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Tipps zum Aufgabenreiten – Klasse E

Beginnen möchten wir unsere Serie zum Thema “Aufgabenreiten” mit der Klasse E. Wir zeigen euch im beigefügten Video zwar eine Dressurreiterprüfung Klasse E, welche auch schon 2010 geritten wurde. Die Unterschiede zwischen einer Dressurreiterprüfung und einer Dressurprüfung Klasse E sind allerdings nicht so groß, sodass die Kriterien hierfür ähnlich sind.

E-Dressuren können alleine, zu zweit oder in der Abteilung mit maximal vier Pferden geritten werden. Ich persönlich reite Aufgaben immer am liebsten alleine, da kann ich mein Grundtempo am besten bestimmen, es kann einem keiner in die Quere reiten und doofe Flüchtigkeitsfehler wie falsches aneinander Vorbeireiten können auch nicht passieren. Da man sich das ja aber leider nicht aussuchen kann und je nach Nennzahl auch die Ausschreibung kurzfristig geändert werden kann, heißt es, auf alles bestens vorbereitet sein! Also rate ich allen Turniereinsteigern sich schon bereits im heimischen Stall auf Abteilungsreiten (oder auch zu zweit hintereinander) vorzubereiten. Einige Pferde und Ponys haben Probleme mit Abteilungsreiten und besonders im Galopp kann das für einen ungeübten Reiter schnell unangenehm werden. Auch wichtig ist es, sich immer genügend Abstand zum Vordermann zu verschaffen (eine Pferdelänge). Dies kann man durch einen größeren Abstand beim Aufmarschieren erreichen und wenn der Vordermann in der Prüfung ein niedrigeres Grundtempo hat als euer Pferd, reitet die Ecken besonders tief aus oder reitet den Zirkel in der Not etwas größer!

In der E-Dressur werden der Mittelschritt, Arbeitstrab und Arbeitsgalopp abgefragt, in einigen Aufgaben müssen die Reiter auch leichttraben, seid dabei sehr wachsam und achtet darauf, ob ihr auf dem richtigen Fuß leichttrabt!!! In einigen Aufgaben ist das Aufmarschieren oder Einreiten aus dem Trab, sodass auch der Übergang Trab- Halt zu Hause gut geübt werden sollte, ansonsten sind alle anderen Übergänge in der Einstiegsklasse nur über eine Gangart (Schritt-Trab / Trab-Galopp)zu reiten und sollten auch schon in der E Dressur möglichst am Punkt geritten und sorgfältig vorbereitet werden. Sollte euer Pferd oder Pony falsch angaloppieren, heißt es durchparieren und sorgfältig neu angaloppieren.

Grundsätzlich kann man sagen, dass es in einer E-Dressur besonders wichtig ist, alle Hufschlagfiguren sehr gründlich und sorgfältig auszuführen. Ich habe mich auf meinem letzten Turnier länger mit einem Richter unterhalten, der sich darüber beschwerte, wieviele Reiter keinen korrekten, runden Zirkel mehr reiten können. Da meine Trainerin auf runde Zirkel von Punkt zu Punkt besonderen Wert legt, konnte ich da natürlich ordentlich Punkten.Wenn man also alle Hufschlagfiguren sorgfältig ausreitet und sie vorallem gut vorbereitet, hat man in der E Dressur schon mal gute Chancen!

Fast genau so wichtig ist ein harmonisches Gesamtbild. Der Reiter sollte in der Lage sein, sein Pony oder Pferd in sicherer Anlehnung zu reiten und es bei Handwechseln gründlich umzustellen, es sollte den Richtern der Eindruck vermittelt werden, dass das Pferd oder Pony sicher an den Hilfen steht. Ein schöner, gestreckter Sitz, eine ruhige Zügelführung und natürlich immer freundlich lächeln (Reiten macht Spaß!) erfreut jeden Richter. Dies sind besonders in der Einstiegsklasse wichtige Kritikpunkte um es in die Platzierung zu schaffen.

Vermögen oder Qualität des Pferdes sind in der Klasse E nicht von Bedeutung, allerdings solltet ihr natürlich trotzdem auf ein tolles Äußeres achten, eure Pferde und Ponys schön einflechten und in geputzten Stiefeln, geschniegelt und gestriegelt in die Prüfung reiten!

Taktfehler oder deutliche Unklarheit führen auch hier zum Prüfungsausschluss.

Nach eurer Prüfung erhaltet ihr eine Wertnote und ein Protokoll vom Richter, wie das aussehen kann, könnt ihr in dem Protokoll von Jeanys und meinem Turniereinstieg sehen!

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Vielleicht gibt es ja unter euch Lesern den einen oder anderen Einsteiger – falls ihr noch Fragen habt, Tipps oder Tricks für eure erste Turnierprüfung braucht, stellt sie uns doch gerne! Ansonsten wünschen wir euch einen tollen, aufregenden Start in das Turniergeschehen. Berichtet doch mal, wie es gelaufen ist!

Neue Serie: Dressuraufgaben

Die Turnierreiter unter uns werfen bereits den einen oder anderen Blick auf die FN-Neon Website und planen die ersten Starts, und auch viele von Euch planen bestimmt bereits fleissig: Die Saison 2015 steht direkt vor der Tür!

Wir haben uns daher gedacht, dass wir eine neue Serie starten möchten. Hierfür werden wir eine Dressuraufgaben filmen und dazu schreiben, welche Fallstricke so eine Aufgabe mit sich bringt und an welchen Stellen ihr besonders punkten könnt. Vielleicht bekommt ihr auch das eine oder andere neue tolle Pferd zu sehen – ihr könnt also gespannt sein!

Starten werden wir die Serie dieses Wochenende mit einem Bericht zur Klasse E und dann arbeiten wir uns Klasse für Klasse voran.

Vorstellung Anne

Nach einer kleinen Pause soll es jetzt mit unserer kleinen Vorstellungsserie weitergehen.

Jetzt bin ich also an der Reihe: Ich heiße Anne, bin 24 Jahre alt und stamme aus einem kleinen, aber feinen Dörfchen in Südthüringen. Aktuell lebe ich in Dresden und studiere hier Elektrotechnik. Neben meiner Liebe zu meinen Pferden gehöre ich zu den Mädels von Horsediaries, die auch eine kleine Leidenschaft für die Fotografie haben. Zu mir gehören Lance, ein sechzehnjähriger Holsteiner und Cäsar, ein elfjähriges Deutsches Sportpferd. 10968563_772367126184908_2637732213510602614_n Da meine Mutter früher viele Jahre aktiv Vielseitigkeit geritten ist, war es nicht verwunderlich, dass sie mich als kleines Kind schon zu jeder sich bietenden Gelegenheit aufs Pferd setzte. So richtig ging es mit der Reiterei für mich aber erst los, als ich 10 Jahre alt war. Drei Jahre lang nahm ich wöchentlich Reitstunden auf verschiedenen Ponys und Pferden. Es folgten vier Jahre mit einer tollen Reitbeteiligung, auch meine Mutter begann wieder einmal wöchentlich zu reiten. Als ich 17 war, wollten wir uns endlich den langgehegten Traum vom eigenen Pferd erfüllen, nach sehr kurzer Suche hatten wir das perfekte Einsteigermodell gefunden. Es folgten meine ersten richtigen Turnierstarts und einfach eine schöne Zeit. Gesundheitlich hatte Lance leider großes Pech, sodass er vor fast drei Jahren nach einigen Verletzungen auf eine Dauerweide umzog und seinen wohlverdienten Ruhestand genießen sollte. 1613778_685967208158234_8133847477802359076_n So ganz ohne Reiten war das aber dann auch nichts für mich, und so zog 2012 Cäsar bei uns ein. Das Schimmelchen und ich haben uns schnell zusammengerauft und direkt unsere ersten gemeinsamen Turniere bestritten. Auch er hatte gesundheitlich nicht so viel Glück, ist aber nach einer Griffelbeinoperation und vielen Kilometern Spazierengehen wieder völlig fit. Auf Turnierreiten habe ich irgendwie keine Lust mehr, dafür haben wir bei unseren ersten VS-Trainings großen Spaß an der Sache entdeckt, gehen viel ausreiten und machen sonst allerhand Quatsch.10625152_705831169505171_262517032953251607_nDa sich meine Prioritäten in den letzten Jahren ziemlich verändert haben und zwei Pferde in zwei Ställen wirklich stressig sind, habe ich mir Mitte letzten Jahres den Traum erfüllt und meine beiden zusammen in einen Stall gestellt. Meine zwei haben sich kennen und mögen gelernt, verbringen 24h am Tag gemeinsam und ich erfreue mich daran, dass es ihnen gut geht, reite viel ins Gelände und auch ein bisschen auf dem Platz, damit alle fit und beweglich bleiben und sonst genießen wir einfach das Leben zusammen.

