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Über den Traum vom Fohlen aus der eigenen Stute

„Mein absoluter Traum wäre ein Fohlen aus meiner eigenen Stute“ – Wer von euch hat dies auch schon mal gedacht oder gesagt? Viele Reiter kaufen sich gerade deshalb eine Stute, um die Möglichkeit zu haben, später mal ein Fohlen zu ziehen. Ich möchte in diesem Artikel all diejenigen ansprechen, die sich ernsthaft mit diesem Gedanken beschäftigen, denn bei diesem Unterfangen gibt es einige Dinge zu bedenken und zu beachten.

Da ich selbst aus einer kleinen Züchterfamilie stamme, bin ich damit groß geworden, dass in jedem Frühjahr ca. zwei bis vier, manchmal auch fünf Fohlen geboren wurden und möchte meine Erfahrungen gerne teilen. Zufälligerweise beschäftige ich mich selbst gerade mit der Hengstauswahl für meine Stute, die wegen eines Unfalls leider nicht mehr reitbar ist.

„Nicht mehr reitbar“ – eigentlich schon ein gutes Stichwort. Jeder Reiter möchte ein gesundes und „haltbares“ Pferd, es soll belastbar über viele Jahre hinweg sein und unter Umständen auch höheren Anforderungen gewachsen sein. Wichtig ist es daher, dass man keine Stuten zur Zucht einsetzt, die selbst eher „weich“ sind und zum Beispiel wegen wiederkehrender gesundheitlicher Probleme nicht sporttauglich sind. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Krankheiten, die durch Unfälle o.ä. entstanden sind (z.B. ein Knochenbruch, der zwar gut verheilt ist, aber keiner größeren sportlichen Belastung standhalten kann) und Krankheiten, die ohne außerordentliche Beanspruchung entstanden sind. Bestes Beispiel hierfür sind Sehnenschäden – früher wurden nur Stuten zur Zucht eingesetzt, die sich vor Pflug und Wagen bewährt hatten, die also gesund und kräftig waren. Heutzutage ist es immer öfter der Fall, dass Stuten, die dem Sport nicht standhalten, in die Zucht gehen. Eine Tatsache, die meiner Meinung nach mit dem Ziel widerstandsfähige Sportpferde zu züchten schlecht vereinbar ist.

Wer aber eine gesunde Stute hat, kann schon einen Schritt weiter gehen! Wichtig ist, sich zunächst zu überlegen, was mit dem Fohlen passieren soll. Ist es für den Eigenbedarf und soll die Stute somit nur dieses eine Fohlen bekommen? Soll die Stute eine Pause haben, sei es weil der Besitzer ein Jahr im Ausland ist, selbst schwanger ist oder oder oder? Soll die Stute gänzlich zur Zuchtstute werden?

Wenn diese ganzen Punkte gegeben sind und eure Stute fit ist für eine Trächtigkeit, kann’s fast schon losgehen – fehlt nur noch der passende Hengst! „Passend“ – bedeutet, der Hengst soll nach Möglichkeit die Schwächen der Stute verbessern, die Stärken aber nicht vermindern. Dabei sollte man darauf achten, dass man nicht zwei Extreme miteinander vermischt. Man sollte also eine dressurtalentierte Stute, von der man sich ein Fohlen wünscht, dass auch ein gewisses Springtalent mitbringt, eher mit einem Hengst anpaaren, der sowohl einen guten Dressur- als auch einen guten Springindex hat, als mit einem reinen Springhengst. Meistens empfiehlt es sich, wenn man Beratung in Anspruch nimmt. In Frage kommen hierfür Zuchtverbände oder erfahrene Züchter. Diese können in der Regel die Qualität der Stute gut einschätzen und kennen sich meistens auch schon mit der Abstammung aus und wissen „welches Blut“ gut dazu passt. All diese Erfahrung, die diese Leute über viele Jahre hinweg gesammelt haben, ist auf keinen Fall von der Hand zu weisen und stellt eine große Hilfe bei der Entscheidung dar.

Bevor man Zuchtverbände, Berater oder Züchter kontaktiert, Hengstkataloge wälzt und sich Hengste anschaut, sollte man sich zunächst genau überlegen, welche Mängel die eigene Stute hat, also was der Hengst verbessern soll und welches Zuchtziel man erreichen möchte, damit man nicht von der schier unendlichen Auswahl übermannt wird.

Aufschlussreich kann es außerdem sein, sich die Hengste, die man bereits in der engeren Auswahl hat, live anzuschauen. Dazu bieten sich zum einen Hengstpräsentationen an, manchmal kann man sich die Hengste auch im Training ansehen. So bekommt man die Möglichkeit nochmal andere, persönliche Eindrücke zu sammeln, wie die Hengste sich in der Arbeit bzw. in der Öffentlichkeit präsentieren. Auf Fohlenschauen kann man sich außerdem Nachkommen von verschiedenen Hengsten anschauen und sich ein Urteil darüber machen, wie sie sich vererben, welche Eigenschaften der Mutter verbessert wurden usw. Hierbei muss man aber berücksichtigen, dass längst nicht alle Fohlen präsentiert werden.

Sofern das Fohlen nicht verkauft werden soll, sondern für den Eigenbedarf ist, kann man völlig unbefangen an die Hengstauswahl herangehen. Möchte man das Fohlen aber verkaufen, sollte man in Betracht ziehen, dass bestimmte Hengste oder Linien attraktiver auf Käufer wirken als eher unbekannte, nicht so populäre Vererber.

Darüber hinaus sind die Kosten, die eine Trächtigkeit mit sich bringt, auf keinen Fall zu vernachlässigen.

Neben den laufenden Kosten für die Stute wie Schmied, Impfen, Wurmkuren, Versicherung und Boxen- bzw. Weidemiete (sofern man nicht über einen eigenen Stall verfügt), kommt nämlich noch ein Haufen zusätzlicher Kosten hinzu.

Decktaxen für die Hengste beginnen bei den Warmbluthengsten bei ca. 500 Euro, nach oben hin ist die Grenze eher fern. Hengste, die bereits über einige gute Nachkommen verfügen, werden meistens um die 1000 Euro gehandelt. Wird die Stute mit Frischsamen besamt, muss man außerdem noch den Samenversand bezahlen (ca. 30 Euro) oder den Samen selbst abholen. Neben Besamung besteht noch die Möglichkeit, die Stute per Natursprung decken zu lassen. In der Warmblutzucht wird der Natursprung kaum noch praktiziert. Dieser bringt für die Stute, aber auch für den Hengst ein paar Risiken mit sich: Der Hengst kann durch Tritte der Stute beim Aufsprung verletzt werden, die Stute könnte durch die Hufe oder ggf. den Nackenbiss verletzt werden. Aus eigener Erfahrung kann ich aber berichten, dass ich bisher noch keine dieser Verletzungen mitbekommen habe. Bei uns hat sich aber mittlerweile die Besamung bewährt. Die Stute muss dafür meistens nicht zur Deckstelle gefahren werden, sondern kann Zuhause besamt werden. Da die Trächtigkeitsrate beim Natursprung höher ist, ist dieser eher für Stuten geeignet, die schwer tragend werden. Bei der künstlichen Besamung wird außerdem vermieden, dass ansteckende Krankheiten übertragen werden (z.B. ansteckende Gebärmutterentzündung). Übrigens: In der Vollblutzucht ist die künstliche Besamung verboten – man möchte verhindern, dass einzelne Hengste durch künstliche Besamung unverhältnismäßig viele Nachkommen zeugen.

Für Tupferprobe und Besamung durch den Tierarzt sollten insgesamt ca. 80-100 Euro kalkuliert werden. Danach folgen Follikelkontrolle und Ultraschalluntersuchungen, um festzustellen, ob die Stute „aufgenommen“ hat. Man untersucht in der Regel ab dem 15./16. Tag nach der Besamung, manchmal muss die Untersuchung auch mehrmals durchgeführt werden, da die Trächtigkeit in manchen Fällen erst um den 20. Tag herum festgestellt werden kann. Um die Trächtigkeit bestätigen zu lassen, sollte die Stute zwischen dem 30. und 40. Tag ein weiteres Mal untersucht werden. Diese Posten schlagen mit ca. 130 Euro zu buche.

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Viele von euch werden in der letzten Zeit außerdem vom Herpes-Virus gehört haben. In den meisten Fällen handelte es sich hierbei um den EHV-4 Virus. Bei Stuten kann neben dem EHV-4 Virus auch der EHV-1 Virus zum Abort führen. Um den Virusabort zu verhindern, sollte die Stute vor der Trächtigkeit grundimmunisiert sein und im 5., 7. und 9. Trächtigkeitsmonat geimpft werden. Die Kosten hierfür sind ca. 120 Euro.

