Sicherlich geht es nicht an euch vorüber, dass es hier immer mal Phasen gibt, in denen wir viel posten und welche, in denen wir wenig posten. Zur Zeit ist grade so eine Phase, in der wenig passiert. Das liegt daran, dass wir keine hauptberuflichen Blogger sind, sondern bloggen, weil es uns Spaß macht.
Gibt es gerade etwas Spannendes zu erzählen oder bewegen uns Dinge, von denen wir meinen, sie könnten auch für euch interessant sein, dann schreiben wir einen Artikel und teilen unsere Erfahrungen mit euch. Manchmal passieren aber auch einfach nicht so viele Dinge, über die wir hier berichten könnten. Manchmal haben wir neben unseren Berufen und den 127 anderen Dingen, die man so tun muss (Steuererklärungen, Wäsche waschen, in den Urlaub fahren, Umziehen, Lernen, Geschenke besorgen, zum Arzt gehen…) keine Zeit oder irgendwie einfach keine zündende Idee für den nächsten Artikel.
Wir haben uns mehrfach zusammen gesetzt (eher virtuell in unserer Whatsapp-Gruppe, aber heutzutage zählt das ja auch) und haben uns vorgenommen wieder mehr zu posten. Weil wir fanden, damit der Blog professionell rüber kommt, muss hier jede Woche etwas passieren. Am besten mehrmals. Wahrscheinlich müsste es auch wirklich so sein, damit wir als professionell gelten, aber wenn wir ehrlich sind, können wir das gar nicht leisten. Dazu sind wir alle viel zu eingespannt im echten Leben. Und weil das hier alles nur Spaß und Freude ist, finden wir das mittlerweile auch total okay. Dann sind wir eben nicht so professionell, aber wenigstens authentisch und um gute Inhalte bemüht. Wir hoffen, ihr habt ein bisschen Nachsehen in den Phasen, in denen nicht wöchentlich mehrere Artikel gepostet werden und bleibt uns dennoch treu. Das Gute ist, dass ihr dann auch mal Zeit habt, auf anderen Blogs zu lesen oder mal wieder eine echte Zeitschrift in die Hand zu nehmen. Das ist doch auf jeden Fall besser, als wenn wir eure Zeit verschwenden, indem wir inhaltsleere Beiträge produzieren, nur um überhaupt irgendetwas zu veröffentlichen, oder?
Und während ihr euch vielleicht anderen Lektüren hingebt (solltet ihr dabei auf besonders lesenswerte Seiten oder Bücher stoßen freuen wir uns auch über Empfehlungen!) lassen wir uns ein bisschen vom Alltag und den Pferden inspirieren und arbeiten schon an neuen Artikeln für den Blog.
Wir wünschen euch ein schönes Wochenende, genießt die Zeit mit euren Pferden und lasst das Handy und den Laptop vielleicht auch einfach mal ausgeschaltet. Manchmal braucht man das!
Dieses Wochenende stand für Püppi und mich das vorletzte Turnier der Saison an, das letzte Turnier der Freilandsaison. Das Wetter war schon den ganzen September lang herrlich hier im Norden, so auch an diesem Wochenende, es waren 20 Grad und die Sonne schien, also perfekte Bedingungen!
Ich wollte gern nur einen Tag losfahren und hatte morgens eine M* auf 60-iger Viereck genannt und nachmittags eine S*. Die M* war die Aufgabe M5, die wir vor einigen Wochen gerade gewinnen konnten (den Bericht inkl. Video findet ihr HIER). Ich reite die Aufgabe ganz gern, die einzige Passage die uns nicht so liegt ist die Außengalopptour. Wir mussten leider schon ziemlich früh aufstehen, die Prüfung begann um 8 Uhr und wir waren 7. Starter. Püppi war motiviert und gut drauf beim Abreiten. Dann ging es in die Prüfungshalle, diese ist zum Glück ganz schlicht und nicht geschmückt, so dass ich mich direkt aufs Reiten konzentrieren konnte, weil Püppi problemlos überall langging. Die Aufgabe verlief soweit ganz gut, auf der rechten Hand kam sie mir in der Trabtour teilweise ein wenig zu eng, und leider hatten wir ein Missverständnis beim Angaloppieren, das war dann viel zu spät und ungenau. Ansonsten waren aber keine großen Fahler drin und ich hatte auch ein gutes Reitgefühl. Hinterher haben wir Püppi erstmal direkt auf den Hänger gebracht und dann nach dem Ergebnis geguckt: 64,6% und die Führung von bislang 8 Startern. Das war ja schon mal super, wobei mir bei dem Ergebnis klar war, dass es diesmal nicht zum Sieg reichen kann? Insgesamt waren 20 Starter in der Prüfung. So war es dann auch, am Ende wurden wir Dritter. Ich war total zufrieden, so konnte ich ganz beruhigt auf den Nachmittag schauen, wo es spannend wurde, weil ich unsere erst dritte S reiten wollte.
Vorher gab es aber noch die Ehrenrunde der M* Dressur auf dem grossen Springplatz:
Mit neuem Frack haben Püppi und ich uns dann am Nachmittag in unsere dritte S Dressur gewagt. Die ersten beiden Starts in S waren ja noch sehr wackelig gewesen und dementsprechend im Ergebnis auch nur knapp bei 60% gelegen. Beim Üben ist die Aufgabe S3 aber schon viel sicherer mittlerweile und Püppi war auch gut drauf am Nachmittag, hatte noch genug Kraft und wurde zum Glück nicht müde.
Dann ging es los, und wir ritten um das Viereck. Das Viereck bei dem Turnier gehört aus meiner Sicht zu den guckigsten Vierecken im ganzen Norden, es sind überall Plakate, direkt daneben ist der Spielplatz, es ist wirklich viel zu sehen. Püppi war mit einem Schlag extrem aufgeregt und wir schlängelten uns vorsichtig an den Werbeplakaten vorbei, aber obwohl es ihr nicht geheuer war, zog sie und vertraute mir, dass sie überall vorbeigehen kann. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für ein Glücksgefühl es in so einem Moment ist, wenn man merkt, das Pferd hat es verstanden und hat das Vertrauen, dass im Viereck nichts passiert und dass sie überall langgehen kann, ohne dass man super viel Druck machen muss oder ähnliches. Das wäre letztes Jahr noch nicht möglich gewesen, da musste ich doch das eine oder andere Mal eine Trainingsrunde aus der Prüfung machen, weil Püppis Nerven einfach nicht mitspielten. In S ist es ja umso schwieriger, da man woher nicht ins Viereck darf, sondern nur aussen rumreiten kann.
Zurück zur Prüfung, wir ritten also ein und es ging los. Die Trabtour lief super, das zeigte auch das Protokoll, wir bekamen fast durchgehend 7er und einige 7,5 er Noten bzw. eine 8 für Verstärkungen, Übergänge, Schulterherein, Traversalen. Die Schrittour war etwas durchwachsen, die Pirouetten etwas groß und im Starken Schritt hätte sie mehr übertreten können, aber sowie noch alles im grünen Bereich. Leider sind uns dann aber zwei dicke Fehler unterlaufen: nach den Schrittpirouetten ist Püppi falsch angaloppiert, ich musste über Schritt korrigieren, das gab dann natürlich nur 4en. Deutlich teurer war der zweite Fehler, ich habe im starken Galopp viel riskiert und beim Aufnehmen – ihr erinnert Theresas Bericht vom Probereiten? (KLICK) Zack – umgesprungen! Das war natürlich super ärgerlich, denn so bekamen wir deutliche Abzüge für die Verstärkung selbst, und ich habe es auch nicht geschafft, sie schnell wieder zurück springen zu lassen, damit ich den Wechsel noch zeigen kann, also gab es für den Wechsel eine 1 – nicht gezeigt! Der Rest war wieder super, die Pirouetten völlig in Ordnung für unseren momentanen Stand und für die Viererwechsel und Dreierwechsel gab es durchweg 7en.
Nach dem Ritt war ich einfach super zufrieden und glücklich, es fühlte sich an wie die erste „richtige“ S-DRessur, wo wir das zeigen konnten, was wir können. Umso mehr ärgerten mich natürlich aber auch diese unnötigen beiden Fehler, die am Ende über 20 Punkte gekostet haben. Wir landeten am Ende mit 63,15% auf Platz 11 und es waren am Ende genau 13,5 Punkte, die zur Platzierung gefehlt haben..
