – am Ende kommt es auf die Bedürfnisse des Pferdes sowie die eigenen Ansprüche an. Wichtig ist nur, dass man im Vorfeld eines Pferdekaufs ehrlich zu sich selbst ist. Es nützt niemandem etwas, wenn man sich die ganze Geschichte vorher schön rechnet und am Ende im Winter im Offenstall mit der Kopflampe die Tränken enteist und dabei totunglücklich ist, weil man doch eigentlich lieber durch die beheizte Reithalle mit selbst bewässerndem Wattboden reiten würde und dabei den Blick aus der Fensterfront über den englischen Rasen des Landgutes genießen würde.

Ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Kommentar da lasst, wie viel ihr monatlich für euer Pferd ausgeben müsst? Sind die Pensionsställe bei euch genau so teuer oder ist das ein Hamburger Phänomen?

Therapie in der Sole-Salzkammer

Seit dem letzten Zausel-Update sind wieder drei Wochen vergangen und es wird Zeit, euch mal wieder zu erzählen, wie es ihm geht.
An erster Stelle möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen für all die vielen lieben Kommentare, eure ehrliche Anteilnahme an Zauselchens Geschichte und eure langjährige Treue dem alten Patienten gegenüber. Die vielen mitfühlenden Worte und vor allem auch der rege Erfahrungsaustausch hier auf dem Blog oder bei Facebook sind unheimlich toll und in vielen Fällen auch sehr bereichernd. Es macht wirklich Spaß, unsere Geschichte mit euch zu teilen.

In meinem letzten Bericht habe ich euch ja erzählt, dass der Zustand des Zausels nicht so besonders rosig war und wir vom Kortison nicht so richtig runter kamen, obwohl das eigentlich dringend nötig gewesen wäre. Aber sobald wir unter einen gewissen Spiegel gerieten, verschlechterte sich sein Zustand wieder deutlich. Wir haben uns dann vor ein paar Wochen auf einem Niveau eingependelt, welches zumindest einen Zustand erhielt, der so einigermaßen okay war und irgendwie einen Balanceakt zwischen so-viel-wie-nötig und so-wenig-wie-möglich darstellte. Es war aber ehrlicherweise keine besonders gute Lösung, denn man merkte dem Zausel schon an, dass er nicht so richtig fit war. Gleichzeitig war die Dosierung des Kortisons immer noch zu hoch, als das man ihn damit ewig hätte behandeln können. Für den Moment war es aber zumindest ein Zustand, den man ein paar Wochen würde aushalten können und der mir ein bisschen Zeit verschaffte, einen anderen Weg zu finden.

Weil die Lunge immer wieder rebellierte, sobald das Kortison runtergesetzt wurde, wurde mir bewusst, dass es irgendetwas in seiner Umgebung geben musste, dass ihn immer wieder akut reizt. Was das genau war – das ist die große Frage, die man wohl nie so eindeutig beantworten kann. Beobachten konnte ich auf jeden Fall, dass es ihm bei regnerischem, kühlen Wetter besser ging, wohingegen mehrere Tage traumhaft schönes Frühlingswetter mit sommerlichen Temperaturen nicht so förderlich waren. Wir hatten über den ganzen Winter leider das Problem, dass der Mist nicht abgeholt wurde. In nur 25 m Entfernung zu seinem Offenstall türmte sich so über die Monate ein Misthaufen gigantischen Ausmaßes auf, der sich bis in den April auf die gesamte Länge des Außenvierecks erstreckte und bei beinahe ähnlicher Breite auch noch gute 3m in die Höhe ragte. Weil der Platz auf dem Hof immer weniger, der Mist aber verlässlich jeden Tag mehr wurde, wurde der ganze Haufen auch noch sehr regelmäßig zusammengeschoben, umgeschichtet, noch mehr aufgetürmt – kurzum einmal kräftig durchgewühlt und aufgewirbelt. Und das alle in unmittelbarer Nähe zum Offenstall des Zausels. Natürlich konnte ich es nicht mit Sicherheit sagen, aber ich vermutete, dass dieser Misthaufen mit verantwortlich für unsere Misere war, wenn nicht sogar DER Auslöser.

Was auch immer es war, ich hatte das Gefühl, der Zausel muss raus aus den Bedingungen, die ihn so krank machten. Ich wurde mir immer sicherer, dass ich als erste Maßnahme einen Ortswechsel durchführen muss, um überhaupt weiter eingrenzen zu können, was eigentlich genau das Problem ist und warum dieser Winter für uns so bescheiden lief, obwohl wir so viele Jahre vorher keine Probleme hatten. Außerdem erhoffte ich mir natürlich auch, dass es ihm an einem anderen Ort schnell besser gehen würde und ich von da aus dann weiter überlegen könnte, wie es weiter gehen könnte. Zunächst überlegte ich, ihn an die Nordsee zu stellen, auf Kur zu schicken und der Lunge in heilsamer Seeluft eine Auszeit zu gönnen. Ich hatte sogar schon ein Plätzchen, aber er wäre dann ganz schön weit weg und außerhalb meines besorgten Auges. Weil für ihn tägliche Bewegung sehr wichtig ist, war ich mit der Lösung nicht so ganz glücklich, ihn einfach für mehrere Wochen auf eine Wiese zu stellen und ganz auf die Selbstheilung zu vertrauen. Ich wurde dann im Zuge meines letzten Artikels hier auf dem Blog auf einer Facebookseite für eine Salzkammer für Pferde verlinkt. Ganz in unserer Nähe würde zum 01. Mai diese Kammer eingeweiht und ab dann Patienten zur Verfügung stehen. Der Post weckte sofort mein Interesse und ich habe mit der Eigentümerin dieser Salzkammer Kontakt aufgenommen.

