Jeany, Pferde, Tagebücher, Umgang
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Horsemanship Lehrgang Teil 2

Wie im ersten Teil zu meinem Lehrgang bei Frank Mierwaldt versprochen (klick), möchte ich euch natürlich auch noch von dem zweiten Lehrgangstag berichten.

Am Abend vom ersten Tag, hatte ich ganz schön viel in meinem Kopf zu verarbeiten. Für viele mag ein bisschen Arbeit am Knotenhalfter vielleicht leichte Kost sein oder unsinnig sein, ich habe allerdings über die Wirkung vom Horsemanship nachgedacht und mich und auch meine Haltung zum Pferd sehr reflektiert. Nicht selten habe ich mich nun im Nachhinein dabei erwischt, wie ich vermutlich öfter als gedacht unfair reagiert habe. Wie ich zu viel auf einmal wollte. Ich ging also nach einer kurzen Nacht mit weiteren, vielen Gedanken im Kopf in den zweiten Tag und war sehr gespannt auf den Abschluss und wie es für mich und Jeany nun weiter gehen würde.

Wir begannen genau wie an Tag eins mit Freilauf in der Halle. Diesmal stand ich zunächst ganz alleine in der Mitte. Die Regel war klar, Jeany durfte laufen wie sie wollte, allerdings nur in die Richtung, welche ich ihr vorgab und stehen bleiben war verboten. Natürlich wäre es zu einfach gewesen, wenn das kleine Blondchen nach ein paar Runden eingesehen hätte, dass es bei mir doch viel gemütlicher ist. Also rannte sie wieder Runde um Runde umd Runde, bis Frank sich irgendwann zu mir in die Mitte gesellte und gemeinsam mit mir ein Pferd bildete. Ich spielte die Vorhand und Frank die Hinterhand. Was am Anfang vielleicht etwas skuril war, hat mir letztendlich sehr geholfen in den richtigen Momenten meine Körpersprache zu reduzieren. Man gestikuliert am Pferd häufig viel zu deutlich. Bei so einem sensiblen und schlauen Pferd wie Jeany, reicht wirklich ein kleiner Knicks, eine hängende Schulter oder leicht erhobene Hände um ganz klar und deutlich mit ihr kommunizieren zu können.

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Ich entschied mich ganz am Anfang dafür, sie erst auf der rechten Hand laufen zu lassen. (Ihre Lahmheit ist auf der linken Hand am Anfang immer deutlicher als rechts) Hinterher wusste ich allerdings, dass ihr die linke Hand sehr viel leichter gefallen wäre. Sie versuchte einige Male links in unsere Richtung abzudrehen, sodass ich die Aufgabe bekam künftig immer erst die linke Hand zu arbeiten. Es dauerte wirklich lang bis sie ihren Kopf senkte und sich zu uns traute. Allerdings war sie dann mit ihrem ganzen Herzen bei mir und ich konnte völlig frei, ohne Rope die Hinterhand weichen lassen, Richtungswechsel und Tempiunterschiede einbauen und sie folgte mir ohne mit der Wimper zu zucken. Wichtig hierbei war es, immer auf die eigene Körpersprache zu achten. Deutlich und klar, aber nicht zu aufdringlich und heftig. Ich muss wirklich sagen, dass es ein tolles Gefühl war den Erfolg zu spüren. Wenn es schon nicht mehr im Viereck zu Erfolgen kommen wird, dann eben auf „Zwischenpferdischer Ebene“ 🙂

Als Krönung kam dann zum Ende unserer Einheit noch die liebe Knappstrupper Stute der Organisatorin in die Halle. Die Stute ist im Horsemanship schon fortgeschritten ausgeblidet und wurde zum Teil frei gearbeitet. Jeany war zunächst verunsichert. Sie lief immernoch ohne Rope dicht bei mir und ließ sich trotz des anderen freien Pferdes in der Halle nicht ablenken. Sie ließ am Ende sogar soweit los, dass sie sich oben in der Ecke direkt neben mir genüsslich in den Sand fallen ließ und sich wälzte. Wow, was für ein Vertrauensbeweis. Für andere mag das nun vielleicht lächerlich sein, aber für all jene, die Jeany persönlich kennen war das ein ganz schönes Kompliment von meinem Pony an mich.

