Wir haben von einigen Lesern das Feedback bekommen, dass die Tagebücher viel zu selten aktualisiert werden und es viel zu selten neues aus dem Leben von Zausel, Püppi, Pepper Jeany und Co gibt.
Also will ich mal wieder ein bisschen erzählen, was wir in den letzten Wochen so getrieben haben, wie es dem Zauselchen geht und was uns so beschäftigt hat.
Erfreulicherweise geht es dem Zausel seit vielen Wochen und Monaten relativ stabil gut. Eigentlich könnte ich sogar sagen, es ginge ihm sehr gut, wenn da nicht der Husten wäre. Der kommt nämlich leider immer im Frühsommer zurück und macht es uns dann wieder ein bisschen schwerer.
Aber von vorn: Im März hatte ich hier Fotos gezeigt vom Zausel bei der Dressurarbeit auf dem Platz. Zusammen mit Püppi haben wir ein paar Runden gedreht und viel Spaß gehabt. Wir haben wieder angefangen intensiver Dressur zu reiten, zwei mal die Woche Unterricht bei zwei unterschiedlichen Trainern, viel Freude und Motivation, konzentrierteres Training, gezielter Aufbau und die Erkenntnis: Ein Pferd im besten Alter baut sich nicht mehr ganz so schnell auf wie man sich das erhofft hatte.
Während die Kondition schnell wieder hergestellt war, dauert es doch eine ganze Weile bis man sich Kraft, Durchlässigkeit und die Bereitschaft, sich auch mal ein wenig anzustrengen, wieder erritten hat. Kommt dann noch ein eher ungeübter Reiter dazu, beschleunigt das den Prozess auch nicht gerade. Und müssen beide konsequent an sich arbeiten, findet sich eigentlich immer jemand, dem gerade eher nach ein bisschen Schummeln zu Mute ist, entweder dem Reiter, oder dem Pferd. Wir haben uns trotzdem bemüht und langsam aber sicher haben sich auch einige Erfolge eingestellt.
Zum Beispiel ist es uns gelungen, die fliegenden Wechsel von „leider gar nicht umgesprungen“ auf „der war schon richtig gut“ zu verbessern. Ein Lob, das mir wirklich runter ging wie Öl, hätte ich es eigentlich niemals für möglich gehalten, eigenständig mit meinem doch sehr amateurmäßigen Gereite die Wechsel zu verbessern. Einen guten Wechsel auf einem sicheren Pferd zu reiten, ist ja schon Herausforderung genug; dass wir uns aber tatsächlich gemeinsam verbessern können, ist ein tolles Ergebnis aus vielen Stunden Unterricht und natürlich nur dank toller Trainer überhaupt möglich geworden.
Ein solches Erfolgserlebnis schürt natürlich die Motivation und den Ehrgeiz, zumindest meinen. Ob sich der Zausel nach dieser Reitstunde ähnlich beflügelt fühlte wie ich, wage ich mal zu bezweifeln, aber er macht trotzdem immer recht beflissen mit. Und ein kleines bisschen freut er sich glaube ich doch über das überschwängliche Lob, welches ihm nach so einem gelungenen Wechsel zuteil wird.
Während wir also fleißig geübt und trainiert haben, hat sich leider ungefähr im Juni ein ungeliebter alter Bekannter dazu gesellt: Der Husten war wieder da.