Nach einem sehr netten und informativem Telefonat hatte ich das Gefühl, dass der Zausel dort wirklich gut aufgehoben wäre. Die Bedingungen auf dem Hof sind optimal für lungenkranke Pferde, er würde bei dem von mir angestrebten Ortswechsel weiterhin eng betreut, täglich bewegt und optimal versorgt werden, außerdem jeden Tag für eine halbe Stunde in der Sole-Salzkammer inhalieren. Die Solelösung ist noch deutlich höher dosiert als die Kochsalzlösung, mit der wir zuhause inhalieren, außerdem wird dem Dampf reiner Sauerstoff zugesetzt, was den Patienten besonders viel Energie gibt. Die Verneblungsleistung dieser Kammer ist ausgesprochen hoch und die Pferde können dort besonders tief und effektiv inhalieren. Die Erfahrungen mit diesen Kammern sind ausgesprochen positiv und haben schon vielen Lungenpatieten wieder auf die Beine geholfen. Begleitend werden die Pferde akupunktiert und bei Bedarf osteopathisch behandelt, weil das Husten und die schlechte Atmung zu erheblichen Verspannungen führen können.

Nach kurzer Bedenkzeit habe ich für den Zausel einen Aufenthalt von zwei Wochen gebucht, kein ganz günstiger Spaß, aber was tut man nicht alles, solange man noch ein wenig Hoffnung daran heften kann. Die Woche stationärer Aufenthalt mit 6 Besuchen in der Salzkammer, täglichem Longieren und voller Verpflegung kostet 350 €, zzgl. der begleitenden Behandlungen. Viel Geld für ein krankes Pferd, welches schon seit Jahren nicht mehr sportlich genutzt werden kann und es auch nie wieder wird. Aber bei dem Zausel geht es schon lange nicht mehr um Nutzbarkeit oder Erfolge sondern eben einfach um den Zausel, und dem soll es gut gehen, so gut es eben geht.

Am 01. Mai waren wir zur Eröffnung auf dem Hof und haben uns alles noch mal vor Ort angesehen und konnten uns davon überzeugen, dass die Pferde dort wirklich optimal aufgehoben sind und sehr kompetent versorgt und begleitet werden.

Am Mittwoch bringen wir ihn dort hin, er bleibt bis zum 21. Mai dort und dann sehen wir, wie es weiter geht. Wir dosieren grade das Kortison so weit runter, dass es während seines Aufenthaltes ganz abgesetzt werden kann. Zielsetzung der zwei Wochen ist in jedem Fall, ihn vom Kortison runter zu bekommen und dabei seinen Zustand mindestens so zu erhalten, wie er jetzt ist. Je nachdem wie er sich dort entwickelt und zeigt, entscheiden wir dann nach den zwei Wochen, wie es weiter geht. Der Plan ist, dass er wieder zurück nach Hause kommt und wir dann eventuell noch weiterhin begleitend ein oder zwei mal in der Woche in die Kammer fahren und ihn dann ambulant inhalieren lassen. Ob das in dem Umfang nötig sein wird, kann man aber erst sehen, wenn er wieder in seiner alten Umgebung ist.
Ich bin sehr gespannt, wie er sich jetzt in den nächsten drei Wochen entwickeln wird, natürlich auch, ob der Ortswechsel den gewünschten Erfolg bringt und wie er sich dann entwickelt, wenn er wieder in die alten Bedingungen zurück kommt. Es kann natürlich auch sein, dass er gleich wieder schlechter wird, sobald er zurück ist, dann müssen wir uns langfristig etwas anderes überlegen. Im aller schlechtesten Fall zeigen sowohl der Ortswechsel als auch die Therapie in der Salzkammer keinen Erfolg, aber das sind beides Szenarien, denen ich im Moment noch nicht so viel Raum geben möchte. Einen Plan zu haben und Hoffnungen da reinzustecken fühlt sich einfach besser an, also über Worst-Case-Szenarien nachzudenken.

Glücklicherweise hat sich der Zausel parallel zu den ganzen Planungen und Recherchen in den letzten drei Wochen gut entwickelt und befindet sich grade in einer ganz guten Situation. Wir haben das Kortison weiter runterdosieren können, ohne dass es ihm dadurch schlechter ging, im Gegenteil, während sein Zustand vor drei Wochen ja nur so ganz okay war, war er die letzten Wochen an den meisten Tagen richtig gut drauf, sehr spritzig im Gelände, hat sogar an mehreren Tagen gebuckelt und war sehr gehfreudig. Teilweise sogar wieder so sehr der Alte, dass ich überlegt habe lieber wieder mit Pelham rauszugehen. Wir haben angefangen das Training in Intervallen zu gestalten und haben vornehmlich auf der Galoppbahn trainiert. Das Intervalltraining bekommt ihm unheimlich gut und ist eine tolle Möglichkeit, die Kondition und die Kraft zu stärken, natürlich nicht nur für Lungenpferde, aber gerade für diese bietet sich der Wechsel aus Belastung und Pause grade zu optimal an. Über das Intervall-Training kann ich gern auch noch mal ausführlicher berichten, wenn das von Interesse ist.

Der Misthaufen wurde übrigens vor drei Wochen zum allergrößen Teil abgefahren und auf dem Hof liegt jetzt nur noch ein kleines „Häufchen“ Mist. Es ist bisher eben nur ein Verdacht, dass der Mist die Ursache für den Zustand des Zausels sein könnte, aber es passt schon verdammt gut zusammen. Die Probleme tauchten ungefähr zusammen mit dem gigantischen Misthaufen zusammen auf und scheinen nun auch zusammen mit ihm wieder zu verschwinden. Aber wie immer beim Rätselraten nach den Auslösern gibt es immer auch noch andere Umstände, die mit in die gleiche Zeit fallen. Es ist einfach schwer, einen einzelnen Auslöser auszumachen, weil sich oft einfach viele Dinge gegenseitig beeinflussen, zusammen auftreten, erst verzögert eine Wirkung zeigen, etc. In den letzten drei Wochen hat sich parallel zum abgeholten Misthaufen auch das Wetter deutlich lungenfreundlicher gezeigt, so dass es immer noch schwer ist, wirklich auszumachen, woran es liegt. Da kommen einfach immer viele Sachen zusammen.