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Zu Horse Diaries möchte ich mit schönen Fotos und Beiträgen zum Thema Freizeitreiten, Umgang mit dem Pferd oder Arbeit vom Boden beitragen. Ich bin gespannt, was in nächster Zeit noch so dazu kommt und wie sich unser Blog entwickelt.

Im Test: Der LG-Zaum

Es gibt beim Reiten und im Umgang mit Pferden viele Sachen, die man eben so macht, weil es alle so machen. Zum Beispiel ein Pferd in eine Box mit Stroheinstreu stellen, es mit Hafer füttern und es mit Sattel und Trense reiten. Das funktioniert bei den meisten Pferden gut. Und solange das Pferd damit ohne offensichtliche Probleme zurecht kommt, bleibt man eben einfach bei den Sachen, die man schon immer so gemacht hat.

Interessant wird es dann, wenn Probleme auftreten und man gezwungen ist, sich nach Alternativen umzusehen. Sam ist eine jetzt 7 jährige Oldenburger Stute von San Amour. Sie ist ein nettes, patentes kleines Pferd mit guten Nerven und viel Mut, sitzbequem, mit dunkler Jacke und einem für eine Stute sehr üppigen Aufsatz. Ein rundum nettes Pferd, wäre da nicht ihre grundsätzliche Abneigung gegen Gebisse.

Diese Abneigung zeigt sie durch große Unzufriedenheit, vor allem im Maul und generell in der Anlehnung. Es ist wahnsinnig schwer, eine weiche und gleichmäßige Verbindung aufzubauen. Sie wehrt sich schnell gegen das Gebiss, entweder mault sie stark gegen die Hand oder verkriecht sich mit klappernden Zähnen. Hinzu kommt, dass sie während des Reitens mindestens 4 mal äppelt und das ganze immer flüssiger wird, je länger man reitet, bis es wirklich zu Durchfall wird.

Wir haben seit fast zwei Jahren an diesem Problem gearbeitet. Es wurde ein Sattel extra angepasst und in sehr regelmäßigen Abständen auf gute Passform kontrolliert, das Gebiss getauscht, anders eingestellt, verschiedene Materialien ausprobiert, einfach, doppelt, gar nicht gebrochen, was der Markt da eben so hergibt. Der Rücken wurde mehrfach osteopathisch behandelt und akupunktiert, sie wurde mit Kräutern und Essenzen behandelt. Die Zähne wurden regelmäßig von einem Pferdezahnarzt gerichtet und wir haben verschiedene Futtermittel ausprobiert. Regelmäßiger Reitunterricht und verschiedene Bereiter haben sich dem Problem angenommen. Sie hatte Phasen, in denen es besser ging, dann wieder wirklich katastrophal schlechte Phasen. Wirklich richtig zufrieden lief sie aber einfach nie, solange sie ein Gebiss im Maul hatte.

Nach dem sie nun aktuell wieder eine ganz besonders unzufriedene Phase hatte, das erneute Anpassen des Sattels, Einrenken des Rückens und längeres Training ausschließlich an der Longe wieder keine Veränderung brachten, haben wir nun eben etwas ganz anderes versucht und einfach das Gebiss ausgeschnallt und gegen einen LG-Zaum getauscht.

Verschiedene Studien haben nun mehrfach die Verwendung von Gebissen sehr stark hinterfragt und Probleme aufgedeckt, die den meisten Reitern wahrscheinlich gar nicht bewusst sind. In der Maulspalte eines Pferdes ist eigentlich kein Platz für ein Gebiss. Das Gebiss regt den Speichelfluss an was zu Verdauungsproblemen führen kann, es verursacht Schmerzen an den Kinnladen und dem Gaumen und verursacht einen Reflexkonflikt zwischen den beiden Reflexen Kauen und Laufen. Ist das Maul des Pferdes geschlossen, ist es auf Atmen und Fliehen eingestellt. Das Gaumensegel ist so geöffnet, dass sie Luftröhre frei ist und die Speiseröhre verschlossen. Hat es nun aber ein Gebiss im Maul, löst dies die Reflexkette „Fressen“ aus. Das Gaumensegel gibt die Speiseröhre frei und verdeckt die Luftröhre, damit dort nicht versehentlich Futterreste hineingelangen können. Zusätzlich regt das Gebiss den Speichelfluss an. Weil dem Pferd schlucken und laufen gleichzeitig nicht möglich sind, läuft ihm der übermäßig produzierte Speichel aus dem Maul und bildet dort Schaum. Das Gebiss verursacht dem Pferd damit nicht nur Schmerzen, wenn es vom Reiter unsanft bedient wird, es löst auch durch seine bloße Anwesenheit im Maul schon Stress aus und kann dazu führen, dass das Pferd schlechter Luft bekommt.

Im praktischen Test hätte der Unterschied gravierender kaum sein können. Bereits bei der ersten Runde im Schritt war ein deutlicher Unterschied zu bemerken. Anstatt gegen das Gebiss anzugehen und sich gegen die Anlehnung zu verweigern, zog sie gut an den Zügel heran, trat fleißig und zufrieden durch den Körper und behielt den Takt im Schritt. Beim Antraben war sie zunächst sehr irritiert und wir brauchten einige Anläufe, bis sie Vertrauen in die neue Zäumung gewonnen hatte und sich auch hier an die Hand heran dehnte.

Das Pferd ist mit dem LG-Zaum wirklich wie ausgetauscht. Sie lief in den letzten zwei Jahren nicht einen einzigen Tag so zufrieden wie jetzt mit dem Glücksrad. Sie tritt endlich an das Gebiss heran, schwingt fleißig über den Rücken, streckt sich in die Tiefe ab, nimmt Stellung und Biegung an, Paraden erzeugen keine Gegenwehr mehr. Die Wandlung ist wirklich kaum zu glauben, wenn man bedenkt, dass sie erst drei mal mit dem LG-Zaum geritten wurde.

Der LG-Zaum ist dabei vom Reitgefühl nicht anders als ein Gebiss. Als Reiter muss man sich nicht auf eine andere Reitweise einstellen. Auch dem Pferd ist die Umstellung sehr leicht gefallen und benötigte nicht mal eine halbe Stunde. Erstaunlich ist auch, dass sie mit dem LG-Zaun während des Reitens nur noch ein einziges Mal äppelt und das in völlig normaler Konsistenz. Offensichtlich hat ihr das Gebiss im Maul derartigen Stress gebreitet, dass sich das direkt auf die Verdauung ausgewirkt hat. Ich hatte immer angenommen, sie stresst sich vom Reiten an sich, also vor allem auch dem Reiter, den anderen Pferden, der Trennung von der Herde. Ihr Stress rührte aber alleine vom Gebiss, nicht vom Reiten an sich. Mit Entfernung des Gebisses sind auch die Verdauungsschwierigkeiten komplett aufgehoben. Das hätte ich mir wirklich nicht von einer so einfachen Maßnahme erträumen lassen.

