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Interview mit Anna Den

Anna Den ist mit mittlerweile fast 9.000 Abonnenten auf ihrem Youtube Kanal „Anna Den“ und über 26.000 Followern bei Instagram (@anny_smoothie) sicherlich einigen von euch ein Begriff. Bekannt geworden ist dadurch, dass sie mit wunderschönen Fotos und liebevoll gestalteten Videos die Entwicklung ihrer Pferde festhält und veröffentlicht. Mit ihrem Trakehner Wallach High Pleasure ist sie erfolgreich bis zur Klasse S im Dressurviereck unterwegs und mit dem 5-jährigen Paul steht ihr bereits ein hochtalentiertes Nachwuchspferd bereit. Anna hat jedoch weder eine Facebookseite noch einen Blog, weshalb wir bislang nur ihre tollen Fotos und Videos kennen.  Umso neugieriger waren wir, wer eigentlich hinter diesen Fotos steckt und wie es dazu kam, dass Annas Accounts eine solche Reichweite erlangt haben. Wir haben uns riesig gefreut, dass Anna mit uns zusammenarbeiten möchte und uns nicht nur dieses Interview gegeben hat, sondern demnächst sogar als Gastautor für uns tätig werden wird!

IMG_9210Wie alt bist du und was machst du derzeit beruflich?

Ich bin 24 Jahre alt und studiere im Bachelor Studiengang Business Administration.

Wie bist du zum Reiten gekommen?

Pferde ziehen mich schon mein ganzes Leben lang an, doch früher hatte ich nie die Möglichkeiten, um Reiten zu lernen. Mein Elternhaus hatte mit Pferden, allgemein mit Tieren, nichts am Hut, somit musste ich mich als Kind meinem Schicksal beugen und habe fast 10 Jahre lang intensiv Ballett getanzt, da meine Mutter aus dieser Sparte kommt. In den Ferien wurde ich von einer Freundin mit zur Reiterfreizeit genommen und seitdem habe ich meine Eltern so lange genervt, bis ich endlich in einem Reitverein Stunden nehmen durfte. Das war ungefähr im Herbst/Winter 2005, ich war (leider schon) Ende 15 und somit immer mit eines der ältesten Mädchen in den Anfängerstunden.

Wie bekommst du das Reiten mit deinem Studium unter einen Hut?

Es ist alles eine Frage der Organisation. Wenn man nicht gerade 5 Pferde am Tag reiten muss, ist es kein Problem. Vor Klausuren wird dann vielleicht mal etwas mehr longiert oder die Pferde haben frei. Ich muss aber auch sagen, ich bin keine Person, die 10 Stunden am Stück lernt. In den zwei oder drei Stunden Lernpause nutze ich die Zeit sinnvoll und fahre zu den Pferden.
Falls ihr in der glücklichen Lage seid, dass eure Eltern euch im Stall entlasten können, ist es umso einfacher :). Ich bin zwar auf mich alleine angewiesen und da bin ich weitaus nicht die Einzige aber wie man sieht, es klappt auch ;-).

Wie kamst du zu High Pleasure und Paul?

Highpi und Paul habe ich durch meine Trainerin gefunden, beziehungsweise sie hat mir die Pferde über ihre Bekannte vermittelt.

Was sind deine Ziele mit den beiden für die Saison 2015?

Eigentlich setze ich mir nie richtige Ziele, es sind eher Wünsche. Da wir mit Pferden arbeiten und nicht mit Autos, kann es immer anders kommen als man geplant hat, viele werden vielleicht wissen wovon ich spreche ;-).
Mit High Pleasure würde ich mich dieses Jahr gerne in S-Dressuren verbessern und routinierter werden und mehr in Inter I Prüfungen starten. Vielleicht kann er noch den ein oder anderen Grand Prix für Jungpferde mitlaufen. Da Paul gerade mitten in der Entwicklung steht, möchte ich mich nicht auf ein Ziel festlegen, denn gerade die jungen Pferde schwanken in ihrer Arbeit zwischen „alles super toll“ bis „geht gar nichts“. Er soll das gehen, was er gut kann und was ich nicht aus ihm herausprügeln muss, denn Zufriedenheit und Losgelassenheit steht bei mir an erster Stelle.