Jetzt heißt es aber erstmal Daumen drücken für die Therapie in der Salzkammer, dass diese so anschlägt wie ich mir das im Moment erhoffe und es dem Zausel dann erstmal einfach wieder richtig gut geht. Was dann kommt, sehen wir dann in drei Wochen.

Wir freuen uns, wenn ihr auch unserem neuen Instagram Account folgt, wo ich regelmäßig kleine Updates zum Zausel poste: www.instagram.com/zauselundseinefrau

„Ich reite keine Turniere mehr!“

Dies ist ein Gastbeitrag von Wiebke, der Besitzerin von Emmis Bruder Da Vinci. Die beiden sind seit 13 Jahren ein Team und waren jahrelang zusammen im Turniersport erfolgreich.

„Du bist doch immer Turniere geritten – warum denn jetzt nicht mehr?“

„Dein Pferd ist doch so gut drauf im Moment, nenn doch ruhig nochmal was, das wird bestimmt gut!“

Ich bin ehrgeizig und ich bin jahrelang Turniere geritten, habe mich immer (in meinem und in dem Rahmen der Pferde, die ich hatte) weiter entwickelt. Aber jetzt habe ich beschlossen, dass ich eine Pause brauche. Warum das so ist, versuche ich euch in diesem Beitrag zu erklären.

Eigentlich reite ich Turniere seit ich denken kann, ich komme aus einer Reiterfamilie und bin immer toll gefördert worden – genau wie ich es wollte. Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich meine ersten Führzügelwettbewerbe 1997 oder 1998 geritten. Es ging Jahr für Jahr weiter, Reiterwettbewerbe, E-Dressuren, 2004 die ersten A- und L-Dressuren, ich glaube 2008 war ich das erste Mal M platziert und 2012 bin ich die ersten S-Dressuren geritten. Ich wollte mich immer weiter entwickeln und habe auch über die Jahre so viel dazu gelernt, bin immer besser geworden und die Turniere waren immer ein riesengroßer Teil des Jahres. Im Winter hat man trainiert und sich vorbereitet, neue Sachen gefestigt, sich in die nächsthöhere Klasse vorgearbeitet. Spätestens im April ging es los in die Turniersaison, nahezu jedes Wochenende früh aufs Turnier, Saisonende erst Ende September. Wirklich – ich habe es geliebt!! Mir hat das Reiten glaube ich wirklich durch die Erfolge erst richtig Spaß gemacht.

Letztes Jahr im Frühjahr und Sommer ist mein Pferd, das den größten Anteil an meinen Erfolgen und Erlebnissen hat, mehrmals ausgefallen und ich konnte gefühlt fast keins der genannten Turniere reiten. Zwar war ich Anfang des Jahres auf einem Turnier und das war wirklich richtig toll und ich war so stolz auf unseren Erfolg, aber ich bin irgendwie so Mitte des Jahres ins Grübeln gekommen und habe dann aufgrund der Wehwehchen von meinem Pferd beschlossen, 2017 keine Turniere mehr zu reiten. Das war im ersten Moment glaube ich eher so eine Trotz-Reaktion, weil ich das Gefühl hatte, dass das Pferd immer kurz vorm Turnier die nächste komische Kleinigkeit hatte (Insektenstich im Gesicht, eingeklemmter Nerv – nie was „richtig schlimmes“).

Aber dadurch habe ich irgendwie gemerkt, was mir vorher schonmal aufgefallen war, was ich aber immer abgetan hatte. So richtig Lust aufs Turnierreiten wie früher hatte ich nicht mehr. Auch vorher schon hab ich mich ab und zu dabei erwischt wie ich freitags nach der Arbeit dachte: „Puh, jetzt noch Sattelzeug putzen, Pferd waschen, Anhänger packen und dann morgen um 5 Uhr los zum Turnier – oh nö.“ Aber die Turnierreiterei gehörte so sehr dazu, ich hab das über so einen langen Zeitraum einfach immer gemacht, ich bin gar nicht darauf gekommen, dass mal NICHT zu machen. Es war einfach immer so. Durch die Pausen von meinem Pferd bin ich wirklich mal dazu gekommen, da drüber nachzudenken und an den Wochenenden, wo der Rest aus dem Stall zum Turnier gefahren ist, hatte ich komischerweise auch gar keine Langeweile, sondern habe ich die Zeit auch wunderbar anders rum gekriegt (zum Beispiel mit Ausschlafen :D).

Ich habe dann echt lange darüber nach gegrübelt und die Entscheidung, (erstmal) keine Turniere mehr zu reiten, ist mir auch nicht leicht gefallen, aber nachdem ich es das erste Mal wirklich ausgesprochen hatte, hab ich gemerkt, dass mir das gut tat. Ich muss keinem was beweisen, mein Pferd ist 17, wir haben gemeinsam M-Dressur, L-Springen und A-Vielseitigkeit gewonnen, sind S-Dressuren geritten, wir haben so viel erreicht. Außerdem bin ich mittlerweile nicht mehr Schüler und auch nicht mehr Student und auch meine Zeit teilt sich inzwischen anders auf und es gibt Tage, da bin ich nach der Arbeit kaputt und habe keine Lust auf anstrengendes Training für die anstehende S-Dressur in 14 Tagen.