Sam hat so lange versucht uns verstehen zu geben, dass sie mit dem Gebiss im Maul nicht zurecht kommt. Wir haben alles mögliche ausprobiert und dabei das einzig wichtige, was doch eigentlich so naheliegend ist, außen vor gelassen. Weil man eben mit Gebiss reitet und das alle machen und schon immer so gemacht haben.

Es lohnt sich, unseren Pferden besser zuzuhören und auch für Alternativen offen zu sein, die vielleicht nicht so üblich sind. Ich persönlich bin bisher mehr als überzeugt von dem LG-Zaum. Damit will ich nicht sagen, dass er das Allheilmittel für alle Rittigkeitsprobleme ist und von jedem Pferd so gut angenommen wird. Pferde sind Individuen und jedes hat andere Vorlieben und auch anatomische Vorraussetzungen. Für Sam ist der LG-Zaum genau das richtige, was nicht heißen muss, dass er für jedes Pferd so gut funktioniert. Weil ich aber so positiv überrascht von dem Zaum bin, möchte ich ihn gern auch beim Zausel ausprobieren, auch wenn der keine augenscheinlichen Probleme mit dem Gebiss hat.

 

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Mein Pferd ist nicht dumm, sie versteht nur nicht immer alles

Wer kennt sie nicht, diese Sprüche „Mistvieh, nie macht es das, was es machen soll!“. So, oder so ähnlich. Und oft auch schlimmer.

Erst letztens ist mir wieder so ein Spruch entgegen gekommen. Und das machte mich nachdenklich – hat man doch auch selber schon mal etwas in der Art gesagt oder aber zumindest gedacht, da nehme ich mich nicht raus. Und oft ist es doch so: Anstatt, dass wir bei uns Fehler suchen, muss erstmal ein anderer Sündenbock her: unser vierbeiniger Partner: stur, zickig, motivationslos, faul, ignorant, nicht bremsend und so weiter und so weiter. Na? Wer von euch kann sagen, dass wir unser ach so geliebtes Pferd nicht auch schonmal mit solchen Adjektiven geschmückt haben? Ich nicht.

Das mag bei vielen verpönt sein, aber ich nenne mein Pferd lieber liebevoll „Zicke“ oder „Glotzkuh“, als dass ich es anders herauslasse und meine Wut oder meinen Zorn am Pferd herauslasse. Das ist zum Glück schon Jahre her, dass ich das gemacht habe und dafür schäme ich mich. Ich habe zum Glück damals sofort einen Rüffel von meiner Mutter bekommen. Dafür danke ich ihr heute, auch wenn ich das damals total doof fand. Heutzutage lasse ich die Zügel lang und gehe lieber eine Runde ins Gelände, wenn mal wieder etwas nicht klappen möchte, was doch sonst immer funktioniert. Oder wenn der Sonnenfleck an der Bande kleine Peppers frisst. Oder vielleicht auch nur ein Sandkorn anders liegt als sonst.

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Über die Weihnachtstage war eine gute Bekannte am Stall und hat mit Pepper etwas Handarbeit versucht. Klar, für den Hausgebrauch kann Pepper alles. Sie lässt sich willig führen, überholt nicht… ich komme halt einfach problemlos von A nach B.
Aber so einfach ist es dann ja doch nicht. Von der anderen Seite geführt werden? Für Pepper zunächst total seltsam, denn sonst soll sie doch immer rechts von mir laufen? Im ersten Moment habe ich lachend gesagt „Ganz schön doof, die Pepper.“ Aber natürlich ganz und gar nicht doof, sie hat es doch schließlich so viele Jahre anders gelernt. Sie hat es schlicht und ergreifend erstmal nicht verstanden und hat deswegen immer wieder versucht, ihren Körper auf die andere Seite zu mogeln. Also wurde immer wieder neu angesetzt, man hat Pepper förmlich denken sehen und dann war es auch in Ordnung.

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Oder heute beim Reiten: Durch ihren Körperbau und ihre Eigenschaft, immer alles richtig machen zu wollen, klappt der Außengalopp nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber kann ich sie als doof bezeichnen, wenn sie doch im Parcours gelobt wird, wenn sie selbstständig den Galopp wechselt? Warum ist es dann verkehrt, wenn sie in der dressurmäßigen Arbeit bei einem Handwechsel auch sofort einen fliegenden Wechsel springt? Auch wenn ich mich noch so sehr bemühe, mein Gewicht nicht zu verlagern?
Nein, ich kann ihr nicht böse sein und versuche durch andere Hufschlagfiguren den Außengalopp zu erhalten, bis es dann zum Ende hin auch klappt. Sie also verstanden hat, dass nicht immer ein fliegender Wechsel erwünscht ist.

Und trotzdem. Manchmal nenne ich sie liebevoll „meine Glotzkuh“ und kann ihr aber trotzdem nicht böse sein, wenn sie 20 mal an der Decke auf der Bande vorbeiläuft und sie auf einmal ganz schrecklich ist, obwohl wir sie doch zusammen dort abgelegt haben. Ich glaube, wenn sie das ablegen würde, würde ich mir auch Gedanken machen. Vielleicht versteht Sie irgendwann auch, dass Decken an der Bande keine Pepper-fressende-Monster sind. Ich gebe die Hoffnung nicht auf!

Neues vom Blondinchen

Eigentlich gibt es nicht viel zu berichten. Jeany und ich haben es in den letzten Wochen eher ruhig angehen lassen. Das hängt unter anderem auch mit diesem schrecklich nassen Wetter zusammen. Das haut nicht nur Jeany auf die Knochen, sondern auch mir auf den Kopf. Wer kennt das noch? Dieses ewige Rumgegurke in der Halle fällt mir soooo auf den Wecker, sodass wir meistens nur ein bisschen Bodenarbeit und lockere Arbeit an der Longe gemacht haben. An den wenigen trockenen Tagen war ich ausreiten und bin das eine oder andere Mal auch platsch nass wieder in den Stall zurück gekehrt. Nee, so hatte ich mir das mit dem Winter nicht vorgestellt.

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Jeany – auch genannt Erdferkel!

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Im strömenden Regen, schnell zurück…

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Jeany, Wayana und Imi bei der Schlammparty.

Jeany war zuletzt etwas nörgelig mit ihrem Gebiss, also habe ich mich da mal wieder nach einer Alternative umgesehen. Ich habe das Gefühl, sie mag es gern wenn man das Gebiss ab und an mal wechselt. Doppelt gebrochen mag sie gar nicht, so bin ich bis vor kurzem mit einer einfach gebrochenen Wassertrense von Sprenger geritten. Jetzt habe ich mir von Sprenger das Dynamik RS aus Sensogan gekauft, einfach gebrochen mit Olive. Das scheint ihr gut zu schmecken, sie zieht wieder schön an die Hand ran und kaut auch wieder mehr. Des Weiteren habe ich mir vorgenommen beim nächsten Quengeln mal das gebisslose Reiten zu probieren. Ich bin zwar schon das ein oder andere Mal am Halfter geritten, aber nicht „ernsthaft“. Könnte mir gut vorstellen, dass das meiner kleinen Primadonna gut gefällt.

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Ein bisschen Wellness…

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Abendliches Spielprogramm im Trockenen.

Ich bin endlich richtig zufrieden mit Jeanys Gewicht. Ich habe ja einiges ausprobiert und nun mit einem Netz in der Raufe und komplett getreidefreier Ernährung endlich Erfolge zu verzeichnen. Mir graut es natürlich schon wieder vorm Sommer, aber immerhin haben wir diesen Winter konsequent durchgearbeitet (toitoitoi) und gehen so mit einem anderen Ausgangsgewicht in die Weidesaison in ein paar Monaten.

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Jeany und Cassy trocknen und stärken sich nach einem weiteren Ausritt, der im Regen endete…

Wir haben auch wieder einige Spaziergänge gemacht. Allein oder mit einer sehr guten Freundin. Ich genieße es immer sehr auch mal zu Fuß mit meinen Pferde unterwegs zu sein. Vor allem natürlich, wenn ich beide dabei habe!

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Jeany und Wayana beobachten die aufgehende Wintersonne

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Wow, eine Trockenphase, also schnell raus!