Wie gestaltest du das Training von High Pleasure? Wie viel reitest du selber und wie oft ist er in Beritt?

High Pleasures Training variiert ständig. Da er gerade dabei ist, den Sprung in den Grand Prix zu lernen, wird er zwei bis drei Mal die Woche mitgeritten, da ich ihm keinen Grand Prix beibringen kann. Vor Turnieren, das heißt in der Saison, reite ich ihn überwiegend alleine. Einen Tag in der Woche hat er immer frei und einen anderen Tag reite ich entweder ohne Sattel rum, was wir beide super gerne machen oder ich reite bei gutem Wetter aus oder gehe auf die Rennbahn (da bin ich jedoch sehr abhängig vom Wetter). Ansonsten geht er auf den Paddock (- wegen Frischgrasallergie/Unverträglickeit darf er nicht auf die Wiese).

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Was war der schönste Moment mit deinen Pferden, an den du dich gern zurückerinnerst?

HP hat mir im vergangenen Jahr total viele unvergessliche Momente ermöglicht. Einer davon war unser erster S-Sieg, an den ich mich sehr gerne zurückerinnere.

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Ein anderer, bedeutender Moment war die Teilnahme am TSF Dressurchampionat anlässlich des Trakehner Hengstmarktes.

52 - Trakehner Hengstmarkt 16. - 19.10.2014

Paul war einfach die ganze Saison über super. Er ist mein erstes so junges Pferd, somit waren die Reitpferde- und Dressurpferdeprüfungen auch etwas Neues für mich. Der schönste Moment war wahrscheinlich sein letztes Turnier, an dem er mit einer Note von 8,3 als bester Vierjähriger die Dressurpferde-A gewonnen hat.

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Wie bist du zu Instagram gekommen?

Instagram kannte ich bis vor ein paar Jahr noch gar nicht und habe es mir von einer Freundin zeigen und erklären lassen.

Warst du überrascht davon, dass du bei Youtube und Instagram so bekannt geworden bist? Was glaubst du, woran das liegt?

Ja, ich war SEHR überrascht! Mit Youtube habe ich aus einem simplen Grund angefangen. Da ich Russin bin, habe ich einige Verwandte in Russland, unter anderem meinen Papa, der mich sehr unterstützt bei der Reiterei. Ich habe meine ersten M-Dressuren hochgeladen, damit sich meine Familie meine Prüfungen auch in Russland anschauen und sich ein Bild davon machen kann, was ich so treibe. Das ist eigentlich der einzige Grund, weswegen ich Videos hochgeladen habe, daran hat sich auch nichts geändert. Klar, mittlerweile sehen meine Videos auch fast 9000 Menschen mehr, das motiviert mich auch andere Formate hochzuladen, nicht nur Turnierprüfungen, aber wäre da nicht meine Familie am anderen Ende der Welt, wüsste ich nicht, ob ich überhaupt jemals einen Kanal eröffnet hätte.

So ähnlich war es auch bei Instagram, ich habe in einem kleineren Rahmen meine Trainigserfolge dokumentiert und einfach Bilder meiner Pferde hochgeladen und es wurden immer mehr und mehr Abonnenten. Ich muss zugeben, damals hatte ich noch nicht mal den Sinn hinter Instagram verstanden und wie es alles funktioniert und habe mich einfach aus Gruppenzwang angemeldet, weil meine Freundinnen es auch hatten. Im Prinzip bin ich eine von Millionen von Mädchen, die reiten, mehr nicht! Dass ich jetzt über 26.000 Abonnenten habe ehrt mich sehr und eine Antwort, woran es liegen könnte, habe ich nicht, denn ich verstehe es selbst nicht! Das müsste man mal die Abonnenten fragen.

Du hast keinen eigenen Blog oder eine Facebook-Seite, sondern teilst nur Fotos und Videos. War das eine bewusste Entscheidung?