Mittlerweile ist die Turniersaison 2018 fast schon in vollem Gange und ich finde es SO GUT, dass ich nichts reite. Es war genau die richtige Entscheidung, die Luft war einfach raus. Mein Pferd ist so gut drauf wie bestimmt die letzten 1-2 Jahre nicht mehr und ich habe gar keinen Druck auf irgendwas hinzuarbeiten und es macht einfach nur Spaß mit ihm zu trainieren und aber auch mal Fünfe grade sein zu lassen und nur ohne Sattel mit Halsring rumzujuckeln.

Was ich trotzdem nach wie vor nicht verloren habe, ist mein Ehrgeiz. Es ist aber derzeit irgendwie ein anderer Ehrgeiz. Nicht mehr sich auf dem Turnier beweisen, sondern weiterhin gut im Training bleiben, sich weiter verbessern, aber nicht auf Teufel komm raus. Außerdem habe ich die Möglichkeit ein wirklich tolles, junges Dressurpferd reiten zu dürfen, worin ich meinen ganzen „Dressur-Ehrgeiz“ ausleben und in die Ausbildung stecken kann. Das macht mir unheimlich viel Spaß, was ich in diesem Artikel auch schonmal beschrieben hatte.

Ich reite aber auch mit meinem Pferd weiterhin Unterricht und trainiere auch viel. Aber ich mache es wie ich gerade Lust habe und entscheide spontan. Wenn ich merke, dass mein Pferd oder ich nicht gut drauf sind, dann trainiere ich gar nichts spezielles oder ich reite aus oder reite gar nicht. Aber wenn wir beide Lust haben, dann reite ich auch mit vollster Freude das gesamte S-Programm durch und feile an den Dingen, die uns schon immer nicht so ganz leicht gefallen sind. Und komischerweise verbessern wir uns in diesen Dingen gerade jetzt erstaunlich gut. Es ist fast als würde es mir jetzt leichter fallen, meinem Pferd zu sagen, was ich möchte, weil ich kein festes Ziel („Oh man, in 14 Tagen muss das WIRKLICH GUT klappen“ z.B.) mehr vor Augen habe. Und ich habe das nicht nur beim Dressurreiten. Das Springen fiel uns schon die letzten 1-2 Jahre nicht mehr so super leicht wie es mal war, also habe ich den ganzen Herbst und fast den ganzen Winter ausgesetzt und auf einmal klappt es wieder und ich denke jedes Mal „Herrlich, wie einfach ist das bloß? Und warum ging es nicht die ganze Zeit so einfach?“.

Ich merke also gerade sehr wie gut es mir tut, einfach mal eine Pause vom Turnierspektakel zu machen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass ich es nicht für immer sein lassen kann. Vor 2 Jahren habe ich mir mein Nachwuchspferd selbst gezogen. Der Zögling ist also in 2 Jahren bereit in sein Dasein als Reitpferd zu starten und ich bin schon ganz gespannt auf seine Ausbildung und auf seine ersten Turnierstarts – und ich bin mir sicher, dass ich dann in seinem Sattel sitzen werde. Das erste Turnier auf dem ersten selbst gezogenen Pferd möchte ich mir natürlich nicht entgehen lassen :).

Zausel und der Frühling

Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für ein kleines Update hier auf dem Blog über mein liebstes Zauselchen.
Wer vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand ist: Wir haben einen sehr bescheidenen Winter hinter uns, der Zausel war kränklich und unmotiviert und seit Dezember bin ich gar nicht mehr geritten, weil er so schlecht drauf war. Nach vielem Rumprobieren und Zeit geben waren wir dann Anfang Februar mit ihm in der Klinik, weil er einfach nicht wieder auf den Damm kommen sollte. Dort bestätigte sich dann ein böser Verdacht: Ursprung des Übels war die Lunge, die ihm schwer zu schaffen machte. Für den Zausel kein neues Problem: Bereits seit 2009 ist er an RAO (chronischer Bronchitis) erkrankt, kam damit aber jetzt viele Jahre ganz gut zurecht, auch Dank des Offenstalls, den er seit vielen Jahren bewohnt.

Nun diesen Winter hats ihn aber voll erwischt und die Lunge spielte nicht mehr so mit, wie wir das die letzten Jahre gewohnt waren.
Wir begannen direkt mit einer Kortisonbehandlung, um ihm so schnell wie möglich Besserung zu verschaffen, auch weil wir haltungsbedingt kaum noch etwas optimieren konnten.

Das Kortison brachte auch schnell die erhoffte Erleichterung und schon nach wenigen Wochen war der Zausel wie ausgewechselt. Natürlich noch nicht wieder ganz der Alte – Kondition, Kraft und Geschmeidigkeit hatten in der langen Pause seit dem Winter natürlich gelitten, aber ich war Feuer und Flamme, ihn bis zum Sommer wieder richtig flott zu machen. Ich überlegte sogar, ihn für einen besonders effektiven Muskelaufbau in den Aquatrainer zu schicken.

Der Behandlungsplan sah vor, die Menge des Kortisons langsam immer weiter zu reduzieren und es schließlich ganz auszuschleichen. Eigentlich sollte er schon lange runter sein von den Medikamenten, aber leider verschlechterte sich sein Zustand wieder, sobald die Dosierung des Kortisons unter einen bestimmten Wert fiel.
Wir hatten den ersten Versuch vor 3 Wochen unternommen, dosierten laut Behandlungsplan etwas weiter runter. Ich merkte dann aber, dass er wieder schlechter wurde. Also setzten wir das Kortison wieder hoch, sein Zustand verbesserte sich wieder und wir ließen ihn einige Tage auf diesem Niveau. Leider befindet er sich mit der Menge an Kortison, die er braucht, um richtig gut drauf zu sein, in einem Bereich, den der Tierarzt nur über kurze Zeit verabreichen würde. Also befinden wir uns nun wieder in der Phase des langsamen Herunterdosierens. Aktuell bekommt er noch zu viel Kortison, als dass er die Menge dauerhaft bekommen könnte, befindet sich aber leistungsmäßig schon wieder eher auf dem absteigenden Ast.