Am Ende hilft hätte, wäre, wenn natürlich gar nichts, ich bin super zufrieden, hadere noch ein wenig mit mir selbst ob ich die Fehler hätte verhindern können und es nicht mehr versuchen müssen, dass sie wieder zurückspringt um den Wechsel noch zeigen zu können, denn allein der nicht vorhandene Wechsel waren ja 15 Punkte die wir liegen lassen haben. Auf der anderen Seite reite ich auch lieber auf Risiko und riskiere einen Fehler, den ich ihr mit ihren 9 Jahren auch verzeihen muss, als nur auf Nummer sicher zu reiten und dann mit einem 6er Protokoll aus der Prüfung zu kommen. Ich glaube wir sind gut gerüstet für 2017, ich muss mich selber dran erinnern, dass ich die ersten S nur mal so zum Antesten reiten wollte dieses Jahr und bin guter Hoffnung dass es dann nächstes Jahr auch nicht mehr an 13,5 Punkten hängt.. 🙂
In dem Artikel Oh du schöner Offenstall – Die perfekte Haureufe hatte ich bereits einige unserer persönlichen Erfahrungen niedergeschrieben, die wir mit unterschiedlichen Heuraufen gemacht haben und welche Modelle mir gut oder weniger gut gefallen haben. Außerdem habe ich eine Art Checkliste zusammen getragen, die alle Eigenschaften aufführt, die unsere perfekte Heuraufe erfüllen müsste.
Da wir mit dem letzten Modell nicht so glücklich waren, haben wir uns Anfang des Jahres nach einer neuen Raufe umgesehen. Allerdings sind wir bei den gängigen, auf dem Markt erhältlichen Raufen nicht so wirklich fündig geworden. Vor allem die Kombination aus Heuraufe und Henetz ist gar nicht so einfach zu finden und die meisten angebotenen Lösungen sind eher schlechte Kompromisse, bei denen einfach in einer Heuraufe ein Netz miteingebaut wird, ohne dass die Raufe selbst dabei auf einige Probleme, die in Zusammenhang mit dem Netz stehen, eingehen würde.
Bei der Verwendung von Heunetzen in Kombination mit Rundballen hat man meistens das Problem, dass das Heunetz zwar um den neuen Ballen stramm sitzt, sobald die Pferde aber einen Großteil des Heus aufgefressen haben, liegt das Netz sehr locker um den Ballen herum, mitunter sogar auf dem Boden und birgt so ein hohes Verletzungsrisiko. Ich war also auf der Suche nach einer Raufe, die dieses Problem irgendwie geschickt lösen kann. Gleichzeitig sollte sie natürlich alle anderen mir wichtigen Kriterien erfüllen, die ich hier noch einmal aufzähle:
möglichst wenig Verlust an Raufutter
reduzierte Fressgeschwindigkeit durch Netze
Rundballenfütterung möglich
leichtes Befüllen, einfache Handhabe
gute Durchlüftung des Raufutters
Schutz vor Regen
mindestens vier Fressplätze
Fressen von mind. zwei Seiten möglich
leichtes Aufstellen
gute Stabilität
auch auf unbefestigtem Boden nutzbar
nicht zu groß, da der Paddock nicht super großzügig ist
nicht viel teurer als 1000 €
Unsere perfekte Raufe haben wir im April auf der Hansepferd gefunden. Zunächst als Eigenbau von Herrn Baum der Firma Weidehütten Robert Baum GmbH für die eigenen Pferde entwickelt, ist das Modell mittlerweile in Serie gegangen und wird von Herrn Baum über seine Internetseite und auf Messen vertrieben. Er hat die Raufe in seiner eigenen kleinen Offenstallgruppe lange Zeit erprobt, immer noch ein bisschen verbessert, bis schließlich eine Raufe entstanden ist, die sich perfekt für alle kleineren Pferdegruppen bis zu vier Pferden eignet. Natürlich kann sie auch bei größeren Gruppen verwendet werden, dann sollten allerdings mehrere Raufen aufgestellt werden, um allen Pferden ausreichend Platz zum Fressen zu bieten.
Die Raufe wird als Selbstbausatz in mehreren Einzelteilen geliefert. Besonders wichtig bei der Entwicklung seiner Raufe war es Herrn Baum, dass sie auch von Pferdehaltern ohne eigenen Trecker aufgebaut und befüllt werden kann. Schon der Bausatz ist daher so konzipiert, dass er in einem Pferdeanhänger transportiert und mit einfachen Werkzeugen aufgebaut werden kann. Alle Einzelteile der Raufe sind nur so schwer, dass sie noch von zwei Personen ohne den Einsatz von Maschinen getragen werden können.
Aus einem Edelstahlgitter entsteht ein Drahtkorb, der gerade so groß ist, dass ein Rundballen (max. 140 cm Durchmesser) hinein passt. Ein Dach auf dem Drahtkorb schützt das Heu vor Witterung und Regen. Durch einen Boden in der Raufe beschwert das Eigengewicht des Ballens die Raufe zusätzlich, so dass ein Umkippen der Raufe auch bei starkem Wind verhindert wird.
Besonderer Clou der Raufe ist die Konstruktion, mit der das Heunetz in die Raufe gespannt wird. Das Heunetz wird an drei Stellen durch Eisenstangen rund um den Ballen fixiert. Ist der Ballen neu, ist das Netz gerade so ausgemessen, dass es den Ballen perfekt umschließt. Fressen die Pferde nun den Ballen runter, rutscht die obere Stange, die auf dem Ballen aufliegt, mit herunter. Durch einen Stopper wird sie allerdings auf ca. 2/3 der Höhe daran gehindert, bis auf den Boden durchzurutschen. Dadurch bleibt das Netz stets leicht auf Spannung und hängt nicht lose in der Raufe herum.
Zum Beladen der Raufe kann einfach das vordere Gitter herunter geklappt werden, so dass man den Ballen vorwärts in die Raufe hinein rollen kann. Dies ist besonders für Pferdehalter ohne Trecker von großem Vorteil, weil der Ballen nicht wie bei vielen Modellen in die Raufen hineingehoben werden muss. Damit das Heunetz beim Befüllen nicht im Weg ist, wird die mittlere Stange oben in der Raufe fixiert und die vordere Stange an zwei kleinen Haltern außen an der Raufe hochgelegt. Ist der Ballen in die Raufe gerollt, wird die vordere Gitterklappe wieder hochgeklappt und verschlossen, die vordere Stange wird an der Klappe fixiert und die obere Stange aus ihrer Verankerung gelöst, so dass sie sich wieder zusammen mit dem Heu absenken kann.
Wir haben die Raufe jetzt seit vier Monaten in einer Gruppe von vier Pferden stehen und sind mit dem Modell sehr zufrieden. Sie erfüllt tatsächlich alle unsere Kriterien: die Pferde fressen schön langsam, durch die gegenüberliegenen Fressmöglichkeiten haben alle Pferde genug Ruhe zum Fressen und das Befüllen ist tatsächlich sehr einfach und komfortabel. Dadurch, dass die Pferde das Heu von oben aus der Raufe heraus fressen, sind die Verluste an Heu, das beim Herausziehen auf den Boden fällt und im Sand zertreten wird, deutlich geringer als bei Modellen, bei denen die Pferde das Heu seitlich heraus ziehen.
Während wir bei allen anderen Modellen immer Probleme hatten, die Netze wirklich sicher zu fixieren, ist dieses Problem bei unserer neuen Raufe wirklich sehr gut durchdacht und funktioniert einwandfrei. Endlich keine herumliegenden Heunetze bei fast leergefressenen Ballen mehr! Das Netz ist auch tatsächlich so bemessen, dass die Pferde gerade noch alles Heu vom Boden der Raufe aufnehmen können und den Ballen so tatsächlich bequem bis zum Ende auffressen können. Letzte Reste können dann vor dem Beladen mit einem neuen Ballen mit einem Besen ausgefegt werden. Durch den Boden eignet sich die Raufe auch zum Aufstellen auf Sand oder Mutterboden, das Heu bleibt geschützt von Dreck und Sand. Die Auflagefläche der Raufe ist auch große genug, um ihr einen sicheren Stand zu geben.
Sollte man die Raufe einmal umsetzen wollen, kann man sie entweder mit einfachen Handgriffen auseinander bauen oder im leeren Zustand an der oberen Querstrebe mit einem Trecker oder Radlader hochheben und versetzen.