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Aufpassen! Die Aufmerksamkeit verschwindet.

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Wir verließen danach also die Halle und Jeany genoss erstmal eine ausgiebige Dusche um anschließend in ihrer Box mit ein bisschen Heu alles zu verdauen.

Die zweite Einheit fand diesmal im Roundpen statt. Es war inzwischen ziemlich heiß, sodass wir uns entschieden die Einheiten kurz und prägnant im Wechsel mit meiner Freundin zu gestalten. Es ging nur um ein effektives „follow“ nur zwischen Jeany und mir. Es klappte fast auf Anhieb, trotz täglicher Angst und Gespenster im Roundpen, folgte sie mir. Als wir eigentlich schon fertig waren, bat ich Frank noch sich Jeanys Problem mit den anderen Pferden genauer anzusehen. Wir gingen also ein Stück um den Hof und passenderweise wurden auch gerade zwei Pferde von der Weide geholt. Jeany stand zunächst entspannt neben Frank, allerdings spannte sich ihre Körperhaltung zusehends an, je dichter die Pferde kamen. Der Schweif fing an zu pinseln, die Ohren wackelten und es war ganz deutlich zu sehen, wie Jeany Frank aus den Augen verlor. Als die Pferde direkt neben ihr waren war sie kurz davor zur Seite auszukeilen. Frank erstickte diese Aktion mit einem kleinen Buffer an den Widerrist um ihre Aktion im Keim zu ersticken und niemanden zu gefährden. Jeany war so geschockt, dass sie fast augenblicklich alle 4 Hufe wieder auf dem Boden hatte und verständnisvoll kaute und leckte. Klare Ansage: So lang ich neben ihr stehe, hat sie die anderen Pferde zu dulden, die einzige die die Erlaubnis hat andere Pferde zu maßregeln bin ich. Dies mache ich ihr nun also im Normalfall durch deutliche Körpersprache klar. Noch bevor ihre Aufmerksamkeit auf die anderen Pferde übergeht, muss ich sie „abholen“. Das geht ganz einfach durch leichtes abwenden oder auch durch ein paar Schritte Rückwärts.
Anders hingegen ist die Situation zwischen den Weiden. Wenn Jeany dort angst bekommt, ist es meine Aufgabe die anderen Pferde von den Zäunen wegzutreiben. Das macht mich vor Jeany groß und stark, da sie die Bestätigung bekommt die sie braucht, sie darf sich hinter mir verstecken.

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„Ach ja, entspannen! Das kann ich!“ Jeany nach der Pferdebegegnung.

Ich bin ehrlich, seit diesem Wochenende hat es wirklich klick gemacht. Bei uns läuft es ausgesprochen gut. Ich kann Jeany besser verstehen, in entsprechenden Situationen angemessen reagieren und vor allem aber, mich und meine Handlungen am und mit dem Pferd viel gezielter reflektieren. Es macht wirklich spaß die Pferde zu „studieren“ und einige Verhaltensweisen zu erörtern. Meistens liegt der Ursprung beim Fehlverhalten eines Pferdes doch immer am Menschen selbst, nur sind die meisten Menschen nicht sensibel genug, um das auch zu erkennen oder erkennen zu wollen? Ich habe die Horsemanship bestandteile fest in meine Arbeit mit Jeany integriert und freue mich schon darauf, mich weiter mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Ich kann euch einen Horsemanshipkurs wirklich nur empfehlen. Es bringt einem doch eine andere Sichtweise, alles wird plötzlich so viel leichter wenn man erstmal verstanden hat, wie so ein Pferd tickt. Vielleicht mögt ihr ja mal von euren Erfahrungen berichten, würde mich wirklich sehr interessieren.

Mein Dank geht an Frank und auch an die tolle Organisation von einer lieben Stallkollegin für den tollen, aufschlussreichen Lehrgang und ich würde mich freuen, wenn wir das ganze mal wiederholen.

Wir freuen uns immer über eure Kommentare :-)