Tja und da stecke ich also schon wieder im nächsten Dilemma. Ich hatte natürlich naiverweise zu hoffen gewagt, die Lunge würde sich unter der einmaligen Gabe von Kortison so beruhigen, dass wir danach in einen beschwerdefreien Sommer starten können, dies scheint aber leider nicht zu funktionieren. Im Moment ist er noch so ganz okay drauf, aber ich merke, dass ihn wieder etwas bremst und er nicht so kann, wie er gern würde. Im Gelände muss ich ihn treiben, obwohl ich sonst eigentlich ständig auf der Bremse stehen musste, damit er einigermaßen kontrolliert bleibt und nicht wie ein Irrer über die Sandwege donnert. An der Longe lässt er sich wirklich sehr bitten und absolviert unmotiviert das Pflichtprogramm, obwohl er an Ostern noch unter mehr Kortison stehend fröhlich durch die Halle bockte und einen über den ganzen Longierplatz schleifte.

Ich kann ihm nicht weiterhin so viel Kortison geben, muss dann aber in Kauf nehmen, dass es ihm wieder schlechter geht. Wir brauchen also irgendwie einen anderen Plan, aber wir haben schon so viele Sachen durch (vielleicht sogar alle!?), dass ich im Moment einfach wieder mal nicht so richtig weiß, was ich mit ihm tun soll. Im Moment reiten wir jeden Tag ins Gelände, da ist er abgelenkt und läuft immer noch ein bisschen lieber als in der Halle. Wir inhalieren jeden Tag und ich versuche ihn jeden Tag angemessen zu bewegen. An guten Tagen mehr, an schlechten Tagen weniger, aber ein bisschen was tun muss er immer, damit er schön abhusten kann.

Wir müssen jetzt weiter vom Kortison runter und dann mal sehen, wie er sich in den nächsten Tagen so zeigt. Vielleicht berappelt er sich von allein ein bisschen (was aktuell eher unwahrscheinlich ist) oder wir müssen noch nach anderen Möglichkeiten suchen. Irgendeinen Weg muss es ja noch geben, um mein kleines Zauselchen wieder flott zu bekommen.

Zausel mein Alterchen

Wer ein krankes Pferd hat, setzt sich unweigerlich viel mit ihm und seinem Wohlbefinden auseinander, guckt oft ganz genau hin, versucht äußere Anzeichen, Körpersprache und Mimik zu deuten, Bewegungsabläufe zu analysieren, auf die Kleinigkeiten zu achten und wird dabei doch blind für die Dinge, dich sich langsam herangeschlichen haben, die leise in den Alltag gesickert sind und heimlich zu dem geworden sind, was man als normal oder „das war doch schon immer so“ empfindet.

Seit mein Zauselchen diesen Winter ganz schleppend ganz schön krank geworden ist, habe ich viel Zeit damit verbracht, in das Pferd hineinzuhören, genau hinzuschauen, dann doch wieder absichtlich nicht alles auf die Goldwaage zu legen, über einige Dinge ganz bewusst mal hinweg zu sehen, weil ich sie anderen Ursachen zugeordnet habe.

Nun bekommt das kranke Zauselchen seit 3 Wochen Cortison, ein starkes Medikament, ein wirksames Mittel, dass ihn hoffentlich wieder gesund macht, aber vor dessen Nebenwirkungen ich mich auch lange gescheut habe.
Der Zausel leidet schon seit Jahren an einer chronischen Bronchitis und hatte damit diesen Winter so heftig zu kämpfen wie schon lange nicht mehr. Wenn ich hier jetzt schreibe „er hatte zu kämpfen“ dann kommt mir diese Wortwahl wieder zu drastisch vor, mich drängt ein innerer Impuls das ganze gleich wieder zu relativieren, zu betonen, dass es ihm SO schlecht nun auch wieder nicht ging, er nicht gelitten hat, nicht sterbenskrank war.
Aber vielleicht ist das genau der Fehler, den ich immer wieder im Zusammenhang mit dieser Erkrankung mache. Es zu verharmlosen, weil der Prozess in so kleinen Schritten eintritt, dass ich es viel zu spät merke. Die Relationen verschieben sich so, dass ich gar nicht mehr erkenne wie schlecht es ihm geht. Viel zu weit Weg ist das wirklich gesunde, energiereiche, kräftige Pferd, viel zu lange hatte ich Zeit, mich an einen etwas steiferen, etwas unwilligeren, etwas matteren Zausel zu gewöhnen, so dass die schleichende Verschlechterung im Alltag kaum auffällt.
Bis man irgendwann in der Halle steht und mit Tränen in den Augen erkennt: Dieses Pferd ist nur noch ein jämmerlicher Schatten seiner selbst. Allen Schick und Charm hat er eingebüßt, all seine Bewegungsqualität ist verloren, wie ein kraftloser Klepper schleppt er sich durch die Halle, ist missmutig und übellaunig, schaut müde und verbraucht aus.

Ich bin offenbar gut darin, unbequeme Dinge mit fantasiereichen Ausreden zu beschönigen, anstatt die Tatsachen anzunehmen und etwas zu unternehmen. Dass er etwas steifer geworden ist hatte ich auf zu wenig konsequentes Training geschoben. Dass er irgendwie nicht mehr so im Lack stand auf sein fortschreitendes Alter. Sowieso habe ich viele Dinge auf sein Alter geschoben und ich glaube, das ziemlich zu unrecht.
Er ist 15 Jahre alt, ein Alter, in dem andere Pferde auf dem Höhepunkt ihrer Leistung internationale Turnier bestreiten. 15 Jahre sind für ein gesundes Pferd kein Grund sich unaufhaltsam in einen Klepper zu verwandeln. Und wenn dies doch passiert, ist das Pferd eben nicht gesund.