Nicht zu vergessen ist außerdem, dass die Stute in ein Stutbuch aufgenommen werden muss, damit das Fohlen volle Papiere und somit auch den Brand bekommt. Dafür ist es nötig, dass die Stute in einem Zuchtverband eingetragen ist, für den der ausgewählte Hengst auch zugelassen bzw. anerkannt ist. Hat man z.B. eine Hannoveranerstute, ist es naheliegend diese im hannoverschen Stutbuch eintragen zu lassen. Der ausgewählte Hengst muss dann aber auch für die Hannoveranerzucht zugelassen sein. Die Eintragung der Stute kostet bis zu 150 Euro, das Ausstellen des Pferdepasses inkl. Abstammungsnachweis für das Fohlen nochmal etwa 100 Euro

Bevor das Fohlen überhaupt geboren ist, fallen also schon Kosten in Höhe von etwa 1700 Euro an.

Neben den Kosten müssen sich Zuchtneulinge unter Umständen damit beschäftigen, die Haltung zu ändern. Wer bisher ein Sportpferd hatte, steht in den meisten Fällen auch in einem Sportstall. Meistens gibt es hier nicht die Möglichkeit, so zu halten wie es für eine Zuchtstute optimal ist. In der Regel ist eine (erstgebährende) Stute bei zuchterfahrenen Menschen am besten aufgehoben, sie kann im besten Fall den Sommer in einer Stutenherde auf der Weide verbringen und wird im Winter vor der Geburt entsprechend mit Zusatzfutter versorgt. Spätestens zur Geburt sollte die Stute dann aber in einen Zuchtstall umziehen, damit man die Geburt optimal vorbereiten und überwachen kann. In Ställen, in denen man auf Fohlengeburten spezialisiert ist, gibt es in der Regel gut durchdachte Systeme, damit die Stute nicht allein fohlen muss, z.B. Geburtsmelder (Birth-Alarm) und Videoüberwachung.

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Wer sich dafür entscheidet, ein Fohlen aus der eigenen Stute zu ziehen und sich somit einen womöglich lang gehegten Traum zu erfüllt, sollte sich definitiv sicher sein, dass weder die Risiken (Resorption des Embryos, Aborte, problematische Geburten) noch die Kosten zu verkennen sind. Als Zucht-Neuling ist es darüber hinaus sehr ratsam sich einen erfahrenen Züchter zu suchen, der einem zur Seite steht, bei dem man die Stute vielleicht sogar auch untergebracht hat, und der einen unterstützt und bei Fragen und Sorgen weiterhelfen kann. Wer sich final für das Fohlen aus der eigenen Stute entschieden hat, dem können wir versichern, dass es etwas tolles ist, das eigene Fohlen aufwachsen zu sehen!

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Einen guten Leitfaden für Züchter bietet u.a. der Hannoveraner Verband. Ähnliche Broschüren findet man aber von nahezu jedem Verband, wenn man ein wenig recherchiert.

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Habt ihr Fragen zu diesem Thema oder spielen einige von euch vielleicht selbst gerade mit dem Gedanken, eure Stute decken zu lassen? Wenn Interesse daran besteht, bin ich gerne bereit eine Fortsetzung zum Thema „Das Fohlen ist da, was muss alles bedacht werden?“ zu schreiben.

Püppi hat Pause und wir testen den CEECOACH!

Es wird Zeit für ein Püppi-Update! Bei uns ist einiges passiert in den letzten Wochen, zusammenfassend kann man wohl von einem Wechselbad der Gefühle sprechen!

Die ersten beiden Turniere für Ende März waren schon genannt und ich war voller Vorfreude, aber Püppi ging zuletzt irgendwie schlechter, sie klemmte ein bisschen und zog einfach nicht mehr so gut aus der Hinterhand wie sonst und lief hinten auch unsauber. Da ich extrem vorsichtig bin was die Gesundheit angeht, sind wir deshalb vor 3 Wochen in die Klinik gefahren. Das war im Nachhinein auch eine gute Idee, denn auf hartem Boden und gebogener Linie offenbarte sich eine leichte Lahmheit vorne links. Auf weichem Boden konnte ich keinerlei Lahmheit erkennen, es war wirklich minimal. Also wurde eine Leitungsanästhesie gemacht. Hierbei werden bewusst bestimmte Nerven im betroffenen Bein ausgeschaltet, um zu erkennen, von welcher Stelle die Lahmheit ausgeht. Die Tierärztin arbeitete sich von unten nach oben, Hufrolle und Fesselkopf blieben anästesiert unverändert, daran lag es also schon einmal nicht. Aber als der Fesselträger anästhesiert war, war auch die Lahmheit weg. Als nächstes wurde also Ultraschall vom Fesselträger gemacht. Allerdings war auf diesem keinerlei Befund zu sehen, also keine Risse oder Auffaserungen oder sichtbare Reizungen. Ich war sehr erleichtert, weil Fesselträgerverletzungen, wie sicherlich viele von Euch wissen, immer sehr langwierig sind. Also handelt es sich wohl um eine ganz minimale Reizung, die noch nicht zu sehen war, weil wir direkt gehandelt haben. Wir sind dann erst einmal 2 Wochen Schritt geritten. Letzte Woche war dann noch meine Tierärztin da, die Püppi circa alle 6 Monate mit Akupunktur und Physio behandelt, sie hat einen ganzheitlichen Ansatz und arbeitet viel mit chinesischer Medizin. Ich habe wieder vorgetrabt, Püppi war zum Glück bereits wieder völlig lahmfrei aber lief hinten „eierig“. Sie hat dann starke Blockaden im Rücken entdeckt, wie ich es bereits vermutet hatte, weil der Sattel drückte. Durch die Blockaden hinten hat sie die linke Vorhand etwas überlastet, daher kommt wohl diese minimale Reizung. Sie konnte die Blockaden aber durch Akupunktur super lösen, man sah Püppi richtig an, wie sich sich zunehmend entspannte und wie locker der Rücken nach der Behandlung war.

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Nach der Behandlung sind wir noch eine Woche Schritt gegangen, heute durften wir dann das erste Mal wieder ein paar Runden Trab dazunehmen. Das dürfen wir ganz langsam steigern und in zwei Wochen steht ein weiterer Kontrolltermin an. Sofern dann alles gut ist, können hoffentlich wieder richtig antrainieren.

Also bin ich nun auch auf Sattelsuche. Das ist natürlich gar nicht so einfach, wenn man nicht richtig reiten kann! Zum Glück darf ich momentan einen gebrauchten Prestige Sattel testen, der gut liegt, vom Sattler bereits für passend befunden wurde und sich im Schritt sehr gut anfühlt. Ich bin total gespannt und hoffe, dass er auch beim Antrainieren weiter so gut bleibt bzw. Püppi gefällt.

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Ich bin natürlich traurig zum Einen weil Trainingspausen für das Pferd ja immer unschön sind und Püppi mir natürlich leid tut, zum Anderen, weil wir nun erst verspätet in die neue Saison starten können. Aber Hauptsache ist natürlich, dass Püppi schnell wieder fit wird und die Saison geht ja zum Glück noch ein bisschen länger. Also versuche ich positiv zu sein, reite fleissig Schritt und die paar Runden Trab und hoffe, dass wir in 2 Wochen das Go bekommen, wieder richtig loszulegen! Und damit wir ein Ziel vor Augen haben, habe ich zumindest mal eines meiner Lieblingsturniere Ende Mai vorgemerkt, in der Hoffnung dass wir dieses vielleicht als Saisonauftakt nutzen können!

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Soweit zu den schlechten Nachrichten – zum Abschluss habe ich aber auch noch tolle Neuigkeiten zu vermelden: Wir freuen uns wirklich riesig, dass sich die Firma Peiker bereit erklärt hat, uns für den Blog ein CEECOACH zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich hierbei um ein ganz neues Coachphone für den Reitunterricht, bei dem Reitlehrer und Schüler per Bluetooth miteinander kommunizieren und das Schreien des Reitlehrers nicht mehr nötig ist 🙂 Wir haben ein Test-Phone bereits erhalten und werden dieses für Euch mit unterschiedlichen Pferden demnächst einem ausführlichen Praxistest unterziehen und darüber natürlich berichten. Zudem wird uns der CEECOACH über die Saison auch auf Turniere etc. begleiten. An dieser Stelle möchten wir der Firma Peiker ganz herzlich für das Vertrauen danken!

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Wir haben dem CEECOACH bereits einen ersten Schnelltest untezogen, aber werden es natürlich in der nächsten Zeit ausgiebig testen und Euch berichten, wie wir damit klar kommen.

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Tipps zum Aufgabenreiten – Klasse L

Weiter geht’s mit der Aufgabenserie: Heute befassen wir uns mit der Dressurprüfung der Klasse L*. Seit der letzten Änderung der LPO gibt es auch die Klasse L**. Diesen werden wir beim nächsten Beitrag zusammen mit der Klasse M* aufgreifen.