Man merkt der Raufe einfach an, dass sie von einem Praktiker entwickelt und durch den Gebrauch in der eigenen Haltung stetig verbessert wurde, bis ein Produkt entstanden ist, welches wirklich keine Wünsche an eine Heuraufe für kleinere Gruppen offen lässt.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist eine fehlende Möglichkeit zur ausreichenden Fixierung der Stangen, an denen das Heunetz auf beiden Seiten um den Ballen gespannt wird. Unserer Pferde rupfen so doll an den Netzen, dass die bestehende Fixierung der Stangen nicht ausreicht und sie die Stangen aus ihrer Verankerung heraus ziehen. Wir haben mit kleinen Steinchen, die wir in die Haltung legen, Abhilfe geschaffen. Schön wäre es aber, wenn es an der Halterung eine Art Riegel oder Klappe gäbe, mit der man die Stange arretieren kann.
Weil die Raufe sich auch bei uns in den letzten vier Monaten wirklich bewährt hat und es gar nicht so leicht ist, ein wirklich gutes Model neben den vielen eher unbefriedigenden Standartmodellen zu finden, kann ich für diese Raufe eine deutliche Kaufempfehlung aussprechen.
Wer näheres über die Raufe, Angebote und Lieferbedingungen erfahren möchte, kann sich direkt an Herrn Baum von der Firma Weidehütten Robert Baum GmbH wenden.
Wir haben für unsere Heuraufe einen Rabatt für die Veröffentlichung eines Testberichtes erhalten. Dieser stand allerdings in keinem Verhältnis zu dem Urteil des Testberichtes, welches unserer persönlichen Erfahrung und Meinung entspricht.
Zugegeben, der Titel vom letzten Tagebucheintrag des Zausels war ein bisschen reißerisch. Um Missverständnisse von vorn herein auszuschließen kläre ich euch lieber gleich auf: Nein, ich kaufe kein neues Pferd. Aber ich bin wirklich ein echtes Dressurpferd zur Probe geritten. So ein richtiges Turnierpferd, eins, das S läuft.
Ich durfte nämlich Annas Püppi reiten, weil sie nicht da ist und das gute Tier bewegt werden soll. Obwohl wir im gleichen Stall stehen, habe ich tatsächlich bisher noch nie auf Püppi gesessen, es hat sich irgendwie noch nicht ergeben. Nun aber meine große Chance, Anna irgendwo in der Welt unterwegs und Püppi allein im Stall. Der Zausel mit Ei auf dem Bein auf der Weide und ich seit fast 8 Wochen nicht mehr auf dem Pferd. Das stimmt nicht ganz, ich bin Sam zwischendurch geritten, aber auch nur dreimal und das reicht definitiv nicht aus, um die Kondition aufrecht zu erhalten.
Ehrlich gesagt war ich ein klein wenig aufgeregt, ob wir beiden so zurecht kommen würden, ob Anna mit meinem Gereite zufrieden sein und mich auch alleine auf Püppi lassen würde. Immerhin lässt man ja nicht jeden dahergelaufenen Reiter auf sein Turnierpferd, mit dem man nächstes Wochenende auch noch S starten möchte.
Wenn man ein Pferd oft von unten sieht, sein tägliches Training schon seit ein paar Jahren mitverfolgt, die Entwicklung kennt, aber noch nie selbst drauf gesessen hat, hat man meist doch eine Vorstellung davon, wie es sich wohl anfühlen müsste, wenn man draufsitzt. Bei Püppi hatte ich auch so meine Vorstellung, ich sehe ihr unheimlich gerne zu, habe schon oft ihre Fortschritte bewundert, die mega Trabverstärkung bestaunt, aber auch die ein oder andere Schwäche beobachtet. Dass sie ein geniales Pferd mit wirklich viel Qualität ist, ist natürlich völlig klar, und dass man gern mal auf so einem Pferd sitzten würde, auch. Aber ich habe sie auch immer für ein bisschen schwierig gehalten, was zum einen an ihrer wirklich vollkommen hysterischen Guckigkeit liegt, zum anderen habe ich sie aber auch immer für etwas speziell und zickig gehalten, typisch Stute. Ich habe also immer gedacht, ein geniales Pferd, für das man aber auch echt reiten können muss. Also eher so ein Gerät, das ich niemals bedienen können würde.
Und dann soll ich da also rauf, wo ich doch 8 Wochen gar nicht auf dem Pferd gesessen habe und es eh nicht so mit zickigen Stuten habe. Na das kann ja was werden.
Anna hat Püppi erst ein wenig gelöst, ehe ich aufgestiegen bin. Erster Eindruck: Fühlt sich viel schmaler an, als sie von unten wirkt. Da wirkt sie nämlich immer unheimlich stark bemuskelt und fast ein wenig bullig für eine Stute. Sitzt man drauf, ist es aber wirklich ein schmales Pferd, den Eindruck könnte aber auch verschärft haben, dass ich vorher dreimal Sam geritten war, die nun wirklich alles andere als schmal ist. Im Schritt anreiten funktionierte schon mal gut. Nach zwei Runden zur Eingewöhnung bin ich direkt angetrabt, sie war ja schließlich schon aufgewärmt. Huch, das fühlte sich dann doch ungewohnt an, der Hals relativ kurz im Vergleich zum Zausel (der einen wirklich sehr langen Hals hat) und die Verbindung zum Maul ganz schön stramm. Das kenne ich so vom Zausel auch überhaupt nicht, der ist zu Anfang immer viel zu leicht in der Verbindung und man muss in der Lösungsphase erstmal daran arbeiten, ihn ans Gebiss zu bekommen. Die ersten zwei Runden hatte ich das Gefühl, sie gar nicht wirklich ans Band zu bekommen, außerdem kürzte sie alle Ecken so ab, dass wir nicht mal an den Hufschlag der kurzen Seite kamen. Was für eine peinliche Vorstellung, hockt sich auf ein S-Pferd und bekommt es nicht mal außenrum geritten. Aber bevor man sich Gedanken darum macht, ob das nun peinlich ist oder nicht, sollte man es vielleicht erstmal mit reiten versuchen und nicht nur ehrfürchtig wie ein Äffchen auf dem Rücken klammern und gar nichts tun. Also kurz mal konzentriert, äußerer Zügel, inneres Bein und voila, Püppi weiß was man von ihr möchte. Das Reitgefühl besserte sich direkt mal um ein vielfaches und ich fühlte mich nicht mehr wie Herr Nielson in der Manege.
Noch ein paar Runden mehr, Anna mit dem Ceecoach im Ohr und das ganze fing an richtig Spaß zu machen. Aber wirklich so richtig! Erstmal haben wir uns ein bisschen durch Tempounterschiede und Übergänge rangetastet: wie deutlich muss ich die Hilfen geben, auf welche Hilfen reagiert sie am besten, wie bekomme ich die Verbindung ein bisschen leichter, Püppi ein bisschen mehr aufs Hinterbein. Die ersten Hilfen waren etwas zaghaft, sich ein kleines bisschen mehr zutrauen und zack, es funktionierte und dann verstand auch Püppi besser, was ich von ihr wollte. In der Galopparbeit ließ mich Anna dann nach ein paar mal zulegen und zurück nehmen durch die halbe Bahn wechseln, mit fliegendem Wechsel. Oh ha, die wills ja wissen! Beim Zausel muss man jeden einzelnen Wechsel wirklich ganz akribisch vorbereiten und oft gelingt er trotz großer Bemühungen meinerseits dann doch nicht. Oder sehr verzögert. Schon aus der Ecke raus habe ich mich also gedanklich auf den anstehenden Wechsel vorbereitet, versucht auch das Pferd möglichst sauber auf den Wechsel vorzubereiten und dann der Moment: Hilfe geben und plopp, Püppi springt um als wäre es das normalste der Welt. Wahnsinn! Das macht vielleicht einen Spaß! Sowas von easy peasy, die Wechsel kann man gefühlt in jeder Lebenslage abrufen. Schwieriger ist es dann schon, im Galopp durch die ganze Bahn wechseln, dabei zuzulegen, OHNE Wechsel. Den nimmt sie gern mal vorweg und weil er ihr sowas von leicht fällt, sie quasi ganz ohne vorherige Antäuschungsphase einfach so umspringt, kann man ihn kaum verhindern. Dafür springt sie aber auch genau so easy peasy wieder zurück, man kann sein Missgeschick also ganz gut vertuschen und so tun, als wäre nichts passiert. Wechsel? Was? Hab gar nichts bemerkt pfeif
Nach der Galopparbeit sollte ich dann noch ein bisschen Trabarbeit machen, durch die gute Vorarbeit im Galopp war Püppi wie von Zauberhand schon viel gesetzter und aufgerichteter. Ein bisschen Schulterherein an der langen Seite, der erste Versuch war noch etwas zaghaft, der zweite schon viel besser, ein paar Volten und dann sollte ich mal eine Traversale versuchen. Also auf die Mittellinie abbiegen und schräg rüber. So oder so ähnlich machen der Zausel und ich das zumindest, irgendwie seitwärts wieder zurück zum Hufschlag, alles andere geht uns dabei meist noch flöten aber hey, seitwärts ist immerhin schon mal seitwärts. Püppi kann aber so schön seitswärts, dass man dabei tatsächlich noch auf allerhand andere Sachen achten kann, es schnurt ganz selbstverständlich schräg rüber und trabt danach genauso fein weiter wie davor. Toll!