Seit er nun unter Cortison steht, merke ich, wie langsam die Lebensgeister in ihn zurück kehren. Sein Gangbild hat sich verändert. Er hatte jetzt fast 12 Wochen komplette Reitpause, seit ein paar Tagen reite ich ihn wieder. Es ist gar nicht mal so leicht zu beschreiben, wie er sich seit dem entwickelt hat aber ich merke, dass da irgendwie wieder mehr Gummi in der Bewegung steckt. Er bewegt sich wieder freiwillig und gern, aufwändiger und irgendwie erhabener, wenn auch noch ganz schön steif und spannig. Aber es ist ein himmelweiter Unterschied ob der Rücken ein bisschen spannig ist oder das ganze Pferd vor lauter Mattigkeit kaum die Füße aus dem Sand bekommt. Ich merke, wie spielend leicht man eine Anlehnung herstellen kann, wie bereitwillig er auf dem Gebiss kaut, mit welch leichter Zügelführung er sich reiten lässt. Ich muss nicht erst Runde um Runde lösen, um überhaupt so etwas wie eine Anlehnung herzustellen. Ich muss nicht darum kämpfen, damit er überhaupt irgendwie den Hals krumm macht. Ich brauche keine Sporen, um ihn in Gang zu halten, er reagiert bereitwillig auf die Schenkelhilfen und möchte gern ein bisschen arbeiten.

Wie konnte ich nur so lange mein Pferd verleugnen, obwohl ich ihn so gut kenne? Wie konnte ich glauben, dass er sich durch sein Alter so verändert hatte und dabei übersehen, wie krank er war?
Er arbeitet gern, er bietet sich dem Reiter freiwillig an, er zeigt sich gern und hat von Natur aus Ausstrahlung. Das ist nichts, was man in ein Pferd hinein zwingen kann, wenn es ihm durch körperliche Defizite abhanden gekommen ist.

Am Mittwoch vor zwei Wochen habe ich mit einer lieben Freundin zusammen Fotos vom Zausel und mir gemacht. Er erscheint mir auf diesen Bildern ganz schön gealtert. Noch schlimmer ist es aber auf den Bildern von vor ein paar Wochen. Da sieht man ihm die Krankheit körperlich doch ganz schön an. Im Gesicht, in der Art und Weise wie er sich bewegt, wie er steht und schaut, an seinem Körper und seiner Muskulatur. Ein bisschen ausgezehrt sieht er aus finde ich, ein bisschen erschöpft im Blick, es fehlt das Feuer und die Kraft. Auch auf diesen Bilden hier im Beitrag ist er noch nicht wieder ganz der Alte.
Aber ich merke, dass sein Wesen langsam zurückkehrt, dass er wieder lustiger, alberner wird. Mich zum Spielen auffordert, an mir knappst und schleckt, aufmerksam und aufgeschlossen mir gegenüber ist. Er erscheint mir wacher und fröhlicher, seine Ohren sind nicht mehr ganz so oft missmutig nach hinten gestellt, sein Maul sieht entspannter aus, seine Miene wirkt freundlicher. Aber ich sehe auch, dass er noch lange nicht ganz der Alte ist, es fehlt noch ein ganzes Stück.

Und dann ist da wieder die Sache mit dem Alter: Ich frage mich, ob er sich diesmal gänzlich erholen wird. Und wann war er eigentlich das letzte mal ganz er selbst? Strotzend vor Kraft und rund um Gesund? Ich glaube, das ist schon ein paar Jahre her und das stimmt mich wieder traurig. Vielleicht wird da immer dieser Schatten bleiben, den seine kranke Lunge über ihn wirft. Vielleicht wird ihm das immer das letzte Quäntchen Energie rauben, die es bräuchte um wieder ganz zu erstrahlen.
Ich hoffe, dass er diesen Frühling auch noch mal seinen großen Frühling erlebt, hänge grade eine unheimliche Hoffnung an das Kortison, wünsche mir, dass es die kranke Lunge quasi auf Null setzt. Ich weiß, dass das klappen könnte. Vor 6 Jahren hat er das letzte Mal eine lange Kortisonbehandlung bekommen und den darauffolgenden Sommer seine seit dem beste Form gehabt. Ich wünsche mir sehr, dass es diesmal genau so gut anschlägt. Falls er körperlich nicht mehr auf diese Höhe kommt, hoffe ich zumindest, dass ihm seine Laune und sein Wesen so erhalten bleibt, wie im Moment. Es ist nicht schlimm, wenn er immer ein bisschen älter aussehen wird, als er ist, wenn er nicht mehr ganz so viel Leisten kann wie früher, tatsächlich ein bisschen steif bleibt. Hauptsache er bleibt so albern und motiviert, interessiert und fröhlich wie im Moment. Das wünsche ich meinem Alterchen wirklich von ganzem Herzen.

Zausels Klinikbesuch

Vor zwei Wochen habe ich beschlossen, dass ich mir den Zausel so nicht länger angucken kann und habe einen Termin in der Klinik vereinbart. Ziemlich genau eine Woche später hatten wir einen Termin und ich habe hier noch gar nicht so wirklich erzählt, wie der Termin gelaufen ist und was wir seit dem verändert haben, es wird dringend Zeit, das nachzuholen.

Der Zustand des Zauselchens war schon viel zu lange ganz schön schlecht und alle Maßnahmen, die ich so ergriffen hatte, zeigten keine Wirkung.
Irgendwann vor Weihnachten habe ich das Reiten ganz eingestellt, weil er mir so schlapp vorkam, dass ich mich nicht mal draufsetzen wollte. Zu dieser Zeit hegte ich bereits den Verdacht, dass Ursache seiner Mattheit die Lunge war.
Seit Jahren schon hat er eine RAO, kam damit aber eigentlich immer ganz gut zurecht. Natürlich gab es auch immer schlechtere und bessere Phasen, aber so im Großen und Ganzen war er recht stabil. So stabil, dass ich auf die dumme Idee kam, den Pferden Futterstroh anzubieten.
Der Zausel hatte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Stroh, weil seit dem letzten Jahr aber die Verdauung mit der ausschließlichen Gabe von Heulage nicht mehr so gut zurecht kam, wollte ich die Raufutterration gern um etwas Futterstoh aufwerten.