Von nun an sind Pferd und Reiter allein im Viereck unterwegs. Das kann je nach Gemüt des Pferdes Vor- und Nachteile mit sich bringen. Ausnahme ist die L1, die auch mit bis zu vier Pferde-Reiterpaaren hintereinander geritten werden darf.

Dressurprüfungen der Klasse L können sowohl auf Trense als auch auch Kandare geritten werden. Hier gibt es bezüglich der Startberechtigungen einen Unterschied: Auf Kandare darf erst ab Leistungsklasse 4 geritten werden, L-Dressuren auf Trense dürfen auch Reiter mit Leistungsklasse 5 reiten.

Das Video, was wir euch in diesem Artikel zeigen, zeigt eine über weite Strecken gelungene Aufgabe. Allerdings galoppiert das Pferd beim ersten einfachen Wechsel nicht richtig an. Geritten wird im Video die L2.

In Dressurprüfungen der Klasse L folgen die geforderten Lektionen schon viel schneller hintereinander als noch in der Klasse A. Außerdem werden zum ersten Mal die versammelten Tempi im Trab und Galopp gefordert werden. Das Pferd muss also schon so weit gefördert sein, dass es genügend Last aufnimmt, um diesen Anforderungen gewachsen zu sein.

Die L2 beginnt im Arbeitstrab, es ist also empfehlenswert, ein frisches Arbeitstempo vorzulegen, damit der Übergang zum versammelten Trab gut sichtbar ist. Nach der Grußaufstellung folgt zunächst noch im Arbeitstrab halbe Volte rechts und halbe Volte links. Hier muss das Pferd gut eingerahmt und durch den äußeren Schenkel begrenzt werden, damit die Hinterhand genau in die Abdrücke der Vorderhufe einspurt. Das Umstellen auf der Mittellinie, wo ihr eine Pferdelänge geradeaus reitet, soll geschmeidig und nicht „herumgeschleudert“ sein. Der neue äußere Schenkel muss also gleich nach dem Umstellen die Hinterhand wieder gut begrenzen. Achtet auch auf genügend Biegung innerhalb der einzelnen halben Volten.

In der L2 wird außerdem ein Übergang vom Arbeitstrab zum versammelten Trab gefordert. Der Reiterin im Video gelingt dieser Übergang leider nicht so perfekt, er ist kaum zu erkennen. Besonderes Augenmerk liegt auch auf den Übergängen vom Mitteltrab zurück zum versammelten Trab, das Pferd soll möglichst schnell wieder Last aufnehmen und sich versammeln ohne dabei kurze, schnelle Tritte zu machen.

Das Rückwärtsrichten in dieser Aufgabe wird bei X gefordert, ist also für die Richter perfekt einsehbar. Wichtig ist, dass das Pferd flüssig, gerade und diagonal zurücktritt und sich nicht gegen die Reiterhand wehrt. Aus dem Rückwärtsrichten wird direkt im Schritt angeritten, ohne dass das Pferd vorher hält. Aus dem Rückwärts muss also ein fließender Übergang folgen.

Danach ist es wichtig, dass die gesamte Schritttour raumgreifend und entspannt ist. Das Pferd im Video verfügt leider über einen begrenzten Schritt, kommt aber verhältnismäßig gut zum Schreiten und lässt den Hals gut fallen. Die Kurzkehrtwendung an der kurzen Seite bei A gelingt nicht besonders gut, der Kreis, den die Hinterhand des Pferdes beschreibt, ist zu groß. Die Wendung ist nicht zentriert genug.

Nach der Kurzkehrtwendung ist es wichtig, dass das Pferd noch bis nach der Ecke guten Schritt geht. Erst in der Ecke werden die Zügel verkürzt, das Pferd aufmerksam gemacht, um dann im versammelten Tempo anzugaloppieren. Die folgende lange Seite sollte der Reiter nutzen, um das Pferd gut geradezurichten und vor die treibenden Hilfen zu bringen, damit die folgende Lektion – Aus der Ecke kehrt – gelingen kann. Der Braune im Video springt in der Kehrtvolte fleißig weiter, die Volte könnte allerdings noch etwas kleiner geritten werden.

Der Übergang zum Schritt an der kurzen Seite gelingt zwar, der einfache Wechsel ist durch das falsche Angaloppieren allerdings trotzdem misslungen. Man kann auch gut erkennen warum: Die Reiterin richtet das Pferd im Schritt nicht genügend gerade. Als die Hilfe zum Angaloppieren erfolgt, ist das Pferd noch gar nicht richtig in die neue Richtung gestellt und gebogen. Die nächsten Lektionen erfolgen analog zur rechten Hand: Aus der Ecke kehrt und einfacher Galoppwechsel an der kurzen Seite. Damit das Pferd nicht traversartig zurück zum Hufschlag galoppiert, kann man leicht an Schultervor denken.

Danach folgt an der nächsten langen Seite der Mittelgalopp. Hier sollte zwar beherzt losgeritten und Rahmen zugelassen werden, allerdings nur so, dass der Übergang vor der Ecke harmonisch durchgeführt werden kann. Der Mittelgalopp sollte jedoch dennoch bis zum Ende der langen Seite geritten werden und nicht bereits in der Mitte abgefangen werden. Das Pferd muss kontrolliert zurückgeführt werden, da Mitte der kurzen Seite schon der Übergang zum versammelten Trab erfolgen muss. Wer sein Pferd also nach dem Mittelgalopp nicht schnell genug wieder zusammen hat, kann auch keinen schönen Übergang zum Trab erreichen. Als letztes kommt vor der Schlussaufstellung noch einmal Mitteltrab.

Zusätzlich zu einer L-Dressur auf Trense zeigen wir euch noch eine Dressurprüfung Klasse L auf Kandare, damit ihr euch auch hier einen kleinen Einblick verschaffen könnt. Geritten wurde in diesem Fall die L7; üblich sind im Normalfall auf Trense die Aufgaben L2-L4 (die L1 wird nur sehr selten ausgeschrieben), auf Kandare werden meistens die Aufgaben L5-L11 geritten, wobei L10 und L11 L**-Aufgaben sind.

Dieser Ritt ist ziemlich gut gelungen. Wer sich das Video bis zum Ende anschaut, hört auch noch den mündlichen Richterkommentar zum Ritt.

 

Knackpunkte in der Klasse L sind im Allgemeinen die Versammlung und die einfachen Galoppwechsel, wobei sich diese beiden Punkte gegenseitig bedingen, und oft auch die Kurzkehrt- bzw. Hinterhandwendungen. Wenn Pferd und Reiter diese Dinge sicher beherrschen, steht einem Start in einer Dressurprüfung Klasse L nichts mehr im Weg und wir hoffen, dass wir mit unserem Artikel ein paar wichtige Tipps liefern konnten.

Viel Erfolg!

Gastbeitrag von Sofia: Reiten mit Kind

Wie versprochen kommt hier die Fortsetzung des Beitrages „Reiten in der Schwangerschaft“. Hier will ich euch berichten, wie sich das Reiten mit einem Baby verbinden lässt. Und ich will ganz ehrlich sein: Es ist eine Herausforderung, den Reitsport im ersten Babyjahr in der gewohnten Intensität weiterzuführen. Es gibt viele Gründe, weshalb man die ersten Wochen nach der Geburt erst einmal kaum zum Reiten kommt:

War das Baby in den vergangenen Monaten noch „inside“, ist die Situation nun eine andere. Man ist nicht mehr nur Frau, in diesem Fall reitende Frau – nun ist man zusätzlich auch Mutter und somit ständig ansprechbar und zuständig. Frauen, die ihr Baby stillen, müssen je nach Rhythmus ungefähr alle zwei bis drei Stunden ran. Das Kind trinkt dann auch noch eine gewisse Dauer, also ist das Zeitfenster bis zum nächsten Stillen kein besonders großes. Selbst wenn ihr längere Stillrhythmen habt, das Baby mit zum Stall nehmen könnt, die Flasche gebt oder einfach verdammt schnell am Stall seid – je nachdem, wie gut oder schlecht euer Kind nachts schläft, seid ihr tagsüber dankbar um die ein oder andere Stunde, in der ihr Schlaf nachholen könnt anstatt zum Stall zu fahren. Mütter mit pflegeleichten Kindern und viel Unterstützung durch die Familie sind klar im Vorteil, jedoch ist das nicht bei jeder jungen Mutter der Fall.
Und zu guter Letzt kann es auch gut sein, dass ihr von der Geburt noch lädiert seid und ebenso wenig sofort wieder aufs Pferd könnt wie eine Frau, die per Kaiserschnitt entbunden hat.