Bei herrlichstem Wetter und viel zu warmen Temperaturen für den September verließen mich allmählich die Kräfte und eigentlich wollte ich schon aufhören, als Anna mir zurief „Los, wenigstens eine Verstärkung musst du im Trab reiten!“ Uff, dass so kurz vor Schluss und eigentlich schon völlig k.O., Trabverstärkungen gehören alleine wegen des Sitzkomforts eher nicht so zu meinen Lieblingslektionen. Aber einmal fühlen wie das so ist, wenn einer so richtig die Lampen austritt wollte ich dann ja doch. Also noch mal alle Kräfte mobilisiert und die Diagonale angesteuert. Hach ja, nur fliegen ist schöner! Rumpelt auch viel weniger als ich dachte, Püppi nimmt einen toll mit und lässt sich auch geschmeidig zurück führen.
Ganz beseelt und glücklich, aber auch wirklich völlig fertig bin ich vom Pferd gestiegen, von einem Ohr zum anderen grinsend. Ich reite einfach wirklich gern Dressur und mit so einem Pferd macht das natürlich ganz besonders viel Spaß. Püppi ist viel einfacher und unkomplizierter als ich dachte und hat sich wirklich kein bisschen zickig gezeigt. Und das Beste: Ich durfte sogar am nächsten Tag noch mal reiten und hatte noch mal genau so viel Spaß.
Anna hat auch ein paar Sequenzen von uns gefilmt, die ihr sicherlich gern sehen möchtet. Ich selbst habe das Video erst gesehen, nachdem ich diesen Artikel geschrieben habe. Sonst wäre ich wohl mehr darauf eingegangen, dass ich ganz schön nach hinten über kippe, deutlich über Tempo unterwegs bin, zurück nehmen oder gar Versammlung wirklich nur mit viel Fantasie zu erahnen sind. Reitvideos von sich selbst sind etwas gemein ernüchterndes, das fühlte sich in echt alles irgendwie besser an. Nach dem ersten kurzen Schock und dem Drang, das Video sofort aus der Öffentlichkeit des Internets verschwinden zu lassen, hab ich mich kurz besonnen und bin zu dem Entschluss gekommen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ich weiß, was ich das nächste mal besser machen kann und so kann man das Video auch zur Motivation und zum Lernen nutzen. Das könnte ich natürlich auch, ohne es euch zu zeigen, aber vielleicht könnt ihr ja auch noch etwas lernen. Und sei es nur, dass sich auch ein top ausgebildetes S-Pferd nicht von alleine reitet und ihr den lieben Stallkollegen, die sich ja „einfach nur einen Selbstläufer gekauft haben“ ein bisschen mehr Respekt zollt. Denn auch der Selbstläufer will gut geritten und bedient werden, sonst sieht es nämlich aus wie in dem Video von Püppi und mir:
Auf einer meiner letzten Reisen hatte ich am Abend ein längeres Telefonat mit einem Exfreund, mit dem ich heute freundschaftlich verbunden bin.
Als wir uns kennenlernten, war Lucky zarte fünf Jahre alt und mein ein und alles. Wie ihr in seiner Geschichte nachlesen könnt, hat er sich dann in den folgenden Jahren gut entwickelt und die ein oder andere Schleife gewonnen. Er war allerdings auch einmal gravierender und länger verletzt mit unklarer Prognose.
Am Ende unserer Beziehung, also der meines Freundes und mir – denn Lucky und ich sind ja immer noch zusammen 🙂 – hatte Lucky gerade seine erste Platzierung in der Klasse S erreicht. Ihr könnt euch also vorstellen, wie viel Zeit und Energie ich in die Reiterei investiert habe und wie emotional es oft zuging. An einem Tag im August stirbt mein Pferd fast, ein Jahr später gewinnt es M und zwei Jahre später geht es seine erste S. Was für eine Achterbahnfahrt und sehr intensive Zeit für einen Pferdebesitzer – aber eben auch für seinen Partner.
Mein lieber Exfreund sagte mir am Telefon also gerade kürzlich noch: „Ja weißt du, die Reiterei damals – da fühlte ich mich schon oft an zweiter Stelle. Wenn das Pferd krank war oder nicht gut lief oder wenn Turniere stattfanden… das stand dann schon immer stark im Mittelpunkt und hat Dir sehr viel Aufmerksamkeit abverlangt.“
Ich wollte gerade zum Gegenplädoyer ansetzen und ihn mit „Neeeeein, also da gibt’s ja gaaaaanz andere, stell Dir mal vor, was die veranstalten mit ihren Gäulen. Ich war da doch immer voll entspannt. Ich bin so gar nicht gewesen.“ Schachmatt setzen.
Aber dann habe ich nachgedacht und mir die Frage gestellt – wie sehe ich es heute mit etwas Abstand? Und hat er vielleicht sogar Recht?
Seit ich Mutter bin und mich das Berufsleben voll wieder hat, sind mir ein paar Veränderungen in meiner Einstellung und in meinem Verhalten als Pferdebesitzer aufgefallen.
Die Gravierendste ist, dass ich nicht mehr der wahnsinnigen Überzeugung folge, ALLES SELBST machen zu müssen und es meinem Pferd auch nur dann gut geht, wenn ich es persönlich putze, reite, seine Schabracke alle 2 Tage passend zu den Bandagen und der Wettervorhersage aussuche und alles auch noch drei mal kontrolliere. Ist genügend Zusatzfutter da? Ist alles am Platz? Wann geht er auf die Weide und wie lange? Wenn ich mal 3 Tage weg bin, wer setzt alles so zuverlässig um, als wäre es sein eigenes Pferd? Und was ist, wenn doch mal was ist? Was ist der Plan B?
Nun ist Lucky zum Glück (hört mich hier auf Holz klopfen) kein Kandidat für Erkrankungen, die hier, jetzt und sofort behandelt werden müssen, da akute Lebensgefahr besteht. Vielleicht wäre ich da jetzt anders. Aber ich handhabe es so: Ich habe einen Stall gefunden, wo ich mich neben der Zufriedenheit mit dem Beritt auch zu 100% auf die Mitarbeiter verlassen kann, dass Lucky z.B. dem Schmied vorgestellt wird, wenn erforderlich auch dem Tierarzt nebst Absprache der Behandlung, Medikamentengabe und Therapie, mit Gamaschen und Decke auf die Wiese geht, vor und nach dem Training ausreichend lange Schritt geht, abends noch mal sein Fütterchen bekommt und mit Cremes und Zeug behandelt wird, wenn er irgendwo mal eine Macke, einen Insektenstich oder eine offene Stelle hat.
Wenn etwas fehlt, bekomme ich eine Whats app mit „bitte besorgen“. Wenn der Schmied da war, bekomme ich die Rechnung nach Hause. Wenn der Tierarzt kommen muss und ich bin nicht da, werde ich angerufen, wenn es um Entscheidungen geht; ansonsten wird behandelt wie geplant und die weitergehende Therapie erfolgt durch den Stall. Wenn ich plan- oder auch mal außerplanmäßig nicht reiten kann – und das kommt häufig vor – in den letzten 2 Monaten hatte ich fast 40 Reisetage – dann sage ich Bescheid und ich weiß genau, dass das Pferd vernünftig gearbeitet wird.