Die Pferde haben es auch gern gefressen und die positiven Auswirkungen auf die Verdauung ließen nicht lange auf sich warten.
Leider stellte sich eben mit der Zeit beim Zausel dafür aber eine deutliche Verschlechterung des Allgemeinzustandes ein.
Alle Versuche, dem entgegen zu wirken (Blutbild, Zusatzfutter, Sattel aufpolstern, Akupunktur, chinesische Kräuter, TA) zeigten keinen Erfolg und da das Futterstroh das einzige war, was sich in der letzten Zeit wirklich verändert hatte, bekam ich eben die Vermutung, dass dieses der Auslöser für seine Probleme sein müsste.

Also wurde das Stroh wieder vom Futterplan gestrichen und aus dem Paddock verbannt. Das war kurz nach Weihnachten. Es folgten einige Wochen des Abwartens, dass sich sein Zustand verbessern würde. Auch wenn ich mir erst eine leichte Besserung einbildete, war er nach Wochen des Abwartens Anfang Februar immer noch so schlecht drauf, dass ich weinen musste bei dem Anblick in ihn der Longierhalle seine müden Runden drehen zu sehen.
Von alleine wurde hier gar nichts besser und ich konnte mir das Elend nicht länger mit ansehen und vereinbarte einen Termin in der Klinik zum kompletten Check-up.

Ich wollte, das man das Pferd im Gesamten anschaut, sich nicht nur auf die Lunge beschränkt, vielleicht war das Problem ja doch ein anderes und es tat ihm etwas weh? Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, warum ich immer noch daran zweifelte, dass es die Lunge ist, die ihm solche Probleme machte, es war eigentlich die ganze Zeit das Naheliegeste. Vielleicht weil seine Beschwerden nicht direkt eindeutig sind und die typischen Symptome nicht auftraten. Kaum Husten, normale Atmung, kein schnelles Pumpen nach Bewegung. Nur einfach vollkommen abgeschlagen, matt, träge und etwas steif. Außerdem kam das erst schleppend, irgendwann als sie schon längere Zeit Stroh zu fressen bekamen und hätte doch auch besser werden müssen, wo das Stroh nun schon seit Wochen wieder aus dem Paddock verbannt war!? Außerdem hatte ihn im Dezember noch eine TÄ abgehört und geäußert, dass sich die Lunge eigentlich ganz gut anhörte, konnte es da so schlimm sein? Vielleicht auch, weil ich genau wusste, dass die Diagnose eine langwierige Heilung und aufwändige Behandlung mitsich ziehen würde und ich irgendwie hoffte, dass es etwas anderes, leichteres sein könnte. Und wahrscheinlich war da auch ein bisschen Verdrängung der Schuldgefühle dabei, schließlich hatte ich ihm das alles mit der Strohfütterung angetan, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Kurz bevor ich den Termin in der Klinik machte, warf noch eine TA, die gerade auf dem Hof war, einen schnellen Blick auf den Zausel und bestätigte, dass er nicht besonders gut lief, meinte er bräuchte hinten Eisen und eine Spritze in den Rücken und eine wärmere Decke und dann würde er wieder besser laufen.
Das fühlte sich so falsch an, dass ich noch am selben Tag einen Termin in der Klinik ausmachte, um diesem rumprobiere am kranken Pferd ein Ende zu setzen. Ich musste wissen, was da jetzt Sache ist.

Vor einer Woche gleich morgens früh um 9 Uhr hatten wir also einen Termin und fuhren bei herrlichen Winterwetter eine gute Dreiviertelstunde zur Klinik nach Appen. Der Zausel war in der fremden Umgebung natürlich aufgeregt und rief in einer Tour nach seinen zuhause gebliebenen Offenstallhomies. So ein brüllendes Pferd an der Hand kann ganz schön anstrengend sein, vor allem, wenn man gerade versucht dem Tierarzt zu erklären, warum man denn gekommen ist.
Zunächst wurde der Zausel auf hartem Boden gründlich gemustert, im Schritt, im Trab, gradeaus, in der Wendung, gebeugt und noch mal geradeaus.
Alles soweit unauffällig, war ja auch schon mal schön ist.

Dann ging es in die Halle, auf weichem Boden schauen wie er läuft. Natürlich zeigte er sich da erstmal ganz anders als zuhause, bockte direkt los, kaum dass ich ihn außen auf den Zirkel geschickt hatte. Er trabte die ersten Runden auch wirklich elanvoll und motiviert durch die Bahn, allerdings merkte man nach wenigen Minuten, dass er merklich nachließ und immer weniger kraftvoll die Füße hob, bis er dann eher schlurfte als trabte.

So konnte der Tierarzt sich zumindest einen ganz guten Eindruck von dem Problem machen und ich brauchte ihm gar nicht erst die Sequenzen auf dem Handy vorzuspielen, die ich extra zuhause aufgenommen hatte. Danach ging es dann noch mal abschließen auf harten Boden und dann in ein Behandlungszimmer wo noch mal der Rücken abgetastet und der Zausel abhört wurde.