Es ist immer ungefähr um diese Zeit im Jahr, wo sein Husten deutlich zunimmt und uns doch sehr einschränkt. Das ganze Jahr über kommt er mit seiner chronischen Bronchitis ganz gut zurecht und ist kaum bis gar nicht eingeschränkt, aber im Sommer nimmt der Husten dann leider zu stark zu, dass richtiges Training nicht mehr möglich ist. Zum Glück liegt das nicht daran, dass er dann schlecht Luft bekommt oder sogar an Atemnot leidet. Aber er hat einfach einen recht starkten Hustenreiz, der ihn während der Arbeit immer wieder zum Abhusten zwingt. Dafür muss er den Hals lang und tief halten, oftmals kündigen sich die Huster schon Runden vorher an und er braucht eine ganze Weile, wo er den Hals schon tief nach unten streckt, bis er dann wirklich abhusten kann. Richtige Dressurarbeit ist so natürlich nicht möglich, kaum hat man das Pferd ein bisschen zusammen geschoben, muss es sich direkt wieder rundenweise lang machen, um abhusten zu können.
Grundsätzlich ist Bewegung und Durchlüftung der Lunge sehr wichtig, damit der Schleim, der den Hustenreiz auslöst, auch tatsächlich aus der Lunge heraus transportiert werden kann. Es ist aber enorm wichtig, die Lunge in diesem Stadium nicht zu überanspruchen, da sonst irreparable Schäden an den Lungenbläschen entstehen können. Es gilt also mit viel Feingefühl zu reiten und keinesfalls eine Belastungsgrenze zu überschreiten. Leichte Bewegung ist absolut notwendig, hohe Belastung strikt zu vermeiden. Dressurarbeit entspricht zum Glück eher einem Krafttraining und Belastet Herz und Kreislauf nicht so stark wie zum Beispiel intensives Galopptraining auf der Rennbahn. Trotzdem merke ich, dass er bei zu viel Galopparbeit und entsprechend höherer Atemfrequenz vermehrt husten muss. Dann legen wir Schrittpausen ein, warten, um die Atemfrequenz wieder etwas zu senken und können dann moderat weiter reiten. Das Training ist so weiterhin möglich, aber doch deutlich eingeschränkt.
Wir haben während der letzten Wochen immer zwei mal täglich inhaliert um das Abhusten zu erleichtern. Der Tierarzt war natürlich auch zum Abhören da und zum Glück ist der Zustand der Lunge nicht dramatisch schlimm. Er hat leichten Schleim in der Lunge, zum Glück aber keine starke Verschleimung. Als Ursache für die jedes Jahr wiederkehrende Verschleimung habe ich immer eine Allergie gegen irgendetwas draußen in der Natur angenommen. Mein Tierarzt hat dann dieses Jahr vorgeschlagen noch mal einen Allergietest durchzuführen, weil er mit der Desensibilisierung gute Erfahrungen gemacht hatte. In der Hoffnung, ihm damit etwas helfen zu können, haben wir ihm ein wenig Blut abgenommen und ins Labor schicken lassen. Überraschenderweise ergab dieser Test allerdings, dass er gegen absolut gar nichts allergisch ist, was selbst den Tierarzt sehr überraschte, weil fast jedes Pferd gegen irgendwas zumindest leicht allergisch reagiert.
Ohne ein Anzeichen auf eine Allergie keine Desensibilisierung und somit auch keine Chance, den Husten in den Griff zu bekommen.
Der Tierarzt war daraufhin auch ein wenig ratlos, außer weiter inhalieren und jegliche Staubquellen so gut es geht auszumerzen, bleibt einfach nicht mehr viel übrig.
Das Inhalieren brachte leider keinen spürbaren Erfolg und der Husten blieb hartnäckig über Wochen unverändert. Zum Glück verschlimmerte sich weder der Zustand der Lunge, noch sein Allgemeinbefinden. Trotzdem wollte ich nichts unversucht lassen und habe noch mal eine Akupunkturbehandlung hinzu gezogen, weil wir damit immer sehr gute Erfolge hatten. Die hat ihm zwar insgesamt mal wieder sehr gut getan, der Husten ist aber weiterhin geblieben. Derzeit bekommt er noch chinesische Kräuter gefüttert, denen man sicherlich auch eine gewisse Zeit zur Wikrungsentfaltung einräumen muss, eine echte Besserung hat sich aber leider noch nicht eingestellt.