Hätte ich das früher so gekonnt? Alles abgeben und komplett loslassen? Ich denke nicht. Beritt hatte ich ja früher schon in Hamburg mal in Anspruch genommen… aber wochenlang gar nicht zum Stall zu fahren und alles in die Hände anderer zu geben? Das hätte ich mir nie vorstellen können. Es ist ja nicht nur eine finanzielle Frage, sondern eine Frage des Vertrauens. Nun habe ich mit meiner Trainerin den absoluten Glücksgriff getan, auch was den ganzen Service betrifft – ich denke aber auch, dass sich meine Einstellung stark verändert hat.
Wenn das Pferd etwas hat oder etwas braucht, dann bekommt es das. Bedeutet für mich in ersten Linie: ich bezahle es. Aber es bedeutet für mich nicht mehr, dass eine Welt zusammenbricht. Dass ich mich schlecht fühle, wenn ich nicht jeden Tag mal persönlich die Nase gestreichelt habe. Dass ich wochenlang down bin weil das Pferd lahm ist. Dass ich abends vor dem Einschlafen darüber nachdenke, warum er die Rechtstraversale heute nicht so schön lief wie die nach links. Dass ich schlechte Laune habe, weil ich beim Turnier nicht platziert war – oder auf Wolke 7 aufgrund einer Schleife. Oder dass es beim Essen mit Freunden oder eben auch mit dem Partner nur EIN Thema gibt: Was macht das Pferd?
Wenn ich reise, bin ich froh, wenn ich dazu komme, meine Tochter zu fragen, wie es ihr geht. Aber ich kontaktiere nicht jeden Tag den Stall, um nach dem Pferd zu fragen. Nein, auch in drei Wochen nicht. Wenn ich nichts höre, ist alles ok. Und wenn ich was hören sollte, würde ich Entscheidungen treffen. Aber darüber hinaus habe ich gemerkt: Es ist mir egal. Es ist ein Pferd. Er hat alles was er braucht. Und er ist auch ohne mich glücklich. So wie ich auch ohne ihn glücklich bin. Zumindest eine Zeit lang 😉 und dann freue ich mich auch darauf, wieder in den Stall zu fahren. Aber ich möchte mich nicht mehr für die Reiterei versklaven, nicht mal gewollt. Ich habe ein Turnier genannt aber ich kann nicht reiten, weil ich an dem Tag zu einem Kunden muss? Oder ich einfach müde bin und habe keine Lust? Dann bleib ich eben zuhause. Was solls?
Und wenn ich ganz ehrlich bin – wäre Lucky morgen krank und müsste pausieren (damit meine ich keine lebensbedrohliche akute Krankheit wie Kolik, allergischen Schock etc.), sondern eher Dinge wie Lahmheiten oder sonstige Verletzungen: Klar wäre das blöd und ich würde das (wenige) Reiten sicher vermissen. Aber ich würde einen Teufel tun, das Rehaprogramm mit täglich einer Minute mehr Schritt führen, am besten noch zweimal am Tag morgens und abends, hier ein Sälbchen schmieren, da ein Pülverchen mit der Küchenwaage abwiegen und verabreichen usw. in diesem Aufwand zu betreiben. Wenn es so sein soll, dann ist es so. Dann bekommt er alles, was nötig ist und dann darf er sich auskurieren. Aber bitte ohne meine 24/7 Arzthelfertätigkeit. Wäre hingegen etwas mit meiner Tochter oder meinen Eltern nicht in Ordnung, nähme ich den nächsten Flieger und wäre da. Zugegebenermaßen täte ich für meine Kunden wohl ähnliches, aber das ist ein anderes Thema 😉
So saß ich also da und habe verglichen, wie ich früher emotional mit meinem Pferd umgegangen bin und wie es mir heute geht. Und ich muss zugeben, dass mein Exfreund Recht hat. Früher war das Reiten mein Lebensinhalt, heute ist es nur noch ein Inhaltsbestandteil meines Lebens. Es geht eben nicht mehr alles, andere Dinge sind wichtiger geworden – und das ist auch gut so.
Und wie sieht’s bei Euch aus? Wie viel Drama ums Pferd bestimmt Euer Leben?
Der Zausel hat nun weitere zwei Wochen auf der Weide rumgestanden. Der letzte Besuch vom TA war mehr oder weniger aufschlussreich und er kuriert vermutlich eine Knochenhautreizung aus. Vermutlich deswegen, weil der Befund irgendwie nicht so ganz eindeutig ist, es aber die naheliegenste Vermutung ist. Verordnete Therapie: Schonzeit auf der Weide, das Bein mit Heparinsalbe einschmieren, abwarten und Tee trinken, in zwei Wochen sollte es besser sein.
Das wäre dann der Montag gewesen, also habe ich das Zauselchen an die Longe gehängt und ihn ein klein wenig traben lassen. War leider nicht besser. Genau genommen ist alles unverändert, das Bein wird sofort nach den ersten zwei Runden im Trab dick. Also habe ich noch mal mit dem Tierartz Rücksprache gehalten, wie wir nun weiter vorgehen wollen. Er würde dann gern sicherheitshalber eine Ultraschalluntersuchung machen, nur um zu gucken. Sicherheitshalber… Ihr erinnert euch an den letzten Beitrag? Irgendwie nervt mich dieses sicherheitshalber. Die Sache ist die: Der Zausel hat ständig irgendwelche Wehwehchen, außerdem hat er einen besonderen Hang zu ungewöhnlichen Erkrankungen, Sachen, auf die man sich nicht so direkt einen Reim machen kann, bei denen es irgendwie keine so eindeutige, schnelle Diagnose gibt. An vielen solcher Wehwehchen haben wir wirklich lange herum gedoktert, für viele gab es nie so wirklich eine stichfeste Diagnose und sie verschwanden mit der Zeit. Macnhe treten auch aus nicht so ganz eindeutigen Gründen immer wieder auf. Immer wieder waren wir an einem Punkt, wo den Tierärzten nicht mehr so viel eingefallen ist und wo wir dann sicherheitshalber noch mal diese oder jene Untersuchung gemacht haben. Ehrlicher Weise sind wir bei diesem eher blinden rumuntersuchen nie wirklich auch eine Diagnose gekommen.
Diese Sache mit dem dicken Bein hatte er genau vor einem Jahr schon mal. Auch da, plötzlich eine Schwellung, zunächst schwammig am ganzen Bein, dann nach einiger Zeit dieses Ei, das sich nach der Bewegung bildet. Wir haben mehrfach geröntgt, mehrfach geschallt, irgendwie alles ohne Ergebnis. Von Juli bis Oktober stand er deswegen nur auf der Weide, den ganzen Sommer haben wir reittechnisch verpasst. Ich bin ohne ihn nach Sylt gefahren, die Stoppelfeldsaison ging an uns vorbei und irgendwann im Oktober haben wir dann wieder langsam angefangen, trotz der Schwellung. Weil sich einfach nichts änderte am Bein, zwei TÄ keinen Befund feststellen konnten und wir dann irgendwann den Versuch gewagt haben, ob es unter regelmäßiger Bewegung nicht vielleicht besser oder zumindest auch nicht schlechter wird. Es wurde besser und so gegen November war dann nichts mehr zu sehen am Bein.
Ich habe dann langsam wieder antrainiert und wie das immer so ist: Die Kondition war recht schnell wieder hergestellt, Muskulatur, Durchlässigkeit und Kraft haben eine ganze Weile gedauert.
Diesen Sommer nun also wieder das gleiche Spiel, ungefähr Ende Juli, vielleicht auch Anfang August war das Bein plötzlich nach dem Reiten dick. Das war auf Sylt, immerhin hatte er solange durchgehalten, dass ich noch ein gesundes Pferd mitgenommen habe. Das hat er wohl beim letzten mal gelernt, reicht er zu früh den gelben Schein ein, bringt ihn das um seinen Jahresurlaub, da muss man dann noch mal zwei Wochen die Zähne zusammen beißen, ehe man den Urlaub dann einfach auf der heimischen Weide verlängert.