Ich möchte euch keine Angst machen, es gibt auch Frauen, die eine ganz unkomplizierte Geburt hatten, topfit sind, das Kind zur Oma geben und nach ein paar Tagen wieder anfangen zu reiten. Die meisten Frauen, die ich jedoch kenne, machen den ersten Besuch am Stall anstatt in Stiefeln noch in der Schwangerschaftsjeans (ja, denn der Bauch ist zwar leer aber noch nicht verschwunden) und mit Kinderwagen, um den Vierbeiner zu besuchen und ihm zu versprechen, bald wieder zum Reiten zu kommen. Ich spreche hier aber von den ersten Wochen nach der Geburt, denn irgendwann, beim einen schneller, beim anderen langsamer, pendelt sich alles ein und man profitiert unheimlich davon, dass man vor dem Kind bereits die Verantwortung für ein Pferd übernommen hat. Stärken im Übernehmen von Verantwortung, im Zeitmanagement, in der Koordination, in der Planung und in der Belastbarkeit sind nicht von der Hand zu weisen und sehr hilfreich. Sehr sportliche Reiterinnen haben außerdem weniger Arbeit mit der Rückbildung.

Ich war eine Woche nach der Geburt im Stall, um mein Pferd mit seiner zukünftigen Chefin bekannt zu machen und es war rührend zu sehen, wie Pferde auf Neugeborene reagieren. Außenstehenden mag das Herz gestockt haben, als mein Pferd seine Nase ganz vorsichtig in den Maxicosi steckte, um an unserer Tochter zu schnuppern, ich hatte jedoch zu keinem Moment ein mulmiges Gefühl und war von der Sanftheit meines Pferdes sehr gerührt.

In der Zeit unmittelbar nach der Geburt hatte ich mein Pferd nach wie vor noch zur Verfügung gestellt und konnte mich somit darauf verlassen, dass es regelmäßig geritten wurde. Ich wollte jedoch schon bald wieder anfangen, etwas zu tun und so habe ich einfach longiert. Das ging in unserem Fall auch prima mit Baby – ich hatte die Kleine oft mit im Stall dabei, warm eingepackt platzierte ich sie am Putzplatz auf einer Bank außerhalb der Reichweite der Pferde und sie schlummerte friedlich vor sich hin. Wenn sie wach war, schaute sie neugierig umher. Ich weiß, dass wir großes Glück mit einem so zufriedenen und lieben Baby hatten, denn so konnte ich sie überall hin mitnehmen und schon recht schnell wieder am Stall tätig sein. Wenige Wochen alte Babys schlafen unheimlich viel, gerade wenn sie vorher getrunken haben, und wenn man ein gutes Timing hat, schlummern sie glücklich vor sich hin, während man in Ruhe sein Pferd putzen und fertigmachen kann. Zum Longieren habe ich mir die Kleine dann mit einem Tragegurt auf den Bauch geschnallt und konnte so ganz normal mit beiden Händen mit dem Pferd arbeiten. Unsere Tochter schlief beim Longieren eigentlich immer ein und ich glaube, sie hat schon sehr früh mitbekommen, was Teee-rabb bedeutet.

Allerdings muss ich ganz klar sagen, dass ich das NUR mit meinem Pferd so gemacht hätte, da er an der Longe sehr sehr brav ist. Außerdem war mir klar: sollte es zu einer brenzligen Situation kommen, würde ich die Longe loslassen, um auf keinen Fall mit dem Kind zu stürzen. Ich kann hier nur warnen, dass man das Risiko gut abwägen sollte.

Als ich wieder anfangen konnte zu reiten, habe ich die Kleine im Maxicosi in die Reithalle gestellt – geschützt in eine Ecke, wo sie sicher war aber ich sie sehen konnte. Das ging aber auch nur, weil es in der Halle möglich war, die Ecke zu nutzen, um sich hinzusetzen und zuzuschauen. In dem Stall, in dem wir nun stehen, wäre es nicht möglich, ein Baby in die Ecke zu stellen, da die Zuschauer dort hinter der Bande stehen. Dann wäre mein Vorhaben schwierig geworden, denn manchmal wachen die Kleinen auf, während man auf dem Pferd sitzt, weil der Schnuller rausgefallen ist, die Sonne blendet, die Mütze rutscht oder, oder, oder. Wer dann nicht mal eben „rechts ran“ reiten kann, um das Malheur zu beheben, sondern erst aus der Halle raus muss, wird keine Freude am Reiten haben. Außerdem hatte ich extrem entspannte Stallkollegen, die es okay fanden, dass ein Baby in der Ecke stand, auch wenn die Pferde zunächst in der Ecke guckten. Das ist keine Selbstverständlichkeit und ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht in jedem Stall gerne gesehen ist.

Ich saß allerdings auch nicht jeden Tag auf dem Pferd, da mit dem jungen Mann, der mein Pferd in der Saison zur Verfügung hatte, ausgemacht war, dass er noch zweimal die Woche weiterreiten sollte. Darüber hinaus hatte mein Pferd auch immer mal frei oder wurde longiert.

So ging es ungefähr das erste halbe Jahr sehr gut, denn so lange die Babys noch nicht viel können außer essen und schlafen, kann man sie gut parken. Frische Luft, viel zu gucken, eine angenehme Geräuschkulisse, viele nette Menschen und Tiere – das mögen die meisten Kleinen. Aber auch nicht alle, ich habe von Babys gehört, die viel geweint haben und bei denen nicht im Traum daran zu denken gewesen wäre, sie einfach überall mit hinzunehmen. Denn merke: die meisten Menschen finden kleine Kinder gut – so lange sie nicht brüllen.

Als unsere Tochter dann älter wurde und anfing mobil zu werden und gleichzeitig weniger zu schlafen, wurde es anstrengender. Zu Beginn habe ich ein ausgeklügeltes System entwickelt, das wie folgt aussah: Mittags zu Hause essen, dann zum Stall fahren und den Kinderwagen an den Putzplatz stellen. Dort das schon schläfrige Kind beobachten lassen, wie man das Pferd putzt. Dann das Pferd in die Führmaschine, mit dem Kind einen kleinen Spaziergang über holprige Feldwege, um es ins Land der Träume zu schuckeln. Schlafendes Kind im Stall an einem sicheren Ort mit angenehmer Geräuschkulisse parken, Pferd aus der Maschine holen, schnell reiten und hoffen, dass das Kind nicht aufwacht. Das ging aber auch nur noch eine Zeit lang gut, denn irgendwann fand unsere Tochter alles so interessant, dass sie nicht einschlafen wollte und darüber ziemlich unleidlich wurde. Außerdem hatte sie keine Lust mehr, im Wagen zu bleiben und wollte lieber Pferde streicheln, rumkrabbeln, zur Mama oder sonst wie randalieren. Da war sie etwa ein Jahr alt. Und ich war ziemlich gestresst.

Zu dieser Zeit beschloss ich, dass es nun an der Zeit sei, sich Hilfe zu holen. Und das ist auch das Stichwort: Wer weiterhin reiten möchte, braucht Unterstützung in der Betreuung. Ohne geht es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr. Ich kenne Mütter, die fahren zum Reiten, wenn der Mann abends nach Hause kommt und sich ums Kind kümmert. Andere haben die Großeltern vor Ort. Alternativ gibt es noch die Möglichkeit, das Kind durch Babysitter, Tagesmütter oder in der Kita betreuen zu lassen. Ich habe die Familie nicht in unmittelbarer Nähe und mein Freund kommt auch erst spät nach Hause. So habe ich mir ein paar liebe Mädels am Stall und in der Nachbarschaft gesucht, die auf die Kleine aufgepasst haben, während ich reiten ging. Und nun, mit anderthalb, geht unsere Tochter zur Tagesmutter. In den paar Stunden fahre ich zum Pferd und sitze anschließend am Schreibtisch.

Was hat sich für mich verändert, seit ich ein Kind habe? Früher habe ich sehr viel mehr Zeit am Stall verbracht, habe gequatscht, getüddelt, Sachen geputzt, habe mal noch ein anderes Pferd geritten oder  einfach rumgesessen und zugeschaut. Heute bin ich viel stärker getaktet als früher. Ich bringe unsere Tochter morgens zur Tagesmutter und fahre dann gleich weiter zum Stall, wo ich um diese Uhrzeit eine der ersten bin. Dort mache mein Pferd fertig, reite, versorge es und fahre wieder. Dazu brauche ich maximal 1,5 Stunden. Mein Sattelzeug ist nie sauber, bandagiert wird unter der Woche auch nicht, geputzt wird im Schnelldurchgang. Stundenlang noch Fütterchen mischen, Hufe waschen und Möhrchen schnibbeln? Mit Freunden quatschen? Leider keine Zeit. Die Arbeit ruft, und dann muss ich das Kind auch schon wieder abholen. Ich finde den Schnelldurchgang zwar sehr schade, aber nur so ist es möglich, mein Kind, den Job und die Reiterei unter einen Hut zu bekommen.
Derzeit sitze ich wieder ca. 5-6 Mal die Woche im Sattel. Um dieses Pensum zu schaffen, muss ich bei vielem rund ums Pferd Abstriche machen und verhalte mich eher wie ein Berufsreiter, der wenig Zeit für das Drumherum hat. Da ich aber mit Leib und Seele Turnierreiter bin, weiß ich, dass es mit zweimal reiten die Woche nicht funktioniert. Mittlerweile kommt die Kleine auch nicht mehr mit zum Stall, wenn ich reite. Wenn ich sie mitnehme, dann besuchen, streicheln und füttern wir das Pferd, fegen, räumen auf oder machen sonstige Aktivitäten, bei denen ich ihr dann meine volle Aufmerksamkeit schenke, ihr viel erkläre und sie selbst machen lassen. So hoffe ich, allen gerecht zu werden.