Der Tierarzt fand ihn für sein Alter erstaunlich fit auf den Füßen und dafür dass er seit Dezember nicht mehr gearbeitet hatte auch erfreulich locker. Im Rücken hatte er ein paar Schmerzpunkte, aber die hielt er nicht für ursächlich für sein Problem und diese würden sich wahrscheinlich mit mehr Arbeit auch wieder geben oder man könnte sie zu gegebener Zeit noch mal behandeln lassen.
Jetzt allerdings hielt er vor allem die Lunge für den limitierenden Faktor und den Grund dafür, dass der Zausel so schlecht drauf war. Zwar hörte er sich beim Abhören nicht so dramatisch an, aber er vermutete, dass das umliegende Lungengewebe stark angeschwollen war und der Sauerstoffaustausch an den Lungenbläßchen so nicht richtig von Statten gehen konnte. Ein Problem, was wohl vor allem bei den chronischkranken Pferden auftaucht. Sind sie einem Allergen oder einer reizvollen Umgebung ausgesetzt, verdickt sich das Gewebe in der Lunge und behindert so die Lungenbläschen an der Ausdehnung.
Meistens gelingt es dem Körper nicht, aus eigener Kraft aus diesem Zustand heraus zu kommen, auch, wenn die auslösenden Stoffe längst entfernt wurden. Bei der Entwicklung des Zausels liegt es Nahe, dass das Stroh dieses auslösende Allergen war, hinzu kam noch ein ausverstehen gefütterter Heuballen anstatt Heulage, was dann in Kombination zum Fiasko in der Lunge sorgte. Obwohl wir beides schon vor Wochen wieder entfernt hatten, steckte der Zausel in dem chronischen Schub fest.

Klar ist aber auch, dass sich seine chronische Lungenerkrankung mit den Jahren immer weiter verschlechtern wird und der Verlauf nur abgemildert, nicht aber ganz aufgehalten werden kann. Es ist auch möglich, dass nicht der einzelne Auslöser Grund für seinen Zustand ist, sondern sich die Lunge mit der Zeit insgesamt so stark verschlechtert hat.
Da die Verschlechterung aber recht schnell von statten ging und er im Sommer noch ganz fit war, wir außerdem einen naheliegenden Auslöser haben, der zeitlich auch gut in den Verlauf passt, gehen wir aktuell davon aus, dass es tatsächlich das Stroh war, was alles ausgelöst hat.

Das wäre zumindest die angenehmste Ursache, dann stehen die Chancen nämlich gut, dass er nach der Gabe von Medikamenten und dem konsequenten fernhalten des auslösenden Strohs wieder ganz der Alte wird.

Damit das umliegende Gewebe in der Lunge schnell abschwillt und er wieder besser Luft bekommt, hat der TA ihm Kortison verschrieben. Er bekommt das zunächst über 3 Wochen jeweils morgens, zusätzlich noch VentiPlus als Schleimlöser und jeden Tag 30 min. inhalieren mit Kochsalzlösung.

Wir sind jahrelang ohne die Gabe von Kortison ausgekommen und ich bin da immer sehr vorsichtig mit gewesen. Er hatte auch in der Zwischenzeit mal schlechtere Phasen, die wir aber immer mit etwas Zeit, Akupunktur und Kräutern gut in den Griff bekommen haben. Maßnahmen, die dieses Mal alle nicht angeschlagen haben.
Da sein Zustand schon wirklich lange schlecht war und sich von allein auch gar keine Besserung einstellen wollte, habe ich mich dieses Mal recht schnell zu der Entscheidung durchringen  können, ihm Kortison zu geben. Trotz aller möglichen Nebenwirkungen und berechtigten Bedenken bleibt es einfach ein hochwirksames Medikament und ich wollte dem Zausel schnellstmöglich Besserung verschaffen.

Seit zwei Wochen bekommt er nun das Kortison und zum Glück geht es ihm schon erheblich besser. Er bekommt langsam mehr Lust sich zu bewegen, trabt deutlich elanvoller durch die Halle und macht auch mal ein paar Runden ganz freiwillig und ohne dass man ihn dazu überreden muss. Zusätzlich scheint ihm der Schleimlöser in Kombination mit dem Inhalieren auch wirklich gut zu tun, zumindest löst sich tatsächlich ganz ordentlich was nach dem Inhalieren und er hustet kräftig ab. Erst beschränkte sich seine Bewegung auf ein bisschen tägliches Laufenlassen in der Longierhalle, damit er eben abhustet und den Kreislauf etwas in Wallung bringen kann. Eigentlich wollte ich dann anfangen ihn ausgebunden zu Longieren und die Interwalle etwas zu verlängern, um die Lunge wieder etwas zu trainieren und die Muskulatur langsam aufzubauen. Da die Longierhalle bei uns aber im Moment ständig belegt ist und außerdem schrecklich staubig ist, habe ich mich diese Woche zum ersten Mal seit mindestens 10 Wochen mal wieder auf seinen Rücken geschwungen und habe festgestellt, dass ihm die Bewegung unter dem Reiter doch besser gefällt als immer nur im Kreis zu laufen. Heute bin ich zum dritten mal geritten und er ist immer noch sehr motiviert bei der Sache, auch wenn ihm heute die Eiseskälte von -13 Grad über Nacht wieder etwas zu schaffen machte.
Ich bewege ihn so 15-20 min. in Trab und Galopp, große Linien und frisch vorwärts, einfach nur um überhaupt erstmal wieder in Wallung zu kommen. Natürlich ist er steif und etwas ungeschmeidig, aber die Hauptsache ist erstmal, dass er die Freude an der Bewegung zurück gewinnt und sich gesundheitlich erholen kann.

Nächste Woche bin ich eine Woche Skifahren, da werden meine Mutter und seine RB das Bewegungsprogramm für mich umsetzen und Mitte März haben wir dann noch mal einen Termin in der Klinik zur Kontrolle und sehen dann, wie es weiter geht.
Bis dahin entwickelt er sich hoffentlich weiterhin so positiv und wir können besprechen, wie man ihn am besten weiter aufbaut und wann man die Medikamente ausleiten kann.