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Zum Abschluss gibt es noch ein paar Fotos von dem kleinen „Schnee“- (oder wie man das bisschen Weiß hier in Hamburg so nennen kann)Shooting vom 25. Januar. Ich habe mich also mit meiner Freundin verabredet zum Fotografieren. Es war zunächst Sonnenschein angesagt, aber natürlich war es wolkenverhangen und der Wetterbericht wechselte auf Regen. Wir haben uns also wirklich beeilt und wie soll es auch anders sein, auf dem sonst ruhigen Feld fuhr ein Trecker der seinen Mist ablud. Jeanys Shootingbegleitung (man bemerke, die Stute ist 29 Jahre alt und hat sonst die Ruhe weg) fand das gar nicht witzig und traversierte und tanzte auf der Stelle und alle Beteiligte hatten etwas Sorge um einen Herzinfarkt. Und was macht mein Ponykind? Stellt sich hin und posiert schon mal. Sie ist und bleibt einfach die Beste! Dadurch, dass es bereits zu tauen begonnen hatte, wollte ich nicht mehr Vollgas geben und bin einfach noch ein paar mal den Feldweg hoch und runter galoppiert, so wie es der Boden eben zuließ. Immerhin habe ich nun eine Handvoll winterlicher Fotos, eine halbe Stunde später begann es nämlich ordentlich zu regnen und der Schnee verschwand. Seufz…

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Bis zum nächsten Mal! 🙂File0970_kFile0492_k

 

 

 

5 gute Gründe für die Haltung im Offenstall

Vielleicht habt ihr die Geschichte vom Zausel und mir schon ein bisschen nachverfolgt und wisst, dass er nicht mit der aller stabilsten Gesundheit gesegnet ist. Unter anderem leidet er unter einer chronischen Bronchitis, die mich dazu gezwungen hat, seine Haltung ziemlich umzukrempeln. Das Pferd musste irgendwie so schnell wie möglich von Heu und Stroh befreit werden und weil das auf einer üblichen Stallgasse kaum möglich ist, blieb uns nicht viel mehr anderes übrig als das Abenteuer Offenstall zu wagen. Ich will ganz ehrlich sein: Freiwillig wäre ich diesen Schritt wohl nicht gegangen und der Zausel würde immer noch wie viele andere Pferde auch in der Box stehen. Schon nach den ersten Tagen im Offenstall war ich von dieser Haltungsform aber so begeistert, dass ich heute auch ein gesundes Pferd nicht mehr anders halten wollen würde. Wer einmal die Vorteile eines (guten) Offenstalls genossen hat, möchte diese nicht mehr missen.
Leider sind aber immer noch viele Pferdehalter der Ansicht, die Haltung im Offenstall ginge mit vielen Einschränkungen und Nachteilen für den Reiter einher und so richtig sportliches Reiten sei im Offenstall ohnehin nicht möglich. Mit diesen Vorurteilen würde ich gern ein bisschen aufräumen und habe daher hier mal fünf Gründe zusammen gesucht, die echte Vorteile für den Reiter sind:

1. Ihr tut eurem Pferd etwas Gutes

Licht, Luft, Wetter, Artgenossen, Bewegung, Futter und Wasser – eigentlich ist es nicht viel, was ein Pferd braucht, um glücklich zu sein. Dennoch müssen viele Pferde auf einige dieser elementaren Bedürfnisse verzichten oder bekommen sie nur sehr limitiert zur Verfügung gestellt. Eigentlich sollte dieser Punkt 1 für jeden Pferdebesitzer Grund genug sein, den lieben Vierbeiner in einem Offenstall (oder Bewegungsstall mit ähnlichem Konzept) unterzubringen. Alleine sein Pferd im Zusammenleben mit Artgenossen beobachten zu dürfen, jeden Tag aufs neue mit lustigen, herzlichen, friedlichen und albernen Momenten im Stall empfangen zu werden und die Gewissheit zu haben, dass es dem Pferd rundum gut geht, erfüllt mich täglich mit Freude und Zufriedenheit. Wenn ich ehrlich bin hat der Anblick eines vergitterten Pferdes in mir schon immer irgendwie Unbehagen ausgelöst und ich habe erst später bemerkt, welchen Unterschied alleine der Anblick für mein Wohlbefinden im Stall bedeutet.

2. Euer Pferd lässt sich besser reiten

Wer rastet, der rostet – das wussten schon unsere Großeltern! Und es gilt ebenso für uns wie für unsere Pferde. Wer über 20 Stunden in der Box gestanden hat, der kann nicht locker flockig ins Training starten. Je mehr sich Pferde über den ganzen Tag verteilt frei bewegen können, desto lockerer sind sie und das wirkt sich natürlich auch auf das Reiten aus. Hinzu kommt, dass sie im Gemüt viel ausgeglichener sind. Natürlich verhindert ein Offenstall nicht komplett, dass Pferde bei kalten Temperaturen gern mal ein bisschen knackig werden, aber die Möglichkeit zur freien Bewegung mildert  extreme Temperamentsausbrüche doch deutlich ab. Weil es ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass Pferde, die sich den ganzen Tag frei bewegen dürfen, faul und träge werden, möchte ich dieses auch gleich aus der Welt räumen: Keine Sorge, sie haben trotzdem noch reichlich Energie! Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Vorstellung, ich müsste mein Reitpferd den ganzen Tag über in eine Box sperren, nur damit es einen ausreichend aufgestauten Bewegungsdrang hat um mein Reitvergnügen zu befriedigen, ehrlich gesagt ziemlich befremdlich finde, tut das gar nicht Not. Pferde sind mit so großer Bewegungsfreude ausgestattet, dass sie auch nachdem sie den ganzen Tag Zugang zu freier Bewegung hatten, motiviert mit uns gemeinsam trainieren. Davon könnten wir alle uns wohl mal eine Scheibe abschneiden!

3. Euer Pferd bleibt gesund

Das Pferd ist – ich bin mir sicher an dieser Stelle ist niemand überrascht – ein Lauftier. Bewegung gehört zu den elementaren Bedürfnissen eines jeden Pferdes. Als Steppenbewohner ist sein ganzer Organismus darauf ausgelegt, jeden Tag, das ganze Jahr über, bei jedem Wetter mehrere Kilometer zur Nahrungsaufnahme zurückzulegen. Der komplette Bewegungs- und Verdauungsapparat hat sich in jahrtausendewährender Evolution an diese Lebensform angepasst. Sperrt man das Lauftier Pferd in eine kleine (oder auch große) Box, kann es der seiner natürlichen Art entsprechenden Lebensform nicht nachkommen und dies geschieht leider in vielen Fällen zu Lasten der Gesundheit (und auch des psychischen Wohles). Nicht ohne Grund leiden heute mitunter ganze Reitställe an regelrechten Zivilisationskrankheiten wie Lahmheiten, Verdauungsproblemen und Koliken, Erkrankungen der Atemwege und Verhaltensauffälligkeiten. Die Liste dieser Krankheiten ist lang und geht man einmal durch eine Stallgasse hat doch fast jedes der aufgestallten Pferde mindestens eine dieser Beschwerden.
Natürlich ist die Haltung im Offenstall kein Allheilmittel und auch im Offenstall gehaltene Pferde können krank werden. Dennoch kann mit dieser Form der Haltung vielen solcher Krankheiten vorgebeugt werden und sogar im Falle einer bereits durch die Haltungsform verursachten Erkrankung deutliche Linderung und sogar Heilung verschaffen. Und ein gesundes Pferd ist doch am Ende das, was sich jeder Reiter wünscht – auch und vor allem die, die ihr Pferd sportlich nutzen wollen. Die Angst vor Verletzungen im Offenstall ist auch unbegründet. Natürlich gibt es immer wieder Fälle, in denen sich Pferde gegenseitig verletzten. Aber genauso gibt es reichlich Fälle, in denen Pferde in Boxen schwer verunglücken. Außerdem schwächt langes Stehen in der Box Sehnen und Bänder der Pferde. Wenn diese dann auf die Weide gelassen werden und unkontrolliert losbocken, gibt es schnell Verletzungen. Pferde die sich 24 Stunden frei bewegen können, stärken ihren gesamten Bewegungsappart und sind viel weniger anfällig. Außerdem haben sie keine angestaute Energie, die sich explosionsartig entläd. Eine gut zusammen gestellte, stabile Herde ist sehr friedlich und es gibt kaum körperliche Auseinandersetzungen unter den Pferden. Probleme gibt es vor allem dann, wenn die Herdenzusammensetzung sich häufig ändert, die Pferde zu wenig Platz zum Ausweichen haben oder aber die Pferde durch lange Zeiten in der Box die Grundregeln des Sozialverhaltens verlernt haben.