Ich muss sagen ja, es war eine bewusste Entscheidung. Ich wurde so oft gefragt, ob ich nicht mal eine Facebook-Seite aufmachen könnte und ich musste eigentlich nie lange überlegen… Das kam für mich nicht in Frage. Meine Absichten waren NIE, viele Abonnenten zu erreichen, „bekannt“ zu werden oder sonstiges in diese Richtung. Ich habe mich schon immer ausschließlich auf meine Dressurarbeit und die allgemeine Arbeit mit den Pferden konzentriert und möchte davon auch nicht abkommen. Den Youtube Kanal und meinen Instagram-Account habe ich bewusst eröffnet, da stehe ich hinter, aber ein Blog oder eine Facebook-Seite wären nur die Folge des resultierenden Interesses aus den zuvor genannten Accounts. Selbstvermarktung, mehr Likes, Klicks und Follower sind für mich nicht von Bedeutung, dafür habe ich weder instagram, noch Youtube aufgemacht. Natürlich verändert man sein „Postingverhalten“ (ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll) bei steigender Abonnentenzahl, doch im Wesentlichen bleibt mein Kerngedanke immer gleich. Übertrieben ausgedrückt: Ich möchte durch meine sportliche Leistung und den Weg dorthin Anerkennung bekommen und nicht, weil ich schöne Bilder mit meinem Pferd vor einem Sonnenuntergang gemacht habe. Deswegen möchte ich nicht auf allen Plattformen, die es gibt, vertreten sein und die Menschheit mit meinen belanglosen Bildern zuspammen. Bei Instagram poste ich fast alles, was meine Pferde betrifft, auf einer Facebook-Seite würde ich sowieso nicht viel mehr veröffentlichen.
Zum Schluss ist es mir sehr wichtig zu erwähnen, dass ich keinen verurteile, der eine Facebook-Seite oder einen Blog oder sonstiges hat. Ich toleriere alles und jeden und akzeptiere jedermanns Entscheidungen. Das Beispiel mit dem Pferd vor dem Sonnenuntergang war nur eine Übertreibung, um meine Gedanken besser zu verdeutlichen. Fühlt euch bitte nicht angegriffen, falls ihr so ein Bild habt, ich liebe Sonnenuntergänge und hätte ich die Möglichkeit, würde ich auch solche Bilder machen lassen.
Tut mir leid, falls ihr diese Antwort als etwas verwirrend oder komisch empfunden habt, aber so bin ich eben manchmal, verwirrend und komisch, hahahaha!

Wirst du mittlerweile auf Turnieren etc. angesprochen, und wenn ja, ist das ein schönes Gefühl oder auch mal unangenehm?

Es ist tatsächlich vorgekommen, dass ich auf Turnieren angesprochen wurde. Das Gefühl war sehr eigenartig….. Wie soll ich es erklären? Ich bin ein stinknormales Mädchen und bekomme in dem Augenblick besondere Aufmerksamkeit, die man eigentlich nur bei wichtigen Menschen gewohnt ist. Ich stufe mich jedoch keines Falles nur annähernd als wichtig ein, somit geht es für mich in die Richtung beschämend, vielleicht auch unangenehm und sehr überraschend. Zwischen meinem Gefühlschaos fühle ich mich jedoch in erster Linie unbeschreiblich geschmeichelt.

Was aber super oft vorkommt, fast nach jedem Turnier, ist, dass ich Nachrichten bekomme, dass ich da und da gesehen wurde, man sich aber nicht getraut hat mich anzusprechen. Leute, ich verstehe euch voll und ganz, ich traue mich auch nie jemanden anzusprechen, hahaha! Somit sind wir dann schon zwei, die sich nichts trauen.

 

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Ist es schwierig eine Grenze zu ziehen zwischen dem, was man veröffentlicht und der Privatsphäre?

Nein, es ist für mich gar nicht schwer. Im Vordergrund steht die Arbeit mit meinen Pferden, das ,was ich angebracht finde, poste ich, was nicht, poste ich nicht.

Wie steht dein Umfeld zu Instagram etc.?

Mein Umfeld schenkt meiner Präsenz auf den sozialen Plattformen keine große Aufmerksamkeit. Manchen ist es egal, manche verfolgen es mit, manche belächeln mich und ziehen mich ab und zu damit auf. Ich komme mit allen Umgangsarten super klar.

Liebe Anna, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wir wünschen dir und deinen Pferden alles Gute für die Saison 2015 und freuen uns auf viele weitere tolle Bilder und Videos von dir!

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Wir freuen uns immer über eure Kommentare :-)