Viele Frauen reiten mit Kleinkind deutlich seltener als früher, suchen sich eine Reitbeteiligung und vertagen auch das Turnierreiten. Denn zumindest in den ersten Lebensjahren des Kindes ist der Reitsport kein besonders familienkompatibles Hobby. Wenn man diese Zeit jedoch gemeistert hat, so hoffe ich zumindest, kann es ganz toll sein, mit dem älteren Kind gemeinsam zu reiten und Zeit am Stall zu verbringen. Denn was trotz all der Belastung, der reitende (und berufstätige) Mütter ausgesetzt sind, immer wieder berichtet wird: Die „Auszeit“ am Stall ist unglaublich wertvoll, um die Akkus wieder aufzuladen. Und die eine Stunde auf dem Pferd, ob im Viereck, im Parcours oder im Gelände, lässt einen so manchen Stress vergessen.

Blogs & Sponsoring

Nachdem ReitTV-Webstar Damiana Konka heute auf ihrer Facebookseite verkündet hat, dass sie einen Springsattel der Firma Stübben zur Verfügung gestellt bekommt, waren die Reaktionen zunächst freundlich und positiv. Allerdings nur auf ihrer Seite – auf einer anderen, bisher unbekannten Facebook-Seite brodelt derweil der Neid. Dies gibt die Autorin sogar zu und beschwert sich lautstark darüber, dass all den Normalo-Reitern inklusive ihr nichts geschenkt werde, obwohl sie schließlich doch auch LK 3 hätte und überhaupt die liebe Damiana doch gar nicht gut springen könne.

Wir haben diesen Beitrag mit großem Erstaunen gelesen und uns doch ein wenig gewundert. Nach einem halben Jahr Horse Diaries laufen bei uns die ersten Kooperationen mit Reitsportfirmen langsam an und wir freuen uns natürlich riesig über das Interesse an unserem Blog. Daher möchten wir euch anlässlich dieser Diskussion einmal unsere Ansicht zu dem Thema Sponsoring darlegen.

1. Sponsern ist NICHT schenken.

Kein Blogger, Youtuber oder Web-Star der Welt bekommt etwas „einfach so“ geschenkt. Firmen gehen Kooperationen nicht aus Nächstenliebe ein, sondern weil es IHNEN etwas nützt. Die Bloggerszene ist für viele Firmen eine überaus günstige und effektive Möglichkeit, ihre Produkte der Zielgruppe zu präsentieren. Meist genügt es dazu bereits, ein Produkt zur Verfügung zu stellen, über das dann auf dem Blog oder YouTube Kanal berichtet wird. Die Firmen kostet das deutlich weniger als beispielsweise eine Anzeige in einer Pferdezeitschrift, aber sie können dennoch extrem viele potentielle Kunden dadurch erreichen.

2. Bloggen ist ARBEIT.

Das ist der wohl wichtigste Punkt. Bloggen macht riesigen Spaß und ist eine tolle Möglichkeit, seine Gedanken mit der Außenwelt zu teilen. Es ist aber meist nicht einmal komplett kostenlos (Domain, Theme & Co kosten durchaus etwas) und vor allem kostet es Zeit.

Gerade im Fall von Damiana finden wir es höchst lächerlich, sich darauf zu berufen, sie hätte ein Sponsoring „nicht verdient“, weil sie nicht gut genug reitet/sowieso genügend Sachen hat (wtf?). Damiana ist von allen Web-Stars mit Abstand am bekanntesten und vor allem auch am längsten dabei. Seit mindestens 8 Jahren, also noch lange bevor es so etwas wie Web-Stars überhaupt gab, geschweigedenn Sponsoring im Internet, berichtet sie regelmäßig sowohl von ihrer reiterlichen Entwicklung als auch aus ihrem Privatleben und das beinahe täglich. Neben einem Blog betreibt sie eine Facebook- und eine Instagram-Seite sowie einen Youtube Kanal. Die Kamera kommt mit auf jedes Turnier, jeden Ausflug und sogar mit zum Frühstücksbuffet in Las Vegas. Täglich kommen dutzende von Anfragen von Fans mit Wünschen, Sorgen und Fragen, die beantwortet werden wollen. Das kann man lächerlich und langweilig finden, Fakt ist aber jedenfalls: Hinter Damianas Bekanntheit stecken Jahre voller Arbeit und wahnsinnig viel Aufwand und Mühe und DAS ist es, was sie für Firmen attraktiv macht. Dass sie dazu noch ihr Pferd von E bis S alleine ausgebildet hat, ist für viele vielleicht die größere Leistung, aber wohl nicht der Grund, warum sie gesponsert wird.

3. Neid stinkt.

Natürlich ist es verständlich, dass man manchmal ein bisschen neidisch wird, wenn man sieht, wie andere Produkte zur Verfügung gestellt bekommen und man selbst auf der Strecke bleibt und das, obwohl man vielleicht sogar selbst eine Facebook-Seite betreibt und dort regelmäßig berichtet. Das Problem an Neid ist nur, er hilft niemandem, am allerwenigsten aber dem Neider selbst. Sich als Blogger über andere zu echauffieren, weil man meint, sie bekämen ungerechtfertigterweise etwas gesponsert, wirkt äußerst unprofessionell und wird sicher nicht dazu führen, dass man in Zukunft von Firmen angesprochen wird. Wieso also übereinander lästern und stänkern, anstatt sich zusammenzutun und gemeinsam mehr zu erreichen? Wenn man wissen will, wie ein Blogger es geschafft hat, Kooperationen zu bekommen, schreibt man ihn einfach an und fragt nach. Das wird jeden garantiert 10x weiter bringen, als ein böser „Was endlich mal gesagt werden musste“-Post, der höchstes Aufmerksamkeit anderer unerfolgreicher Neider und Hater auf sich zieht. Vielleicht hat der beneidete Blogger sogar hilfreiche Tipps für euch oder es bietet sich eine Zusammenarbeit an? Wir finden, nicht nur Firmen und Blogs sollten produktiv zusammenarbeiten können, sondern wir Blogs untereinander sollten doch erst Recht zusammenhalten, anstatt uns gegenseitig nur runterzuziehen.

Die Saison hat angefangen

Erschrocken habe ich festgestellt – Peppers letzter Bericht ist aus dem Februar. Da ich derzeit in meiner Abschlussarbeit des Studiums stecke und sich auch privat einiges verändert hat, kam das Bloggen leider etwas zu kurz, deshalb möchte ich euch nun endlich auf den aktuellen Stand bei uns bringen.

Nach dem erfolgreichen Lehrgang hatten wir unser erstes Turnier auf einem Eurogio-Turnier im Nachbarland Holland. Ein Eurogio-Turnier ist ein Turnier, bei dem sich Belgier, Niederländer und Deutsche nach deutschen Wettkampfregeln messen können. Abreiten ist dort immer sehr abenteuerlich, obwohl nur die nächsten zwölf Reiter in die Abreitehalle dürfen, aber gerade Anfang der Saison scheint einfach noch keine Routine bei den meisten vorhanden zu sein. Hufschlagregeln werden kaum bis gar nicht eingehalten, die Schritt-Reiter reiten teilweise zu dritt nebeneinander und ein „Sprung frei“ wird gerne mal überhört. Das ist natürlich nicht gerade ungefährlich und war auch ein Grund für meine ansteigende Nervosität.

Wir haben nichtsdestotrotz unser Bestes gegeben, ein paar Sprünge vorher zu machen und sind dann mit großer Freude auf unsere ersten Turniersprünge in dieser Saison, in die Prüfungshalle geritten. Wie immer bei den ersten Turnieren zog Pepper die Sprünge gut an, hin und wieder auch ohne darauf zu achten, was der Pilot oben drauf möchte. Im Großen und Ganzen war ich mit der Runde jedoch zufrieden und mit einer Nullrunde sprang auch eine Platzierung heraus, was natürlich für den Saisonstart absolut toll ist und worüber ich mich riesig gefreut habe.
Vor dem L-Springen war es dann in der Abreitehalle leider noch chaotischer und Pepper etwas durch den Wind, da wir beim Abspringen leider umgeritten wurden und Pepper beim Landen wirklich alles getan hat, um nicht in das Pferd reinzuspringen. Das war im ersten Moment ein riesen Schock, nicht auszudenken was da hätte passieren können, aber beim Reiten bleibt keine Zeit für solche Gedanken und wir haben uns recht schnell wieder gesammelt. In der Prüfung hat Pepper aber super mitgearbeitet und wir sind auch hier mit einer Nullrunde in die Platzierung geritten. Absolut gelungener Saisonauftakt, besser hätte es wirklich nicht laufen können.