4. Ihr schafft euch mehr Freiheiten

Ich glaube jeder Pferdebesitzer kennt das schlechte Gewissen, wenn das Pferd mal weniger bewegt wird als es eigentlich gut wäre. Vorbereitung auf eine wichtige Prüfung, Klausurenphase in der Uni, eine wichtige Deadline im Büro oder Ferien- und Urlaubszeiten. Jeder kennt die Phasen, in denen er dem Pferd nicht so richtig gerecht werden kann und sich irgendwie aus reinem Pflichtgefühl total abgehetzt in den Stall begibt, um das Pferd schnell irgendwie an die Longe zu hängen und es zumindest etwas zu bewegen. Dass das dem Pferd gegenüber weder fair noch seinem Bewegungsbedürfnis entsprechend ist, wissen wir natürlich, aber es geht heute, diese Woche oder bis zur Prüfung eben nicht anders. Das ist für alle Beteiligten eine unschöne Phase, aber euer Pferd kann nichts dafür, dass es zeitweise mal so gar nicht in euren Alltag passt und ihr habt echt andere Sorgen, als euch mit einem schlechten Gewissen zu belasten.
Es geht so viel entspannter, wenn man sein Pferd so hält, dass man als Reiter nicht für das Grundbedürfnis an Bewegung sorgen muss. Wer sein Pferd in einem Stall hält, in dem es sich viel bewegen kann und auch ausreichend Anreize dazu hat, dies auch zu tun, der muss sich kein Bein ausreißen, um das Pferd noch mal schnell an die Longe zu hängen. Stehtage gibt es nicht, euer Pferd hat nur noch Arbeitstage und Wochenende. Und wer freut sich nicht mal über ein Wochenende, auch wenn es auf Montag und Dienstag fällt!? Wer sicherstellt, dass alle Grundbedürfnisse des Pferdes in seiner Haltung abgedeckt werden, der erhält als Reiter unglaubliche Freiheiten und kann die Zeit mit dem Pferd viel bewusster und positiver genießen. Man schätzt die Zeit beim Pferd dann als gemeinsame Aktivität mit dem Partner Pferd und arbeitet nicht ständig gegen sein schlechtes Gewissen an. Das bedeutet mehr Freude und weniger Verpflichtung an der Pferdehaltung!

5. Alles ist möglich, auch im Offenstall!

Es hält sich leider relativ hartnäckig das Gerücht, ein Sportpferd könne man nicht im Offenstall halten bzw. mit einem im Offenstall gehaltenen Pferd sei die sportliche Nutzung nicht möglich. Nun – ich denke, die oben genannten Punkte zeigen eigentlich nur, dass auch und vielleicht gerade sportlich genutzte Pferde im Offenstall super aufgehoben sind, weil es ihre Nutzung erleichtert. Das klingt nun sehr nüchtern und etwas fies, schließlich sehen die meisten ja einen Partner in ihrem Pferd und es geht ihnen nicht um die bloße Steigerung der Nutzbarkeit des Pferdes. Die Offenstallhaltung kommt ja aber in erster Linie dem Wohlbefinden unserer Pferde entgegen. Als für den Reiter äußerst nützlichen Nebeneffekt steigert sie außerdem auch die Nutzbarkeit. Mit einem im Offenstall gehaltenen Pferd ist alles möglich, selbstverständlich auch die Turnierteilnahme bis zur schweren Klasse. Dass dafür die Trainingsbedingungen stimmen müssen, steht natürlich außer Frage, die bloße Haltungsform ist aber kein Hindernis zur sportlichen Nutzung. Ganz im Gegenteil, sie wirkt sich sogar positiv daraus aus. Auch das Scheren und Eindecken der Pferde ist im Offenstall problemlos möglich. Mit ausreichendem Bewegungs- und Beschäftigungsangebot zerfetzen die Pferde auch nicht ,wie sonst auf den Winterpaddocks vor lauter Langeweile ja üblich, die Decken ihrer Herdenmitglieder. Bei eingedeckten Pferden hält sich dann auch der Aufwand fürs Putzen in Grenzen, denn unter der Decke bleiben selbst kleine Erdferkel sauber. Vor einem anstehenden Turnierstart kann die Decke dann auch noch um ein Halsteil erweitert werden, dann sitzt die Frisur am nächsten morgen garantiert noch.

 

Auch wenn ich eher unfreiwillig unter die „Offenstaller“ gegangen bin, kann ich mir heute eine andere Haltungsform gar nicht mehr vorstellen. Natürlich auch, weil ich sehe, wie gut sie den Pferden tut. Aber auch, weil es mir als Reiter ganz neue Freiheiten verschaffen hat, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Ich sehe heute vieles deutlich entspannter. Wenn ich es mal nicht in den Stall schaffe, weiß ich mein Pferd trotzdem rund um gut versorgt und glücklich und zufrieden. Als der Zausel nun im Oktober operiert wurde (mehr dazu hier ) und darum vier Monate nicht geritten werden durfte, musste ich mir keine Sorgen um ein immer verrückter werdendes Pferd machen, musste nicht ewig in der Halle im Kreis führen, hatte keinen Ärger mit dem Antrainieren. Er hat einfach 4 Monate im Paddock verbracht und ich konnte danach auf ein lockeres und motiviertes Pferd wieder aufsteigen und anfangen das Training langsam aufzubauen.
Ich empfinde diese Form der Haltung als so große Erleichterung bezüglich aller Verpflichtungen, die man mit der Anschaffung eines Pferdes eingeht, dass ich hoffe, dass viele Reiter diese erkennen und sich und ihren Pferden das Leben um einiges leichter machen.

 

Winterarbeit – oder der schwere Sprung von M nach S

Mitte Dezember hatte ich über kleine Baustellen bei Püppi berichtet: Hautpilz und eine heftige Impfreaktion hielten uns vom Training ab. Außerdem mag Püppi die Kälte nicht wirklich und war steifer als sonst. Daraufhin habe ich ihr ein Halsteil an die Decke gebaut, Akupunktur machen lassen um Blockaden zu lösen und chinesische Kräuter gefüttert. Und seitdem geht es der Maus wieder richtig gut!

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Neben nasskaltem Wetter, viel Dunkelheit und kurzen Tagen hat der Winter ja auch seine positiven Seiten: Bei jungen Pferden bietet er die Möglichkeit, in Ruhe weiter an der Ausbildung zu feilen, neue Lektionen zu erlernen und bereits Erlerntes zu verinnerlichen. Während der Turniersaison fängt man ja nicht unbedingt damit an, neue Lektionen zu reiten um das Pferd nicht durcheinander zu bringen, sondern bereitet sich auf die aktuellen Aufgaben vor.

Püppi ist nun 8 Jahre alt. Im letzten Jahr war sie in der Trabtour ja bereits sicher auf M-Niveau, allerdings war die Galopptour hinterher. Ich hatte ja berichtet, dass es Püppi noch schwer fällt, ihre eigentlich große Galoppade in die Versammlung mitzunehmen, hinten dabei weiter gut durchzuspringen und nicht zu kurz zu werden. Außerdem wurde sie schnell hektisch bei den Wechseln und sprang sie nicht sicher auf Hilfe. In Anbetracht der Tatsache, dass wir in der Galopptour also noch gaaanz viel Luft nach oben hatten, war ich umso glücklicher, dass wir trotzdem bereits reihenweise M* platziert waren und ja sogar eine M* gewinnen konnten. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich wenig Ranglistenpunkte hatte und häufig in der leichteren Abteilung gestartet bin.