Jetzt haben wir Anfang September, haben das Bein ohne so ganz deutlichen Befund geröngt, und nun soll also sicherheitshalber ein Ultraschallbild gemacht werden. Ich sehe es schon kommen, in ein paar Wochen haben wir Oktober, zusätzlich zu den bereits angefertigten Röntgenbildern dann auch noch ein oder zwei Ultraschalluntersuchungen und letztlich doch keine Diagnose. Nach 8 Wochen Pause entscheiden wir dann, dass man es auf einen Versuch ankommen lässt, ob es überhaupt schlimmer wird, wenn man trotzdem reitet. Und mit etwas Glück wird es das nicht und ich kann wieder anfangen zu reiten. Bis zur nächsten periodischen Beinentzündung oder was auch immer der Zausel dann wieder hat.
Und da sind wir wieder, mitten drin im Zauselkarusell, dass sich unermüdlich dreht und dreht und dreht zwischen Wehwehchen und antrainieren. Ich bin ein bisschen müde geworden, wenn ich ehrlich bin. Ich habe immer an den Zausel geglaubt, habe immer gesagt, wir kriegen das in den Griff. Chronische Bronchitis? Wir bauen einen Offenstall! Borreliose? Die Heilpraktikerin wird’s richten! Herzgeräusch? Mit regelmäßigen Kontrollen unbedenklich! Bösartige Hauttumore an mehreren Stellen? Wir lassen es in einer schweineteuren OP alles weglasern! Wir haben das alles in den Griff bekommen. Aber es kommt immer wieder etwas neues. Jedes Jahr. Es ist wirklich kein Jahr vergangen, in dem der Zausel einfach mal durchgelaufen wäre. Immer war irgendwas. Nichts was man nicht wieder hinbekäme, aber eben immer und immer wieder kleine und große Wehwehchen, die uns zu ständigen Pausen zwingen.
Und dann flattert da der Auktionskatalog in den Briefkasten. 50 junge, talentierte Pferde, die einem die große Reitsportkarriere versprechen. Den reitbaren Untersatz einfach neukaufen, den alten unbrauchbaren gegen einen schicken neuen tauschen, der einfach mal funktioniert. Ganz ehrlich, das klingt verlockend. Das Problem an der Sache ist nur, dass ich an dem alten Esel wirklich hänge und da irgendwie doch immer noch die Hoffnung ist, dass es irgendwann mal ausgestanden sein müsste. Bald haben wir ja wirklich alles durch, oder? Und bei aller Träumerei, die so ein schickes, neues, junges Talent befeuert, kann ich den Realitätssinn dann doch nicht ausschalten: Einfach neu kaufen ist keinesfalls ein Garant dafür, dass es dann besser funktioniert, das habe ich mittlerweile auch schon schmerzlich gelernt. Da bleibe ich doch lieber bei dem alten Esel, da weiß ich wenigstens, woran ich bin und es können keine falschen Hoffnungen mehr zerstört werden. Fast keine zumindest. Irgendwann schaffe ich es vielleicht ja auch noch, mich von jeglicher Hoffnung freizumachen und einfach die Zeit zu genießen, die wir haben. Reitbar oder nicht, mit dickem Fuß, keuchender Lunge, rauschendem Herzen, mal besser mal schlechter gelaunt, aber immer: Mein geliebtes Zauselchen.
Einfach abschneiden, verziehen oder ausdünnen? Wer der Mähne seines Pferdes Herr werden will, muss sich zunächst überlegen, welche Technik er dafür anwenden möchte. Meine Erfahrungen und Tricks habe ich euch in diesem Artikel versucht zusammenzustellen.
Was banal klingt, kann durchaus seine Kniffligkeit haben, schließlich sind die meisten Reiter keine Frisörmeister. Beim ersten Versuch, dem lieben Vierbeiner eine schicke Frisur zu verpassen, ist so mancher Pferdebesitzer schon kläglich gescheitert und musste sich das Gespött seiner Mitreiter anhören. Aber keine Sorge, wir haben uns alle schon mal verschnitten, verzupft, verfrisiert und das Gute ist: Es wächst ja wieder! Mit ein Paar Tricks und Tipps und ein bisschen Übung ist es gar nicht so schwer: Als Vorbereitung sollte man sich einen Mähnenkamm oder ein Bürste zurecht legen und das gewünschte Werkzeug zum Kürzen. Welche Möglichkeiten es dort gibt, erläutere ich im folgenden Abschnitt. Die Mähne sollte zu Beginn gründlich gekämmt und auf eine Seite gelegt werden. Bei widerspenstigen Mähnen kann es helfen, diese ein wenig mit einem nassen Schwamm zu befeuchten, dann ist es einfacher, gerade zu schneiden. Achtet darauf, dass es windstill ist, eine ständig hochfliegende Mähne wird am Ende krumm und schief. Den Kamm oder die Bürste steckt ihr euch am Besten in den Bund eurer Reithose oder legt ihn griffbereit ab. Um die Mähne schön gerade zu schneiden, hilft es, sie immer wieder zu kämmen und in Position zu legen. Ähnlich wie beim Einflechten ist es am einfachsten, wenn das Pferd möglichst ruhig steht, also sorgt für Fliegenschutz. Wer zum ersten Mal die Mähne schneidet, sollte sich langsam von unten nach oben vorarbeiten. Schneidet man gleich auf die gewünschte Länge, wird’s am Ende doch viel kürzer, weil man hier und da noch ein paar Kanten und Zacken ausgleichen muss. Ihr kennt das vom Frisör: Bitte nur Spitzen schneiden und ruck zuck sind gute 10 cm ab! Als Faustformel gilt: Die Mähne sollte eine gute Handbreit (inkl. Daumen) liegen, dann kann man sie gut einflechten.
Die Mähne mit einer Schere zu schneiden, ist die einfachste und schnellste Methode. Man muss darauf achten, dass die Mähne zum Schneiden auf der Seite liegt, auf die sie auch von alleine fällt. Wenn man sie von der anderen Seite aus schneidet, hat man schnell einen nicht sonderlich hübschen Zackenschnitt. Außerdem eignet sich Schneiden alleine nicht besonders gut für dicke Mähnen, denn oftmals steht die ganze Mähne dann wie ein Balken vom Hals ab oder mutiert sogar zu einer Möchtegern-Stehmähne. Vorteil beim Schneiden ist, dass es meistens den Pferden nicht unangenehm ist und sehr schnell geht. Ich bevorzuge diese Technik und nehme in Kauf, dass es 2-3 Tage nach Prinz Eisenherz-Style aussieht, aber es ist für mich wirklich am einfachsten, da mein Pferd keine sehr dicke Mähne hat.
Bei sehr dicken Mähnen empfiehlt es sich diese vor dem Schneiden bzw. Kürzen auszudünnen. Mein jetziges Pferd hat glücklicherweise eine angenehme dünne Mähne, sodass ich diese nicht ausdünnen muss, aber ich kann mich noch ganz gut an die Monster-Mähne meines Ponys erinnern, die immer eher an ein geplatztes Sofa-Kissen erinnerte. So eine Fülle an Mähne kann man ohne sie auszudünnen nicht einflechten oder sonst irgendwie hübsch frisieren. Zum Ausdünnen gibt es die sogenannten Verziehkämme. Die Anwendung ist zugegebenermaßen etwas ruppig und erfordert neben Kraft und Geschick auch ein gutmütiges Pferd. Man toupiert einzelne Strähnen vom unteren Ende auf und wickelt dann jeweils eine Strähne um den Kamm und reißt diese Strähne mit einem Ruck aus, sodass das Volumen der Mähne sich im Verlaufe des Ausdünnens verringert. Da der Mähnenkamm beim Pferd verhältnismäßig schmerzarm ist, lassen sich viele Pferde die Prozedur ohne besondere Regung gefallen. Es gibt aber auch einige Pferde, die deutlich empfindlicher sind und beim Verziehen der Mähne deutlichen Unwillen (Kopf schütteln, zur Seite ausweichen, rumhampeln, Ohren anlegen, in die Luft schnappen) zeigen. Hier sollte man dann Gnade walten lassen und zu anderen Methoden greifen!
Neben dem Schneiden kann man die Mähne auch verziehen. Dafür gibt es Verziehmesser. Das Prinzip ist ähnlich dem Ausdünnen, allerdings muss man die Mähne nicht auftoupieren, sondern man legt die Mähne strähnchenweise in der gewünschten Länge um das Verziehmesser und zieht dieses mit etwas Druck nach unten. Das Verziehmesser sieht aus wie ein feiner Kamm, hat aber an der Innenseite des Kamms eine scharfe Schneide, ähnlich wie bei einem Messer. Hierdurch wird die Mähne an der gewünschten Länge abgeschnitten und nicht am Mähnenkamm aus der Wurzel gerissen. Auch diese Technik kann man nicht bei allen Pferden anwenden, da einige schon das „Rucken“ als sehr unangenehm empfinden.