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Nach dem ersten Turnier habe ich das Arbeitspensum wieder etwas heruntergeschraubt, da die Saison lang genug ist und ich Pepper bei Laune halten möchte. Wir haben viel longiert (mit und ohne Trabstangen), waren wenn das Wetter es zugelassen hat, viel im Gelände und haben in der dressurmäßigen Arbeit viel mit aufgestellten Stangen gearbeitet. Pepper ist bei solchen Aufgaben viel aufmerksamer und konzentrierter und der Muskulatur, gerade ihrer Hinterhand, hilft es als Nebeneffekt auch noch.

In den Springstunden arbeiten wir momentan daran, den Galopp zu erhalten, ohne dass ich Pepper lang werden lasse und sie dadurch total auseinandergefallen an die Sprünge heran reite. In einem A-Springen kann ich sie zwar so noch reiten, aber spätestens in einem M funktioniert das nicht mehr. Deshalb arbeiten wir gerade genau daran, das zu verbessern. Häufig habe ich das Problem, dass ich sie zu wenig schließe oder der Galopp durch zu viel Gezuppel von mir so klein ist, dass sie nicht mehr ordentlich springen kann. Den Galopp zu erhalten klappt aber mittlerweile immer besser und je besser ich den Galopp halten kann, desto selbstsicherer reite ich auch die hohen Sprünge an und desto näher komme ich meinem Saisonziel: M-Springen starten.

Auch meine Nerven werden langsam besser. Vor zwei Wochen hatte ich das letzte Hallenturnier bevor es an die Außensaison geht. Pepper war etwas guckig, so dass wir leider einen Fehler hatten, aber da vielen anderen ebenfalls Fehler unterlaufen sind, gab es dennoch eine Schleife im L-Springen. Der Parcours war ziemlich hoch gebaut, enthielt außerdem zwei Kombinationen und viele gebogene Linien. Letztes Jahr wäre ich vermutlich noch zitternd in einen solchen Parcours eingeritten. Wir hatten leider einen Fehler an der zweiten Kombination im Aussprung. Woran es genau gelegen hat können weder ich noch meine Trainerin genau sagen. Trotzdem bin ich zufrieden, weil ich Pepper immer bei mir hatte und sie wirklich gut sprang.

Auf diesem Turnier hatten wir auch noch eine Premiere zu verzeichnen: Pepper und ich sind in einer A-Dressur gestartet. Beim Abreiten war sie sehr sehr gut, sehr locker und egal wie es gelaufen wäre, ich war schon zufrieden. In der Prüfungshalle war sie aber dann erst sehr erstaunt, da sie nirgends Sprünge gesehen hat. Man konnte ihr wirklich ansehen, dass sie gesucht hat. Dafür hat sie dann den Richtertisch entdeckt und hat sich dort immer sehr festgehalten. Mit einer 6,2 waren wir nicht mehr platziert, aber ich denke, darauf kann man aufbauen und ich werde weiterhin A-Dressuren nennen. Mit den Tipps aus unserer Dressurserie wird es bestimmt auch dort bald klappen, da bin ich mir sehr sicher.

Danke an meine Pepper, für den tollen Saisonstart!

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Ostern geht es bei uns endlich an die Freiluftsaison. Bis dahin werden wir die Zeit abwechslungsreich gestalten und immer wieder eine Verschnaufpause einlegen. Die Saison fängt gerade erst an, unser Ziel ist hoch gesteckt, aber wir wollen dies mit Spaß erreichen und den Druck außen vor lassen.

Der Zausel wird wieder angeschoben

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Es ist nun ziemlich genau 5 Monate her, dass der Zausel operiert wurde. Vier Monate davon hieß das waschen, salben, schmieren und auch vier Monate rumstehen auf dem Paddock, Pause, kein Reiten, kein führen, nichts.

Seine Wunden sind inzwischen so gut verheilt, dass man sie kaum noch sehen kann. Bis auf kleine Narben ist von den bösartigen Tumoren nichts geblieben. Sogar die große Wunde zwischen den Hinterbeinen ist inzwischen so gut verheilt, dass sie nur noch ab und an ein bisschen Bepanthen zur Pflege braucht und ansonsten total reizlos und schier ist. Von der mehr als Handteller großen Wunde ist nur noch eine feine, rosa Narbe übergeblieben. Die Heilungskräfte des Körpers sind wirklich enorm und beeindruckend zu beobachten!

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Besonders froh bin ich, dass bisher keiner der Tumore wieder gekommen ist. Immerhin handelt es sich um höchst rezidive, also in den meisten Fällen wiederkehrende Tumore. Dass sie während der Wundheilung noch nicht wieder aufgeblüht sind, ist schon mal ein sehr gutes Zeichen.

Der Zausel hat seine Pause auch sonst gut verkraftet. Nach der OP sah er ja ziemlich schrecklich aus, hatte viel abgenommen und war wirklich ein halber Hahn. Durch die wenige Bewegung in den letzten Monaten hat er nun wieder gut angesetzt und ist dick und rund geworden. Es fehlt natürlich an Hals und Po reichlich Muskulatur, dafür ist der Bauch unproportional groß geworden. Aber immerhin sieht er nicht mehr aus wie ein alter Klepper.

Weil ihm in den vier Monaten gar nichts tun ziemlich langweilig wurde, haben wir ein bisschen am Boden gearbeitet und haben endlich nach 2 Jahren immer mal mehr oder weniger intensiv daran arbeiten das Abliegen festigen können. Er hat sich damit sehr lange sehr sehr schwer getan, ich hatte es dann irgendwann wieder ganz aus den Augen verloren weil wir einfach nicht voran kamen. Im Januar hat er es dann plötzlich von allein einfach angeboten und ich habe es ein bisschen ausbauen können. Es ist noch nicht perfekt (manchmal hat er einfach keine Lust oder empfindet das Plätzchen nicht als passend) aber wir sind einen großen Schritt voran gekommen.

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Angefangen haben wir dann im Januar ganz langsam mit ein bisschen freier Bewegung in der Longierhalle. Da war die Narbe zwischen den Hinterbeinen aber noch so empfindlich, dass sie nach ein paar Minuten anfing wund zu werden. Er durfte darum nur alle paar Tage für 10 Minuten in die Halle. Langsam aber stetig konnten wir das dann steigern, so dass auch täglich 20 min. kein Problem mehr waren. Im Februar habe ich dann langsam angefangen wieder zu reiten und habe mich über ein sehr motiviertes und erstaunlich lockeres Pferd gefreut.

Nach den ersten paar mal Reiten hatte er sich dann irgendwie im Rücken verrenkt und lief nicht ganz sauber, zwei Tage später hatte er dann auch noch eine dicke Schramme am Bein. Da war dann direkt wieder 10 Tage Pause angesagt, er weiß sich schon ganz gut zu schonen 😉

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Seit dem arbeiten wir nun aber langsam auch an der Kondition und der Durchlässigkeit und steigern ganz langsam das Training. Da ihm die Pause glaube ich auch mental sehr gut getan hat, versuche ich ihm immer wieder freie Tage einzuräumen, damit er weiterhin so schön motiviert bleibt, gehe ausreiten oder nur spazieren und steigere die Dressurarbeit wirklich nur sehr langsam.

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Am meisten überrascht hat mich wirklich, wie locker er nach der langen Pause wieder ins Training gestartet ist, die stetige Bewegung im Paddock hält offensichtlich doch beweglicher als man denkt. Nun muss er nur noch den dicken Winterpelz loswerden, kann können wir auch wieder richtig arbeiten, im Moment schwitzt er nämlich noch recht schnell und braucht dann sehr lange zum trocknen, so dass ich die Reiteinheiten immer etwas an den Pelz anpassen muss. Er verliert aber schon reichlich Haare, allzu lange kann es mit dem Sommeroutfit nicht mehr dauern.

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Trotz seiner Plüschigkeit durfte er als Trensenmodel für die neuen Sabrotrensen modeln und hat seine Sache wirklich gut gemacht. Da ist er ja quasi schon alter Hase und posiert mit gespitzten Ohren und 5 verschiedenen Kopfstücken. Allerdings nur, wenn jemand mit einem vollen Futtereimer auf und ab läuft. Er ist da nämlich durchaus bestechlich und es gibt wirklich wenig, was er für Futter nicht tun würde.

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Tipps zum Aufgabenreiten – Klasse A

Der zweite Teil unserer Serie ist erwartungsgemäß die Klasse A. Wir zeigen euch im beigefügten Video eine gelungene Dressurprüfung Klasse A*, geritten wurde die A6/2.