Das alles ist dieses Jahr vorbei: Ich werde mit meinen RL-Punkten aus der letzten Saison immer in den schweren Abteilungen starten müssen, außerdem möchten wir uns an die ersten M** und vielleicht im Laufe der Saison auch an die erste S heranwagen – und da ist man mit z.B. versprungenden Wechseln natürlich nicht mehr vorne dabei.

Die Winterarbeit nutzen wir nun intensiv, um die Galopptour weiterzuentwickeln. Die Fliegenden Wechsel sind bereits seit Oktober / November viel sicherer geworden. Mittlerweile reite ich nicht mehr einzelne Wechsel auf einfachen Linien, sondern auch mal drei Viererwechsel oder Diagonale Galoppverstärkung, zurücknehmen und dann den Wechsel. Hier kommt Fräulein Ungeduldig wieder mal zum Vorschein: In der Rückführung wartet sie bereits und will gern den Wechsel vor der Hilfe springen. Also variiere ich die Linien und lege oft nur bis X zu, nehme sie dann deutlich 3-4 Galoppsprünge zurück, damit ich dann wieder nach vorne reiten kann und sie den Wechsel schön bergauf und vor mir springt.

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Das ganze verbinde ich mit Schenkelweichen im Galopp und Galopptraversalen, um sowohl an der Biegung als auch an der Geraderichtung zu arbeiten. Mit vielen Übergängen innerhalb des Galopps und Aktivieren der Hinterhand z.B. durch Anticken mit der Gerte ist die Hinterhand in der Versammlung schon viel besser geworden.

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Schenkelweichen

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Schenkelweichen

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Traversale rechts

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Traversale links

Der Schritt von M nach S bedeutet aber nicht nur, dass mehr Wechsel vorkommen – auch die Pirouetten kommen natürlich dazu. Und auch die beginnen wir zu üben. Ich mache das so, dass ich den Zirkel verkleinere und quasi in eine Babypirouette reinarbeite. Sobald sie für zwei, drei Sprünge gut zurückgekommen ist, reite ich schon wieder raus und beginne nochmals von vorne. Wir stehen da allerdings noch ziemlich am Anfang und ich denke auch, dass es hiervon abhängt, wie schnell ich tatsächlich mal eine S nenne. Man sieht so viele schlechte Pirouetten in den Prüfungen und ich habe schon den Anspruch, dass die sicher und gut funktionieren, bevor wir unsere erste S in Angriff nehmen. Und natürlich bekommt Püppi einfach auch die Zeit, die sie braucht, es hetzt uns ja keiner und ich finde sie liegt momentan genau im Soll was den Ausbildungsstand angeht.

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Im Trab ist Püppi schon unheimlich lektionssicher. Hier arbeiten wir eher an der Durchlässigkeit. Madame legt sich gern ein bisschen auf die Hand und entzieht sich dadurch, wird vorhandlastiger und dann kommt die Schulter nicht so schön hoch. Also versuche ich darauf zu achten, Sie immer vor mir zu halten und bereits in der Lösungsphase nicht zuzulassen, dass sie mir so auf die Hand brummt. Außerdem möchte ich sie möglichst allein „machen lassen“ – also nicht ständig so viel von oben machen. Dann läuft sie nämlich am Besten. Ich glaube, das ist typisch Stute. Man kann sie zu nichts zwingen und sie geht am Besten, wenn sie sich selbst entfalten kann. Seitengänge im Trab liegen ihr sehr und die rufe ich auch immer mal zwischendurch ab, weil sie ja ein eher strammer Typ und und sie so geschmeidig und locker wird.

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Auch die Versammlung bietet sie an, so dass man sie bereits gut mal in die Passage zurückführen kann. Das mache ich aber nur für ein paar Tritte weil sie gefühlt dabei noch zu langsam wird und schnell den Zug nach vorn verliert. Also variieren wir Versammlung immer wieder mit einem Schub nach vorn in die Verstärkung – und wieder zurück.

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Und zu guter Letzt beende ich jede Trainingseinheit nochmal ordentlich nach vorn!

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So arbeiten wir uns voran, das erste Turnier Mitte März ist auch bereits genannt und ich freue mich riesig darauf, wieder loszufahren.

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Zausels Jahr 2012

Des Zausels Jahr 2012 begann erstmal mit ein bisschen Pause, richtigem Winterwetter und Schnee. Das haben wir ja in Hamburg nicht so oft, im Jahr 2012 dafür aber verhältnismäßig viel. Der Zausel war zu Weihnachten lahm und hatte über die Feiertage Pause, kam danach noch nicht so richtig in Schwung. Er hatte mal wieder einen seiner „Schübe“, bei dem es ihm aus unerfindlichen Gründen einfach nicht so gut ging. Wir haben ihn zu der Zeit mit Verdacht auf Borreliose von einer Tierheilpraktikerin behandeln lassen, die ihn auch in regelmäßigen Abständen akupunktierte und ich hatte das Gefühl, dass ihm dies sehr half und er seine Tiefs so besser überwinden konnte.

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Im neuen Jahr hatten wir dann außerdem die Stallgasse in Verdacht, an seinem verschlechterten Zustand mitschuldig zu sein, durch die ich ihn führen musste, um in die Halle zu gelangen. Wir vermuteten, dass ihm bereits dieser kurze Reiz auf der Stallgasse mit Heu und Stroh ausreichte, um seinen Zustand zu verschlechtern, denn solange ich draußen reiten konnte, ging es ihm besser. Da es mir leider untersagt wurde, die Halle über eine der beiden weiteren Tore zu betreten, durch die ich nicht über die Stallgasse führen musste, konnte ich diese letztlich gar nicht nutzen und kündigte die eh viel zu teure Hallennutzung.

Da standen wir also im Winter bei Schnee und Eis ohne Reitmöglichkeit im Offenstall. Die Anfrage bei allen umliegenden Höfen die Halle mitnutzen zu dürfen wurde leider immer abgelehnt und schließlich fuhren wir zu meinem Reitlehrer in die gut 20 min. entfernte Halle. Je regelmäßiger wir dort hinfuhren, desto besser wurde der Zausel. Zunächst noch steif und ziemlich aus der Übung wurden wir mit dem konstanten und sehr gutem Unterricht von Monat zu Monat besser. Dass man überhaupt von Monaten sprechen konnte, in denen er kontinuierlich lief, hatte echten Seltenheitswert und machte natürlich wahnsinnig viel Spaß.

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Leider blieb das Problem, dass ich Zuhause keine wirkliche Reitmöglichkeit hatte. Wir hatten zwar einen Grasplatz, die Tage an denen man auf dem aber tatsächlich reiten konnte waren doch eher gezählt. Ins Gelände kamen wir, ehrlich gesagt, nur unter Einsatz unseres Lebens, weil wir aber auf Grund des Zeitaufwandes nicht täglich zur Halle fahren konnten, wagten wir uns mit Pelham bewaffnet doch raus, in der Hoffnung durch sehr regelmäßiges Ausreiten eine Art Trainingseffekt zu erreichen. Ab März begann ich dann mein Masterstudium in Oldenburg und war nur noch am Wochenende zuhause, was die Bewegung des Zausels noch schwieriger gestaltete. Ursprünglich wollte ich eine Reitbeteiligung suchen, die ihn dann Zuhause reiten sollte, ohne Halle war das aber natürlich nicht so einfach und jemanden zu finden, der das Pferd selbst zur Halle rüber fuhr natürlich quasi unmöglich. Wir haben uns mehrere Ställe auf der Suche nach irgendeiner möglichen Alternative angesehen, aber eine Unterbringung gänzllich ohne Heu und Stroh in einem Offenstall mit guten Trainingsmöglichkeiten ließ sich einfach nicht auftreiben.