Letzte Hoffnung war dann eine kleine Sommerfrische an der Nordsee. Salzige Luft, 24/7 Weide, fernab von Heu, Stroh, Staub und Großstadtluft, mehr kann man einfach nicht für die Lunge tun.
Letzte Woche Sonntag ging es dann also mit beiden Pferden nach Sylt. 300 km Strecke bis zum Autozug, eine dreiviertel Stunde auf dem Zug und 4 Stunden später waren wir da: Sylt, du Paradies!
Die Pferde haben die Autofahrt sehr gut überstanden, bis zum Zug hatten sie sogar beide kein nasses Haar, obwohl der Zausel sonst schnell mal vor Stress schwitzt. Wir sind auch wirklich sehr gut durchgekommen und hatten eine ganz entspannte Fahrt. An der Verladestation zum Zug mussten wir dann die hintere Plane des Anhängers dicht machen, weil wir Rückwärts über den Damm rollen würden. Obwohl es eigentlich sehr angenehmes Wetter für so einen Transport war (leichter Regen, 15° C) war ihnen die Sache mit dem Zug wohl doch nicht so geheuer oder es wurde einfach durch die runtergelassene Plane zu warm im Anhänger. Auf jeden Fall haben sie dann doch noch kräftig geschwitzt. Trotzdem haben sie aber ruhig gestanden und die ganze Fahrt über keinen Mucks von sich gegeben.
Auf der Insel angekommen waren es dann nur noch weniger Minuten bis zum endgültigen Ziel: Eine Wiese direkt hinter unserem Ferienhaus. Dort hatten sie schon vor zwei Jahren einen Sommer verbracht und sich sehr wohl gefühlt. Trotzdem hatte ich angenommen, sie würden erstmal wild über die Wiese rennen und sicherlich eine Zeit brauchen, sich in der neuen Umgebung einzufinden. Da hatte ich mich aber ganz schön getäuscht: Die Pferde sind ausgestiegen, haben sich kurz umgesehen, die umstehenden Pferde begrüßt und sich erstmal gewälzt, ehe man sich dann zügig über das leckere Gras hergemacht hat. So etwas unaufgeregtes habe ich wirklich selten erlebt.
Seit einer Woche also stehen sie beide auf der Wiese und sind sowas von entspannt und zufrieden, dass es wirklich eine Wonne ist, sie aus dem Fenster zu beobachten. Sie stehen immer ganz dicht beeineinder, bewachen sich gegenseitig beim Schlafen, liegen immer abwechselnd, fressen, schauen in die Gegend und genießen einen ganz entspannten Sommer.
Doc hat sich zu Hause seit Monaten mit Kotwasser herum geplagt, von einem Tag auf den anderen war das weg. Leider hat sich der Husten nicht ganz so leicht in die Flucht schlagen lassen, ein wenig hustet er schon noch, aber es ist schon viel weniger geworden und ich hoffe, die Lunge hat nun genug Zeit richtig zur Ruhe zu kommen.
Wir haben schon schöne Ausritte an den Strand unternommen und beide Pferde sind auch da schon merklich entspannter geworden. Die ersten Tage waren natürlich noch sehr aufregend, aber so langsam kehrt Routine ein, sie kennen die Runde und sind die meiste Zeit wirklich sehr brav und entspannt, so dass man die Ritte auch richtig genießen kann.
Weil ich zwischen durch ein bisschen Arbeiten muss, haben sie auch immer mal ein paar Tage komplett frei während ich in Hamburg bin, so dass sie auch zu ihrem wohlverdienten Urlaub kommen.
Je nach Wetter sollen sie so bis Mitte Ende August oben bleiben, ehe es dann wieder zurück geht nach Hamburg geht.
Ich hoffe, ihr verbringt auch alle einen schönen Sommer, gönnt euch und den Pferden auch mal eine kleine Auszeit und genießt die Sonne.