Sowohl Ausdünnen mit dem Verziehkamm als auch Verziehen mit Verziehmesser sind relativ zeitaufwendig und erfordern auch eine gewisse Übung. Das Ergebnis ist dafür aber oft ansehnlicher, als mit der Schere, weil die Mähne nicht ganz so gradlinig abgeschnitten ist und bereits frisch gekürzt schön liegt, ohne nach Prinz-Eisenherz auszusehen. Bei beiden Techniken sollte man aber die Reaktion seines Pferdes gut im Auge behalten und sie nur anwenden, wenn das Pferd kein Unbehagen zeigt.
Ein Kompromiss aller drei Techniken ist das Schneiden der Mähne mit einer Effilierschere. Diese spezielle Schere kann man sowohl zum Ausdünnen der Mähne als auch zum Kürzen benutzten. Die Schere verfügt nicht über eine durchgehende Schneidefläche, sondern hat kleine Zacken. Es schneidet dann nur jede zweite Zacke tatsächlich Mähnenhaar ab. Setzt man die Schere weit oben am Mähnenkamm an, wird die Mähne ausgedünnt, weil die Schere immer nur jedes zweite Strähnchen tatsächlich abschneidet. Kürzen kann man die Mähne, in dem man auf der gewünschten Länge auf einer Stelle immer wieder schneidet, bis alle Haare gekürzt sind. Dadurch, dass man dafür mehrere Ansätze benötigt und nicht immer haargenau die gleiche Höhe trifft, vermeidet man den Prinz Eisenherz-Look und bekommt ganz ohne Rupfen und Reißen ein natürlich wirkenderes Ergebnis. Mit der Effilierschere braucht man zwar etwas länger als mit der normalen Schere, weil man deutlich mehr Schnitte machen muss, dafür ist das Ergebnis aber schöner und man kann gleichzeitig einen ausdünnenden Effekt erzielen, ohne das Pferd an der Mähne zu ziepen.
Welche der Techniken wendet ihr zum Mähnekürzen an? Kennt ihr vielleicht noch eine weitere Technik?
Theresa hat euch ein Video gedreht, in dem ihr anhand Zausel und Sam die verschiedenen Arten des Mähne kürzen sehen könnt!
Wie im ersten Teil zu meinem Lehrgang bei Frank Mierwaldt versprochen (klick), möchte ich euch natürlich auch noch von dem zweiten Lehrgangstag berichten.
Am Abend vom ersten Tag, hatte ich ganz schön viel in meinem Kopf zu verarbeiten. Für viele mag ein bisschen Arbeit am Knotenhalfter vielleicht leichte Kost sein oder unsinnig sein, ich habe allerdings über die Wirkung vom Horsemanship nachgedacht und mich und auch meine Haltung zum Pferd sehr reflektiert. Nicht selten habe ich mich nun im Nachhinein dabei erwischt, wie ich vermutlich öfter als gedacht unfair reagiert habe. Wie ich zu viel auf einmal wollte. Ich ging also nach einer kurzen Nacht mit weiteren, vielen Gedanken im Kopf in den zweiten Tag und war sehr gespannt auf den Abschluss und wie es für mich und Jeany nun weiter gehen würde.
Wir begannen genau wie an Tag eins mit Freilauf in der Halle. Diesmal stand ich zunächst ganz alleine in der Mitte. Die Regel war klar, Jeany durfte laufen wie sie wollte, allerdings nur in die Richtung, welche ich ihr vorgab und stehen bleiben war verboten. Natürlich wäre es zu einfach gewesen, wenn das kleine Blondchen nach ein paar Runden eingesehen hätte, dass es bei mir doch viel gemütlicher ist. Also rannte sie wieder Runde um Runde umd Runde, bis Frank sich irgendwann zu mir in die Mitte gesellte und gemeinsam mit mir ein Pferd bildete. Ich spielte die Vorhand und Frank die Hinterhand. Was am Anfang vielleicht etwas skuril war, hat mir letztendlich sehr geholfen in den richtigen Momenten meine Körpersprache zu reduzieren. Man gestikuliert am Pferd häufig viel zu deutlich. Bei so einem sensiblen und schlauen Pferd wie Jeany, reicht wirklich ein kleiner Knicks, eine hängende Schulter oder leicht erhobene Hände um ganz klar und deutlich mit ihr kommunizieren zu können.
Ich entschied mich ganz am Anfang dafür, sie erst auf der rechten Hand laufen zu lassen. (Ihre Lahmheit ist auf der linken Hand am Anfang immer deutlicher als rechts) Hinterher wusste ich allerdings, dass ihr die linke Hand sehr viel leichter gefallen wäre. Sie versuchte einige Male links in unsere Richtung abzudrehen, sodass ich die Aufgabe bekam künftig immer erst die linke Hand zu arbeiten. Es dauerte wirklich lang bis sie ihren Kopf senkte und sich zu uns traute. Allerdings war sie dann mit ihrem ganzen Herzen bei mir und ich konnte völlig frei, ohne Rope die Hinterhand weichen lassen, Richtungswechsel und Tempiunterschiede einbauen und sie folgte mir ohne mit der Wimper zu zucken. Wichtig hierbei war es, immer auf die eigene Körpersprache zu achten. Deutlich und klar, aber nicht zu aufdringlich und heftig. Ich muss wirklich sagen, dass es ein tolles Gefühl war den Erfolg zu spüren. Wenn es schon nicht mehr im Viereck zu Erfolgen kommen wird, dann eben auf „Zwischenpferdischer Ebene“ 🙂
Als Krönung kam dann zum Ende unserer Einheit noch die liebe Knappstrupper Stute der Organisatorin in die Halle. Die Stute ist im Horsemanship schon fortgeschritten ausgeblidet und wurde zum Teil frei gearbeitet. Jeany war zunächst verunsichert. Sie lief immernoch ohne Rope dicht bei mir und ließ sich trotz des anderen freien Pferdes in der Halle nicht ablenken. Sie ließ am Ende sogar soweit los, dass sie sich oben in der Ecke direkt neben mir genüsslich in den Sand fallen ließ und sich wälzte. Wow, was für ein Vertrauensbeweis. Für andere mag das nun vielleicht lächerlich sein, aber für all jene, die Jeany persönlich kennen war das ein ganz schönes Kompliment von meinem Pony an mich.
Aufpassen! Die Aufmerksamkeit verschwindet.
Wir verließen danach also die Halle und Jeany genoss erstmal eine ausgiebige Dusche um anschließend in ihrer Box mit ein bisschen Heu alles zu verdauen.
Die zweite Einheit fand diesmal im Roundpen statt. Es war inzwischen ziemlich heiß, sodass wir uns entschieden die Einheiten kurz und prägnant im Wechsel mit meiner Freundin zu gestalten. Es ging nur um ein effektives „follow“ nur zwischen Jeany und mir. Es klappte fast auf Anhieb, trotz täglicher Angst und Gespenster im Roundpen, folgte sie mir. Als wir eigentlich schon fertig waren, bat ich Frank noch sich Jeanys Problem mit den anderen Pferden genauer anzusehen. Wir gingen also ein Stück um den Hof und passenderweise wurden auch gerade zwei Pferde von der Weide geholt. Jeany stand zunächst entspannt neben Frank, allerdings spannte sich ihre Körperhaltung zusehends an, je dichter die Pferde kamen. Der Schweif fing an zu pinseln, die Ohren wackelten und es war ganz deutlich zu sehen, wie Jeany Frank aus den Augen verlor. Als die Pferde direkt neben ihr waren war sie kurz davor zur Seite auszukeilen. Frank erstickte diese Aktion mit einem kleinen Buffer an den Widerrist um ihre Aktion im Keim zu ersticken und niemanden zu gefährden. Jeany war so geschockt, dass sie fast augenblicklich alle 4 Hufe wieder auf dem Boden hatte und verständnisvoll kaute und leckte. Klare Ansage: So lang ich neben ihr stehe, hat sie die anderen Pferde zu dulden, die einzige die die Erlaubnis hat andere Pferde zu maßregeln bin ich. Dies mache ich ihr nun also im Normalfall durch deutliche Körpersprache klar. Noch bevor ihre Aufmerksamkeit auf die anderen Pferde übergeht, muss ich sie „abholen“. Das geht ganz einfach durch leichtes abwenden oder auch durch ein paar Schritte Rückwärts. Anders hingegen ist die Situation zwischen den Weiden. Wenn Jeany dort angst bekommt, ist es meine Aufgabe die anderen Pferde von den Zäunen wegzutreiben. Das macht mich vor Jeany groß und stark, da sie die Bestätigung bekommt die sie braucht, sie darf sich hinter mir verstecken.