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Der Zausel war also in seinem Offenstall gut und gesundheitsfördernd untergebracht, aber das Reiten gestaltete sich als ziemlich aufwändig mit ständigem Verladen und zur Halle fahren. Ich hatte wirklich viele schlaflose Nächte und stundenlanges Kopfzerbrechen, wie man das Zauselchen am besten unterbringen könnte. Wir bekamen dann aber eine einmalige Chance: Ein Bekannter meiner Eltern hatte einen Stall übernommen und uns zugesichert, auf dieser Anlage einen Offenstall für das Zauselchen aufzustellen. Mit diesem Versprechen würden sich all unsere Sorgen und Probleme was die Haltung des Zausels betraf in Luft auflösen. Artgerechte, staubfreie Pferdehaltung mit allen Annehmlichkeiten, die so ein Pensionsstall zu bieten hatte. Das war fast zu schön um wahr zu sein. Eine große Halle, ein Viereck, Longierhalle, Spring- und Bewegungsplatz, fließend Wasser und Strom (!!!) – ich hätte mich auch mit weitaus weniger Luxus zufrieden gegeben. Allerdings ließ sich so ein Offenstall nicht aus dem Boden stampfen und ein bisschen Geduld mussten wir noch aufbringen. In Anbetracht der großartigen Aussicht fiel das aber dann nicht mehr allzu schwer, wenn gleich die Vorfreude auf den neuen Stall natürlich riesig war.

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Es wurde dann erstmal Frühjahr und wir fuhren weiterhin 2-3 mal die Woche zur Halle. Der Zausel hatte etwas mit dem Fellwechsel zu kämpfen und startete sehr schlank in die Weidesaison, aber er wurde im Training immer besser, beweglicher, kräftiger und elastischer.

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Da der Sommer natürlich die angenehmste Zeit im Offenstall ist, verging die Zeit bis zur Fertigstellung des neuen Stall eigentlich doch recht schnell und vor allem angenehm. Wir versuchten uns weiterhin am Ausreiten, aber ehrlicherweise blieb das mit dem Zausel ein eher gefährliches Unterfangen. Wenn wir nicht zur Halle fuhren, hatte er darum auch eher frei oder ich bewegte ihn soweit es ging bei uns auf dem Platz. Ich stellte fest, dass er auch große Fortschritte machte, wenn man nicht täglich ritt und ihm die freien Tage auf der Weide keines Wegs schadeten. Mit dieser Erkenntnis konnten wir den Sommer noch mehr genießen und haben dann auch einfach gemeinsame Freizeit ohne Reiten genossen.

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Während der Zausel den Sommer also recht entspannt verbrachte, wurde im neuen Stall fleißig gebaggert, gebaut und gearbeitet. Sein neues Domizil nahm langsam Gestalt an und der Umzug rückte in greifbare Nähe.

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Als der Stall stand, sah das ganze schon recht fertig und eigentlich bereit zum Einzug aus. Es fehlten aber noch die Paddockplatten, der Zaun, eine Tränke und die Heuraufen. Die Paddockplatten haben wir mit Unterstützung des Hofbaggers an einem ziemlich heißen Tag Ende Juli verlegt. Auf einer Fläche von knapp 400 qm wurden die Matten auf den bereits glatt gezogenen Boden verlegt und mit Sand verfüllt. Das Verlegen an sich ging relativ leicht von der Hand, wenngleich die Größe der Fläche natürlich viel Zeit in Anspruch nahm. Wirklich anstrengend war das Verfüllen der Platten mit Sand. Einen Teil haben wir per Hand mit Schubkarren verteilt, dies ist aber wirklich sehr mühsam und anstrengend. Der Bagger, der den Sand mit seiner Schaufel über den Raddock schmiss und so verteilte, war eine große Arbeitserleichterung.

Am 02.08.2012 ist der Zausel dann, passend zu meinen Semesterferien, in den neuen Stall gezogen. Ursprünglich sollte er mit Rosi, der Stute einer Freundin, sein neues Quartier beziehen. Diese hatte aber Mitte Juli eine schlimme Kolik, musste operiert werden und war gerade aus der Klinik zurück gekommen. Natürlich war ihr für die nächsten 4 Monate strenge Boxenruhe verordnet worden und der Zausel hatte so keinen Partner, der mit ihm das neue Quartier beziehen könnte. Glücklicherweise erklärte sich eine andere Freundin bereit, ihren Wallach für die Dauer der Semesterferien bis Mitte September mit den den neuen Stall zu stellen, ehe er dann wieder zurück auf die Weide ging, wo er außerhalb ihrer Semesterferien untergebracht war.5ac46feb52dd3f76343d2be91209_Doc Stall_-2025000414

Der Zausel und ich lebten uns schnell ein und wir hatten einen wunderbaren Restsommer im neuen Stall. Die neuen Trainingsmöglichkeiten wurden natürlich ausgiebig genutzt, wobei wir vor allem auch das Ausreiten in sicherer Begleitung für uns entdeckten. Mit seinem sehr gelassenen Paddockpartner ging er nämlich sehr manierlich ins Gelände und solange er hinterher laufen konnte, drehte er auch nicht mehr ständig auf dem Absatz um.

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Mitte September mit Ende der Semesterferien wurde sein Freund Choki umgestellt und der Zausel war wieder alleine in seinen Offenstall. Rosi musste immer noch in der Box stehen und ich hatte trotz Aushängen und Anzeigen noch keinen gefunden, der sein Pferd in einem Offenstall unterbringen wollte. Ich hatte mir das ganze ehrlich gesagt ziemlich einfach vorgestellt, immerhin hatte ich vorher fast zwei Jahre erfolglos nach genau so einem Stall gesucht. Die wenigen Anfragen die kamen, waren aber nicht bereit, den geforderten Preis zu zahlen, der sich in etwa auf gleichem Niveau wie der einer Box bewegte. Für mich ziemlich unverständlich, schließlich kam man ebenfalls in den Genuss des vollen Leistungsumfangs eines Pensionsstalls und hatte das Pferd auch noch artgerecht untergebracht. Übergangsweise zogen dann erstmal zwei muntere kleine Ponies bei Doc ein, ehe dann Ende Oktober Rosi endlich bei ihm einziehen konnte.

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Im Oktober lief er zunächst sehr gut und in meinem Übermut über diese Tatsache hatte ich für Anfang November Turnier gemeldet. Aber mit dem Zausel und ehrgeizigen Zielen in naher und ferner Zukunft ist das so eine Sache: Er kann das nicht leiden. Wann immer wir uns irgendwelche sportlichen Ziele gesetzt haben, reichte der Zausel kurz vorher einen gelben Schein ein. So kam es dann auch im November, pünktlich zum Ende Oktober find er an zu schwächeln und ein neuer Schub kündigte sich an. Wir haben dann direkt mit Akupunktur versucht gegen zu steuern und es ging ihm auch kurzzeitig besser, so dass ich doch startete. Aber so richtig gut drauf war er irgendwie einfach nicht und die Prüfung verlief eher spannig. Ich merkte auch, dass mir dieser ganze Turnierzirkus einfach nicht wirklich etwas geben konnte. Ich fand es einfach nur aufwendig und nervig für 5 Minuten vor wildfremden Menschen reiten so einen Aufwand zu betreiben. Seitdem waren wir nicht wieder los und ich bin auch nicht wirklich traurig darüber.

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Im November haben wir ihn dann auch das erste mal seit drei Jahren wieder geschoren, weil er im Training so schwitzte, dass er Stunden zum Trocknen brauchte. Leider bekommt er geschoren eine schrecklich hässliche Kamelfarbe, so dass ich die folgenden Jahre das Scheren immer erfolgreich vermieden habe.