Meistens werden die A-Dressuren zu zweit hintereinander geritten, so dass man sich bereits früh genug darüber informieren sollte, ob man an der Tete reitet oder nicht. Schon bevor die Aufgabe beginnt, sollte man einen guten Eindruck machen, man diskutiert also nicht mehr mit dem Pferd, sondern versucht dem Pferd möglichst harmonisch das ganze Viereck zu zeigen, reitet vielleicht noch eine Runde im Galopp und dann geht’s auch schon los.

Das Einreiten ist die Visitenkarte von jedem Reiter, hier zeigt sich schon, wer sein Pferd gut an den Hilfen hat und wer hier noch Verbesserungsbedarf hat. Wichtig ist, dass das Einreiten gerade und die Parade zum Halten fließend ist. Außerdem soll das Pferd gerade und ruhig stehen. Wer Probleme damit hat, sein vielleicht noch etwas unausbalanciertes Pferd gerade zu halten, kann versuchen beim Einreiten auf der Mittellinie ein kleines bisschen ans Vorwärtsreiten zu denken. Dadurch fällt es dem Pferd manchmal leichter geradeaus zu laufen und es schwankt nicht nach links und rechts. Wer ein Pferd hat, was nicht gerne lange still stehen möchte, sollte versuchen das Halten möglichst kurz zu halten – man kann ruhig auch schon wieder antraben bevor der Ansager das Kommando ganz zu Ende ausgesprochen hat. Natürlich gehört das Stillstehen eigentlich zum Gehorsam des Pferdes, aber auf dem Turnier ist ja das ein oder andere Pferd ein bisschen nervöser als  Zuhause und so kann man Stress im weiteren Verlaufe der Aufgabe ein bisschen vorbeugen.

Das Anreiten nach dem Halten muss genauso gerade sein wie das Einreiten, außerdem sollte man die Wendung am Hufschlag frühzeitig einleiten, damit diese schön fließend und harmonisch ist, damit es nicht aussieht als hätte man sich im letzten Moment dazu entschlossen doch linke Hand zu reiten.

In den A*-Dressuren sind in Trab und Galopp noch keine mittleren Tempi gefragt. Die Richter möchten in der Regel sehen, dass das Pferd im Trab und Galopp gleichmäßig und erkennbar seinen Rahmen erweitert, eine Verstärkung vom allerfeinsten muss aber noch nicht hingelegt werden. Das sollte auch vielen Reitern Mut machen, die keine Bewegungswunder unter dem Sattel haben!

In der A6 wird das Tritte verlängern schon relativ früh in der Aufgabe abgefragt, vorher ist lediglich das Einreiten und eine halbe Runde ganze Bahn. Wie im Video erkennbar ist, schließt die Reiterin ihr großes Pferd vor der leichten Trabverstärkung an der kurzen Seite schon recht gut, hat das Genick schön vor sich, die Anlehnung ist relativ sicher und das Pferd gut an den Hilfen. Auf der Diagonalen muss das Pferd erst geradegerichtet werden, bevor zugelegt wird, damit Taktfehler oder ein Angaloppieren vermieden wird. Im Video kann man auch gut erkennen, dass der Schimmel zwar seinen Rahmen erweitert, aber nicht Totilas-like lostrabt. Wichtig nach der Trabverstärkung ist, dass man das Pferd wieder gut schließt und vor sich bekommt. Das Pferd soll sich im Übergang zum Arbeitstrab weder gegen die Hand wehren noch einrollen und hinter dem Zügel verkriechen. Wer ein Pferd hat, was zum Einrollen neigt, kann die nächste kurze Seite und die beiden Ecken nutzen und das Pferd mit halben Paraden wieder vor die Hilfen bekommen.

Mittlerweile wird in allen A*-Dressuren Viereck verkleinern im Schritt gefordert. Wichtig sind hierbei außerdem die Schrittphasen vorher und nachher – ein klarer geregelter Takt und ein gutes Schreiten sollen in jedem Fall deutlich erkennbar sein. Der Reiterin im Video läuft das Pferd im Schritt ein bisschen davon, der Schritt könnte etwas schreitender und entspannter sein. Die Einleitung des Viereck verkleinern ist meistens schon das A und O. Von Anfang an muss der Reiter die Hinterhand des Pferdes kontrollieren, sodass diese weder zu weit voraus geht noch schleppend hinterherkommt.

In der im Video gerittenen A6/2 ist Überstreichen im Trab gefragt, in manchen anderen Aufgaben ist es auch im Galopp gefordert. Allgemein gilt hierfür: Es sollte deutlich erkennbar sein, damit die Richter es auch wirklich sehen können. Hierfür muss das Pferd gut an den Hilfen sein, damit es sich an dieser Stelle nicht frei macht.

Zum Ende hin werden die Lektionsfolgen in der A6/2 wie auch in manchen anderen Aufgaben schneller, die Übergänge und Hufschlagfiguren folgenden dichter aufeinander. So kommt gleich eine halbe Runde nach dem Überstreichen schon das Angaloppieren. Falls sich das Pferd hierbei doch ein bisschen verselbständigt haben sollte oder einfach ein bisschen von den Hilfen gekommen sein sollte, muss der Reiter schnell sein und das Pferd wieder gut vor die Hilfen bekommen. Der Reiterin im Video gelingt dies gut, sodass das Angaloppieren gleich auf die erste Hilfe gelingt. Der Galopp an sich sollte fleißig und mit gutem Durchsprung sein, der Schimmel im Video galoppiert leider in der ersten Galopptour eine Idee untertourig. Zu zweit hintereinander kann es manchmal ein bisschen schwierig werden, wenn der Vordermann ein niedrigeres Grundtempo hat als man selbst – so ist es auch im Video. In solchen Fällen kann man aber an der offenen Seite den Zirkel ein wenig größer reiten, um genügend Abstand halten zu können. Nach einer Runde Galopp wird Mitte der kurzen Seite durchpariert zum Trab und es geht ganze Bahn weiter. Schon Mitte der nächsten langen Seite wird eine Kehrtvolte gefordert. Der Weg zwischen diesen beiden Lektionen ist kurz – wer hier sein Pferd nicht gut an den Hilfen hat, wird spätestens in der Kehrtvolte ertappt. Nach dem Übergang zum Trab ist es wichtig, dass das Pferd gleich wieder vor den treibenden Hilfen ist. Der Reiter muss darauf achten, das Pferd schon leicht nach innen zu stellen und somit auf die folgende Kehrtvolte vorzubereiten. In der Kehrtvolte selbst darf der innere Zügel nur leicht führen, die Hinterhand des Pferdes muss gut mit dem äußeren Schenkel begrenzt werden.

Der anschließende Rechtsgalopp beginnt zunächst auf dem Zirkel zur geschlossenen Seite, danach folgt auf der ganzen Bahn an der nächsten langen Seite Galoppsprünge verlängern. Hier gilt ähnliches wie beim Trabtritte verlängern: Geraderichten und dann erst zulegen. Es sollte auf jeden Fall eine Rahmenerweiterung zu erkennen sein, allerdings ist es wie im Trab – allein damit gewinnt man nicht. Die Reiterin im Video hätte aber ruhig ein bisschen mehr riskieren können. Wichtig ist es die Rückführung harmonisch durchzuführen, den Galopp danach wieder zu verkleinern und zusammenzuhalten, denn als nächstes kommt im Galopp über die Diagonale wechseln und kurz vorm Wechselpunkt erst der Übergang zum Trab. Hier punkten die Reiter, die ihr Pferd in der Galoppverstärkung nicht auseinander „gejagt“ haben, sondern es gut zurückführen und danach den Galoppsprung schön zusammenhalten konnten, damit das Pferd auf der Diagonalen fleißig weiterspringt und auf den Übergang wartet. Diese „Herausforderung“ kann man taktisch klug reiten. Jeder Reiter weiß, ob es dem Pferd eher schwer fällt, den Galopp bis zum Ende der Diagonalen zu halten, ob es lieber umspringt oder eilig wird. Der Schimmel im Video neigt z.B. dazu, selbstständig den Galopp zu wechseln. In solchen Fällen muss der Reiter gut in sein Pferd hineinhorchen. Wenn er merkt, dass das Pferd im nächsten Moment ausfällt oder umspringen möchte, sollte man den Übergang lieber schon vorweg nehmen und durchparieren. So kann zumindest dieser gelingen und es passiert kein gröberer Fehler wie Umspringen oder Ausfallen und das Pferd ist nach dem Übergang dennoch an den Hilfen.

Nach dieser verhältnismäßig schwierigen Aufgabe folgt als letztes noch eine einfache Schlangenlinie an der langen Seite. Hier muss das Pferd an den Wechselpunkten umgestellt und nach rechts gebogen werden. Danach folgt der Schlussgruß.