„Ach ja, entspannen! Das kann ich!“ Jeany nach der Pferdebegegnung.
Ich bin ehrlich, seit diesem Wochenende hat es wirklich klick gemacht. Bei uns läuft es ausgesprochen gut. Ich kann Jeany besser verstehen, in entsprechenden Situationen angemessen reagieren und vor allem aber, mich und meine Handlungen am und mit dem Pferd viel gezielter reflektieren. Es macht wirklich spaß die Pferde zu „studieren“ und einige Verhaltensweisen zu erörtern. Meistens liegt der Ursprung beim Fehlverhalten eines Pferdes doch immer am Menschen selbst, nur sind die meisten Menschen nicht sensibel genug, um das auch zu erkennen oder erkennen zu wollen? Ich habe die Horsemanship bestandteile fest in meine Arbeit mit Jeany integriert und freue mich schon darauf, mich weiter mit diesem Thema auseinander zu setzen.
Ich kann euch einen Horsemanshipkurs wirklich nur empfehlen. Es bringt einem doch eine andere Sichtweise, alles wird plötzlich so viel leichter wenn man erstmal verstanden hat, wie so ein Pferd tickt. Vielleicht mögt ihr ja mal von euren Erfahrungen berichten, würde mich wirklich sehr interessieren.
Mein Dank geht an Frank und auch an die tolle Organisation von einer lieben Stallkollegin für den tollen, aufschlussreichen Lehrgang und ich würde mich freuen, wenn wir das ganze mal wiederholen.
Wie versprochen habe ich das Video von Püppis M* Sieg kommentiert und auch die Einzelnoten der drei Richter eingebaut. Das Video ist nun bei YouTube zu finden 🙂
Als ich noch Neu-Pferdebesitzer war, kam jedes Wehwehchen einer mittelschweren Katastrophe und vor allem einem großen Mysterium gleich. Ich musste nicht nur einen Tierarzt rufen, um ihn mal sicherheitshalber drauf schauen zu lassen, sondern vor allem, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, woher das Wehwehchen rührte oder was man dagegen tun könnte.
Das ist nun schon viele Jahre und vor allem einige Montagspferde her und mittlerweile bringen mich die diversen Wehwehchen, die sich ein Montagspferd alle Nas lang zuziehen kann, nicht mehr so sehr aus der Ruhe. Viel mehr befindet man sich als erfahrener Montagspferdebesitzer immer wieder in dem Dilemma, dass man eine recht konkrete Ahnung hat, was das Wehwehchen sein könnte und was man damit tun sollte, ist sich aber nicht sicher, ob man einen Tierarzt zur Bestätigung braucht oder nicht.
So auch bei der etwas ominösen Schwellung, die der Zausel seit zwei Wochen auf seinem linken Vorderbein zur Schau trägt. Zur Schau tragen deswegen, weil die Schwellung unter Belastung (also Bewegung schneller als Schritt) zu einem wirklich sehr prominenten Ei anschwillt, das einen gradezu anspringt. Es sitzt allerdings an einer Stelle, wo man sich außer einer Knochenhautentzündung/einem Überbein eigentlich nicht viel mehr zuziehen kann, ist weder schmerzempfindlich noch scheint es ihn beim Laufen zu stören. Es ist sehr hart und unmittelbar auf/am Knochen, nicht warm und nicht schwammig sondern sehr deutlich abgegrenzt. Aber offenbar wird es durch Bewegung so doll gereizt, dass es eben wirklich dick anschwillt, allerdings nach ein paar Stunden Ruhe auch wieder abschwillt. Eigentlich kann das wirklich nichts anderes als ein akutes Überbein sein. Als erste Maßnahme habe ich das Bein daher mit Heparinsalbe eingeschmiert und dem Zausel Ruhe verordnet, was er auch dankend angenommen hat. Da sich aber nach zwei Wochen immer noch keine wirkliche Besserung zeigte, habe ich dann doch etwas reumütig den Tierarzt gerufen. Nicht dass es doch viel schlimmer ist als vermutet und man viel eher hätte reagieren müssen!?
Der Tierarzt kam also, hat das Pferd sehr eingehend untersucht und folgendes festgestellt.
Vor der Bewegung ist nur eine leichte Schwellung zu erkennen.
Das Pferd ist nicht lahm. (Puh, kennt ihr diesen kurzen Angstmoment, wenn der TA fragt ob das Pferd lahmt und man überzeugt „Nein.“ antwortet und dann doch kurz denkt *Also ähm ich glaube nicht, zumindest habe ich es nicht erkennen können, aber vielleicht bin ich auch nur zu blöd, es zu erkennen*)
Die Schwellung ist nicht druck- oder schmerzempfindlich.
Auch bei der Beugeprobe ist das Pferd nicht lahm.
An der Stelle kann es sich eigentlich um nichts anderes als einem Überbein handeln.
Nach 5 min. Longe wird das Bein wirklich überraschend dick.
Vor dem Longieren
Nach 5 min. an der Longe
Gut, soweit war ich auch schon, aber schön, dass es keine bösen Überraschungen gab. Der Tierarzt schlug dann vor, einige Röntgenbilder zu machen, nur um sicher zu gehen. Klar, wir wollen immer sicher gehen. Besser ist das, und sei es nur fürs Gewissen. Trotzdem habe ich noch mal nachgefragt, vor was genau wir sicher gehen wollen. So eine ganz eindeutige Antwort hatte der Herr Dr. nicht, schließlich fiel uns beiden außer einem Überbein eigentlich nichts ein, aber dennoch, ein Röntgenbild wäre schon gut, sicher ist sicher.
Also wurde das Zauselchen in die Stallgasse verfrachtet und das Röntgengerät aufgebaut. Auf die Frage des Tierarztes „Ist der brav?“ konnte ich nur müde lächeln. Der Zausel ist erfahrener Patient, Röntgen, Spritzen, Ultraschall, Bronchioskopien, you name it – er kennt es schon. Der zuckt nicht mal mit der Wimper.
Es gab also vier schicke neue Fotos für das FamilienRöntgenalbum und die Erkenntnis: Nichts zu sehen, alles hübsch bis auf dieses prominenten Ei kurz über dem Fesselgelenk eben. Noch nicht mal die Knochenhaut war so wirklich auffällig, man hätte das vielleicht noch mit einer anderen Software besser darstellen können, aber solange man da auf dem Bild noch so wenig erkennen kann, ists auch nichts dramatisches. Warscheinlich hat er sich irgendwie selbst angeschlagen und reagiert einfach sehr empfindlich. – Empfindlich also… Auch das ist nichts neues für den Zausel.
Und die Therapie? Schonen, mit Heparin einschmieren und Abwarten. In zwei Wochen noch mal gucken, obs dann immer noch dick wird, dann könnte man es vielleicht auch noch mal unterspritzen, aber eigentlich ist das keine so schöne Stelle so dicht am Gelenk, um daran herumzuspritzen, besser wäre es, es heilt von allein.
Ein paar 100 € ärmer und einen netten Plausch mit dem Tierarzt reicher weiß ich nun also: Weitermachen wie bisher. Aber das ist ja auch gut zu wissen.
Einen Tag später gabs neue Eisen, die waren nämlich überfällig. Und noch einen Tag später war das eine Eisen schon wieder runter und der Zausel lahm im Schritt. Natürlich auf dem Bein mit dem Ei. Wie sollte es auch anders sein. Zum Glück hat der Schmied das Eisen aber sofort wieder drauf gemacht und ich hoffe nun, dass er nur fühlig ohne Eisen lief (auch hier gilt: sehr empfindlich das Pferd) und mit Eisen nun wieder alles in Ordnung ist.
Sonst muss ich morgen wohl noch mal einen Tierarzt kommen lassen. Nur um sicher zu gehen.
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