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Das Jahr 2012 ist dann mit einem weitestgehend gesunden und stabilen Zauselchen recht entspannt und ohne nennenswerte Ereignisse ausgeklungen, hatte dafür ja aber während des Jahres reichlich aufregende Veränderungen für uns parat und hat dem Zausel ein Revival als Dressurpferd gebracht. Dass er sich so gut erholen würde, hätten wohl viele, die ihn in den vergangen zwei Jahren begleitet haben, nicht geglaubt. Ich habe die Hoffnung und den Glaube an mein kleines Eselchen aber eigentlich nie wirklich aufgegeben, auch wenn er es mir diesbezüglich mit seinen vielen Wehwehchen nicht immer leicht gemacht hat. Auch wenn er immer wieder Phasen hat, in denen es ihm aus unerfindlichen Gründen nicht so gut geht, hat er dennoch auch regelrechte Sternstunden, die einen für all die Mühe und all die Sorgen entschädigen und mir immer wieder die Gewissheit geben: Der Zausel ist einfach der Beste und mein Traumpferd.

 

Wie du das Herz einer Reiterin eroberst

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Wir haben viele positive Rückmeldungen zu unserem Artikel „Warum eine Reiterin als Freundin eine gute Wahl ist“ bekommen. Unter anderem haben die Seiten von St. Georg, Bucas und Leovet den Artikel bei Facebook geteilt, worüber wir uns natürlich sehr gefreut haben. Ganz besonders gefreut haben wir uns aber über den Kommentar von Torsten und haben uns für ihn und alle Gleichgesinnten mal Gedanken gemacht, wie man es als Mann am besten anstellt, eine Reiterin von sich zu überzeugen.

Da wir von den männlichen Lesern vermutlich nicht allzu viele haben, bitten wir alle unsere weiblichen Leser, diesen Artikel an die Herren der Schöpfung weiterzuleiten. Es handelt sich hier um sehr wichtige Lektüre für jeden Mann einer Reiterin und insbesondere für solche, die es noch werden wollen.

Möglicherweise hast du die ein oder andere Technik zur Eroberung einer Frau bereits erfolgreich angewendet und hälst dich für recht versiert auf diesem Gebiet. Lass dir gesagt sein: Reiterinnen ticken anders. Wenn du nachhaltigen Erfolg bei einer Reiterin haben möchtest, solltest du die folgenden Zeilen gründlich lesen und verinnerlichen.

1. Wer das Herz einer Reiterin erobern möchte, muss unbedingt Interesse an ihrer großen Leidenschaft zeigen. Dieser Punkt ist wirklich unumgänglich! Du wirst mit deinen Avancen keinesfalls erfolgreich sein, wenn du nicht Interesse an ihrem geliebten Vierbeiner zeigst oder zumindest überzeugend vortäuschst (solltest du dich für die Variante Vortäuschen entscheiden, halte die Fassade des pferdebegeisterten Frauenverstehers unbedingt auch noch gewisse Zeit nach der Werbungsphase aufrecht. Kommt sie zu schnell dahinter, könnte es sein, dass all deine Bemühungen umsonst waren.)

2. Hör ihr aufmerksam zu und versuche, dir so viele Sachen zu merken, wie nur irgendwie möglich. Du wirst schnell feststellen, dass die Reiterin in eine eigene Sprache wechselt, sobald sie von ihrem Pferd und dem Reiten spricht. Du wirst kaum etwas verstehen und dir vorkommen, als spräche sie eine Fremdsprache. Je mehr der eigenartigen Begriffe du dir merken kannst, desto mehr wirst du ihr imponieren können. Besonderen Eindruck kannst du schinden, wenn du dir von kleinen Schwestern, dem Wendymagazin oder dem guten alten Onkel Google ein bisschen Nachhilfe geben lässt. Hinterhandwendung, Oxer, Hufrolle, doppeltgebrochene Wassertrense – damit machst du echt Eindruck.

3. Merk‘ dir in jedem Fall, wie ihr (Lieblings-)Pferd heißt (inkl. der richtigen Aussprache – Pferde haben mitunter recht ausgefallene Namen), was für eine Rasse es ist, welche Abstammung es hat (ja, es ist wichtig wer Mutter und Vater und auch Groß- und Urgroßeltern eines Pferdes sind) und wie alt es ist. Am besten lernst du das auswendig, so dass du es in jeder Lebenslage und am besten vor Publikum (zum Beispiel ihren Reiterfreundinnen) wiedergeben kannst.

4. Verzichte darauf, in ihrer Anwesenheit Pferdefleisch zu verzehren. Sonst hast du sie wahrscheinlich zum letzten Mal gesehen. Vermeide auch jeglichen Zusammenhang zwischen ihrem Pferd und Salami, Wurst oder Lasagne. Das kommt nicht gut an, echt nicht. Auch wenn es witzig gemeint war. Es ist nicht witzig.

5. Wenn sie dich mit zu ihrem Pferd nimmt, bist du auf jeden Fall schon auf einem sehr gutem Weg. Ihren geliebten Vierbeiner kennenzulernen ist eine große Ehre und hat bei ihr größeren Stellenwert als das Kennenlernen der Eltern! Du solltest dich auf jeden Fall bei dem Vierbeiner einschleimen, denn du hast verdammt schlechte Karten bei ihr, wenn er dich nicht mag. Kaufe drei  Kilo Möhren (wenns geht Bio, wegen der Pestizide und so…) im Supermarkt, damit hast du sehr gute Chancen sein Freund zu werden.

6. Der erste gemeinsame Stallbesuch ist ein guter Zeitpunkt, um sie mit deinem neu erworbenen Wissen zu beeindrucken. Du kannst jetzt hier und da eine deiner neu gelernten Vokabeln fallen lassen. Besonders gut kommen solche, die dem Pferd deiner Angebeteten schmeicheln. Du kannst zum Beispiel anerkennend sagen: „Shadow hat wirklich ein sehr harmonisches Exterieur“, dabei streichst du ihm einmal vom Hals über den Rücken bis auf den Hintern, klopfst dort einmal kurz drauf und sagst dann mit einem Blick auf die Beine „und schön trockene Beine.“ (das kann man auch bei Regen sagen). Dann greifst du zur Wurzelbürste (die Möhren brauchst du damit nicht abputzen, die kann das Pferd auch so verspeisen), reinigst die Beine und fragst nach Gamaschen (keine Angst, es steht keine Tiefschneewanderung an) und Glocken (nein, nein, ihr geht auch nicht in die Kirche!).

7. Merke dir, wie das Pferd deiner Auserwählten aussieht. Auf den ersten und vielleicht auch zweiten oder dritten Blick sehen die Gäule alle gleich aus, schon klar. Aber es ist wirklich wichtig, dass du IHR Pferd wieder erkennst und nicht dem Falschen freudig die mitgebrachten Möhren zwischen die Zähne schiebst.

8. Eigne dir einige nützliche Fähigkeiten im Stall an. Ausmisten, Mash kochen, Sachen reparieren, Stallgasse fegen. Auch damit kannst du schwer beeindrucken und musst dennoch dem großen Tier nicht allzu nahe kommen.

9. Frag niemals, wirklich niemals, wie lange sie noch braucht. Sie braucht so lange, wie sie braucht. Versuche nicht sie zu hetzen, es wird dir rein gar nichts nützen und ihr gehörig die Laune verhageln und das möchtest du doch wohl nicht!?

10. Trage keine Reithose. Auch nicht, wenn du dich mal aufs Pferd setzen solltest. Das geht auch in Jeans. Reithosen können nur Typen tragen, die wirklich reiten können. Bei allen anderen sieht das einfach immer irgendwie lächerlich aus, so wie im Film „Helden in Strumpfhosen“.

 

Lieber Torsten, liebe Männer, ihr seht, es ist gar nicht so schwer, das Herz einer Reiterin zu erobern. Mit unseren 10 Ratschlägen seid ihr auf jeden Fall gut gewappnet und kommt sicherlich bald in den Genuss, eine Reiterin als Freundin zu haben. Und eine bessere kann es, das haben wir ja bereits erläutert, nicht geben.