Hierbei ist geradeaus aufmarschieren und halten natürlich genauso wichtig wie beim Einreiten – und dann: Grüßen nicht vergessen 😉

Neben den Tücken die diese Aufgabe mit sich bringt ist es natürlich auch in der Klasse A wichtig, dass Reiter und Pferd ein harmonisches Bild abgeben. Das Größenverhältnis sollte passen, der Reiter muss geschmeidig sitzen und gefühlvoll einwirken, denn nur aus einem korrekten Sitz und mit korrekter Hilfengebung kann eine Dressurprüfung korrekt absolviert werden! Das Outfit wird natürlich nicht mit bewertet, dennoch ist es von Vorteil, wenn Pferd und Reiter ordentlich heraus geputzt sind und hübsch angezogen sind.

Wir wünschen euch viel Erfolg für euren nächsten Turnierstart!

Vorstellung Wiebke

Ich habe nun auch schon ein paar Artikel geschrieben, also schließe ich mich mal an und stelle mich auch vor:

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Mein Name ist Wiebke und ich bin 23 Jahre alt. Nach meinem Studium in Lüneburg, das ich im letzten Sommer abgeschlossen habe, lebe und arbeite ich nun hier. Gebürtig komme ich aber aus einem winzigen niedersächsischen Dorf, in dem es tatsächlich mehr Tiere als Menschen gibt. Geboren und aufgewachsen in einer Züchterfamilie wurde ich unweigerlich zum Pferdefreak und zusammen mit meiner Schwester bekam ich mein erstes Pony als ich 6 war.

2005, als ich zu groß für mein damaliges Endmaßpony war, zog der damals 4-jährige Da Vinci ein, der mich nun schon 10 Jahre begleitet und mit dem ich reiterlich sehr viel erreicht habe und den ich nie mehr missen möchte. Zu finden sind wir im Viereck, im Parcours und neuerdings auch auf der Geländestrecke.

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Parallel zu meinem eigenen Pferd ritt ich immer viele junge Pferde an, bildete diese aus und stellte auch manche auf Turnieren vor. Wie das halt so ist als Züchtertochter. Die Ausbildung von jungen Pferden war genauso wie die Zucht an sich mit Hengstauswahl, Fohlengeburten und Trächtigkeitsuntersuchungen immer an der Tagesordnung.

Seit ich vor vier Jahren wegen meines Studiums Zuhause auszog, reite ich meistens nur noch mein eigenes Pferd und weiß es sehr zu schätzen, die Zeit nach Feierabend im Stall und auf dem Pferderücken zu verbringen. Genauso genieße ich aber auch mal einen Tag ohne Pferd und habe auch nicht mehr Lust wie früher jedes Wochenende auf einem Turnierplatz zu verbringen. So ganz lässt mich der Ehrgeiz aber doch nicht los und so versuche ich mich immer weiterzuentwickeln ohne dabei den Spaß zu verlieren.

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Winter ohne Decke

Es ist wohl heute in den meisten Ställen so üblich, dass die Pferde im Winter eingedeckt und oft auch geschoren werden. Das hat oft gute Gründe, ist manchmal aber auch eher Gewohnheit. Eigentlich wächst dem Pferd ein ausreichend wärmendes Winterfell und im Artikel „Wollen Pferde eine Decke tragen?“ ist eine Studie zitiert, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Pferde bei freier Wahl eher keine Decke tragen möchten. Es muss doch also auch ohne gehen, oder? Die Krokusse sind schon fast wieder verblüht, es geht mit großen Schritten Richtung Ostern: Der Winter ist rum und ich ziehe Bilanz nach unserem ersten deckenfreien Winter.

Doc konnte diesen Winter auf Grund seiner Wunden nicht eingedeckt werden. Ich hatte zwar in den letzten Jahren schon einige Male nicht geschoren sondern nur mit einer leicht gefütterten Decke eingedeckt, aber so ganz ohne stand er dann doch noch nicht.

Im Herbst habe ich mir darüber noch recht wenig Gedanken gemacht. Die OP war unausweichlich, die Wunden ließen keine Decke zu, die Sache war ziemlich eindeutig und damit für mich vom Tisch. Er hatte im Paddock die Möglichkeit sich bei schlechtem Wetter unterzustellen, musste weder im Regen noch im Zug stehen, gegen die Kälte würde ihm ein ausreichend dickes Fell wachsen.

Als die ersten kalten Nächte kamen, kam auch das Thema Eindecken und damit auch die alljährlichen Fragen wieder auf den Tisch. „Hast du schon eingedeckt?“ „Meinst du die ungefütterte Decke reicht noch oder würdest du mehr drauflegen?“ “Tagsüber wird es diese Woche noch mal wieder richtig warm, würdest du wieder ausdecken?“ „Bist du heute abend noch mal im Stall? Kannst du meinen für mich eindecken?“ Um all diese Dinge brauchte ich mir dieses mal keine Gedanken zu machen, mein Zauselchen bekam zusehens mehr Fell und machte damit seinem Namen immer mehr alle Ehre.

Je länger das Fell wurde, desto besser und nachhaltiger ließ es sich einsauen. Hinzu kam, dass der Winter ja bekanntermaßen die Matschjahreszeit ist und auch unser Paddock blieb davon leider nicht verschont. Außerdem entwickelte der Zausel offenbar richtige Freude daran, das Fell mit sehr regelmäßigen Schlammpackungen zu pflegen. Eigentlich ist er ein sehr sauberes Pferd und mein Putzprogramm beschränkt sich in der Regel auf einmal drüber bürsten. Das klappt mit einem eingedeckten Pferd auch ganz hervorragend und kommt dem Zausel sehr entgegen, er mag putzen nämlich nicht.

Diesen Winter hätte ich ihn aber täglich mit dem Hochdruckreiniger bearbeiten müssen, um ihn sauber zu bekommen. Da ich ihn zur Versorgung der großflächigen Wunden aber täglich schon genug ärgern musste, wollte ich es mir mit ihm nicht gänzlich verscherzen und habe nur täglich zumindest die ganz groben Verschmutzungen entfernt. Trotzdem wurde ich von einer Stallkollegin gefragt, die mit hochgezogener Augenbraue das Pferd auf dem Paddock betrachtete, ob ich ihn absichtlich den ganzen Winter nicht geputzt hätte, damit das Fell eine Schutzschicht aufbauen könnte.

Der Winter ohne Decke ist also vor allem eins: Dreckig. Wirklich Dreckig. Und selbst wenn man sich beim putzen größte Mühe gibt, so wirklich schick sauber bekommt man den Pelz irgendwie nicht. Das Fell wirkt auch lange nicht so schön glatt und gl#nzend wie bei einem eingedeckten Pferd. Vielmehr steht es irgendwie wild vom Pferd ab, weil es unter dem Matsch immer in andere Richtungen trocknet. Nach dem Ausbürsten der Schlammschicht sieht das Pferd irgendwie immer noch eher nach aufgeplatztem Sofakissen als nach edlem Ross aus.

Es gibt den Spruch nur ein dreckiges Pferd ist ein glückliches Pferd. Das mag für Pferde gelten, nicht aber für ihre Reiter. Außerdem gilt das wohl auch nur für solche Pferde, die sich an dem intensiveren Reinigungsprogramm nicht stören.

Eis und Schnee hat der Zausel gut wegesteckt und war zu dieser Zeit immerhin nicht so schmutzig. Wenn gleich er nicht gefroren hat, habe ich doch gemerkt, dass ihm die Kälte etwas in den Rücken zieht. Da ist er aber auch besonders empfindlich.

Im Januar haben wir langsam wieder angefangen das Training aufzunehmen. Da er fast drei Monate gar nichts getan hatte, war seine Kondition ohnehin so schlecht, dass wir sehr langsam anfangen mussten. Eine halbe Stunde kann ich ganz normal reiten und arbeiten, ehe er wirklich anfängt zu schwitzen. Dafür können wir ohne Abschwitzdecke ausreiten und bei Temperaturschwankungen musste ich mir keine Gedanken machen ob er zu warm oder zu kalt eingedeckt ist.

Und wo jetzt wieder alle Anfangen abends ein zweites Mal in den Stall zu fahren, um die lieben Rösser für die Nacht warm einzupacken, verliert der Zausel seit Tagen langsam aber kontinuierlich sein Fell ganz ohne mein zutun.

Mein Resümee aus dem Winter ohne Decke ist gemischt. In der Übergangszeit war es schon sehr praktisch, dass man sich über das Deckenthema keine Gedanken machen musste. Reiten kann man ein uneingedecktes Pferd natürlich auch, allerdings nur in leichter Arbeit weil sie sonst zu stark schwizten. Wem also das Ein- und Ausdecken auf die Nerven geht und wer im Winter eh nicht so viel Reiten möchte, für den kann ein deckenfreier Winter eine gute Alternative sein. Derjenige sollte dann aber nicht allzu viel Wert auf ein sauberes Pferd legen oder ein echter Putzteufel sein. Wer intensiv trainieren möchte oder sein Pferd gern richtig schön im Lack hat, sollte lieber nicht auf die Decke verzichten und ggf. sogar den Winterplüsch abscheren.